Mit dem Rad zur Schule: Motivier- und Selbstbeweihräucherungs (bzw. Selbstkasteiungs-) Thread

  • Bei dir muss immer alles sofort und radikal passieren.

    Nö.

    Wenn ich sage ich fahre 90% Fahrrad, 10% motorisiertes Zweirad findest du das trollig.

    Nö, die Bemerkung bezog sich auf einen anderen Aspekt.

    Wie wäre es, sich darüber zu freuen, wenn im Rahmen der Aktion mehr Leute Rad fahren und vielleicht der ein oder andere dann auch häufiger dabei bleibt?

    Persönlich interessiert mich nicht, wie und womit die Leute fahren. Gesamtgesellschaftlich bräuchten wir einen anderen Modalsplit. Dazu müsste sich grundlegend einiges ändern. Mit den Tropfen auf dem heißen Stein, kommen wir da nicht weit.


    Anstatt sich Gedanken zu machen, wie man und vielleicht, oder auch nicht, und welche Voraussetzungen und dies und das und Ananas, kann man doch einfach mal losfahren. Man kommt schon irgendwo an. Und wenn nicht, kann man immer noch ein Taxi rufen.


    Falls das nicht klar sein sollte, das ist mein Beitrag zur Motivation: ich zeige, dass es geht. Man kann ohne Auto leben. Man kommt mit einem kleinen roten Fahrrad von A nach B. Man muss sich gar nicht so viele Gedanken machen.


    Die Überhöhung solcher Selbstverständlichkeiten als „Härte“ bringt doch auch nichts. Wenn ich sage, man solle machen, und dann ausgeführt wird, dass ich aufgrund meiner besonderen hündischen Härte nicht als Vorbild gelten kann, dient das dann zur Motivation?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Diese unglaubliche Mobilität durch Auto/Motorrad ist heute Grundvoraussetzung für unser soziales Zusammenleben und das Funktionieren des Staates. Wollte man darauf verzichten, müsste sehr viel geschehen. Und es muss ja was geschehen, siehe Klimawandel und verstopfte Städte und Straßen. Aber es muss eben ein Umdenken stattfinden von "Ich bin unbegrenzt mobil" zu "Ich bin begrenzt mobil" und da reciht kein Stadtradeln, kein Ebike und kein.... alles andre.

    Die unglaublich bequeme Mobilität an sich, wie wir sie heute leben und die immer größer wird, muss aufhören.

    Natürlich komme ich jederzeit von A nach B. Dieser Gedanke muss aufhören. Ich kann jederzeit übers Wochenende an den Gardasee düsen, vor 40 Jahren war der Gedanke einfach noch nciht da, auch wenn es da schon Autos gab, nicht zu knapp. Aber da ist in den Gehirnen viel passiert, eben der Gedanke: Ich bin jederzeit maximal und maximal bequem mobil. Das kann´s nicht sein.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Falls das nicht klar sein sollte, das ist mein Beitrag zur Motivation: ich zeige, dass es geht. Man kann ohne Auto leben. Man kommt mit einem kleinen roten Fahrrad von A nach B. Man muss sich gar nicht so viele Gedanken machen.

    Erzähl mal, wie weit ist eigentlich dein Arbeitsweg.


    Ich erzähle dir mal ein Beispiel aus der Region meiner Eltern. Dorf, in dem Busse zwar stündlich fahren, aber irre Fahrzeiten haben. Stecke in die nächste Stadt: 20km

    Mit dem Rad dauert das fast eine Stunde, je nachdem wie schnell man ist. Von mir aus schafft man es auch in 50 min, wenn man sehr fit ist, egal.

    Mit dem Auto ist man in 10min an der Stadtgrenze durch den direkten Autobahnanschluss. Fast jeder arbeitet in dieser Stadt.


    Was rätst du diesen Leuten? Zwei Stunden täglich aufs Rad?


    Wie fährst du mit dem Rad in Urlaub? Wahrscheinlich gar nicht, aber um das zu tun, das wird auch der Frosch bestätigen, braucht man Zeit. Die haben wir als Lehrer vielleicht, aber mit 30 Tagen Urlaub?


    Wie ist es wenn man eine anstrengende körperliche Arbeit verrichtet? Soll man dann auch davor und danach eine Stunde radeln? Das wäre aber wirklich "hart". Zeit übrigens auch einen Wert. Und nein, nicht jeder kann es sich leisten im Umkreis von 5 bis 10 km zur Arbeit zu leben.

  • Erzähl mal, wie weit ist eigentlich dein Arbeitsweg.

    Meine Eltern waren beide Lehrer und selbstverständlich jeweils an der Schule im Wohnort, obwohl es bessere, angenehmere in der Nähe gegeben hätte, aber diese Frage, ob man wegen solcher Argumente wechselt, stellte sich früher einfach nicht.

    Ich zB hätte eine Schule in 7km Entfernung, da mir aber die SL dort nicht gefällt, fahre ich lieber täglich 20km. Das ist definitiv nicht nötig. Und die Mehrheit meiner Kollegen wohnt woanders, bis zu 40km fahren die täglich einfach (oder weiter), nur, weil sie an dieser Schule sein wollen (die nicht mal besonders ist in irgendeiner Hinsicht).

