Energiesparmaßnahmen zur Reduzierung der Abhängigkeit

  • Gerade der französische Kernkraftbetreiber ist ein Gegenbeispiel gegen bezahlbare Kernkraft.

    Das ist ein Staatskonzern, der aktuell mit ca. 100 Mrd € eigentlich komplett überschuldet ist und nur darum nicht insolvent ist, weil der Staat für die Schulden bürgt. Er hat in den letzten 20 Jahren ein einziges Kraftwerk neu gebaut, bei dem sind die Kosten komplett aus dem Ruder gelaufen. Die Strompreise sind in Frankreich geringfügig niedriger als in Deutschland, weil die Preise dort politisch gesetzt sind, die Firma müsste deutlich höhere Preise nehmen, die Rechnung wird den Franzosen irgendwann auf irgendeinem anderen Weg präsentiert werden.


    Niemand entscheidet sich aus wirtschaftlichen Gründen für Kernkraft, da kann man noch eher über die Versorgungssicherheit argumentieren. Bei neu errichteter Kraftwerksleistung ist die Kombination aus Windkraft mit Gaskraftwerken als Versorgungsbackup derzeit die günstigste Lösung. Das Problem in Deutschland ist derzeit, dass man für dieses Backup staatlich zahlen müsste, denn alleine für das Einspeisen in Dunkelphasen lohnt sich das Vorhalten der Gaskraftwerke nicht, wenn die Firmen absehen können, dass diese demnächst zu 80%-90% der Zeit still stehen werden.

    Die "aus dem Ruder gelaufenen" Kosten des AKWs liegen laut Wikipedia bei Vollkosten von 11-12 ct/kWh. Das liegt weiter unter dem Garantiepreis, den wir unseren Solar-Betreibern zahlen. Dieser lag 2022 bei 21,3 ct/kWh. Wir zahlen immer noch Solaranlagen ab, die über 30 ct/kWh kosten. Die Subvention der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien betrug letztes Jahr ca. 23 Mrd € (garantierte Einspeisevergütung für den erzeugten Strom minus die Markterlöse der EE-Einspeisung an den Stromhandelsmärkten).

    Ob der Konzern überschuldet ist, hängt von der Ertraglage des Konzerns ab, diese ist gut genug, die Schulden zu bezahlen und einen jährlichen Gewinn beim französischen Staat abzuliefern.

    Das sogenannte Sondervermögen Klima- und Transformationsfonds, ein Schattenhaushalt, aus dem die Energiewende finanziert wird, damit die Schulden nicht der verfassungsmäßigen Schuldengrenze zugerechnet werden, beträgt 211 Mrd. €. Zinsen auf diese Kapitalaufnahme müssen aus dem Staatshaushalt bedient werden. Ob ein Return entgegensteht, ist sehr die Frage.

  • Kosten des AKWs liegen laut Wikipedia bei Vollkosten von 11-12 ct/kWh. Das liegt weiter unter dem Garantiepreis, den wir unseren Solar-Betreibern zahlen. Dieser lag 2022 bei 21,3 ct/kWh.

    Der hohe Durchschnitt liegt aber ausschließlich an den Altanlagen. Im Solarbereich wird die Einspeisevergütung ja für 20 Jahre garantiert, damit es eine gewisse Planungssicherheit gibt und die Bürger eher gewillt sind Kredite für PV-Anlagen aufzunehmen. Aktuell bekommen PV-Neuanlagen eine Einspeisevergütung von 8ct/kWh.


    Was mich mehr ärgert bei der PV-Geschichte ist die Tatsache, dass man inzw. Batterien bei den Netzbetreibern anmelden und ggf. genehmigen lassen muss. Früher wurde generell unterstellt, dass man die Akkus im Keller tagsüber mit dem Strom aus der PV-Anlage lädt und über Nacht dann den Strom verbraucht. Damit wären die Batteriezellen dann netzdienlich, weil sie die Last aus dem Stromnetz nehmen. Heute ist es so, dass einem die Netzbetreiber unterstellen, dass man dank negativer Strompreise ja ggf. auch tagsüber die Akkus aus dem Netz laden könnte, weswegen die Batteriezellen nicht mehr als netzdienlich sondern als netzschädlich eingestuft werden. Durch das Laden aus dem Netz würden sie die Spitzenlast noch erhöhen anstatt diese zu senken.

  • Die "aus dem Ruder gelaufenen" Kosten des AKWs liegen laut Wikipedia bei Vollkosten von 11-12 ct/kWh. Das liegt weiter unter dem Garantiepreis, den wir unseren Solar-Betreibern zahlen. Dieser lag 2022 bei 21,3 ct/kWh. Wir zahlen immer noch Solaranlagen ab, die über 30 ct/kWh kosten.

