Beamter als Vorbild

  • In den letzten Tagen gab es häufiger Berichte über eine Soldatin mit Führungsverantwortung, die auf Tinder eine offene Partnerschaft suchte und dafür einen Verweis erhielt.

    Der Gemeinschaftskundelehrer meines Sohnes behauptete vor der Klasse, er als Beamter dürfe nicht ins Casino und verwies auf die Vorbildfunktion.


    Das mit der Vorbildfunktion weiß ich grundsätzlich schon, dachte aber, die Gesellschaft sei offener und toleranter geworden.


    Ein Verfahren wegen einer Anzeige auf Tinder oder einem Casinobesuch finde ich unangemessen. Was ist noch verboten? Auf der Bierbank beim Oktoberfest schunkeln und laut mitgröhlen? Einkaufen im Sexshop oder ein Bordellbesuch?


    Ich bin irritiert.


  • Jo, hatten wir häufiger so ein ähnliches Thema....


    Mit Verbeamtung hat das wenig zu tun, als Tarifbeschäftigter im Schuldienst hat man übrigens insofern einen strengeren Verhaltenskodex, als das schmerzliche Konsequenzen (Kündigung aus Gründen nicht adäquater Lebensführung) viel einfacher durchzusetzen sind.


    Geordnete wirtschaftliche Verhältnisse werden prinzipiell/grundsätzlich sowohl von Beamten als auch Tarifbeschäftigten verlangt....Isolierter Casinobesuch geht natürlich, auch häufiger (das waren bis vor kurzem übrigens in vielen Bundesländern Landeseinrichtungen).


    Naja, die Soldatin ist ein Extremfall, auch ihr Auftreten bei Tinder wurde so eingeordnet- da gings nicht um die Tatsache, sondern die Form....(1000 Soldaten hat die unter sich - in die Bundeswehr trat sie doch übrigens als Mann ein und erlangte dadurch Prominenz ?). Wäre sie TB, könnte man davon ausgehen, dass sie fristlos gekündigt werden würde...

  • In den letzten Tagen gab es häufiger Berichte über eine Soldatin mit Führungsverantwortung, die auf Tinder eine offene Partnerschaft suchte und dafür einen Verweis erhielt.

    Ich frage mich, inwiefern die besonderen Umstände dieser Soldatin, ehemals Soldat, eine Rolle gespielt haben.


    Absolut widerlich, fast 60 Jahre nach der sexuellen Revolution.

  • Beim Stern ist ein nettes Interview dazu. Sie meinte, sie werde künftig an ihre Vorgesetzten das Tinderprofil als Worddatei schicken und fragen, ob es okay so ist und hofft, dass viele ihrem Beispiel folgen ^^


    Im Ernst, wenn Männer sich sogar mit ihrer Uniform auf Tinder einstellen aber bei ihr der anonyme Beitrag gerügt wird, darf man sich fragen, um was es hier wirklich geht.

  • Naja, die Soldatin ist ein Extremfall, auch ihr Auftreten bei Tinder wurde so eingeordnet- da gings nicht um die Tatsache, sondern die Form....(1000 Soldaten hat die unter sich - in die Bundeswehr trat sie doch übrigens als Mann ein und erlangte dadurch Prominenz ?). Wäre sie TB, könnte man davon ausgehen, dass sie fristlos gekündigt werden würde...

