Vollzeit oder Teilzeit

  • Ich habe nach dem Ref ein halbes Jahr lang in VZ gearbeitet und gemerkt, dass mir nur noch alles um die Ohren fliegt. Dabei hatte ich noch nicht mal die maximale Anzahl an Korrekturgruppen (mit zwei Korrekturfächern geht einiges...).


    Derzeit bin ich bei 15/25,5 Stunden, das ist mir eigentlich schon "zu entspannt". Mein persönlicher Lieblingssatz liegt bei 17-18 Stunden à 45 min, hatte ich zwischendurch auch schon. Man hat genug zu tun, aber ebenso auch Freizeit, die man anderweitig nutzen kann. Und vom Gehalt kann ich (größere Wohnung, Haustiere, keine Kinder) gut leben.

  • Ref mangels Alternative (die es inzwischen gibt) noch in Vollzeit, jetzt in Teilzeit und sehr froh darüber. Habe aktuell eine 70%- Stelle und das reicht auch völlig von der zeitlichen Belastung her durch Unterricht, Unterrichtsvorbereitungen, Korrekturen, Prüfungen, Verwaltung und natürlich die zahlreichen (in BW) unteilbaren Aufgaben, wie Konferenzen. Ich würde gerne mehr machen können, meine Gesundheit erfordert aber zwingend den einen sicheren freien Tag in der Woche, den ich durch die TZ habe. Vielleicht werde ich irgendwann mal noch eine Stunde aufstocken können, das bleibt aber einfach abzuwarten, wie es sich gesundheitlich entwickelt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Zu meinem Eingangspost noch ergänzend:

    Ich hab im 2. Quartal Vollzeit gearbeitet, wegen des Ausfalls von 2 Kolleg*innen und hatte dann 7 Korrekturstapel wie früher. Das bedeutete enorme Einschränkungen im Familienleben, sehr viel Disziplin,... Jetzt habe ich wieder 6, das ist gut machbar, weil es 4 Abschlussklausuren sind. Aber ich freue mich schon, wenn es danach wieder nur 5 sein werden.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Leute, es kann doch nicht flächendeckend die Konsequenz sein, auf Teilzeit zu gehen, weil man mit den 40 Stunden pro Woche im Jahresmittel nicht auskommt.

    Lasst einfach was liegen!

    Ernsthaft, ihr arbeitet vom Zeitaufwand her Vollzeit, bekommt nur weniger Kohle dafür.

    Also wenn das euer Lebensentwurf ist, und ihr glücklich damit seid, von mir aus.


    Ich würde aber darum bitten, dass ihr nicht den Vollzeitkräften "die Preise kaputt machen".

    Also bitte seht zu, dass ihr dann auch wirklich nur Zeit entsprechend eurer Teilzeitquote aufwendet.

  • Wie genau mache ich denn irgendwem die "Preise kaputt"? Meines Erachtens nach kontrolliert niemand, wie viel ich oder du oder sonst wer arbeitet. Ich arbeite definitiv nicht 40h/Woche während meiner Teilzeit und empfinde es als voreiligen Schluss, dass du einfach pauschal davon ausgehst.


    Korrekturen kann ich persönlich nicht liegen lassen, gute Unterrichtsvorbereitung ist mir wichtig, weil ich dann in der Stunde selbst weniger Stress und zukünftig gute Materialien habe. Wenn "liegen lassen" der heilige Gral wäre, dann würden nicht jährlich Hunderte (Tausende?) an Burnout (Depressionen) erkranken. Die festgelegte Arbeitszeit bei einer VZ-Stelle entspricht in meinen Augen selten dem tatsächlich Umfang. Da muss ich nicht mich als Einzelne, sondern das System sich ändern. Gewerkschaft setzen dort bereits an, aber das wird bestimmt Jahre dauern, bis wir Veränderungen sehen. Und solange wir darauf warten, möchte ich mich persönlich nicht kaputtackern.

  • Spannendes Thema, ich überlege auch seit Beginn des Refs hin und her, wie ich nach dem Ref arbeiten möchte. Jetzt während des Referendariats hat man ja einen tollen Mix aus Wochenarbeitsstunden, bei mir ist von 20 bis 60 Stunden schon alles dabeigewesen.


