Beamter als Vorbild

    • Offizieller Beitrag

    Ich hab im Ref übrigens mal einen Vortrag zum Thema Vorbildfunktion von der Schulleitung bekommen, weil ich über eine rote Ampel gelaufen bin, um die Straßenbahn noch zu kriegen. An einem Samstag und völlig privat, wohlbemerkt. Gute Güte 🙄

    Es ist immerhin etwas, was real verboten ist ;)

    Im Ref wurden Referendarinnen mit Piercings im Hinblick auf ihre Vorbildfunktion "gebeten", ihre Piercings abzulegen. Ein Schulleiter machte einer Referendarin, die er an einem Samstag in der Stadt mit Piercing in der Nase traf, klar, dass sie auch am Wochenende eine Vorbildfunktion habe, "auch wenn er nichts sagen dürfe"... (sie hatte noch nie ein Piercing in der Schule getragen, weil sie eben die Gepflogenheiten des Seminars / Seminargebiets kannte.)

    Ich hatte schon ein Gespräch mit meiner SL, die im Gespräch missbilligte, dass es Kolleg*innen gebe, die Rad ohne Helm fahren. Vorbildfunktion und so. es war eine Zeit, wo ich noch ab und zu mit Rad kam, ich habe es ganz aufgegeben (stattdessen: zu Fuss). [Einen Helm trage ich bei allen "Radausfahrten", aber nicht für 1,5km durch einen Park und einen einzigen Straßenübergang. Natürlich finde ich es vorbildlich, dass andere KuK mit ähnlicher Weglänge und ebenfalls 90% Rad-/Fussweg einen Helm tragen]

    Piercings sind nicht verboten, Helme sind für Erwachsene nicht Pflicht, das finde ich schon einschränkender. (Auch wenn rote Ampel für meine Genetik nur fakultativ sind, halte ich mich tatsächlich zumindest in meiner Stadt oder im Beisein von Minderjährigen grundsätzlich dran)

  • Herrje, was bin ich froh, dass meine - auch die bisherigen - SL sich bzgl. "Lehrkräfte als Vorbild" zurückhalten! Ich habe KuK mit Tattoos und/oder Piercings, ohne-Helm-Radfahrende, in Flip-Flops-und-Shorts-zur-Schule-Kommende etc. ppp. Ob's wohl daran liegt, dass bei unseren älteren SuS eh "alles zu spät ist"?! ;)

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • chilipaprika

    Also ich finde ein solches SL Verhalten extrem übergriffig. Total daneben ist die Sache mit dem Helm. Ich trage beim Fahrradfahren auch keinen Helm, dafür fahre ich aber auch nicht schneller als 15 km/h, das halte ich für verantwortbar. Falls das jemand anders sieht, ist das dessen persönliche Meinung. Der Gesetzgeber hat mir den Entscheidungsspielraum überlassen. Unglaublich in was manche SL sich alles einmischen. Scheinbar haben diese SL kein Problem mit Arbeitsüberlastung 🤷

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Ich habe KuK mit Tattoos und/oder Piercings, ohne-Helm-Radfahrende, in Flip-Flops-und-Shorts-zur-Schule-Kommende

    Flips-Flops mögen ja unpraktisch sein. Aber sonst, wo wäre denn das Problem bei den genannten Dingen?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    • Offizieller Beitrag

    chemikus08 es war auch (in dem Fall des Fahrradhelms) nur ihre persönliche Meinung. Ich glaube nicht, dass die Person es jemandem anderen direkt gesagt hat, mir wurde es nicht direkt gesagt (und ich weiß nicht, ob ich "helmlos" gesehen wurde). Sie hatte aber eine feste Meinung, wie vorbildlich Lehrer*innen zu sein haben.
    Es ist natürlich auch die Frage: darf man als Schulleitung Gespräche mit einer Meinung im Lehrerzimmer führen oder wird es missverstanden...
    Ich hatte keine Lust auf solche Gespräche und kam eh selten mit dem Rad, weil ich zu Fuss schneller bin.
    Und vermutlich bin ich nicht mal im Klassenraum immer vorbildlich, es gibt sicher eine Menge Sachen in meinem Leben, die zu wünschen übrig lassen. (Auch wenn mir natürlich nichts einfällt :D *unschuldig*)

  • Ich hab im Ref übrigens mal einen Vortrag zum Thema Vorbildfunktion von der Schulleitung bekommen [...]

    Also ich finde ein solches SL Verhalten extrem übergriffig.

    Ich erhielt (vor 20 Jahren) ebenfalls einen anmaßenden Vortrag seitens der Schulleitung, allerdings aufgrund der Tatsache, dass mich meine Frau (gleichgeschlechtliche Ehe) nach Unterrichtsende vom Lehrerparkplatz mit dem Auto aufgegabelt hatte, meine damalige Schulleiterin dies scheinbar mitbekommen (Begrüßungskuss) und mich am nächsten Schultag ins Büro zitiert hatte, um mir vor versammeltem Schulleitungsteam den Vorwurf zu machen, dass ich als Beamtin dazu angehalten wäre, die traditionellen, christlichen Werte zu vertreten und die daraus resultierende Vorbildfunktion gegenüber meinen Schüler*innen einzuhalten habe. Für gleichgeschlechtliche Partnerschaften sähe sie keinen Platz (ihr Wortlaut). Die restliche Ref-Zeit war die Hölle (auch notentechnisch), jedoch war ich heilfroh, nicht mehr unter der homophoben und diskriminierenden Leitung stehen zu müssen, als ich das 2. Stex bestanden hatte. Ihre Übergriffigkeit hat mich damals sehr verletzt.


