Quereinstieg und Erfahrungen Grundschule

  • Hallo,


    da mir hier immer gerne und gut geholfen wurde, würde ich euch gerne mal nach eurer Erfahrung zum Quereinstieg fragen.

    Ich bin jetzt seit dem 1.5. an einer städtischen Schule in Hessen und habe einen Einblick bekommen Können wie das ganze Verfahren so abläuft.

    1) Leider ist es so, dass gefühlt keiner weiß wie alles abzulaufen hat. D.h. wie viele Stunden Hospitation/eigenverantwortlichen Unterricht hat man. Bei wem und wann hospitiert man? Teilweise kann ich sagen (habe ursprünglich ja ein anderes Lehramt studiert, das die Lehrkräfte vieles besser machen könntet. Wieso hospitiere ich also bei jemanden der selbst nur Vertretungskraft ist?

    2) Die Weiterbildungsakademie hat selbst keine Organisation.. im Erlass steht, Maßnahme Startet zum 1.8… anscheinend geht es aber erst nach den Sommerferien los

    3) Ich finde es nach kurzer Zeit erschreckend, wie verhaltensaufällig manche Kinder schon in der Grundschule sind. Das lässt mich teilweise daran Zweifeln ob es das Richtige für mich ist. Ging es euch auch so am Anfang?

  • Ich bin nicht sicher, ob es in NDS überhaupt einen Quereinstieg in der Grundschule gibt, aber zu Punkt 3:

    Wir haben viele neue Leute an der Schule und ja, die meisten äußern entsetzt, wie viele verhaltensauffällige Kinder und Eltern es gibt, auch in Bullerbü auf dem Land.


    Warum du bei Vertretungen hospitierst und wer es wirklich mit welcher Ausbildung ist, weiß ich nicht, aber auch in Hessen gibt es einen Lehrkräftemangel, darum ja auch die Möglichkeit zum Quereinstieg. Entsprechend mau ist die Versorgung an der Schule, was mit sich bringt, dass Unterricht vertreten wird und dass die ausgebildeten Lehrkräfte sich die außerunterrichtlichen Aufgaben, z.T. auch Klassenleitungen teilen müssen, also immer noch mal mehr übernehmen und das über viele Jahre.

    Gerade Hessen ist dafür bekannt, dass es schon vor 20 Jahren keine festen Stellen vergeben hat, sondern Kehrkräfte viele Jahre in Folge als Vertretungen ohne Vertrag über die Sommerferien verheizt hat. Diese Lehrkräfte, sofern sie überhaupt noch in den Schulen sind, sind jetzt die, die den Mangel irgendwie aushalten müssen und deine Ausbildung übernehmen.

    Deine Ausbildung kommt noch hinzu und auch wenn du später das System entlasten sollst, ist es jetzt eine von zu vielen Aufgaben.


    Wenn es so unklar ist, was du wann wo machen sollst, würde ich bei der zuständigen Stelle etwas Schriftliches erbitten. Sollte das keinen Erfolg haben, kann ggf. die Schulleitung noch mal fragen. Wenn die Ausbildung erst zum 1.8. beginnt, ist dies offenbar der Vorlauf und bietet dir die Möglichkeit, schon mal die Abläufe in der Schule zu ergründen. Wirst du später in bestimmten Fächern oder Klassen ausgebildet, würde ich mich um Hospitationen darin bemühen.

  • Danke für Deine Antwort.

