Wiedereingliederung

  • Liebe Forenkollegen und -kolleginnen,


    ich möchte nach längerer Erkrankung wieder einsteigen und frage mich, wie das idealerweise gelingen kann. Auf der einen Seite freue ich mich auf die Arbeit, vertraute Aufgaben, auf die Jungs und Mädels in meinen Klassen. Auf der anderen Seite habe ich Sorge, dass ich das noch nicht schaffe und an einem schlechten Tag nicht adäquat die Klassen managen kann. Dann kann ich aber schlecht sagen, 'Och ja, ich komme heute erst um 10h' oder 'lasst mich doch gerade mal alle in Ruhe mit eurem nichtigen Scheiß, ich habe weiß Gott größere Sorgen...' oder ein bisschen heulen... geht alles nicht.


    Wie kann Wiedereingliederung gelingen, arbeitet man dann z.B. weniger Stunden? In der Schule kann man ja nicht einfach sagen, dass man halt bissel weniger macht und das dann, wenn man sich gerade fit fühlt. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Schule als Arbeitsplatz nur ganz oder gar nicht geht.


    Jemand Erfahrungen?

  • Doch, genau das kann man in der Schule sagen. Viele starten mit dem Hamburger Modell und das bedeutet, dass man z.B. erst um 10 kommt am Anfang o.ä.

    Man startet jedenfalls in der Regel nicht gleich wieder mit der vollen Stundenzahl und auch nicht mit allem drumrum.

  • Zunächst einmal empfehle ich dringend Kontakt mit dem zuständigen Personalrat und/oder Schwerbehindertenvertretung (falls eine Schwerbehinderung vorhanden ist oder ggf. in Frage kommt) aufzunehmen. Haus oder Fachärzte die in der stufenweise Wiedereingliederung von Lehrkräften nicht erfahren sind, versuchen häufig das Prinzip der freien Wirtschaft überzustülpen, diese mündet gemeinhin ins Chaos.

    Eine stufenweise Wiedereingliederung nach dem Hamburger Modell geschieht über mehrere Stufen. Ziel ist die Betroffenen langsam wieder in den Arbeitsprozess zu integrieren und prozeßbegleitend festzustellen, ob der Arbeitnehmer den Anforderungen gewachsen ist. In Fällen mit langer Vorerkrankung sollte man regelmäßig von einer entsprechend langen Wiedereingliederung ausgehen. Die meisten Wiedereingliederungen in NRW werden zunächst für ein halbes Jahr kalkuliert. Stellt man fest, dass man den Anforderungen nicht gewachsen ist, muß unbedingt eine Korrektur erfolgen. Eine Ausdehnung der Wiedereingliederungszeit ist dann bis zu einem Jahr möglich (hierzu wird dann aber der Amtsarzt eingeschaltet). Die erste Phase kann beispielsweis mit ganz wenigen Unterrichtsstunden beginnen (z.B. 6 Unterrichtsstunden die Woche). Nach zwei Monaten erfolgt dann eine Steigerung auf meinetwegen 12 Wochenstunden und die letzten zwei Monate mit 20 Stunden) Danach wird dann der normale Dienst wieder aufgenommen. Dies war jetzt nur die beispielhafte Wiedergabe eines möglichen Verlaufs. Hinzu kommt, dass der Arzt vorgibt, welche Belastungsfaktoren beispielsweise nicht vorkommen dürfen. Daher empfiehlt sich vor Beginn der Wiedereingliederung dieselbige mit einem BEM Gespräch einzuleiten. Bei diesem BEM GEspräch kann ein Mitglied des PR das VErfahren begleiten. Son kann dann auch vereinbart werden, dass zunächst nur ein Einsatz in kleinen Lerngruppen erfolgt und erst später auch normale Klassenstärken hinzukommen. Auch sollte im BEM Gespräch festgehalten werden, von welchen Tätigkeiten man während der Wiedereingliederung befreit ist.

    Eine traurige Botschaft noch für die tarifbeschäftigten KollegInnen. Man ist während der kompletten Wiedereingliederungsphase krank geschrieben. D.h. man muss eben auch schauen in dieser Zeit mit dem Krankengeld (plus Zuschlag) hinzukommen. Im Regelfall sind das bis zu 20% weniger (Netto) im Monat.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Wie kann Wiedereingliederung gelingen, arbeitet man dann z.B. weniger Stunden?

