Erst vier Wochen als Ref. und schon platt...

  • Hallo Ihr Lieben,


    nun bin ich gerade mal vier Wochen an meiner Schule und schon mache ich mir Gedanken, ob es die richtige Entscheidung war, den Lehrerberuf ergreifen zu wollen. Nur ein paar Fakten zu meiner Ausgangslage. Habe Lehramt Sport und Kunst auf Gymansium gelernt, bin aber an einer Geamtschule eingesetzt. Meine Fachleiter und meine Mentoren sind, soweit ich das bisher beurteilen kann, wirklich okay. Sie unterstützen mich und bestärken wo es nur geht. Trotz dass ich in eine neue Stadt ziehen mußte, hab ich hier schon Anschluss gefunden, sprich Volleyball- Basketballverein etc. Auch die ersten Unterrichtsversuche, ob mit oder ohne Mentor, waren ganz gut. Von meinem Seminarleiter, der meine Stunde bereits besuchte, wurde mir gesagt "Frau X...sie haben es drauf..." was auch immer das jetzt heißen mag.
    Da ich ein sehr grüblerischer Mensch bin, sitze ich nun seit gestern vor meinem Computer und lese mich hier quer durch sämtliche Foren, nur um etwas mehr Licht in mein "Gefühlchaos" zu bekommen. Ich fühle mich dermaßen zerissen gerade...auf der einen Seite erlebe ich die Kinder und bin regelrechte erstaunt, dass sie mir, trotz Unruhe und Chaos, ein Lächeln auf die Lippen zaubern...auf der anderen Seite habe ich schon jetzt keine Lust mehr der Klassenanimateur für pubertierende Siebentklässler zu sein. Auch zu ellenlangen Unterrichtsvorbereitungen kann ich mich so gar nicht motivieren. Da ich schon seit Jahren in Jugendfreizeiten bzw. Sportvereinen Betreuung mache, weiß ich auch, dass ich eine von der stillen und lieben Sorte bin. Die Quittung wurde mir prompt letzte Woche von einer sehr lautstarken 9. Hauptschulklasse geliefert...wenigstens konnte ich danach noch schmunzeln. Ich frage mich grade nur, ob ich das überhaupt alles will... ?( Die Gedanken...>du hälst jetzt die zwei Jahre irgendwie durch und dann bist du weg< schwirren ständig durch meine Kopf. Ich kann mir im Moment wirklich nicht vorstellen, als Lehrer zu arbeiten...und dabei hat der Stress noch nicht mal richtig angefangen :( Sollte man dann nicht lieber gleich aussteigen, wenn man eh nicht vorhat, in diesem Beruf weiterzumachen. Andererseits...was sind schon vier Wochen und was sind die Alternativen. Ich bin ratlos und mein Schädel brumt...hab morgen ne vetretungsstunde und noch nichts getan...super...Vorbild Lehrer


    ...und noch eine jammernde Referendarin :P

  • Hallo Reni,
    leider nur eine kurze Antwort von mir, da ich auf dem Sprung bin.
    Ich hatte anfangs auch mal hin und wieder Zweifel in die ähnliche Richtung! Immer wenn ich mich gefragt habe, warum und wozu dies alles, habe ich mich gefragt, mit welchem anderen Beruf ich glücklich wäre. Soviele Möglichkeiten ich durchgehe, ich lande immer wieder bei meinem Job, den ich nach 1 1/2 Jahren Ref., jeder Menge Stress immer noch und jetzt erst recht machen möchte.
    Gäbe es denn für dich eine gute Alternative?


    LG und bis später mal!
    Leila

  • Liebe Reni,


    ich kann gut nachfühlen, was im Moment in dir vorgeht. Ich bin seit Februar im Ref und plage mich seit dieser Zeit mit den gleichen Gedanken im Kopf herum. Einerseits weiß ich, dass ich ein kommunikativer Typ bin, der gern den Kontakt zu Menschen, bzw. auch Kindern udn Jugendlichen sucht, andererseits frage ich mich macnhmal, warum ich mir das noch antun soll (besonders nach Tagen wie diesen, an denen mich auch eine 9. Klasse wieder mal nicht ernst genommen hat, ganz tolles Gefühl). Ich bin auch hin und hergerissen und suche nach geeingneten (oder auch gewünschten)Alternativen....