    Das Ding arbeitet aber nur zeitweise unter Vollast, entscheiden sind die Erstellungskosten pro GWh und die sind bei dem Kraftwerk etwa 10 mal so hoch, wie bei Windkraft und etwa 3 mal so hoch wie bei Windkraft + Gaskraft als Backup für die Zuverlässigkeit.

    Selbst die 11-12 ct/kWh im Optimalfall der Vollast wären übrigens kein annähernd konkurrenzfähiger Preis, Durchschnittspreis an der Strombörse lag 2024 bei 7,8 ct/kWh, teurer für den Endverbraucher wird es durch Steuern und Netzentgelte, die auf den Atomstrom genau so anfallen. Garantierte Einspeisevergütungen gab es für Windenergie im letzten Jahr gar nicht mehr, im Gegenteil, der deutsche Staat hat einige Milliarden durch Flächenvergabe für Offshore-Projekte eingenommen. Für Solarkraft ist die Einspeisevergütung für Überschüsse bei Neuanlagen aktuell nach Anlagengröße gestaffelt zwischen ca. 6 und 10 ct/kWh.

  • Das sogenannte Sondervermögen Klima- und Transformationsfonds, ein Schattenhaushalt, aus dem die Energiewende finanziert wird, damit die Schulden nicht der verfassungsmäßigen Schuldengrenze zugerechnet werden, beträgt 211 Mrd. €. Zinsen auf diese Kapitalaufnahme müssen aus dem Staatshaushalt bedient werden. Ob ein Return entgegensteht, ist sehr die Frage.

    Mit dem Geld könnte man übrigens gerade ca. 5 vergleichbare Kernkraftwerke neu bauen und würde mit weniger als 10% das deutschen Strombedarfs abdecken, bereits jetzt hat man mit dem Zubau von Wind und Solar einen etwa doppelt so goßen Anteil erreicht. Die "Einspeise-Stromkosten" sind halt nur die halbe Wahrheit, weil jetzt schon klar ist, dass diese niemals dazu führen werden, dass man die für die Erstellung des Kraftwerks angefallenen Kosten damit decken kann, diese sind in die Schulde des französischen Kraftwerksbetreibers - Staatskonzern, für den der Staat letztlich vollumfänglich haftet - geflossen.


    Vielleicht sollten diejenigen, die immer noch an Wirtschaftlichkeit aktueller Kernkraftwerkstypen glauben, mal versuchen den Widerspruch aufzulösen, dass kein einziger privater Kraftwerksbetreiber Interesse am Neubau von Kernkraftwerden hat, im Gegenteil, die haben alle schon vorsorglich abgewunken und selbst Merz hat im Rahmen der CDU-Positionsfindung zur Energie schon eingeräumt, dass Kernkraft nicht mehr in Frage kommt, weil es schlicht niemanden gibt, der Kernkraftwerke bauen möchte.


    (Ich will übrigens gar nicht ausschließen, dass sich das bei zukünftigen Kraftwerkstypen ändert, aber das ist keine Lösung für die nächsten 10-20 Jahre.)

  • Das Ding arbeitet aber nur zeitweise unter Vollast, entscheiden sind die Erstellungskosten pro GWh und die sind bei dem Kraftwerk etwa 10 mal so hoch, wie bei Windkraft und etwa 3 mal so hoch wie bei Windkraft + Gaskraft als Backup für die Zuverlässigkeit.

    Selbst die 11-12 ct/kWh im Optimalfall der Vollast wären übrigens kein annähernd konkurrenzfähiger Preis, Durchschnittspreis an der Strombörse lag 2024 bei 7,8 ct/kWh, teurer für den Endverbraucher wird es durch Steuern und Netzentgelte, die auf den Atomstrom genau so anfallen. Garantierte Einspeisevergütungen gab es für Windenergie im letzten Jahr gar nicht mehr, im Gegenteil, der deutsche Staat hat einige Milliarden durch Flächenvergabe für Offshore-Projekte eingenommen. Für Solarkraft ist die Einspeisevergütung für Überschüsse bei Neuanlagen aktuell nach Anlagengröße gestaffelt zwischen ca. 6 und 10 ct/kWh.

    Die Vollkosten sind die Vollkosten. Da sind die Vollbenutzungsstunden mit drin. Es kostet laut offiziellen Auskünfte 11-12 ct/kWh, so wie es voraussichtlich fahren wird, inklusive Rückstellungen für Entsorgung und Rückbau.

