Alltag einer Grundschullehrerin

  • Hallo :)

    Ich bin 19 Jahre alt und studiere Grundschullehramt. Leider konnte ich bisher nur wenige praktische Erfahrungen sammeln, deshalb dachte ich, dass ich hier mal die Frage stelle :) Wie kann ich mir den Alltag eines Grundschullehrers vorstellen? Ist es wirklich so stressig? Bekommen viele Grundschullehrer an Burnout? Und gleich vorab, ja ich liebe die Arbeit Kinder und kann mir sehr gut vorstellen mit ihnen zu arbeiten.


    Was mich auch interessieren würde: Würdet ihr euren Job nochmal wählen? Warum oder warum nicht?

    Habt ihr einen richtigen Feierabend oder ständig das Gefühl, dass noch etwas erledigt werden muss?

    Vielen Dank im Voraus!

  • Ohne Grundschullehrerin zu sein: Stress und Burnoutrisiko hängen nicht nur vom Beruf, sondern in großen Teilen von den eigenen Voraussetzungen ab.


    Ich musste damals im Bachelor zwei Praktika, eins davon verpflichtend an Schulen, machen - ist das bei dir nicht so?

  • Liebe Anniex

    Wie kann ich mir den Alltag eines Grundschullehrers vorstellen? Ist es wirklich so stressig?

    mein Alltag ist sehr unterschiedlich, mal strukturiert geordnet und dann wieder chaotisch. Als anstrengend und gleichzeitig sehr schön und spannend empfinde ich z.B. den Schuljahresanfang. Das ist jeweils eine Herausforderung. Ab Weihnachten ist es dann meist entspannter, da sich die Kinder eingelebt haben.


    Ich hab gemerkt, es gibt immer wieder Zeiten, die mich mehr Energie kosten. Auf der anderen Seiten gibt es unzählig tolle Momente. Ich liebe meinen Beruf und würde es jederzeit wieder studieren. Ich mag die Vielfalt. Die Vielfalt an Möglichkeiten, die unterschiedlichen Menschen mit denen man zu tun hat.


    Richtig Feierabend habe ich manchmal nicht immer. Also ich schau, dass ich zu vernünftigen Zeiten heimgehe und auch mal was einfach lasse. Es kommt aber vor, dass mich manches gedanklich noch länger beschäftigt. Gerade ist die Situation mit den beiden anderen Lehrpersonen meiner Klasse. Das geht mir psychisch an die Substanz merke ich. Aber hey bald ist das Schuljahr rum und dann ändert sich diese Situation.


    Und das Gefühl, dass noch was erledigt werden muss, damit habe ich gelernt zu leben.


    Kannst du nicht irgendwo ein Praktikum machen?

  • Das ist alles so individuell … die wahrgenommene Belastung variiert zum Beispiel von Lehrer*in zu Lehrer*in selbst dann, wenn da objektiv gar keine Unterschiede sind. Die Klassengröße variiert in Deutschland ungefähr von 16 bis 32 Kinder, manche sind in ihrer Klasse eigentlich immer alleine, andere arbeiten in ihrer Ganztagsklasse im Team mit zwei Erzieher*innen, die meisten Kinder sprechen Deutsch, aber nicht alle …


    Was man ganz allgemein sagen kann: Grundschullehrerin ist kein Job für jahrelange Teilzeitarbeit. Einschränkung: Wenn du Kunst, Musik, Englisch, Sport oder Religion unterrichtest, dann wird eine Schule dich gerne mit 8, 10 oder 12 Stunden als Fachlehrerin einsetzen. Wenn du aber 14 oder 16 Wochenstunden unterrichten möchtest, dann wirst du in aller Regel als Klassenlehrerin eingesetzt. Das bedeutet entweder 70% Arbeit bei 50% Gehalt oder du nimmst es ganz genau und deine Klasse macht eben keine Ausflüge (nur als Beispiel) … Das stelle ich mir wiederum sehr unbefriedigend vor und für Kinder, Eltern und Kolleg*innen macht es das auch nicht einfach.

    • Offizieller Beitrag

    Was mich auch interessieren würde: Würdet ihr euren Job nochmal wählen? Warum oder warum nicht?

    Habt ihr einen richtigen Feierabend oder ständig das Gefühl, dass noch etwas erledigt werden muss?

    Vielen Dank im Voraus!

    Vorweg: ja - ich würde den Job immer wieder wählen. Da ich zwischenzeitig auch etwas raus war, habe ich den Schritt zurück in die Grundschule auch bewusst gemacht und stehe dazu und bin mehr als zufrieden.

    Warum? ich halte ihn für wichtig und er macht Spaß.


    Feierabend: ja. Wenn ich ihn möchte. Wenn ich nicht drauf achte, könnte ich auch durcharbeiten. Muss aber nicht sein.

    Und damit auch die Antwort zum Thema "Burnout" - ich denke auch, dass das Burnout-Risiko von anderen Voraussetzungen als dem Beruf abhängt. Jeder ist unterschiedlich belastbar. Jeder ist unterschiedlich gut darin, sich Freiräume zu nehmen, wenn er/sie sie braucht. Die Frage ist also schlecht zu beantworten. (Man kann noch nicht einmal sagen "Nimm dir Freiräume, sonst hast du einen Burnout", weil es halt auch Lehrer gibt, für die das ständige berufliche Eingespannt-sein nicht anstrengend ist.)


    Auch der berufliche Alltag der Grundschullehrer ist nicht auf einen Nenner zu bringen. Es hängt von den Fächern, von der Art der Beschäftigung, von evtl. Nebenaufgaben (Personalrat, ...) und von vielen anderen Faktoren ab.

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