Energiesparmaßnahmen zur Reduzierung der Abhängigkeit

  • Die Firma, auf die ich mich beziehe arbeitet nicht mit Wasserstoff, sondern mit Lichtbogenöfen, also Strom. Sie erzeugen keinen Rohstahl aus Erz, sondern verarbeiten ausschließlich recycelten Schrott. Ja, mir ist klar, dass das nicht als generelles Modell für die ganze Industrie taugt. Aber im Vordergrund stehen ja bei der Diskussion hier auch wirtschaftlich tragfähige Modelle für den Standort Deutschland und so klein ist der Laden nicht, die Umsätze liegen deutlich oberhalb der Milliarde, soweit ich weiß.

    (https://www.gmh-gruppe.de/standorte/georgsmarienhuette-gmbh/)

    Der Illusion, dass "grün" 100%co2-frei bedeutet, gebe ich mich sowieso nicht hin, 80% muss das Ziel sein, der Aufwand für die übrigen 20% ist so überproportional hoch, dass er besser an anderer Stelle investiert ist.

  • Sie erzeugen keinen Rohstahl aus Erz, sondern verarbeiten ausschließlich recycelten Schrott.

    Dann sprechen wir auch über Recycling und nicht über Produktion im eigentlichen Sinne. Natürlich sollte das wo immer möglich so gemacht werden. Wir haben an der Schule eine wirklich eindrückliche Baustelle vor der Tür, auf der man tagtäglich beobachten kann, wie heutzutage eine Kernsanierung gemacht wird. Ich war einmal mit auf einer Baustellenführung, auf der das auch alles erklärt wurde, sehr interessant. Neben der eigentlichen Baustelle gibt es eine grosse Fläche, auf der der komplette Stahlbeton auseinander genommen und ins Recycling gegeben wird. Ein guter Teil des Betonabbruchs wird zum Auffüllen des Fundaments der Neubauten verwendet. Dass die Kernsanierung erst mit 3 Jahren Verzögerung begonnen werden konnte, lag daran, dass man sich die Mühe gemacht hat, den Spritzasbest hinter den Stahlträgern rauszupulen, um die möglichst zu erhalten. Vor 20 Jahren hätte man die Abrissbirne dagegen geknallt. So ist es einfach schon längst nicht mehr, die polemischen Forderungen nach mehr Innovation sind überhaupt nicht gerechtfertigt. Der Ball liegt beim Konsumenten und das sind halt wir. Weniger wollen wäre angesagt.

  • In den letzten Jahrzehnten gab es durchaus erhebliche Verbesserungen bei den Materialeigenschaften, sprich es kann heute mit weniger Stahl und Beton gebaut werden, einfach weil die verwendeten Materialien beständiger sind. Aber auch das hat alles Grenzen, Eisen bleibt halt Eisen, gell.

    Die Autobauer verwenden duplex- und/oder mehrphasige Stähle. Warmfeste, hitzebeständige oder kaltzähe Stähle, es gibt Stahl für jeden Bereich. Kann auch noch exotischer mit Buntemetalllegierungen. Werkstoffkunde ist spannend, je mehr man weiß desto trauriger es wird allerdings im Bezug auf das Verständnis von Laien.


    Neue Werkstoffe zu erzeugen ist aufwendig und energieintensiv, immer. Ich habe in einer Eisengießerei gelernt und das selbst fühlen können. Und da wird nur Eisenschrott geschmolzen.


    Weniger wollen wäre angesagt

    Weiterverwenden ist eher angesagt. Ich kaufen mit den Jahren immer und immer mehr gebrauchtes.

  • 80% muss das Ziel sein

    80 % von was? Du kannst ja gerne weiter Zahlen erfinden, ich bleibe lieber beim Rechnen. Die 2 Millionen Tonnen Wasserstoff, die ich vorhin mal ausgerechnet habe, sind schon 2 % der weltweiten (!) Jahresproduktion und wie ich schrieb, kommt das nicht mal hin um nur allein in Deutschland die aktuelle Jahresproduktion an Stahl abzudecken. Es geht grade um ein einziges Produkt der Schwerindustrie. Die 2 Millionen Tonnen sind ziemlich genau das, was Deutschland im Moment pro Jahr produziert. Als Prozesschemikalie für *alles*, was Wasserstoff benötigt und natürlich gibt es x Prozesse, für die gar keine Alternative möglich ist. Ammoniak. Deutsche Wertarbeit. So wie es Prozesse gibt, die zwangsläufig *immer* Kohlendioxid freisetzen. Zement. Das sind alles Produkte, bei denen die deutschen Standorte unter den weltweiten Top 10 mitspielen. Das ist *eure* Wirtschaftsleistung.