    Für ein abgeschriebenes AKW sind die Vollkosten inklusive Rückstellung für Rückbau und Entsorgung im Übrigen konkurrenzlos billig. Sie liegen für das AKW Gösgen in der Schweiz bei 4,6 ct/kWh. Echte Kosten in der Buchhaltung, so wie das Kraftwerk wirklich gefahren ist und so wie es Steuern gezahlt hat.

    https://www.kkg.ch/api/rm/85Z55658JS5E7SB/gb-2023.pdf

    [Blockierte Grafik: https://pbs.twimg.com/media/GhF0XvDW0AARAZg?format=jpg&name=900x900]


    Dass der Preis von 11-12 ct über dem durchschnittlichen Börsenpreis liegt, ist richtig. Das ist aber auch für alle EE-Erzeugung der Fall: Die Markterlöse decken weder für Wind-an-Land noch für Solaranlagen die Vollkosten, deswegen werden ja Garantiepreise ausgeschrieben.

    Dass es sie für Wind nicht gibt, ist falsch. Wind-an-Land wird subventioniert, die Garantiepreise steigen seit 2018. Sie lagen bei der letzten Ausschreibung bei einem Durchschnitt von 7,3 ct/kWh. Siehe bei der Bundesnetzagentur oder für eine grafische Darstellung der Entwicklung Wikipedia: Direktvermarktung Erneuerbarer Energien.

    Für Wind-auf-See gibt es wie du sagst keine direkten Subventionen mehr. Die Netzanschlusskosten und Verteilungskosten von der hohen Einspeisung an der Nordseeküste sind allerdings extrem hoch und werden teilweise über eine separate Umlage auf den Strompreis umgelegt, so dass nicht davon die Rede sein kann, dass diese Projekte billig sind. Knapp die Hälfte der Netzausbaukosten sind dem zuzurechnen.

  • Mit dem Geld könnte man übrigens gerade ca. 5 vergleichbare Kernkraftwerke neu bauen und würde mit weniger als 10% das deutschen Strombedarfs abdecken,

    Das neue AKW Flamanville in Frankreich hat 23 Mrd. gekostet (ursprüngliche Planung 13 Mrd) und hat eine Nettoleistung von 1600 MW, produziert also ca. 12 TWh Strom, nach offiziellen Auskünften 3,3 % des französischen Stromabsatzes von 425,990 TWh.


    Der deutsche Stromverbrauch liegt bei 467 TWh. Ein AKW deckt somit ca. 3,6 % des deutschen Bedarfs.


    Für den derzeitigen EE-Anteil von 52,5 % brauchen wir also 14 AKWs.


    Gerechnet mit den "aus dem Ruder gelaufenen" Kosten von Flamanville kriegen wir für die Summe im Klimafond 9 voll abgeschriebene AKWs und 27 % des deutschen Stromabsatzes.


    Meine Befürchtung ist, dass wir bei der bisherigen Strategie für die 211 Mrd. nichts bekommen werden, als weitere Lasten, die künftige Generationen über Jahre abbezahlen müssen. Abgeschriebene EE-Anlagen gibt es nicht. Diese werden sobald die Förderung ausläuft, im Allgemeinen abgerissen. Eine Ausnahme ist möglicherweise Wind-auf-See.

  • Unsere sehr konservative "Tageszeitung für christliche Kultur und Politik", die sich in letzter Zeit auch an die Af*D rangewanzt hatte, veröffentlichte gestern einen Bericht mit dem Titel "Eine Zukunft für Atomkraftwerke?".

    Daraus - es lohnt sich wirklich, dieses Zitat (Ausrisse aus dem Artikel) in Gänze zu lesen:

    Noch Fragen, Kienzle?

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Sorry, aber du machst hier eine Milchmädchenrechnung bei der du dir einzelne, passende Zahlen aus dem Wikipediaartikel raussuchst und den gesamten Rest ignorierst. Nur mal einzelne Punkte:

    Das neue AKW Flamanville in Frankreich hat 23 Mrd. gekostet (ursprüngliche Planung 13 Mrd) und hat eine Nettoleistung von 1600 MW, produziert also ca. 12 TWh Strom, nach offiziellen Auskünften 3,3 % des französischen Stromabsatzes von 425,990 TWh.

    - Die 12 TWh würden sich ergeben, wenn das AKW praktisch ganzjährig mit Volllast laufen würde, das ist weit von der Realität. (Ich meine die Französischen AKWs sind im Schnitt 200 Tage pro Jahr am Netz und das auch nicht durchgängig unter Volllast.) Die aktuell im Betrieb befindlichen Reaktorblöcke haben noch eine Nennlast von gut 60 000 MW, mit deiner Rechnung würden die alleine also schon 130% des französischen Strombedarfs erzeugen, tatsächlich decken die Kraftwerke knapp 70% ab.