    Ich fürchte, ich wäre wirklich ein Kandidat, der in TZ dann eigentlich VZ arbeitet, eben weil das Gewissen es so will und ja auch immer etwas zu tun ist und alles gut erledigt werden soll. Ohne den zeitlichen Druck fällt es mir schwer, Abstriche bei der Vorbereitung zu machen oder für eine Korrektur nicht um die 60min pro Schüler zu verwenden. Das wäre wahrscheinlich das größte Argument für VZ, und außerdem gut, um nebenbei den Studienkredit schnell loszuwerden.


    Auf der anderen Seite möchte ich allerdings auch gar nicht (dauerhaft) 40h meiner Lebenszeit jede Woche verkaufen. So um die 30-35 finde ich fair, um nicht nur das Gefühl zu haben, dass ich mich nur für den Job abracker und alles andere so nebenbei passieren muss. Ich möchte mich ja neben der Arbeit auch noch selbst entfalten, Hobbies nachgehen, im Leben irgendwie vorankommen. Und das finde ich mit 40h + Fahrtzeit nicht so vereinbar.


    Direkt nach dem Ref ist VZ wahrscheinlich auch noch mal deutlich anstrengender als nach einigen Jahren, wenn man sich in jede Alterstufe und jedes Thema erst einarbeiten muss und vielleicht noch nicht so die Vorlieben gefunden hat und diese durch die Schulleitung auch zugeteilt bekommt.

  • Direkt nach dem Ref ist VZ wahrscheinlich auch noch mal deutlich anstrengender als nach einigen Jahren, wenn man sich in jede Alterstufe und jedes Thema erst einarbeiten muss und vielleicht noch nicht so die Vorlieben gefunden hat und diese durch die Schulleitung auch zugeteilt bekommt.

    Man kann sich nur sehr eingeschränkt 'Vorlieben aussuchen". Wäre das so leicht, würde ich am Regelgymnasium unterrichten und mir aussuchen "unter Klasse 10 aber nicht".


    Außerdem: Wer nicht nach dem Ref erst einmal die Vollzeit durchzieht, wird niemals lernen, wie man in dem Beruf Vollzeit arbeitet. Sieht Theatralica.


    Auch interessant: Wer von den Teilzeit Müttern kam eigentlich jemals wieder zurück in die Vollzeit? Auch als die Kinder groß waren? Oh, keiner? Ist ja auch egal, der Mann hat ja noch den richtigen Job. Da sehe ich durchaus das "Preise kaputt machen".


    Fazit: Vollzeit arbeiten, BESONDERS nach dem Ref und als Single.

  • Ach und nochwas: Burnout im Lehrerberuf kommt zu einem großen Teil von absurdem Perfektionismus, der dann natürlich nicht wertgeschätzt wird. Das zermürbt. Besonders wenn man auch noch durch Teilzeit Geld verschenkt.

  • Auch interessant: Wer von den Teilzeit Müttern kam eigentlich jemals wieder zurück in die Vollzeit? Auch als die Kinder groß waren? Oh, keiner? Ist ja auch egal, der Mann hat ja noch den richtigen Job. Da sehe ich durchaus das "Preise kaputt machen".

    Wie kommst du denn zu so pauschalen Erkenntnissen? Wir haben auch Mütter, die Vollzeit arbeiten, auch mit Kindergartenkindern. Wir haben auch Väter in Teilzeit, wir haben auch männliche Kollegen mitte 30 ohne Kinder und Ehe mit Teilzeit.

    Ich hab mit 15 Stunden nach dem 1. Kind angefangen, jetzt bin ich eigentlich bei 19 Stunden (bzw. aktuell halt mal VZ). Was hält mich davon ab mehr zu machen? Meine Zeit. Ich möchte Zeit für was anderes haben, Zeit in meine Kinder investieren. Warum soll ich VZ machen, wenn das Geld reicht? Mein Mann arbeitet auch nicht VZ.

    Also lass bitte deine sexistischen Unterstellungen. Das macht die Preise kaputt. Von Kollegen bevormundet zu werden.

  • Warum soll ich VZ machen, wenn das Geld reicht? Mein Mann arbeitet auch nicht VZ.