    Vor 40 Jahren hätte das keiner gemacht.

    Auch hatten meine Eltern natürlich nur ein Auto, meiner Mutter wurde unterwegs abgesetzt, nach Hause fuhr sie mit einer Kollegin, nie konnte sie so lange in der Schule bleiben, wie sie wollte (sie musste Mittagessen kochen von meinem Vater aus, das ist natürlich eine andre Diskussion).

    Aber es war einfach klar: wohnortnah arbeiten und nur ein Auto.

    Alle Eltern meiner Freunde arbeiteten vor Ort, denn zur Arbeit mit dem Auto zu fahren war absolut unüblich. Inzwischen wohnt man, wo es schön ist und arbeitet irgendwo anders. Schon klar, dass dann der Verkehr massiv zunimmt. Da gehöre auch ich dazu und ich denke täglich nach, ob das wirklich sein muss.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ja, aber es gibt auch Orte, wo man sich weder aussuchen kann, wo man arbeitet, noch, wo man wohnt. Zwar heißt es, man habe seinen Wohnort so zu wählen, dass der Arbeitsplatz gut zu erreichen ist, allerdings kann man da, wo ich wohne, seinen Wohnort nicht wählen! Wir haben Kollegen, die 50-100 km pendeln, weil sie nur hier eine Stelle bekommen haben (nicht da, wo sie wohnen). Eine (halbwegs bezahlbare) Wohnung bekommen sie hier aber nicht! D.h. die Mobilität wird auch von einem verlangt. Also, auch da müsste sich etwas ändern...

  • Ja, eben, die Mobilität wird vorausgesetzt.

    Man zieht aber in der Regel auch nicht dahin, wo die Arbeit dann ist bzw jeder in einer Familie sucht sich eine passende Arbeit und pendelt. Zu meinen Kindeszeiten hatte der Vater immer die "richtige" Arbeit und die Frau hat sich dann halt was nahes gesucht. Sicher in keiner Weise richtig, aber auch dadurch gab es deutlich weniger Verkehr.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Erzähl mal, wie weit ist eigentlich dein Arbeitsweg.

    Macht das Sinn? Was erhoffst du dir davon, wenn du weißt, dass ich je Richtung ’ne Dreiviertelstunde unterwegs bin?


    Entweder wird mir entgegengehalten, dass das ja nur ein kleines Stück sei, oder mir wird ob der Länge besondere Härte vorgeworfen.

    Was rätst du diesen Leuten? Zwei Stunden täglich aufs Rad?


    Diese Leute kenne ich nicht, den rate ich mal gar nichts. Nähmen die meinen Rat überhaupt an.


    Dem Vernehmen nach handelt es sich um Erwachsene. Die können doch ihre eigenen Entscheidungen treffen. Jede Entscheidung für eine Autofahrt ist eben auch eine Entscheidung für einen gewissen CO2-Ausstoß, einen gewissen Flächenverbrauch und ein gewisses Risiko, andere in einen Unfall zu verwickeln. Die Verantwortung wollen diese erwachsenen Menschen doch wohl selbst tragen, oder?


    Wie fährst du mit dem Rad in Urlaub? Wahrscheinlich gar nicht,

    Darauf kommst du in etwa wie?


    Lass’ uns doch vorerst, beim Alltag bleiben. Selbst wenn der Urlaub zu kurz wäre für einen Fahrradurlaub, wie soll einen das davon abhalten, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren?


    Zeit übrigens auch einen Wert.

    Eben. Ich möchte meine weder im Auto noch im Stau verbringen.


    Ich möchte sie auch nicht auf dem Fahrrad im von Autos verursachten Stau verbringen.


    Und nein, nicht jeder kann es sich leisten im Umkreis von 5 bis 10 km zur Arbeit zu leben.

    Ich fasse mal zusammen: „Nee, Fahrrad, nee, geht nicht. Muss Auto.“


    An dem Ende der Diskussion waren wir schon.


    Wenn es tatsächlich so völlig unmöglich wäre, mit dem Rad etwas zu erledigen, was sollen dann Aktionen wie Stadtradeln bringen? Wenn’s nicht geht, geht’s nicht.


    Ich finde das, was du schreibst, ziemlich abtörnend für einen Motivationsthread.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Macht das Sinn? Was erhoffst du dir davon, wenn du weißt, dass ich je Richtung ’ne Dreiviertelstunde unterwegs bin?

    Ich persönlich finde die Strecke ok, aber das ist definitiv auch ein Privileg des nicht körperlich anstrengenden Lehrerberufs. Aber für unsportliche Personen mit familiären Folgeterminen etc. Verstehe ich, dass die Autofahrt (die vermutlich bei ca. 15min läge) bevorzugt wird.

  • Aber für unsportliche Personen mit familiären Folgeterminen etc.

    Auch dieses „Argument“ kam schon. Ich bitte aber die Kausalität zu beachten: man ist nicht fit/sportlich/trainiert, weil man nicht fährt.