    - Die "Vollkosten von 11-12ct" beruhen auf einem Artikel aus 2020, indem man von Kosten von 19 Mrd. ausgeht, aktuell ist man bei 23,7 Mrd und das Ding läuft noch nicht, die Zahl ist also längst überholt.


    Noch mal: von mir aus können wir gerne den Bau von Kernkraftwerken erlauben. Es wird keiner tun. Das haben RWE und e.on schon klar gesagt (selbst die Länder, die großspurig eine Renaissance der Kernkraft angekündigt haben stehen vor diesem Problem - es gibt weder interessierte Betreiber noch Bauträger noch Firmen, die überhaupt in der Lage sind Kernkraftwerke zu bauen). Auch in Frankreich ist das Kraftwerk von einem staatlichen Betreiber gebaut worden, das einzig weitere neuer Kernkraftwerk steht in den USA und steht noch schlechter da:


    Infolge der Bauverzögerung um sechs Jahre sowie großer Kostensteigerungen während des Baus gehen US-Branchenanalysten von Stromgestehungskosten des Kraftwerks in Höhe von 168 US-Dollar/MWh (entspricht 16,8 ct/kWh) aus, was etwa viermal so hoch sei wie bei Wind- und Solarenergie, selbst wenn deren schwankende Erzeugung mit berücksichtigt werde

    Ich hätte die alten Dinger auch noch ein paar Jahre weiterlaufen lassen - mit dem Punkt hast du recht, alte, abgeschriebene AKWs sind vergleichsweise günstig, aber der Drops ist gelutscht, und soll dein Argument ernsthaft sein, dass wir jetzt weitaus höherer Kosten in Kauf nehmen sollen, weil es dann in 40-60 Jahren wieder voll abgeschriebene AKWs gibt, die dann sehr günstig produzieren können?

  • Ich habe für die französischen Kraftwerke keine Volllaststunden gefunden. Deine Angabe ist aber unrealistisch. Zu dem Schweizer AKW habe ich zwar die genaue Anzahl auch nicht gefunden, aber im Nachhaltigkeitsbericht 23 steht:


    Die Anlage wurde 2023 mit Ausnahme der 29-tägigen Jahresrevision und zwei Lastreduktionen mit maximal möglicher Leistung betrieben. Am 26. August 2023 fuhr eine Abfangklappe im konventionellen
    Teil der Anlage bei den Dampfturbinen im ungestörten Volllastzustand fehlerhaft zu ... und die Leistung der Anlage auf 500
    Megawatt abgesenkt. ... Durch die Störung wurde der Volllastzustand während knapp 6 Stunden unterschritten, und es entstand ein Produktionsausfall von 2,6 Volllaststunden. Am 20. November 2023 wurde ... und die Leistung der Anlage durch die Begrenzungsmassnahmen auf 285 Megawatt abgesenkt. Durch die Störung wurde der Volllastzustand während gut 3 Stunden unterschritten, und es entstand ein Produktionsausfall von 1,7 Volllaststunden.


    Rechnest du das grob aus, ergeben sich ca. 8000 Volllaststunden, wie es auch die übliche Rechnung ist.


    Die EE produzieren mittlerweile bereits 20% ihres Stroms zu negativen Preisen. Tendenz steigend. Würden sie nach Markt vergütet, würden sie abfahren und die Investitionskosten müssten auf entsprechend weniger Stunden umgelegt werden. Ihre Gestehungskosten würden dadurch um 1/20% = 25% teurer.


    Der Kostenvergleich ist unseriös. Weder mit Kernkraft noch mit EE kann man alleine versorgen. Solar ist im Winter, wo der Bedarf hoch ist, kaum verfügbar. Möglichkeiten Strom vom Sommer in den Winter zu transferieren existieren in Wirklichkeit nicht. (Wasserstoffstrategie ist auf PowerPoint-Niveau und außerdem offensichtlich viel teurer als ein AKW). Im Januar-Februar gibt es immer mal solche Szenarien (das rote ist die Last, unten was unsere sämtlichen Wind- und Solaranlagen liefern, aus BNetzA-Smard).

    [Blockierte Grafik: https://pbs.twimg.com/media/Gh…Y?format=jpg&name=900x900]


    Wie sich die Versorgung im Moment darstellt, kostet Wind-auf-Land nach aktuellen Ausschreibungsergebnissen 7,3 ct/kWh, Solar-Freifläche ca. 5 ct/kWh und Solar-Dach 9 ct/kWh.