    Was ich dir vielleicht als Tipp geben könnte: Etwas mehr als vier Wochen solltest du dir schon Zeit geben die ganzen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Zuversicht,


    liebe Grüße,


    sunshine14

  • Hallo Reni :)


    Ich würde an deiner Stelle noch gar nicht so pessimistisch denken! Es sind ja erst vier Wochen, wer weiß, ob du in vier Wochen immer noch denkst "Bloß die 2 Jahre durchhalten und dann weg".
    Anfangs ist natürlich alles neu und ungewohnt, auch schon nach 4 Wochen Ref Besuch vom Seminarleiter gehabt zu haben ist sicher stressig, und auch 7.Klässler sind nicht ommer ganz so handzahm wie man das gern hätte...


    Aber ich würde mich diesen fiesen Gedanken noch nicht hingeben. Erst mal weiterschauen und ein paar weitere Wochen abwarten, denn der Lehrerberuf hat noch viele Seiten die sich dir erst mit der Zeit offenbaren!


    Ich zum Beispiel fand das Ref zum k*** , trotzdem liebe ich den Beruf und übe ihn gerne aus!


    Kopf hoch,
    Sabi :)

  • Hallo,


    ähnliche Gedanken habe ich auch und das nach gerade mal 2 Wochen. Aber es ist viiiiel zu früh, um etwas sagen zu können. Es ist für uns alles noch ganz neu und ich finde, dass wir uns MINDESTENS bis Weihnachten Zeit geben sollten, besser ein halbes Jahr, noch besser ein ganzes Jahr. :D Wir haben uns ja noch gar nicht richtig eingearbeitet (ich weniger als du). Außerdem wird es in jedem Job graue Phasen geben.


    Wenn du jetzt abbrichst, wirst du dich später fragen, ob du nicht zu früh abgebrochen hast. Ein paar Monate kann man doch schon investieren, finde ich.


    Verstehe mich nicht falsch, ICH WILL NICHT ABBRECHEN, aber ich befasse mich sehr viel mit der Frage, ob diese Arbeit für mich die richtige ist. Das wäre aber in jedem anderen Job, den man neu angefangen hat, doch genauso! ;)


    Powerflower

  • Hallo.


    ich bin der Überzeugung, dass jeder im Referendariat mindestens einmal ernsthaft an's Aufhören gedacht hat. - Aber nach 4 Wochen ??!!


    Mein Tipp: Nimm Dir noch ein bißchen Zeit, damit Du Dir Deiner Sache wirklich völlig sicher bist und Dich nicht in zwei Jahren fragst, ob Du vielleicht einfach gekniffen hast.


    Gruß, forsch

    • Offizieller Beitrag

    Wenn der Hauptgrund Disziplinprobleme oder Probleme mit schwierigen Schülern sind, dir die Arbeit aber sonst Spaß macht, dann würde ich abwarten. Denn das wird meist wirklich besser.
    Ich hatte auch schon Stunden in Klassen, in denen es fürchterlich war. Aber das ist am Anfang (besonders in Klassen mit pubertierenden Schülern) ganz normal.

    Aber inzwischen ist es viel einfacher, weil
    a) die Schüler auch unbekannter Klassen mich als Lehrerin kennen
    b) ich ganz viele Fehler nicht mehr mache, die ich anfangs gemacht habe
    c) ich ein bestimmtes Repertoire an Handlungsmöglichkeiten habe, die ich anfangs noch nicht hatte
    d) weil man AM ANFANG IMMER von Schülern getestet wird, das wird hinterher besser, auch wenn manche Schüler auch später noch mal antesten, wie weit sie gehen können
    e) man nach einiger Zeit auch fachdidaktisch nicht mehr so unsicher ist und so viel klarere Linien vorgeben kann
    f) weil man sich nach einiger Zeit nicht mehr so krampfhaft auf andere Dinge konzentrieren muss (Tafelanschrieb, Mediennutzung, Vorgehensweise bei Gruppenarbeit etc. sind am Anfang ja alle noch neu) und so viel leichter DIREKT reagieren kann