    Hat sonst noch jemand einen Erfahrungsbericht für mich?:)

    Edit: ich sollte vielleicht anführen wieso ich das erfrage. Ich denke im Moment wirklich nach abzubrechen da ich die Rahmenbedingungen schrecklich finde. Und vorab kann ich sagen, dass ich mir den Quereinstieg gut überlegt habe. Ich habe selbst Kinder und denke, dass ich eine gute Bindung zu der Altersgruppe aufbauen kann und versuche mein Handeln und die Beziehungsarbeit zu reflektieren.Nochmal ergänzend zu oben:

    1) Ich bin schockiert, wie die Kinder sich teilweise verhalten. Ich habe den Kontrast zwischen meinem Sohn (ländliche Gegend) und Großstadt und sehe, dass die Kinder hier im Ballungsgebiet viel mehr Hilfe und Erziehung benötigen um mit dem System Schule klar zu kommen. Nur mal ein paar Beispiele aus einer Woche Hospitation und Unterricht:

    - Kind rennt ständig aus dem Unterricht, haut Mädchen auf den PO weil es das „geil“ findet (1. Klasse). Dort ist anscheinend eine Teilhabeassistenz mit drin die versucht das zu kompensieren

    - Vertretung in Klasse 1) Habe einen Sitzkreis gemacht (scheint ein großer Fehler zu sein als Vertretung) und nach nicht mal 1 Minute ging es los das sich ständig jeder umsetzen möchte. Das ging dann die ganze Stunde weiter . Androhungen von Sanktionen brachten natürlich GAR nichts da kein Respekt vor dem Vertretungslehrer.

    - SuS haut einem anderen Schüler mit der Faust ins Gesicht, weil er seinen Platz in der Warteschlange weggenommen hat.

    - Ich weiß, dass es auch Auftrag eines Lehrers ist die nicht so motivieren und integrierten Kinder abzuholen und zu fördern. Bei derart respektlosem Verhalten - und ist meistens bei Kindern deren Eltern genauso wenig integriert sind - fällt es mir schwer mich selbst zu motivieren.

    - Mit den 3. Klassen dagegen lief es gut und hat auch Spaß gemacht. Die waren diese Woche auch sehr umgänglich drauf im Vergleich zur letzten Woche und austesten. Das lässt mich etwas hoffe und sehen dass es auch anders möglich ist.


    Ich zerbreche mir jetzt schon den Kopf wie es weitergehen soll. Es kommen so Gedanken auf wie, dass ich ja nach den 3,5 Jahren die Schule wechseln kann und dann hier auf dem Land etwas entspannter unterrichten kann..Das ist aber anscheinend auch nicht so einfach? Wohne ca 45km von der Schule weg was auch noch erschwerend hinzukommt.


    Ich hoffe ihr könnt mir helfen :) zu

  • Ich bin selbst nicht an der GS, kann dir diesbezüglich also nicht mit Erfahrungsberichten helfen. Ganz grundlegend solltest du dir aber vor Augen halten, dass du deshalb die Option auf den Quereinstieg hast, weil die Grundschulen akuten Personalmangel haben und du als Quereinsteiger natürlich dort eingesetzt wirst, wo akuter Mangel und damit Lehrkräftebedarf herrscht. Auch erfahrene Lehrkräfte arbeiten wenn sie die Wahl haben oftmals lieber nicht in Brennpunktschulen, sondern der idyllischen "Welt-in-Ordnung-Schule", wo insofern kein Mangel herrscht, sondern man nur mit großem Glück und passendem Profil landet. Der Mangel herrscht zuallererst an den Schulen mit den Kindern, die sowieso schon mit diversen Benachteiligungen zu kämpfen haben (gibt es auch auf dem Land btw), oftmals kein Elternhaus im Hintergrund haben, welches helfen könnte /würde und bei denen insofern Rückstände in der Entwicklung besonders gehäuft auftreten, die eine ideale Welt bis zum Ende der Grundschulzeit ausgeglichen hätte, die in der Realität dann aber Abstriche zur Folge haben, die sich durch die gesamte Bildungsbiographie der Kinder ziehen werden. Realistischerweise wirst du als Quereinsteiger eher an so einer Schule mit akutem Mangel landen. Überleg dir also gründlich, ob du den Beruf nur unter mehr oder minder Idealbedingungen ausüben möchtest /würdest /könntest oder vielleicht eine Motivation darüber entwickeln kannst Kinder zu fördern, die zuhause nicht die Unterstützung und Förderung erfahren, die deine eigenen Kinder erhalten. Ergänzend könntest du bei der ausbildenden Stelle nachfragen , wann klar ist, an welche Schule man kommen würde und ob sie absehen könnten, wo du landen wirst. Mehr als dir keine Antwort zu geben wird nicht passieren. Vielleicht aber, wenn du deine Bedenken transparent machst, wird man dir einen Hinweis geben (können), der dir bei deiner Entscheidung helfen würde.