    Dem stehen Markterlöse der verschiedenen Erzeuger-Einspeiseprofile in 2024 von bei Kernkraft 7,946 ct/kWh (Band), Solar 4,624 ct/kWh, Wind-auf-See 6,777 ct/kWh und Wind-an-Land 6,293 ct/kWh entgegen. Siehe


    https://www.netztransparenz.de…e/Marktwert%C3%BCbersicht


    Dabei verliert der Marktwerkt der EE-Einspeiseprofile gegenüber dem Durchschnittspreis der Börse jedes Jahr an Wert. Niemand braucht noch mehr Strom um 12 Uhr mittags. Umgekehrt wird die Residuallast, also die Last, die nach Abzug der EE zu decken bleibt, relativ immer teurer, d.h. immer schwerer darzustellen.


    Der EE-Strategie sind weiterhin enorme Netzkosteninvestitionen zuzurechnen. Die Bundesnetzagentur und der Bundesrechnungshof erhöhten vor Kurzem die Kostenprognose auf 500 - 600 Mrd. Investitionsvolumen bis 2045. Trotz einer durch Deindustrialisierung gesunkenen Netzlast (unser Gesamtenergieverbrauch ist durch den Stillstand praktisch aller energieintensiven Industrien auf den Stand von 1969 gesunken).


    Insgesamt ist die EE-Strategie sehr teuer. Das zeigt sich auch darin, dass wir die teuersten Strompreise Europas haben. Kernkraftwerke sind in Europa auch zu teuer. In Asien kriegen sie es aber hin. Das liegt zum Teil daran, dass wir verlernt haben, wie das geht. Das nächste wird bei den Franzosen auch billiger werden.

  • Beitrag von Wolfgang Autenrieth ()

    Dieser Beitrag wurde vom Autor aus folgendem Grund gelöscht: Falsch adressiert ().
  • Du kannst endlos über die Probleme bei der Umstellung auf EE schreiben, das habe ich ja selber auch schon, das ändert aber nichts daran, dass selbst nach den von dir geschriebenen Zahlen die Kosten für Strom beim Neubau von AKWs weiter steigen und nicht sinken würden.

    Die von mir genannten Zahlen über die Einspeisung der AKWs sind auch korrekt, daran ändert auch nichts, wenn du ein einzelnes AKW aus der Schweiz anführst, das längere Zeit unter Vollast gelaufen ist, jeder hier hat wohl gelesen, dass im letzten Sommer über Wochen weniger als 20 der 56 französischen AKWs am Netz waren, das verursacht dann dort genau die gleichen Probleme die die Erneuerbaren bei uns in Dunkelflauten haben. Eine Längere Außerbetriebnahme für Flamanville wegen Umbauten ist schon wieder für 2026 geplant.


    Und mein Kernargument ignorierst du komplett: Niemand in der Wirtschaft will Kernkraftwerke bauen, es gibt kaum noch jemanden, der überhaupt technisch in der Lage ist, sie zu bauen.

    Westinghouse EC war die letzte verbliebene Firma in Nordamerika, die ist beim Bau von Vogtle pleite gegangen und inzwischen von einem kanadischen Betreiber von Uran-Minen aufgekauft worden. Die deutschen AKWs wurden von einer Siemens-Tochter gebaut, die an Framatome verkauft ist, die haben ihr Geschäft längst umgestellt und bräuchten selbst bei staatlicher Finanzierung Jahre, bis sie in der Lage wären, mit dem Bau eines Kraftwerks auch nur zu beginnen. Es bleibt noch eine Koreanische Firma, mit der aktuell der Neubau von Blöcken in Tschechien geplant wird, die haben bisher aber noch nie ein Projekt in Europa fertiggestellt.


    Selbst wenn du deine Wünsche bekommst: die nächste Bundesregierung ändert den Kurs und will zukünftig auf Kernkraft setzen - es gibt überhaupt kein auch nur ansatzweise realistisches Szenario, bei dem ein AKW in Deutschland vor 2040 ans Netz geht.

  • Deutschland hat die teuersten Strompreise Europas. Ein immer größerer Teil davon sind die Netzentgelte, d.h. die Kosten das Netz stabil zu halten.


    Die Volatilität der Windkraft scheint in der Öffentlichkeit bisher nicht wirklich wahrgenommen zu werden. Hier sehen wir, wie die Windkraft in den letzten 60 Tagen zur Stromnachfrage (rote Linie) in Deutschland beigetragen hat. Grafik: Agora Energiewende


    Speicher sind im Verhältnis zu den großen zu überbrückenden Zeiträumen völlig irrelevant. Sie reichen allenfalls für 1-2 Stunden. In Wirklichkeit wird immer noch ausschließlich darauf gesetzt, dass der konventionelle Kraftwerk die Residuallast deckt. Die Maximalleistung, die dabei zu decken ist, unterscheidet sich kaum von der Maximallast ohne die erneuerbare Einspeisung.