    Dann musst du dich nicht angesprochen fühlen. Ich rede von denjenigen (zu 99% sind es nunmal Frauen), die in Teilzeit arbeiten und der Mann mit "richtigem Job", natürlich Vollzeit, die Teilzeit der Frau finanziert. Auch bei großen bis Erwachsenen Kindern. Und da wird sich dann gerne mal richtig Zeit gelassen bei der Vorbereitung, denn man muss sich ja nicht mehr mit der Vollzeitstundenzahl arrangieren. Und das ist dann wirklich das "Preise kaputt machen".

  • Ich stimme grundsätzlich zu, dass man ohne Kinder und gerade am Anfang immer Vollzeit arbeiten sollte, weil das einfach eine gute Grundlage für die Zukunft schafft, sowohl was Erfahrung angeht, als auch Pensionsansprüche, ins Kollegium reinwachsen etc. Allerdings finde ich es auch wichtig, dass das Kollegium darauf achtet, BerufseinsteigerInnen nicht unnötig zu belasten, zB mit Zusatzaufgaben, unbeliebten Klassen etc. Hab nachm Ref für ein Jahr eine Vertretungsstelle mit 18 Stunden gehabt - mehr wäre nicht gegangen, weil ich nichts parallel, nur Oberstufe unterrichtet und auch in zwei Kursen Abitur abgenommen habe. Nach diesem Jahr war ich gut gerüstet für meine Vollzeitstelle mit 7 Korrekturen - nach 5 Jahren war das alles wirklich gut und mit vergleichsweise wenig Aufwand machbar.


    Zum Thema Preise verderben: mir ist aufgefallen, dass es gerade KollegInnen mit wenigen Stunden an der Schule sind (ob jetzt Teilzeit oder auch Fachleitung oderso), die in Konferenzen geradezu weltfremde Vorschläge bzgl. der Unterrichtsgestaltung und/oder Schuleentwicklung machen, weil sie sich anscheinend garnicht in nen VZ-unterrichtenden KollegIn hineinversetzen können. Selbst mir fällt es schwer, weil ich wegen Zusatzaufgaben drei Entlastungsstunden habe und somit schon einen entzerrten Alltag.


    edit zum Liegenlassen von Korrekturen: ich versuche immer die erste Neugier zu nutzen und schnell zu korrigieren, lasse aber die korrigierten Klausuren immer noch ein wenig liegen. Das hat den Vorteil, dass man dann sich nicht selbst die Preise verdirbt, wenn es mal länger dauern muss.

  • Ich kann und werde niemals verstehen, wie man als Angestellte/r im öD oder sogar Beamtin/er mehr arbeitet als die vorgegebene Arbeitszeit (z.B. 41h/Woche bei 30 Urlaubstagen im Jahr).


    Jedem, der zumindest denkt, dass er darüber liegt kann ich nur empfehlen, seine (reale) Arbeitszeit zu tracken und bei regelmäßiger Überschreitung Überlastungsanzeigen zu stellen und die Dokumentation als Beleg beizufügen.


    Man sollte auch bedenken, dass man in Teilzeit nur reduzierte Pensionsansprüche erwirbt, was erhebliche Opportunitätskosten darstellt. D.h. ich verliere nicht nur im hier und jetzt Geld, sondern auch in der Zeit von Pensionierung bis Exitus.


    Ich habe einige junge Kolleginnen ohne Kinder die in Teilzeit arbeiten, da kommt im Sommer pünktlich um 12 der "Feierabend Instagram Post". Die gleichen beschweren sich am nächsten Tag, dass wir jüngeren Kolleginnen und Kollegen nie ein Eigenheim erwerben können bei den Preisen. Da fragt man sich schon, ob einige überhaupt in der Lage sind Zusammenhänge zu erkennen..

  • Dann musst du dich nicht angesprochen fühlen. Ich rede von denjenigen (zu 99% sind es nunmal Frauen), die in Teilzeit arbeiten und der Mann mit "richtigem Job", natürlich Vollzeit, die Teilzeit der Frau finanziert. Auch bei großen bis Erwachsenen Kindern. Und da wird sich dann gerne mal richtig Zeit gelassen bei der Vorbereitung, denn man muss sich ja nicht mehr mit der Vollzeitstundenzahl arrangieren. Und das ist dann wirklich das "Preise kaputt machen".