    Dies alles geschrieben solltest du den Faktor Erfahrung nicht außer Acht lassen. Ich will nicht behaupten, dass schwierige Elternhäuser oder Entwicklungsdefizite oder andere herausfordernde Standortbedingungen einem irgendwann nichts mehr anhaben, aber man lernt nach und nach mit manchen Dingen erfolgreich umzugehen, versteht besser, wo man was mit Geduld, Zeit und ggf. weiteren externen Lernpartnern erreichen kann, lernt aber auch, was man manchmal akzeptieren muss, weil man weder im Alleingang alle retten könnte, noch deshalb die Augen auch vor diesen Realitäten verschließen dürfte. Ich versuche für mich die innere Balance darüber zu finden, dass ich vor allem an die Fälle denke, bei denen der stete Tropfen den Ausschlag gibt (und wenn auch nur im ganz Kleinen), nicht diejenigen, bei denen es am Ende doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein war. Viele meiner SuS kommen aus Grundschulen mit besonders schlechten Standortbedingungen, schwierigen Elternhäusern, bringen Entwicklungsdefizite mit in Klasse 5. Was mir an schwierigen Tagen bislang hilft ist Rückhalt im Kollegium einerseits und gesunder Abstand und Ressourcen auftanken in der Freizeit andererseits.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich bin selbst nicht an der GS, kann dir diesbezüglich also nicht mit Erfahrungsberichten helfen. Ganz grundlegend solltest du dir aber vor Augen halten, dass du deshalb die Option auf den Quereinstieg hast, weil die Grundschulen akuten Personalmangel haben und du als Quereinsteiger natürlich dort eingesetzt wirst, wo akuter Mangel und damit Lehrkräftebedarf herrscht. Auch erfahrene Lehrkräfte arbeiten wenn sie die Wahl haben oftmals lieber nicht in Brennpunktschulen, sondern der idyllischen "Welt-in-Ordnung-Schule", wo insofern kein Mangel herrscht, sondern man nur mit großem Glück und passendem Profil landet. Der Mangel herrscht zuallererst an den Schulen mit den Kindern, die sowieso schon mit diversen Benachteiligungen zu kämpfen haben (gibt es auch auf dem Land btw), oftmals kein Elternhaus im Hintergrund haben, welches helfen könnte /würde und bei denen insofern Rückstände in der Entwicklung besonders gehäuft auftreten, die eine ideale Welt bis zum Ende der Grundschulzeit ausgeglichen hätte, die in der Realität dann aber Abstriche zur Folge haben, die sich durch die gesamte Bildungsbiographie der Kinder ziehen werden. Realistischerweise wirst du als Quereinsteiger eher an so einer Schule mit akutem Mangel landen. Überleg dir also gründlich, ob du den Beruf nur unter mehr oder minder Idealbedingungen ausüben möchtest /würdest /könntest oder vielleicht eine Motivation darüber entwickeln kannst Kinder zu fördern, die zuhause nicht die Unterstützung und Förderung erfahren, die deine eigenen Kinder erhalten. Ergänzend könntest du bei der ausbildenden Stelle nachfragen , wann klar ist, an welche Schule man kommen würde und ob sie absehen könnten, wo du landen wirst. Mehr als dir keine Antwort zu geben wird nicht passieren. Vielleicht aber, wenn du deine Bedenken transparent machst, wird man dir einen Hinweis geben (können), der dir bei deiner Entscheidung helfen würde.