    Wären wir national auf uns gestellt, bräuchten wir mit und ohne EE ungefähr denselben konventionellen Kraftwerkspark - was niemals zu einer billigen Stromerzeugung führen kann. So setzen wir auf das Ausland und treiben mittlerweile bei Ausbleiben von EE die Preise in ganz Europa in nie gesehene Höhen - und lösen Beschwerden der betroffenen Energieministerien aus.


    [Blockierte Grafik: https://pbs.twimg.com/media/GjATTkUXAAA7l3V?format=jpg&name=900x900]

  • Hier die Preise an den europäischen Strombörsen während der Dunkelflaute am 11. Dezember 2024. Ganz Südskandinavien sah Börsenpreise (ohne Netz, Steuern, Umlagen usw.) von 50-90 ct/kWh. Eigentlich sollten diese in Deutschland um die 8 ct/kWh liegen. In Skandinavien noch deutlich tiefer.


    [Blockierte Grafik: https://pbs.twimg.com/media/Gek6Dg_WEAAqjV2?format=jpg&name=900x900]

  • Und hier, wie sich die Volatilität und das Niveau der Börsenpreise seit der Ukrainekrise und dem Abschalten der Kernkraftwerke entwickelt hat. Die Theorie, dass EE den Preis an der Börse senkt, bewahrheitet sich schon vorher nicht. Das tiefste Preisniveau war 2016.


    [Blockierte Grafik: https://pbs.twimg.com/media/GhrD1rRXMAAGcu3?format=jpg&name=900x900]

  • Deutschland hätte auch dann die höchsten Energiepreise, wenn unser Strom vorrangig aus Atomkraft oder Gas kommen würde.

    Seit 2023 ist der Strompreis um ca. 20% gefallen, im gleichen Zeitraum ist der Anteil von EE um 10 Prozentpunkte gestiegen.

    Trotzdem ist Korrelation nicht Ursache-Wirkung.

  • Das ist nicht richtig. Zunächst einmal ist es ein Fakt, dass der Ausbau EE nicht mit einer Senkung der Strompreise an der Börse, sondern schon seit 2016 mit einem Anstieg der Börsenpreise einhergeht. Die Wiederabfall nach der Unkraine-Krise auf ein immer noch deutlich höheres Niveau als vor der Krise ist offensichlich auf eine Normalisierung des Gaspreises zurückzuführen. Hinzu kommt ein massiver Anstieg der Netzentgelte und Umlagen, letztere dienen der bundesweiten Verteilung von EE-Kosten. Weiterhin wurden die Kosten der direkten Subvention der EE-Anlagen in den Staatshaushalt verlagert. Diese ca. 20 Mrd. € jährlich wären für einen internationalen Vergleich dem Strompreis noch hinzuzufügen.


    Weiterhin ist es offensichtlich, dass eine doppelte Erzeugungsstrategie und der massive Ausbau des Netzes zu sehr hohen Strompreisen führen muss. Unsere Nachbarländer haben billigere Strompreise. Das gilt nicht nur für Länder, die von der Natur gesegnet sind, wie Norwegen (Endkundenpreis ursprünglich bei ca. 4 ct/kWh, Tendenz stark steigend durch die beiden Gleichstromleitungen nach Deutschland), sondern auch z.B. für die Schweiz und natürlich für Frankreich.


    Die Netzentgelte sind seit 2016 bereits 50% angestiegen. Der Bundesrechnungshof halten eine weitere Investition von mittlerweile 500 - 600 Mrd. € zur Umsetzung der Energiewende für notwendig. Diese Investitionen kommen in den Strompreisen an, deshalb verspricht Habeck ja auch eine Stabilisierung der Netzentgelte, um einen weiteren Anstieg der Strompreise zu verhindern und die weitere Deindustrialisierung zu verhindern. Diese läuft darauf hinaus, dass der Staat entweder diese Investition selbst übernimmt, was einer gigantischen Neuverschuldung gleichkommt, die vermutlich wieder in irgendwelchen Sondervermögen, d.h. Schattenhaushalten, versteckt werden soll, oder es wird der entsprechende Anteil der Netzentgelte vom Staat übernommen, d.h. der Staat übernimmt den Schuldendienst. Letzteres läuft ökonomisch auf dasselbe heraus, ein Unternehmen müsste entweder das Schuldenäquivalent direkt als Fremdkapital verbuchen oder es in weiteren Informationen zur Bilanz ausweisen.