    Es gibt Statistiken, die eindrücklich zeigen, wie weit die Industrie in den letzten 10 - 20 Jahren ihre Emissionen bereits gesenkt hat. Habe ich hier alles schon verlinkt. Ich kram es nicht mehr raus, es nützt ja offenbar nichts. Die tun, was sie können. Kreislaufwirtschaft wird schon seit Anfang der 2000er gross geschrieben, "Green Chemistry" war schon zu meiner Studizeit ein ganz heisses Buzzword. Die BASF hat seit einigen Jahren zusammen mit der Linde ein Verfahren zum Carbon Capture patentiert, hochreines Industrie-Kohlendioxid wird in die Getränkeindustrie abgegeben.


    Es gibt ebenso eindrückliche Statistiken, die zeigen, wo sich die Emissionen hartnäckig *nicht* verringern: Im Strassenverkehr und im Bereich des privaten Verbrauchs. Der Finger zeigt auf die Falschen.

  • 80 % von was? Du kannst ja gerne weiter Zahlen erfinden, ich bleibe lieber beim Rechnen.

    Die Zahl war ein Verweis auf das Paretoprinzip. Und ich will damit genau das gleiche sagen, wie du, nämlich dass es Bereiche gibt, in denen eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes auf 0 entweder unmöglich oder nur mit völlig überproportionalem Aufwand machbar ist.


    (Und bevor du dich darüber wieder aufregst: mir ist klar, dass das Prinzip und die genannten Prozentzahlen keine wissenschaftliche Aussagekraft hat, der Grundgedanke ist trotzdem oft eine gute Entscheidungshilfe bei der Frage, wie viel Aufwand ich wo investiere.)

  • Schau hin, welcher Balken seit Jahrzehnten immer gleich bleibt:



    Fahr doch paretomässig weniger Auto, die Industrie hat ihren Balken bereits um 40 % verkleinert.

  • Es bringt insgesamt auch sehr wenig, wenn die CO2 lastigen Industriezweige in andere Länder verschoben werden. Wir erfüllen dann unsere Ziele, dafür steigt der Ausstoß jenseits unserer Grenzen entsprechend an.


    Im privaten Sektor und Verkehrssektor geht die Transformation doch gerade erst los.

    In diesem Jahr kommen erstmals viele bezahlbare E-autos auf dem Markt und die Wärmepumpenwende mit Photovoltaik und Windkraft gewinnt langsam aber merkbar an Kraft. Das dauert halt...

  • Das bezahlbare E Autos auf den Markt kommen ist ein e Sache. Das was mir fehlt ist, dass auch die kleinen E Autos mit Schnelladen ausgestattet werden und ausreichend Schnelladestationen mit einem akzeptabelen Strompreis. Ansonsten ist das für mich als Laternenparker derzeit nicht attraktiv. Derzeit habe ich den Eindruck, dass man nur den geneigten Eigenheimbesitzer als Kunde im Blick hat.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Es gibt Busse, die transportieren sogar mehr als 5 Personen. Heidelberg hatte sich vor einiger Zeit das neueste E-Modell der Basler Verkehrsbetriebe zum Testen geliehen. Tatsächlich bin ich letzte Woche im RNV mit den gleichen Bussen wie in Basel gefahren, nur anders angemalt. Auch der Takt hat sich seit meinem letzten Besuch erheblich verdichtet und reicht fast an Schweizer Stadtverhältnisse.

  • Ja die Schweiz, die sind uns um einiges voraus. Bei uns kannst Du dem öffentlichen Nahverkehr nur ein dickes Plus geben, wenn Du mitten im Zentrum EU er Großstadt tätig bist. Da bist Du sogar teilweise schneller als mit dem Auto. Wehe jedoch Du willst ins Umland.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Ne, weiss ich nicht, ob das pauschal so gilt. Ich war wie geschrieben sehr positiv überrascht. Die haben offenbar geschaut, was gut funktioniert und dann das gleiche eingekauft. Auch der ÖV in Weil drüben hat sich in den letzten Jahren an Basel angepasst. Aber gell, Heidelberg ist immer schon irgendwas zwischen schwarz und grün, der Würzner als unterdessen fast 20jähriger OB Experte für Energie- und Umweltmanagement. Gleiches gilt für Weil und Lörrach. Eigentlich müsste man nur hinschauen, wo es läuft. Ich hoffe für morgen inständig auf schwarz/grün in Berlin.

  • Ich hoffe für morgen inständig auf schwarz/grün in Berlin.

    Das wäre mir auch die liebste Variante, aber das ist höchstens realistisch, wenn sowohl FDP als auch BSW nicht rein kommen.

    Ich wäre im Augenblick schon halbwegs erleichtert, wenn es überhaupt für eine zwei-Parteien Koalition reicht.

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