    Dies alles geschrieben solltest du den Faktor Erfahrung nicht außer Acht lassen. Ich will nicht behaupten, dass schwierige Elternhäuser oder Entwicklungsdefizite oder andere herausfordernde Standortbedingungen einem irgendwann nichts mehr anhaben, aber man lernt nach und nach mit manchen Dingen erfolgreich umzugehen, versteht besser, wo man was mit Geduld, Zeit und ggf. weiteren externen Lernpartnern erreichen kann, lernt aber auch, was man manchmal akzeptieren muss, weil man weder im Alleingang alle retten könnte, noch deshalb die Augen auch vor diesen Realitäten verschließen dürfte. Ich versuche für mich die innere Balance darüber zu finden, dass ich vor allem an die Fälle denke, bei denen der stete Tropfen den Ausschlag gibt (und wenn auch nur im ganz Kleinen), nicht diejenigen, bei denen es am Ende doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein war. Viele meiner SuS kommen aus Grundschulen mit besonders schlechten Standortbedingungen, schwierigen Elternhäusern, bringen Entwicklungsdefizite mit in Klasse 5. Was mir an schwierigen Tagen bislang hilft ist Rückhalt im Kollegium einerseits und gesunder Abstand und Ressourcen auftanken in der Freizeit andererseits.

    Vielen Dank für deine Antwort und Beitrag. Wieso herrscht der Mangel gerade an Brennpunktschulen? Ich hatte auch ein Bewerbungsgespräch an einer Schule in einem sehr guten Viertel.. die Lehrer können sich die Planstellen doch auch nicht aussuchen…

  • Das kommt auf das Bundesland und die Bewerbungsverfahren an.

    Es gibt in einigen Bundesländern

    - schulscharfe Ausschreibungen, also wählt die Schule mit aus, sind es mehrere Bewerbungen, kann die Schule zumindest ein Votum abgeben, sind es wenige Bewerbende für viele Stellen, können die Bewerbenden überlegen, welches Angebot sie annehmen möchten.

    - Stellenausschreibungen an den Schulen, bei denen eine Besetzung wahrscheinlicher oder gegeben ist. Damit will man vermeiden, dass Stellen unbesetzt bleiben.


    Auch über Versetzungsverträge oder Abordnungen gibt es eher die Tendenz dazu, bestimmte Schultypen leichter versorgen zu können als andere.

  • Vielen Dank für deine Antwort und Beitrag. Wieso herrscht der Mangel gerade an Brennpunktschulen? Ich hatte auch ein Bewerbungsgespräch an einer Schule in einem sehr guten Viertel.. die Lehrer können sich die Planstellen doch auch nicht aussuchen…

    Na ja, bei schulscharfen Bewerbungen kann man es sich schon aussuchen, wo man landen wird bzw. sich auch im Listenverfahren natürlich dagegen entscheiden eine Stelle anzutreten. Gerade in Schulformen mit großem Lehrkräftemangel ist es problemlos möglich eine Vertretungsstelle zu bekommen und damit erst einmal Zeit zu überbrücken, während man hofft seine Chancen zu erhöhen, sein Profil schärft oder auch einfach nur hofft, dass die Wunschschule ausschreiben darf. In meinem Jahrgang haben das einige gemacht, die nicht direkt eine Planstelle in der Wunschregion erhalten haben, diese aber keinesfalls verlassen wollten.

    Dazu kommt, dass man sich nach einer gewissen Zeit (hier in BW 3 Jahre) von der Schule wegbewerben kann. Gerade Schulen mit schwierigen Standortbedingungen haben - zumindest in meiner Schulform- dementsprechend eine sehr hohe Fluktuation unter den Lehrkräften mit Planstellen (Wegbewerbungen, Schwangerschaften, Elternzeit mit Umzug in ausreichende Entfernung aus beruflichen Gründen von Partner:inne:n und dann der Antrag auf familienbedingte Versetzung- es gibt viele Wege zu flüchten, wenn man nicht glücklich ist an einer Schule), dazu viele befristete Abordnungen und Vertretungen, die für noch mehr Unruhe sorgen können und damit den Trend zur Wegbewerbungen verstärken können, vor allem, wenn das Klima im Kollegium entsprechend schlecht ist ob der dauernden Wechsel und Überlastung ständiger Kräfte. Natürlich betrifft ein genereller Mangel in einer Schulart auch andere Schulen als nur Brennpunktschulen, die aber sehr lange deutlich stärker, weil ihnen eben ihre ungünstigen Standortbedingungen nicht zum Vorteil gereichen bei der Personalgewinnung und dabei dieses zu halten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Tippfehler + Autofillpannen