    Auch die Kosten zur Stabilisierung des Netzes steigen dramatisch an. Im Jahr 2022 meldeten die ÜNBs Redispatchmaßnahmen mit einem Gesamtvolumen von ca. 22 TWh. Im Jahr 2014 waren es noch 4 TWh. Im selben Zeitraum stiegen die Kosten für diese Maßnahmen von 186,7 Mio auf 2,69 Mrd. €. Bis 2028 wird von einem Anstieg auf 6,5 Mrd. € ausgegangen. Kosten für Redispatch wird auf die Netzentgelte umgelegt.


    Der Grenznutzen weiterer Wind- und Solaranlagen sinkt dramatisch. Immer mehr Leistung wird abgeregelt. Bereits 20% des Solarstroms wird zu negativen Preisen erzeugt, d.h. die Abnahme wird subventioniert, weil sie im Netz nicht anders platziert werden kann. Trotzdem erhalten die Anlagen ihre garantierte Einspeisevergütung. Jede weitere Anlage entwertet alle bereits gebauten, denn alle Anlagen speisen in guter Näherung dasselbe Profil ein. Somit sinkt auch der Marktwert, d.h. die Erlöse, die das durchschnittliche Solar- bzw. Windkraftwerk am Markt erzielt. Der sogenannte Kannibalisierungseffekt sagt, je mehr Wind- und Solaranlagen, desto weniger ist der Strom jeder Anlage wert. Zubau senkt den Wert der Bestandsanlagen und erhöht die Subventionszahlungen, die der Staat aus der Differenz zwischen der garantierten Einspeisevergütung und dem Marktpreis bezahlen muss.


    Das wird besonders sichtbar, wenn man das Verhältnis von dem Marktwert z.B. der Solareinspeisung und dem durchschnittlichen Spotpreis betrachtet, den z.B. ein Band-fahrendes Kernkraftwerk erzielen würde. Die entsprechenden Zahlen findet man bei der BNetzA. Der relative Marktwert von EE-Anlagen sinkt, je höher der Zubau. D.h. höhere Kosten für das Residualprofil (Last minus Wind- und Solareinspeisung), das immer schwerer darzustellen ist, übersteigen den Effekt, dass der Preis zu Zeiten von EE-Einspeisung sinkt.


    https://www.netztransparenz.de…e/Marktwert%C3%BCbersicht


    Für eine graphische Auswertung (Solar = gelb, Wind-auf-See = hellblau, Wind-an-Land = grau, durchschnitt = pink), siehe hier. Alle EE-Einspeisung ist weniger wert, als die durchgehende Band-Einspeisung eines Kernkraftwerkes, auch im Winter liegt der Marktwert der Solareinspeisung mittlerweile unter dem durchschnittlichen Spotpreis.


    [Blockierte Grafik: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/95/Marktwerte_trend.png/220px-Marktwerte_trend.png]

  • Der sogenannte Kannibalisierungseffekt sagt, je mehr Wind- und Solaranlagen, desto weniger ist der Strom jeder Anlage wert. Zubau senkt den Wert der Bestandsanlagen und erhöht die Subventionszahlungen, die der Staat aus der Differenz zwischen der garantierten Einspeisevergütung und dem Marktpreis bezahlen muss.

    Wobei die privaten PV-Anlagen überwiegend deswegen aufgebaut werden, weil man den Strom nicht mehr aus dem Netz für 35ct/kWh einkaufen, also seinen Eigenbedarf decken will. Das der zuviel produzierte Strom bei der Einspeisung mit 8ct/kEh vergütet wird, ist ein nettes Zubrot. Jedenfalls war dies meine Intention, als ich die PV-Anlahr daheim aufgebaut habe. So gesehen sind private PV-Anlagen mit Speicherbatterie sogar eher netzdienlich denn netzschädlich.


    Jedenfalls schaffe ich es so in den Monaten April-Oktober praktisch keinen Strom mehr aus dem Netz zu benötigen. Die immer günstiger werdenden Batteriezellen bringen mich durch die Nacht und bald auch über zwei Regentage.

  • Wobei die privaten PV-Anlagen überwiegend deswegen aufgebaut werden, weil man den Strom nicht mehr aus dem Netz für 35ct/kWh einkaufen, also seinen Eigenbedarf decken will. Das der zuviel produzierte Strom bei der Einspeisung mit 8ct/kEh vergütet wird, ist ein nettes Zubrot. Jedenfalls war dies meine Intention, als ich die PV-Anlahr daheim aufgebaut habe. So gesehen sind private PV-Anlagen mit Speicherbatterie sogar eher netzdienlich denn netzschädlich.