    Liebe Grüße,
    Ex-Referendarin,


    die seit einem halben Jahr mit dem Ref fertig ist und merkt, dass es von Tag zu Tag leichter wird, in schwierigen Klassen zu unterrichten

  • Referendarin:
    Auch für Refis nach dem Examen schön zu lesen, dass es immer noch besser wird! Unterrichten macht mir wirklich Spass (v.a. seit der Examensdruck weg ist) aber es gibt immer noch/immer wieder Stunden in Vertretungsklassen oder im einstündigen Unterricht (wenn Feiertage oder Veranstaltungen hinzukommen, sehe ich die Klasse zwei, drei Wochen nicht X( ) nach denen ich weglaufen möchte und glaube, den Beruf verfehlt zu haben; deshalb ist es tröstlich, dass man auch nach den Ref noch dazu lernt ;)


    Reni78:
    Vermutlich hatte solche Krisen fast jeder, ich kann dich gut verstehen, bei mir war es auch nach ca. zwei Monaten soweit, trotz guter UBs und netter Schule. Ich habe mir dann immer Zeit bis zu den nächsten Ferien gegeben, manchmal auch andere Stellenangebote gelesen und mir einen 'Plan B' für einen möglichen Abbruch zurecht gelegt - und bin letzlich doch dabei geblieben, weil ich den Job doch, wie ich immer wieder feststelle, gern mache. Solange du nicht dauerhaft unter deiner Situation leidest würde ich nicht gleich aufhören, vier Wochen sind einfach noch sehr kurz, es ist sehr viel Neues (und Anstrengendes!) aber vieles wird mit der Zeit auch leichter - und aufhören kannst du später noch immer!
    Wünsche Dir alles Gute und (wieder) viel Spaß mit der Schule!


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

  • ich habe das gefühl - zumindest weil ich da mehrere ähnliche fälle kenne - dass es gerade refs schwer haben, die zuvor viel im außerschulischen bereich gemacht haben. zumindest für mich kann ich sagen, dass mir meine vorerfahrungen manchmal kopfschmerzen bereitet haben, weil die lehrerrolle doch eine andere ist und von den kids auch anders wahrgenommen wird. im außerschulischen bereich kann man als betreuer (etc.) oft sehr lässig bleiben, fast eine art freunschaft - zumindest kumpelei - aufbauen, das ist im klassenzimmer anders ... meine ich zumindest. dieser konflikt hat auch lange zeit meine stimmung im ref überschatten (inkl. aufhörgedanken), hat sich aber mit der zeit eingestellt: man lernt, mit seiner neuen rolle umzughen.


    jetzt, wo ich klassenlehrer bin, erlebe ich ganz allmählich, dass sich dieses oben beschriebene engere verhältnis zu den schülern doch auch im lehrerberuf einstellen kann und denke, dass das auch für die sek i gilt. vielleicht kann diese aussicht (wenn du dich denn ein wenig in meiner beschreibung wiederfindest) ja dabei helfen, doch durchzuhalten und diese neue (und sehr spannende !) rolle mit leben zu füllen...

  • Hi Reni78!


    Ich kann Dir leider nicht weiterhelfen, da ich selbst erst im Februar (hoffentlich!) mit dem Referendariat anfange. Solche Gedanken, wie Du sie Dir machst, kenn ich aber irgendwie jetzt schon ?(


    Wollte Dir nur sagen, daß ich mich freue, hier endlich mal jemanden mit Sport (Gymnasium) "kennenzulernen". :) In welchem Bundesland bist Du denn?
    Vielleicht können wir uns ab Februar dann austauschen und gegenseitig aufmuntern. ;) Erstmal muß ich aber noch die mündlichen Prüfungen hinter mich bringen... :(


    Alles Gute für Dich!

  • ...ging mir auch so. nach 4 wochen dachte ich: wie soll ich die kacke denn 24 monate durchstehen... aus heutiger sicht: es wird besser werden. deswegen : durchhalten ! es wird besser weil:
    - du wirst besser beim vorbereiten, kann auch viele, viele monate dauern
    - die stressphasen werden wechseln. bis weihnachten wird es noch mal heftig, dann ein abflauen, dann gehts noch mal los mit lehrproben, dann vis zum sommer erstmal weniger stress...
    -es bleibt also nicht so wie es jetzt bei dir ist !
    am besten weniger über grundsätzliches nachdenken als arbeiten und die sache durchziehen.