    Das würde ich prinzipiell bezweifeln, also vielleicht nicht dass man dies als Dienststelle versuchen würde, aber das die Aktion bei einem vernünftig geführten Kündigungsschutzverfahren dann auch zum Erfolg führt. Der Tarifbeschäftigte ist da teilweise doch in einer besseren Position als der Beamte. Dies liegt nicht zulezt an der allgemein ziemlich arbeitnehmerfreundlichen Rechtsprechung der Arbeitsgerichte. Hierbei ist die Frage ab wann welches außerdienstliche Verhalten eine Kündigung rechtfertigt eben nicht im Gesetz eindeutig festgelegt. Es sind beim Arbeitsgercht dann immerhin drei Personen die darüber befinden. Selbst wenn man zufälligerweise auf eine sehr konservative Fraktion triff, dürfte das Mittel der fristlosen Kündigung hier ein zu scharfes Schwert sein, dass ohne vorherige Abmahnung nicht zieht. Sollte eine solche ausgesprochen werden, kann man immer noch eine Feststellungsklage anstrengen, dass das Begehren des Arbeitgebers unzulässig ist Arbeitsgerichtstermine bekommt man im übrigen relativ fix. Beamte müssen hingegen vor den Verwaltungsgerichten klagen die erstens sehr langsam und zweitens für eine im Vergleich eher arbeitnehmerfeindlichere Rechtsprechung bekannt sind.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Klar, fristlose Kündigung wird dann häufig in fristgerechte Kündigung i.d.R. durch Arbeitsrichter umgewandelt....(Vergleich - aber man ist dann halt draußen. ist bei Beamten grundlegend anders)


    Hatte hier in der Gegend einige Fälle in der öffentlichen Verwaltung bei TBs (keine Lehrer)..... immer so ausgegangen (bei wirklich nicht so gravierenden Geschenkfällen, auch fristlose Kündigung bestätigt)

  • wossen

    In anderen Bereichen als dem Schuldienst, ist man gemeinhin auch bereit in den Säckel zu greifen und Abfindungen zu zahlen, das ist in der Schulverwaltung nicht so. Und auch diese Umwandlung von fristlos in fristgerecht ist meist das Ergebnis des Gütetermins. Bringt man das Verfahren jedoch zu Ende, so wird der fristlosen Kündigung entweder durch Urteil statt gegeben oder nicht. In diesem Fall wird es dann eher zur Ablehnung kommen. Ist alles eine Frage was man wirklich will. So stellt sich beim normalen Arbeitgeber jeder die Frage, ob er unter einem solchen Chef überhaubt weiterarbeiten möchte. Bei Lehrern sind Dienststelle und Arbeitsort jedoch so voneinander entfernt, dass ein Arbeitsgerichtsprozess keine unmittelbaren Folgen für das Arbeitsklima an der Schule hat. Das macht einen großen Unterschied.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Der Fall ist schon wirklich ziemlich krass....(und Beamtenstatus für den vll. sogar eher ein Schutzschild, okay bei Soldaten kenn ich mich nicht aus).


    Interessanter finde ist diesen Fall aus dem Schulwesen:


    https://www.radiobielefeld.de/…es-lehrers-im-umlauf.html


    Leider kann ich weiteren Verlauf spontan nicht finden (etwaiger Link hoch willkommen), ich kann mich aber erinnern, dass der Beamte dann (zu seinem Schutz!!) längerfristig im Innendienst eingesetzt wurde (endgültige Lösung kenn ich nicht) - zentrale Rolle spielte die beamtenrechtliche Fürsorgepflicht (die ist in der Tat ja viel, viel weitergehender als bei sonstigen Arbeitsverhältnissen) .


    Wär ja auch vll. auch was für verbeamtete Unterrichtsaussteigerwillige - pornographische Bilder/Videos von sich verbreiten (es sollte aber nicht nachweisbar sein, dass man die selbst verbreitet hat!!), schon könnte man zumindest an Problemschulen nicht mehr unterrichten^^ :D


    Kann man getrost von ausgehen, dass sowas als Nicht-Beamter absolut nicht klappen würde...(halt keine beamtenrechtliche Fürsorgepflicht)

  • Der jetzt Frau sein möchte und als Bundeswehroffizier im Internet verlauten lässt, dass er sich gerne in einem Darkroom durchvögeln lassen möchte?

    Zumal Tinder nicht "das Internet" ist, sondern m.W.n. eine geschlossene Plattform. Wenn man dort Profile anderer einsehen will, muss man selbst ein Profil anlegen. D.h. diejenigen, die sie angeschwärzt haben sind selber dor aktiv und da darf man dann schon die Frage stellen um was es wirklich geht.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Geht es um den Mann? Um Markus Biefang?
    Der jetzt Frau sein möchte und als Bundeswehroffizier im Internet verlauten lässt, dass er sich gerne in einem Darkroom durchvögeln lassen möchte?