    Eine Anekdote, die ich gerne teilen wollte, um aufzuzeigen und bewusst zu machen, dass Übergriffigkeit schon ''damals'' (Anfang der 2000er) ein präsentes Thema war und es leider auch heutzutage, obgleich wir das 21. Jh. schreiben, immer noch auffindbar ist.

  • Oh wow. Helm und Piercings haben schon eine andere Qualität der Übergriffigkeit. Zu deinem Fall, Teppichboden, fällt mir gar nichts ein - das ist nicht nur anmaßend, sondern läuft dem Wertesystem, zu dem wir uns hierzulande bekennen, meinem Verständnis nach auch völlig entgegen.

  • Als Referendar Ende der 80er habe ich es mal gewagt, in der Nähe der Schule als Anhalter mitzufahren, da ich den Bus nicht erwischt und keine Lust hatte, 30 Minuten zu warten. Das wurde prompt von irgendwelchen Eltern gesehen, die die Schulleitung informierten.

    Allerdings habe ich es eingesehen, dass es für Grundschulkinder nicht gerade vorbildlich ist, wenn ihr "netter Junglehrer" den Daumen in den Wind hält.

    Solche Kleinigkeiten kann ich akzeptieren (auch den Fahrradhelm), aber was die o.g. sehr privaten Beispiele angeht finde ich auch, dass eine SL sich da raushalten sollte.

  • Ich habe als ein Didaktikfach (also Nebenfach) kath. Religion studiert und hätte damals im Ref. keineswegs in wilder Ehe Leben dürfen.

    Ich war im Laufe des Refs mit meinem jetzigen Mann zusammengezogen und es kam, wie es kommen musste (wir lebten in ständiger Angst, entdeckt zu werden, aber die Einsatzschulen waren jeweils fast 50 km entfernt): Mein Schulleiter rief aus irgendeinem Grund bei mir zu Hause an und mein jetziger Mann ging ans Telefon. Er wusste sich nicht anders zu helfen, als zu sagen, mein Schulleiter hätte sich wohl verwählt. Ich habe nie erfahren, was der Grund des Anrufes war.

    Vielleicht war es Bespitzelung, vielleicht auch nicht. Hoffentlich hat das sich heutzutage geändert, aber ich fürchte, nicht.

    Heute denke ich: Hätten sie halt ihre Missio behalten.

    Was andere Leute MIT Missio so treiben, ist hinlänglich bekannt.

  • Meine Partnerin und ich wurden wegen unserer schulinternen Beziehung einzeln einbestellt. Inhaltlich ging es darum, dass dies in Ordnung sei. Trotzdem empfand ich die Einbestellung auch als Einmischung ins Privatleben, zumal wir sogar auf Begrüßungsküsse verzichten.

  • Meine Partnerin und ich wurden wegen unserer schulinternen Beziehung einzeln einbestellt. Inhaltlich ging es darum, dass dies in Ordnung sei. Trotzdem empfand ich die Einbestellung auch als Einmischung ins Privatleben, zumal wir sogar auf Begrüßungsküsse verzichten.

    Unglaublich. Stelle mir gerade den Dialog vor.

  • Ich hab auch katholische Reli studiert und die Schule kümmerte sich herzlich wenig darum mit wem ich zusammenlebe.. den einzigen den es wenn überhaupt interessieren würde wäre wohl die Kirche.

    Meine SL hat damit ja überhaupt nichts zu tun.


    Ich überlege schon seit geraumer Zeit aus der Kirche auszutreten..hadere nur ein wenig damit, dass ja niemandem damit geholfen wäre, wenn wir auf einmal 1 Person weniger hätten, um Religion zu unterrichten.

    Und um die Kirchensteuer komme ich ja bei gemeinsamer Veranlagung auch nicht...wobei sich das wahrscheinlich gar nicht viel tun würde, wenn wir jeder einzeln veranlagt würden..müsste ich mal durchrechnen..

  • Als me

    Ich hab auch katholische Reli studiert und die Schule kümmerte sich herzlich wenig darum mit wem ich zusammenlebe.. den einzigen den es wenn überhaupt interessieren würde wäre wohl die Kirche.

    Meine SL hat damit ja überhaupt nichts zu tun.


    Ich überlege schon seit geraumer Zeit aus der Kirche auszutreten..hadere nur ein wenig damit, dass ja niemandem damit geholfen wäre, wenn wir auf einmal 1 Person weniger hätten, um Religion zu unterrichten.

    Und um die Kirchensteuer komme ich ja bei gemeinsamer Veranlagung auch nicht...wobei sich das wahrscheinlich gar nicht viel tun würde, wenn wir jeder einzeln veranlagt würden..müsste ich mal durchrechnen..

    Ich bin bestimmt viel älter als du und war in Bayern.

    Mein Mann ist bereits ausgetreten.

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