  • Na ja, bei schulschsrfen Bewerbungen kann man es sich schon aussuchen, wo man landen wird bzw. sich auch im Listenverfahren natürlich dagegen entscheiden eine Stelle anzutreten. Gerade in Schulformen mit großem Lehrkräftemangel ist es problemlos möglich eine Vertretungsstelle zu bekommen und damit erst einmal Zeit zu überbrücken, während man hofft seine Chancen zu erhöhen, sein Profil schärft oder auch einfach nur hofft, dass die Wunschschule ausschreiben darf. In meinem Jahrgang haben das einige gemacht, die nicht direkt eine Planstelle in der Wunschregion erhalten haben, diese aber keinesfalls verlassen wollten.

    Dazu kommt, dass man sich nach einer gewissen Zeit (hier in BW 3 Jahre) von der Schule wegbewerben kann. Gerade Schulen mit schwierigen Standortbedingungen haben - zumindest in meiner Schulform- dementsprechend eine sehr hohe Fluktuation unter den Lehrkräften mit Planstellen(Wegbewerbungen, Schwangerschaften, Elternzeit mit Umzug in ausreichende Entfernung aus beruflichen Gründen von Partner:inne:n und dann der Antrag auf familienbedingte Versetzung- Es gibt viele Wege zu flüchten, wenn man nicht glücklich ist an einer Schule), dazu viele befristete Anordnungen und Vertretungen, die für noch mehr Unruhe sorgen können und damit den Trend zur Wegbewerbungen verstärken können, vor allem, wenn das Klima im Kollegium entsprechend schlecht ist ob der dauernden Wechsel und Überlastung ständiger Kräfte. Natürlich betrifft ein genereller Mangel in einer Schularten auch andere Schulen als nur Brennpunktschulen, die aber sehr lange deutlich stärker, weil ihnen eben ihre ungünstigen Standortbedingungen nicht zum Vorteil gereichen bei der Personalgewinnung und dabei dieses zu halten.

    Ok, danke Dir - wie so oft - für die ausführliche und gute Antwort. Ich hatte die letzten Tage eine 3. Klasse die wirklich handzahm ist. Das gibt mir Hoffnung…

    Auf der anderen Seite sind Schüler in der ersten Klasse, die sich keine 5 Minuten auf eine Sache konzentrieren können und dauernd aus dem Unterricht rennen wollen (!!). Wirklich bitter


    Was könntet ihr mir empfehlen? Die 3,5 Jahre durchziehen und dann hoffen das man an eine andere Schule kommt oder jetzt schon an das Schulamt wenden mit der Bitte um Versetzung in die Nähe meines Wohnorts?

  • Ok, danke Dir - wie so oft - für die ausführliche und gute Antwort. Ich hatte die letzten Tage eine 3. Klasse die wirklich handzahm ist. Das gibt mir Hoffnung…

    Auf der anderen Seite sind Schüler in der ersten Klasse, die sich keine 5 Minuten auf eine Sache konzentrieren können und dauernd aus dem Unterricht rennen wollen (!!). Wirklich bitter


    Was könntet ihr mir empfehlen? Die 3,5 Jahre durchziehen und dann hoffen das man an eine andere Schule kommt oder jetzt schon an das Schulamt wenden mit der Bitte um Versetzung in die Nähe meines Wohnorts?