    Ich meine, da gibt es nichts zu diskutieren.
    So eine Gestalt gehört sofort aus dem Amt entfernt.
    Für Lehrer müsste dasselbe gelten.

    Da wird mir richtig schlecht. Ich würde begrüßen, Lehrkräfte mit dieser Haltung würden endlich aus dem Amt entfernt werden!



    Wenn Blümchensex dein Ding ist, bitte. Aber so eine verachtende Aussage ist grotesk.


    Jede Person auf dieser Erde hat ihre eigenen Präferenzen und darf diese so ausleben, wie er oder sie möchte.

    mit der Ergänzung "solange dabei niemand zu Schaden kommt" meine volle Zustimmung.

  • Ich glaube, dass es sicherlich auch für mich als GS Lehrerin Probleme geben könnte, wenn ich so eine Aussage öffentlich in einem Podcast von mir geben würde.

  • Über Anastasia Biefang gibt es einen Film von 2019. Wahrscheinlich ist sie deswegen bekannt.

    Die erste Transfrau der Bundeswehr war die Luftwaffenpilotin Christiane Meiners, die ganz normal als Frau ihren Dienst machte. Das war weniger aufregend als es in der Presse dargestellt wurde. (Habe ich am Rande privat mibekommen, weil ich zu dem BW-Standort gewisse Beziehungen hatte.)

    Den Film über A. Biefang habe ich zufällig im TV gesehen. Sehr interessant! In der ARD Mediathek findet man den Film noch...

    https://www.epd-film.de/filmkritiken/ich-bin-anastasia

    Ich finde das Bild, was von dieser Frau anscheinend jetzt gezeichnet wird, unmöglich!

    Bei youtube findet man auch ein interessantes Interview.

  • Wo sind denn die Grenzen einer adäquaten Lebensführung? Offene Partnerschaft jeglicher Art, Swingerclub, GangBang und weiß der Geier, was es noch so gibt, Bordellbesuche, FKK Urlaub?


    Eigentlich gilt doch alles, was nach dem Gesetz nicht verboten ist, als erlaubt, oder nicht?


    Ist schon seltsam, was hier einige fordern.

  • Mir ist total egal was die Leute so treiben.

    Aber es wäre auch naiv zu glauben, dass es nichts verändern würde, wenn man zu intime Vorlieben/ Praktiken etc. im Internet bespricht.

    Ob das rechtliche Konsequenzen hätte..Keine Ahnung..menschlich garantiert, wenn ich an unsere Eltern denke.

  • Ich finde die Einmischung in Privatangelegenheiten wie Tinder-Profile extrem fragwürdig und problematisch. Nichts davon hat etwas mit der Berufsausübung zu tun oder ist gesetzeswidrig und es sollte somit vollkommen irrelevant sein.


    Ich empfinde solche Dinge allerings auch als Balanceakt. Je nachdem, welche Apps oder Plattformen man nutzt, möchte/sollte man dort natürlich nicht zwingend von Schülern oder Eltern gefunden werden. Andererseits ist ein Profil ohne Bild aber eben auch witzlos und behindert ggf. die Anmeldeabsichten 😄


    Spannend wäre tatsächlich, wie die Schule damit umgeht, wenn mal was durchsickert. Wird es als Privatangelegenheit behandelt und ist allein "mein Problem", wäre es mir gegenüber Schülern und Eltern vermutlich ziemlich egal. Wird daraus eine Dienstangelegenheit und muss ich darüber Gespräche führen, stelle ich es mir aber durchaus unangenehm vor.



    Ich hab im Ref übrigens mal einen Vortrag zum Thema Vorbildfunktion von der Schulleitung bekommen, weil ich über eine rote Ampel gelaufen bin, um die Straßenbahn noch zu kriegen. An einem Samstag und völlig privat, wohlbemerkt. Gute Güte 🙄



Werbung