    Beim Radeln tritt relativ schnell ein Trainingseffekt ein. Durch die runde, geführte Bewegung sind dabei die untrainierten Teile Bewegungsapparats recht gut vor Verletzungen geschütz.


    Radfahren im gemäßigten Bereich ist aber gar nicht so anstrengend, wie man meint. Man benötigt auf die gleiche Strecke nur ein Zehntel der Energie eines Fußgängers.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Wie ist es wenn man eine anstrengende körperliche Arbeit verrichtet? Soll man dann auch davor und danach eine Stunde radeln?

    Das kommt ein wenig auf die Art der Tätigkeit an. Das Radeln kann da durchaus auch einen Ausgleich darstellen und für Entspannung sorgen. Da kann ich pauschal nichts zu sagen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Bei 31 km am Tag wird man in drei Wochen keine zehntausend schaffen.


    Aber sonst, schon erstaunlich. Da gibt es zahlreiche Leute, die aus allen möglichen Gründen nicht mit dem Rad fahren. Und gibt es welche, die bis an die physischen Grenzen, wenn eine Verwaltungsorganisation einen willkürlichen Zeitraum auslobt.


    Schade, dass es dazwischen so wenig gibt.

    31 km pro Stunde. (Mehr als 31 km am Tag schaffe sogar ich.) Ich habe gestern einfach mal gerechnet, nachdem ihr gesagt habt, dass dies nicht geht (ich habe es bis dahin nicht angezweifelt und daher auch nicht nachgerechnet, ich weiß, es gibt hier einige sehr gute Radfahrer, es gab hier schon einige große Meisterschaften organisiert von den hiesigen).


    Es ist ein Anreiz, schafft ein "Wir-Gefühl". Diese Firma hat eben diese eine Radgruppe bestehend aus ein paar Kollegen, die sich gegenseitig zu Höchstleistungen anspornen. Warum auch nicht?


    Und die sonst nie Rad fahren, tun es vermutlich auch in dieser Zeit wenig bis gar nicht. Aber den einen oder anderen Ausflug mit dem Rad mache ich dann schon (und trage stolz die Kilometer ein).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Und die Mehrheit meiner Kollegen wohnt woanders, bis zu 40km fahren die täglich einfach (oder weiter), nur, weil sie an dieser Schule sein wollen (die nicht mal besonders ist in irgendeiner Hinsicht).

    Vor 40 Jahren hätte das keiner gemacht.

    Auch hatten meine Eltern natürlich nur ein Auto, meiner Mutter wurde unterwegs abgesetzt, nach Hause fuhr sie mit einer Kollegin, nie konnte sie so lange in der Schule bleiben, wie sie wollte (sie musste Mittagessen kochen von meinem Vater aus, das ist natürlich eine andre Diskussion).

    Aber es war einfach klar: wohnortnah arbeiten und nur ein Auto.

    Meine Eltern hatten zwar auch nur ein Auto, weil meine Mutter a) gar keinen Führerschein hatte und b) Hausfrau war, aber mein Vater hat Zeit seines Lebens nicht wohnortnah gearbeitet. 1954 hat er seine Ausbildung begonnen und musste von seinem Wohnort (Kleinstadt) in eine ca. 35 km entfernte etwas größere Stadt pendeln; damals ist er mit dem Zug gefahren. Nach seiner Ausbildung hat er bis zu seinem Ruhestand in einer 28 km entfernten Stadt gearbeitet, wohin er täglich mit dem Auto gefahren ist (oft in Fahrgemeinschaft mit Kollegen, die also ebenfalls nicht wirklich wohnortnah arbeiteten).

    Alle Eltern meiner Freunde arbeiteten vor Ort, denn zur Arbeit mit dem Auto zu fahren war absolut unüblich.

    Bei uns in der Gegend war das tatsächlich in meiner Kindheit und Jugendzeit gar nicht so unüblich. Einige Eltern (insbesondere Väter; viele Mütter haben nicht gearbeitet) fuhren zwar mit dem Rad zur Arbeit, wenige mit der Bahn, aber eine ganze Reihe auch mit dem Auto.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Trotzdem gibt es Staus.

    Auf der Strecke, die ich zur Schule fahre (eigentlich kann ich sogar zwischen drei verschiedenen Strecken wählen), ist so gut wie nie Stau. Mann, hab' ich ein Glück....8)

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Bei uns in der Gegend war das tatsächlich in meiner Kindheit und Jugendzeit gar nicht so unüblich. Einige Eltern (insbesondere Väter; viele Mütter haben nicht gearbeitet) fuhren zwar mit dem Rad zur Arbeit, wenige mit der Bahn, aber eine ganze Reihe auch mit dem Auto.

    Aber es gab definitv weniger Autos (das müsste ich jetzt nachlesen, aber ich gehe davon aus) und dass eine Familie 2 Autos hatte, war zumindest hier sehr selten.

    Ich mein, irgendwer muss ja früher keines gehabt haben und hat jetzt doch eines - oder?

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

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