    Gerne. Letztlich kannst wirklich nur du wissen, was an der Stelle für dich der richtige Weg ist. Wenn es aber eine Chance gibt bereits jetzt vorab zu beeinflussen ob du wohnortnah eingesetzt werden wirst und das für dich ausschlaggebend wäre, dann solltest du das auf jeden Fall versuchen und dem Schulamt auch deutlich machen wie wichtig das für dich familienbedingt- du hast ja geschrieben, du habest bereits eigene Kinder- ist, um den Quereinstieg gut bewältigen zu können. Anfangen in der Hoffnung auf eine andere Stelle klingt dagegen für mich ehrlich gesagt nach einem verdammt ungesunden und langen Weg. Das wären dann ganz besonders harte 3,5 Jahre, ohne Garantie, dass es danach direkt mit einer Versetzung klappt und das Ref ist ehrlich gesagt auch ohne den ständigen Gedanken "ich will nur weg von hier" oft schon hart genug (und ein Quereinstieg mit Sicherheit nicht einfacher). Versuch also für dich von vornherein eine bessere Lösung zu finden als einfach nur 3,5 Jahre durchziehen in der Hoffnung auf Besserung danach, eine, mit der du gelassener und zuversichtlicher diesen neuen Weg einschlagen kannst, der dich schließlich nicht direkt ausbrennen soll.


    (Ach so und gern geschehen. Ich freue mich, wenn ich dir etwas weiterhelfen kann, auch wenn nicht an einer Grundschule tätig bin.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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  • Gerne. Letztlich kannst wirklich nur du wissen, was an der Stelle für dich der richtige Weg ist. Wenn es aber eine Chance gibt bereits jetzt vorab zu beeinflussen ob du wohnortnah eingesetzt werden wirst und das für dich ausschlaggebend wäre, dann solltest du das auf jeden Fall versuchen und dem Schulamt auch deutlich machen wie wichtig das für dich familienbedingt- du hast ja geschrieben, du habest bereits eigene Kinder- ist, um den Quereinstieg gut bewältigen zu können. Anfangen in der Hoffnung auf eine andere Stelle klingt dagegen für mich ehrlich gesagt nach einem verdammt ungesunden und langen Weg. Das wären dann ganz besonders harte 3,5 Jahre, ohne Garantie, dass es danach direkt mit einer Versetzung klappt und das Ref ist ehrlich gesagt auch ohne den ständigen Gedanken "ich will nur weg von hier" oft schon hart genug (und ein Quereinstieg mit Sicherheit nicht einfacher). Versuch also für dich von vornherein eine bessere Lösung zu finden als einfach nur 3,5 Jahre durchziehen in der Hoffnung auf Besserung danach, eine, mit der du gelassener und zuversichtlicher diesen neuen Weg einschlagen kannst, der dich schließlich nicht direkt ausbrennen soll.


    (Ach so und gern geschehen. Ich freue mich, wenn ich dir etwas weiterhelfen kann, auch wen nicht an einer Grundschule tätig bin.)

    Weißt du denn wie man beim Wechselwunsch am Bestem vorgeht? Personalrat an der Schule möchte ich nicht fragen. Der behält das mit Sicherheit nicht für sich..

    Rein formell hat man als Quereinsteiger einen TVh Vertrag mit dem Land Hessen. Meine wohnortnahe Schule hätte wohl auch stellen frei da zum nächsten Jahr 3 - gleisig..