    Jedenfalls schaffe ich es so in den Monaten April-Oktober praktisch keinen Strom mehr aus dem Netz zu benötigen. Die immer günstiger werdenden Batteriezellen bringen mich durch die Nacht und bald auch über zwei Regentage.

    Da bin ich ganz bei dir. Dass die Einspeisevergütung in Zeiten der negativen Nettostrompreise nicht mehr tragbar ist, ist ja auch unumstritten (denke ich). Tatsächlich wünsche ich mir aber noch mehr Anreize, das Setting netzdienlich einzusetzen. Ich habe einen dynamischen Stromtarif und konnte im letzten Jahr einmal an einem sonnigen Mittag für 3c (brutto!) Strom "kaufen" und vorher für 8c einspeisen. Da hab ich natürlich den Speicher morgens nicht mit Sonne gefüttert. Ich finde, sowas müsste noch viel mehr gemacht werden. Anreizsysteme gibt es dafür ja scheinbar schon im Ansatz in anderen Ländern, wenn ich z.B. die "Octopus"-Rewards in UK richtig verstehe.
    Dass das nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, ist mir klar. Aber mir scheint es relativ einfach umsetzbar... Aber im Gegensatz zu Moebius und Arianndi habe ich offensichtlich auch nur sehr oberflächliches Wissen, wie ich hier feststelle...

    There are only 10 sorts of people - Those who know binaries and those who don't.

  • Wobei die privaten PV-Anlagen überwiegend deswegen aufgebaut werden, weil man den Strom nicht mehr aus dem Netz für 35ct/kWh einkaufen, also seinen Eigenbedarf decken will. Das der zuviel produzierte Strom bei der Einspeisung mit 8ct/kEh vergütet wird, ist ein nettes Zubrot. Jedenfalls war dies meine Intention, als ich die PV-Anlahr daheim aufgebaut habe. So gesehen sind private PV-Anlagen mit Speicherbatterie sogar eher netzdienlich denn netzschädlich.


    Jedenfalls schaffe ich es so in den Monaten April-Oktober praktisch keinen Strom mehr aus dem Netz zu benötigen. Die immer günstiger werdenden Batteriezellen bringen mich durch die Nacht und bald auch über zwei Regentage.

    Erstmal liegt die Einspeisevergütung von 8ct/kWh weit über dem Preis, den das PV-Einspeiseprofil am Markt erzielt. Die Einspeisung der Solaranlagen erzielte 2024 im Mittel am Markt einen Preis von 4,624 ct/kWh. Siehe


    https://www.netztransparenz.de…e/Marktwert%C3%BCbersicht


    Weiterhin sind private PV-Anlagen hauptsächlich dadurch profitabel, dass die Haushalte mit PV-Anlagen nur auf den von außen gelieferten Stromanteil Netzkosten bezahlen. Netzkosten sind aber im Wesentlichen Fixkosten pro Anschluss. Damit wird die Netzinfrastruktur inklusive Netzausbau, der Support bei Störungen, die Umspannanlagen, die Reparaturen, die Besetzung der Netzleitwarten und die Optimierung der Stromflüsse, der Redispatch usw. bezahlt. Alles im Wesentlichen Fixkosten, an denen die PV-Anlagen-Besitzer nicht ihren Anteil zahlen. Die absoluten Kosten der Verteilnetze steigen sogar mit dem Ausbau privater PV-Anlagen. Etwa die Hälfte der Ausbaukosten ist auf den Ausbau dezentraler Erzeugung zurückzuführen. Die Profitabilität von privaten PV-Anlagen ist also zu Lasten der übrigen Netznutzer, die die entgangenen Erlöse der PV-Anlagenbesitzer ausgleichen müssen.

  • Du hast Recht, dass erneuerbare Energien wegen der vorzuhaltenen Backupstrategie und des Netzausbaus ein riesiges Verlustgeschäft ist.

    Trotzdem werd dadurch massiv fossile Energieträger eingespart und sorgt für eine geringere Abhängigkeit und Klimaschutz.

    Solange das unsere Volkswirtschaft nicht gefährdet, können wir das tragen. Jetzt zeigt sich aber, dass wir übertrieben haben und erstmal die Strompreise senken müssen, bevor uns die Wirtschaft ganz abschmiert.


    Gut, dass die Franzosen uns den so teuren und gefährlichen Atomstrom liefert. Damit wird unser idiotischer Ausstieg zumindestens teilweise kompensiert.

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