    Suum cuique!


    Um Vorwürfen vorzubeugen,
    gilt bei allen meinen Beiträgen mitzudenken:
    BSE:
    (BETROFFENHEIT SORGE ERSCHÜTTERUNG)

  • Hey Ihr alle,


    Alsoooo...erstmal lieben Dank an Euch alle, dass Ihr trotz der Wiederholung des Themas geantwortet habt. Es ist ja nicht der berühmte Praxisschock (der hat mich noch nicht ereilt ;) ), sondern eher ein grundlegendes Grübeln, ob das der richtige Beruf für mich ist. Etwas spät wird der eine oder andere sagen....doch diese Zweifel gab es schon länger, aber so richtig loslassen konnte ich nie vom Lehrerdasein. Im Moment gehts mir auch wieder besser...morgen drei Stunden unterrichten...mal sehn wies läuft. Vielleicht wirklich einfach Augen zu und durch...ich werde Euch auf dem Laufenden halten. Was habt Ihr denn so gegen Motivationstiefs gemacht, außer Schoki und Fernsehen? Und wo ich grade am Fragen bin...kennt ihr tolle Kunstseiten im Netz für den Unterricht?
    So ich geh jetzt ins Bett...bis in bälde.
    Eure Reni


    P.S.: Zur positiven Verstärkung gibts eine meiner Lieblingsseiten im Web: www.couchkartoffelsalat.de (auf den Teddy klicken und den Ton nicht vergessen!) :D

  • Guten Morgen...ich schon wieder ;)


    nur mal so als Zwischenfrage...hattet Ihr auch am Anfang etwas Bauchweh bezüglich des bevorstehenden eigenen Unterrichts. Wie ich gestern schon schrieb, habe ich heute 3 Stunden (ohne Betreuung) und bin gespannt, ängstlich-nervoes wie das so laufen wird. Ich hoffe, dieses Gefühl wird irgendwamm abflauen..., denn Angst sollte man ja nicht haben bzw. nicht zeigen.
    Drückt mir die Daumen :rolleyes:

  • Freu dich doch drauf, auch mal ohne Aufsicht zu sein. Ich hab das eigentlich meistens sehr genossen, da ist man nicht so angespannt wie wenn jemand zuschaut.
    UND wie wars?????????????????????????

    Vermeintliche Rechtschreibfehler sind ein Vorgriff auf kommende Rechtschreibreformen und deren Widerruf.

  • Bitte nicht aufgeben. Am Anfang hat mich am begleitenden Unterrichten und dem ständigen Klassenwechsel auch gestört, dass ich nicht so an die Jugendlichen herankam, wie ich das wollte oder sonst gewohnt war.
    Das ändert sich aber schon zu einem großen Teil, wenn du selbständig unterrichtest. Lade mal eine nette Klasse zu dir ein oder unternimm etwas mit ihnen (bei Älteren Museumsbesuch, anschließend auf'n Bierchen in 'ne nette Kneipe...) und du wirst sehen, dass du ähnliche Verhältnisse schaffen kannst, wie du sie früher in der Jugendbetreuung hattest.
    Deine Fächer sind genial: Es gibt an vielen Schulen sehr nette, kleine und private Kunst-LKs, in denen man ganz andere Rollen als Lehrer einnehmen kann als vor einer Horde von knapp 30 pubertierenden 7.-Klässlern.
    Und die ellenlangen Unterrichtsvorbereitungen werden auch auf ein erträgliches Maß schmilzen...
    Dazu kommt, wenn du durchhältst und dir das Weitermachen vorstellen kannst, sind Sport und Kunst begehrte Fächer, mit denen du in B-W eine garantierte Einstellungsgarantie hättest.


    Und: Natürlich gehört das Kribbeln im Bauch vor neuen Situationen zur Normalität. Das wirst du noch öfter haben und ich habe es nach Jahren teils immer noch (nach längeren Ferien oder wenn mit einer Klasse etwas Gravierendes zu klären ist). So lange das nicht in Fluchtangst ausartet, verhilft es dir dazu, die optimale Leistung zu bringen...

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

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