  • Dann frag deine Gewerkschaft. Die wissen das auch und für die herrscht Vertraulichkeit (wie eigentlich auch für den PR). Denen kannst du also offen deine Wünsche / Sorgen/ Bedenken mitteilen, aber eben auch klären, wie das Versetzungsverfahren für Quereinsteiger in Hessen abläuft, was zu beachten ist, was in deinem Fall hilft, deinen Wunsch zu begründen, etc. Wenn es dann irgendwann konkret wird solltest du unbedingt den aufnehmenden und abgebenden PR mit ins Boot holen und diesen mit allen erforderlichen Informationen versorgen, damit er sich im Rahmen des Verfahrens für dich stark machen kann.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Dann frag deine Gewerkschaft. Die wissen das auch und für die herrscht Vertraulichkeit (wie eigentlich auch für den PR). Denen kannst du also offen deine Wünsche / Sorgen/ Bedenken mitteilen, aber eben auch klären, wie das Versetzungsverfahren für Quereinsteiger in Hessen abläuft, was zu beachten ist, was in deinem Fall hilft, deinen Wunsch zu begründen, etc. Wenn es dann irgendwann konkret wird solltest du unbedingt den aufnehmenden und abgebenden PR mit ins Boot holen und diesen mit allen erforderlichen Informationen versorgen, damit er sich im Rahmen des Verfahrens für dich stark machen kann.

    Danke :)

    Ich bin noch nicht in der Gewerkschaft. Muss man denn zwingend in die GEW um solche Dingen anzugehen?

  • Wenn du in irgendeiner Gewerkschaft sein solltest, die dem DGB angehört im Hinblick auf deine bisherige Arbeit, dann ja, kannst du kulanzhalber die Beratung der GEW in so einem Fall auch in Anspruch nehmen, ohne bereits selbst Mitglied zu sein (über den DGB vermitteln lassen), sonst eher nicht, fragen kannst du aber natürlich und um eine Beratung bitten angesichts deiner besonderen Situation und der Unklarheit die weitere berufliche Entwicklung betreffend, die dich natürlich jetzt nicht direkt in eine Bildungsgewerkschaft eintreten lässt, solange du dich noch nicht einmal sicher für den beruflichen Wechsel entschieden hast. Ich würde dir aus meiner persönlichen Erfahrung im Schuldienst zum Quereinstieg dann tatsächlich die Mitgliedschaft in einer Bildungsgewerkschaft empfehlen. Ich habe schon mehr als einmal davon profitieren können, dass ich dort starke Mitstreiter:innen hatte, sowie gute Beratung und Unterstützung.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Auch erfahrene Lehrkräfte arbeiten wenn sie die Wahl haben oftmals lieber nicht in Brennpunktschulen

    Der TE hat nicht so wahnsinnig viel über die Schule geschrieben, aber ich lese aus dem wenigen nicht heraus, dass es eine Brennpunktschule ist. Das Verhalten kann an jeder Schule vorkommen. Wie man damit als Lehrkraft umgeht, am Besten in einem kooperativen Kollegium und unterstützender Schulleitung, das macht den Unterschied. Wir haben in einer langen Ausbildung das pädagogische Rüstzeug und der danach gesammelten Erfahrung gelernt mit solchen Situationen umzugehen, das gehört zum Job dazu. Eigene Kinder zu haben ist keine Qualifikation guten Unterricht und gutes Classroommanagemant zu machen und das vieles am Anfang nicht klappt, sollte einen nicht wundern oder wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen (z.B. Sitzkreis in einer unbekannten Klasse). Wenn du bereit bist, dich mit dieser Altersklasse auseinanderzusetzen und zu lernen, mach es und kämpf dich durch. Wenn die Schule absolute Brennpunkteschule ist und die Schulleitung und die Lehrkräfte kein Konzept haben, damit umzugehen, dann muss man sich nicht verbrennen lassen und sollte schnellstens weg.