    Weniger Stunden, gestuft wird es dann immer mehr.
    Und bei uns an der Schule war es auch so, dass gemeinsam geschaut wurde, welcher Unterricht gut für den Start ist und welche Klassen man eher noch nicht wieder unterrichtet. Das kann je nach Fach oder auch Problematik der Klasse sein.

  • Auch bei uns sind es anfangs nur einzelne Stunden (z. B. nur eine Klasse), wenn es klappt, werden es mehr, wenn nicht, auch weniger.


    Es werden die ganze Zeit (positive) Gespräche zwischen SL, PR und Betroffenen geführt, ich habe bisher von den Betroffenen nur positives gehört.


    Alle wollen ja, dass die Wiedereingliederung klappt (und bei uns hat es auch immer geklappt, auch wenn es manchmal etwas dauert).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Es ist bei mir 10 Jahre her. Ich habe das stufenweise Modell gehabt und mit sehr wenigen Stunden angefangen. Anstatt 23 Wochenstunden hatte ich zuerst nur 9 oder 10, weiß nicht mehr genau. Ich bekam aber die ganze Zeit die gleichen Bezüge wie vorher (bei mir also die Besoldung, die bei 23/28 Stunden Vollzeit herauskommt). Alle paar Wochen habe ich 2 Stunden aufgestockt, es hat sich über mindestens ein halbes Jahr hingezogen, bis ich wieder meine 23 Stunden hatte. Mit meiner Chefin zusammen hatte ich eine Klassenleitung. Sie hat dann immer mehr ihre Stunden rausgezogen und ich habe diese übernommen. In der GS war es so gut zu händeln. Ganz wichtig fand ich auch, dass es keine finanzielle Einbußen gab, das hat einem viele Sorgen genommen.

  • Danke an alle für die Erfahrungen und vor allem an chemikus08 für die genauen Erläuterungen. Jetzt hab ich erst mal aufgeatmet und in Ruhe geguckt, wie es bei uns läuft. Fragen ist besser als Panikschieben...

  • Kläre das vor allem mit dem Arzt. Du brauchst während BEM (Betriebliches Wiedereingliederungsmanagement) weiterhin eine Krankschreibung und der Arzt bestimmt ab wann du wie viele Stunden machst.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • yestoerty

    zumindest als Angestellter. Bei den Beamten verzichten die bei uns im 'Regelfall auf weitere Krankschreibungen. Denn am Status ändert sich ja nichts. Einen Krankengeldbezug gibt es bei Beamten nicht.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Zunächst einmal empfehle ich dringend Kontakt mit dem zuständigen Personalrat und/oder Schwerbehindertenvertretung (falls eine Schwerbehinderung vorhanden ist oder ggf. in Frage kommt) aufzunehmen.

    Die Schwerbehindertenvertretung kann auch bei Wiedereingliederungen von nicht behinderten Lehrkräften beim Gespräch dabei sein. Zumindest war sie es bei alle Gesprächen, bei denen ich dabei war.


    @TE Ich würde mich auch an den Personalrat und die Schulleitung wenden. Normalerweise muss die Schulleitung bei längerer Krankheit so oder so ein Wiedereingliederungsgespräch anbieten. Da kannst du dann deine Vorstellungen von der Wiedereingliederung einbringen. Die Abdeckung von Unterricht spielt hier nur eine untergeordnete Rolle.

  • yestoerty

    zumindest als Angestellter. Bei den Beamten verzichten die bei uns im 'Regelfall auf weitere Krankschreibungen. Denn am Status ändert sich ja nichts. Einen Krankengeldbezug gibt es bei Beamten nicht.

    Hm, mein Mann ist Beamter (aber kein Lehrer) und dem wurde BEM wegen einer fehlenden Krankschreibung verweigert, weil dies ja scheinbar nicht nötig sei, obwohl alle anderen Kriterien erfüllt waren.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • yestoerty

    Da reden wir wahrscheinlich aneinander vorbei. Wenn Du bereits wieder gesund bist und arbeiten gehst wird's schwierig. Du solltest auf jeden Fall bis zum Beginn der Wiedereingliederung krank geschrieben sein. Es ging dann darum, ob während der Wiedereingliederung weiterhin Krankschreibung en eingereicht werden müssen.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

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