    Und wenn diese Frauen gerne in den 50er Jahren leben, wo sie TZ arbeiten und dafür den Haushalt machen, dann ist das aber ihr gutes Recht.

    Genau wie jede andere Frau gerne VZ arbeiten darf um von dem Geld dann eine Putzfrau/ Nanny/... einzustellen.


    PS: Von welchen Preisen redest du eigentlich?

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • PS: Von welchen Preisen redest du eigentlich?

    Das was du bei qchn mit "Gefällt mir" markiert hast. Weltfremde Vorschläge, weil man ja mehr Zeit als die VZ-Kräfte.


    Muss aber fairerweise sagen, dass ich diesen Typus nur aus der Ref-Schule kenne. An meiner jetzigen Schule gibt es nur wenige Teilzeitkräfte. Mehrere, die völlig überfordert sind und deshalb nur Teilzeit schaffen (alarmierend) und dann noch eine Person mit sehr langer Fahrzeit und gesundheitlichen Einschränkungen.

  • PS: Von welchen Preisen redest du eigentlich?

    Er meint damit, dass TZ Kolleginnen und Kollegen, die mehr Zeit in die Unterrichtsvorbereitung stecken als Vollzeitler das Maß des für Vollzeitler in 41h schaffbaren verschieben, sodass bestimmte SL auf die Idee kommen, es gehe immer noch mehr.


    Bevor man allerdings an der Unterrichtsqualitätsschraube dreht gibt es je nach Situation auch andere Möglichkeiten, sich zu entlasten. Gerade letzte Woche habe ich z.B. eine Tätigkeit niedergelegt, die mit 0,25 Entlastungsstunden wöchentlich ca. 2 Zeitstunden Einsatz erfordert hat.

  • Das was du bei qchn mit "Gefällt mir" markiert hast. Weltfremde Vorschläge, weil man ja mehr Zeit als die VZ-Kräfte.

    Das ist das blöde mit den Reaktionen. Mir gefällt es, dass das mal angesprochen wurde und auch, dass man Klausuren korrigiert, aber trotzdem nicht direkt zurück gibt.


    Hm, dann haben wir solche komischen Kolleginnen einfach nicht, also nur eine, aber die finden alle komisch und nervig und lästern darüber, dass sie so Ideen hat und so Kram macht und dann nach den Klausuren krank ist um in Ruhe zu korrigieren. (Zufällig, immer, jede Klausurphase, seit Jahren,...)

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Gibt es dort keine Nachteile? Pension?

    Wie läuft sowas ab?

    Sind die selben Nachteile aber deutlich spannender für mich, wer z.B. 2 Jahre voll arbeitet und dann im 3. Jahr ins Sabbatjahr geht, erhält die ganze Zeit 2/3 der Bezüge und auch nur Pensionsanspruch einer Teilzeitstelle 2/3.

    Hm, dann haben wir solche komischen Kolleginnen einfach nicht, also nur eine, aber die finden alle komisch und nervig und lästern darüber, dass sie so Ideen hat und so Kram macht und dann nach den Klausuren krank ist um in Ruhe zu korrigieren. (Zufällig, immer, jede Klausurphase, seit Jahren,...)

    Du bist am Berufskolleg, da ist die Wahrscheinlichkeit solche "Kolleg*innen" zu treffen weitaus geringer als am Regelgymnasium.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann und werde niemals verstehen, wie man als Angestellte/r im öD oder sogar Beamtin/er mehr arbeitet als die vorgegebene Arbeitszeit (z.B. 41h/Woche bei 30 Urlaubstagen im Jahr).


    Jedem, der zumindest denkt, dass er darüber liegt kann ich nur empfehlen, seine (reale) Arbeitszeit zu tracken und bei regelmäßiger Überschreitung Überlastungsanzeigen zu stellen und die Dokumentation als Beleg beizufügen.

    Da hast Du in der Sache sicherlich Recht. Problematisch wird es dann, wenn das konsequente Nichterledigen von Tätigkeiten bei Überschreiten der Arbeitszeit erhebliche Konsequenzen nach sich zieht, weil Termine oder Fristen einzuhalten sind. Da halte ich es dann mit dem fiktiven Gleitzeitmodell. Ich arbeite dann für diesen Zeitraum mehr und feiere das konsequent in den Ferien ab. Anders lässt sich der Beruf gar nicht überleben.

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