Wann ein Standbild?

  • Ich habe eine Frage an die Standbild-Erfahrenen (an die anderen natürlich auch - aber vielleicht BESONDERS an die 'Experten' :(


    Wann bietet sich ein Standbild an? Doch eher BEVOR man z.B. eine Szene analysiert, oder? Oder ist es auch sinnvoll, ein Standbild nach einer Szene stellen zu lassen?


    Mir geht es konkret um ein Standbild zu Bild 4 aus dem "Galilei" in einer Jahrgangsstufe 11. Ich weiß nicht, ob die S ein Standbild stellen können, ohne dass man vorher darüber gesprochen hat oder ob es umgekehrt sinnvoll ist, es stellen zu lassen, wenn bereits analysiert wurde ... und vor allem auch, ob so ein Standbild der einzige Inhalt der Stunde sein kann/sollte ...???

  • Hallo Aktenklammer,


    hm, prinzipiell ist das Standbild ja eine sehr anspruchsvolle Methode, bei der man sich schon mit dem Thema beschäftigt haben sollte. Außerdem solltest du bedenken, dass Schüler in gewissen Altersklassen (7 / 8 Klasse) eine Abneigung gegenüber Methoden haben, bei denen Körperkontakt gefordert ist ( kann ja beim Standbid schon mal der Fall sein).


    Habe zwar noch nicht allzu oft mit Standbildern gearbeitet, aber meine bisherigen Erfahrungen sagen, besser vorher eine gemeinsame Besprechung etc mit den SuS zu machen. Genug Raum für individuelle Gestaltung kann dann ja immer noch bleiben.


    Liebe Grüße,
    sunshine14

  • Hallo!


    Ich arbeite zwar in der Grundschule, aber vielleicht kann ich dir weiterhelfen. In Religion lasse ich öfter Standbilder zu verschiedenen biblischen Geschichten bauen - meist so ab 2. Schuljahr. Meiner Meinung nach kann man Standbilder sowohl nach der Besprechung einer Szene einsetzen (als Vertiefung) als auch zur Erarbeitung. Wenn die Kinder durch das Standbild den Gehalt einer Szene jedoch erst erarbeiten sollen, gebe ich vorher einige Impulse / Fragen als Diskussionsanregung in die Gruppe. Haben sie die durchgesprochen, können sie auf dieser Basis das Standbild bauen.


    Ohne vorher irgendetwas analysiert zu haben ein Standbild zu bauen finde ich schwer, denn in dem Standbild sollen ja Beziehungen der Personen untereinander, deren Gefühlslage etc. zum Tragen kommen. Da sollten sich die Kinder schon vorher Gedanken drüber machen, damit das ganze nicht zu einem willkürlichen "Rumbauen" wird.


    Liebe Grüße


    Sina

  • Ich habe mit meinen 12ern gerade ein Standbild zu den Beziehungen der Familie Galotti untereinander bauen lassen (2. Akt), es lief hervorragend und war sehr ertragreich, obwohlsie die Methode angeblich vorher nicht kannten. Allerdings habe ich nicht die strenge Baumethode angewandt, sondern:
    - in den Stunden vorher die Verhältnisse der Personen am Hof (1. Akt) und die wichtigen Schwerpunkte (Standesdenken, (Un-)moral, Aufgabe des Herrschers usw.) "klassisch" analysiert
    - zu Beginn der Doppelstunde im Plenum auf der Handlungsebene den 2. Akt knapp zusammenfassen lassen
    - erste Interpretationsversuche der Beziehung der Figuren mit aufgegriffen, aber nicht weiter ausgeführt
    - Sie dann in 4-6er Gruppen 20 Minuten auf den Hof gejagt mit dem Auftrag, ein ertragreiches Standbild zu bauen, dass die Charaktere der Einzelfiguren und ihre Beziehung untereinander verdeutlicht.
    - Ausgewertet wurde: zuerst stellen, eine Minute schweigend gucken, dann Feedback der Beobachter, dann zusätzliche Erläuterungen eines "Kommentators" aus der Gruppe
    - am Schluss Zusammenfassung im Tafelbild


    Die Stunde lief wie auf Schienen, war sehr effektiv, und am schönsten war's, über den Hof zu gehen und den lieben Kleinen beim heftigen Diskutieren über Handhaltung, Charakterzüge und Textstellen zuzuhören... sie haben mich wirklich nicht gebraucht.


    Trau deinen 11ern ruhig auch mal was zu.


    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Ich habe Standbilder auch schon vor der Analyse eingesetzt, und zwar um Problembewusstsein aufzubauen.
    Konkret ging es um eine Szene aus Kabale und Liebe (in einer 11.). Die SS sollten die Szene, in der Präs. v. Walter in Millers Haus auftaucht darstellen. Interessant dabei ist, dass Luise an einer Stelle in Ohmacht fällt, und im Text quasi dadurch unsichtbar wird. Wir haben versucht, zu erarbeiten, wo Luise denn sinnvoll auf der Bühne liegen sollte - in Ferdinands Armen? Zwischen beiden Parteien? War sehr ergiebig - die 11er hatten auch gar kein Problem damit, sich auf die Methode einzulassen. Es war aber sehr aufwendig und wir sind erst in der Folgestunde zur Analyse gekommen. Deshalb weiß ich nicht, ob sich das für einen UB eignet...

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Aktenklammer,
    Nicht böse sein, aber: bevor irgendwer sagen kann, ob ein Standbild sinnvoll ist, musst du doch erst einmal ein zentrales Lernziel für die Stunde haben - ohne dieses lässt sich doch überhaupt nicht sagen, ob eine Methode was bringt oder nicht.


    Ein Standbild zu einer Szene macht nur Sinn, wenn in dieser Szene etwas herauszuarbeiten ist (zentrales Lernziel), was sich durch (!) ein Standbild am Besten herausarbeiten lässt. Alles andere ist eher Mätzchen, und wird in UBs nicht gerne gesehen (sinnvollerweise).


    Also meine Frage: Was genau sollen die Schüler in dieser Stunde erkennen?


    Gruß
    Heike

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
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    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

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