  • Der TE hat nicht so wahnsinnig viel über die Schule geschrieben, aber ich lese aus dem wenigen nicht heraus, dass es eine Brennpunktschule ist. Das Verhalten kann an jeder Schule vorkommen. Wie man damit als Lehrkraft umgeht, am Besten in einem kooperativen Kollegium und unterstützender Schulleitung, das macht den Unterschied. Wir haben in einer langen Ausbildung das pädagogische Rüstzeug und der danach gesammelten Erfahrung gelernt mit solchen Situationen umzugehen, das gehört zum Job dazu. Eigene Kinder zu haben ist keine Qualifikation guten Unterricht und gutes Classroommanagemant zu machen und das vieles am Anfang nicht klappt, sollte einen nicht wundern oder wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen (z.B. Sitzkreis in einer unbekannten Klasse). Wenn du bereit bist, dich mit dieser Altersklasse auseinanderzusetzen und zu lernen, mach es und kämpf dich durch. Wenn die Schule absolute Brennpunkteschule ist und die Schulleitung und die Lehrkräfte kein Konzept haben, damit umzugehen, dann muss man sich nicht verbrennen lassen und sollte schnellstens weg.

    Also ich würde die Schule selbst auch als Brennpunktschule bezeichnen. Machen zumindest die Inklusionshelfer auch :D

    Ich kann leider noch kein festes Konzept bei solchen Kindern erkennen.. sind auch chronisch unterbesetzt

    • Offizieller Beitrag

    Du bist seit 5 Wochen dbei und erwägst, eine Versetzung zu beantragen? Mach ruhig, dann kann vermutlich am besten dein Vertrag aufgelöst werden.


    Ich gehe nicht mal auf die Schule und den Kern ein, dafür bin ich zu schulformfremd, es erscheint mir jetzt aber auch nicht katastrophal.


    Dass du für die Schule pendelst, wirst du wohl vorher gewusst haben. Jetzt glauben, dass man dir wohnortnah was geben würde (selbst wenn die Schule bei dir in der Nähe Bedarf hat: hat sie Besetzungsprobleme? Kann sie einen Seiteneinsteiger nehmen?).


    Dass die Ausbildung erst nach den Sommerferien beginnt, ist doch logisch: sowohl du als auch die Ausbilder haben ein Anrecht auf die Schulferien. Das wirst du nach ein paar mehr Wochen im Schuldienst verstehen…

  • Du solltest vielleicht nochmal genau lesen was ich geschrieben habe. Mir geht es nur sekundär um den Weg.

    Ich finde es einfach grob fahrlässig wie das anscheinend an Grundschulen gehandhabt wird. Und an Bremnpunktschulen scheint es wohl eher die Regel als die Ausnahmen zu sein.

    Und es ist überhaupt nicht logisch dass die Ausbildung nach den Sommerferien beginnt. Im Erlass steht sogar drin zum 1.8., logisch oder?;)

    Eigentlich darf ich laut Vertrag auch nur hospitieren..also so viel dazu

    • Offizieller Beitrag

    Natürlich ist es grob fahrlässig.
    Aber nur dank (einem Teil) dieser Fahrlässigkeit bist du an deine Stelle gekommen.
    Rückseite der Medaille.

    Laut den vorherigen Beiträgen "kanntest" du vorher die Schule (mir ist klar, dass man es erst kennenlernt, wenn man drin ist), da wüsste ich echt nicht, was ein Grund für eine Versetzung wäre.
    In NRW würde ich sagen: vor 8 Jahren kommst du vermutlich, ohne externen Grund. Bei Planstellen 3 Jahre Probezeit (oder Dauer der Maßnahme plus Probezeit, und dann kann die Schulleitung aus dienstlichen Gründen 5 Jahre lang ablehnen ("externe Gründe": Elternzeit, aber nicht "ich wohne schon jetzt zu weit).
    und dienstliche Gründe liegen vermutlich vor, wenn man jemanden über den Quereinstieg einstellt.

  • @Mikelnight: Wenn du die Schule wechselst, sind doch die Kinder nicht plötzlich anders. Klasse 1 erfordert immer eine Menge Erziehungsarbeit und der Schulalltag ist alles in allem enorm anstrengend. Warum sonst wollen lieber alle die Älteren? Da gibt es auch Probleme, andere halt. Niemand sagt, dass es einfach ist LehrerIn zu sein. Dass die Grundschüler jünger sind, birgt andere Schwierigkeiten als bei älteren Schülern, macht die Sache aber nicht per se leichter.

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