Energiesparmaßnahmen zur Reduzierung der Abhängigkeit

  • Naja,

    meine Arbeitskollegen diskutieren seit geraumer Zeit über einen Batterie-Pufferspeicher für ihre Photovoltaik-Anlagen. Tenor dabei ist immer wieder: Es ist aktuell günstiger ein E-Auto (Kleinwagen) zu kaufen, dieses in den Car-Port zu stellen und gar nicht anzumelden, um es ausschließlich als Pufferbatterie zu nutzen, als sich einen Pufferspeicher in Form einer Wallbox hinzustellen.

    Dafür müsste aber bidirektionales Laden möglich sein, was nach meiner Kenntnis keine der in Deutschland verfügbaren Wallboxen kann (und auch nur wenige Autos). Ansonsten geht die Rechnung bestimmt auf, wenn man den Preis pro kWh Speicherkapazität berechnet.


    Allgemein zum Thema "Speicher": Ich kenne folgende Grundannahmen:

    - Speicher lohnt sich nicht

    - Speicher lohnt sich noch weniger mit Wärmepumpe (tagsüber wenn die Sonne noch scheint soll man die Energie im Estrich (Fußbodenheizung) speichern und an Übergangs- und Wintertagen bleibt nichts für den Speicher übrig)

    - Speicher lohnt sich nochmal weniger mit E-Auto)


    - "Speicher lohnt sich nicht" muss man bei ("ungedeckelten") Strompreisen momentan relativieren aber bei den sehr hohen Preisen, ist es zumindest kein nobrainer. Beispiel: 5kWh-Speicher BYD kostet 4000€ und hat eine Lebensdauer von 10-15 Jahren (für die Rechnung dann 12,5 Jahre). Außerdem unterstellen wir mal 200 Vollladezyklen im Jahr und ignorieren, dass man ihn nie ganz leer machen sollte --> 200*5kWh = 1000kWh im Jahr mehr Eigennutzung. Bei einem Strompreis von 40c also immerhin 400€/Jahr, also hätte sich der Speicher nach 10 Jahren amortisiert. Kalkuliert man aber jetzt noch die Verluste beim Speichern und die entgangene Einspeisevergütung (gehe mal von 8c aus und 10% Verlust) mit ein, hat man im Jahr auch 1100kWh*0,08€ = 88€ entgangene Einspeisevergütung und ist bei Amortisationszeit von 11 Jahren.


    Der für den Betrieb i.d.R. notwendige Hybridwechselrichter kostet auch schnell spürbar mehr.

    Zentraler Punkt bei dieser Rechnung ist der Preis, der in den nächsten Jahren deutlich fallen dürfte. Zum jetzigen Zeitpunkt ist ein Speicher nur dann ökonomisch sinnvoll, wenn man keinen der o.g. Verbraucher hat (dann wird er Speicher nämlich viel zu selten voll) und von einem hohen Strompreis ausgeht.

    (Wer versiert genug ist sich mit Zellen aus China selbst was zu bauen, zahlt natürlich nur einen Bruchteil davon ;))

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  • Zum jetzigen Zeitpunkt ist ein Speicher nur dann ökonomisch sinnvoll, wenn man keinen der o.g. Verbraucher hat (dann wird er Speicher nämlich viel zu selten voll) und von einem hohen Strompreis ausgeht.

    Mein Gedanke bei zuviel Strom aus der PV-Anlage: Warum nicht mit dem Überschuß-Strom heizen? Also 1.000L Speicher in den Keller und einen "Tauchsieder" in den Boiler rein. Sowas dürfte in der Anschaffung recht günstig sein und man spart Gas fürs Warmwasser/Heizung. Ggf. müßte man noch weitere 1.000L Speicher mit elktrischer Heizspirale dazustellen., je nach Leistungsfähigkeit der PV-Anlage.

  • Speicher lohnt sich noch weniger mit Wärmepumpe (tagsüber wenn die Sonne noch scheint soll man die Energie im Estrich (Fußbodenheizung) speichern und an Übergangs- und Wintertagen bleibt nichts für den Speicher übrig)

    Dir ist aber schon bekannt, das es total unterschiedliche Wärmepumpen gibt? Bei uns handelt es sich um eine Erdwärmepumpe mit Tiefenbohrung und normale Heizkörper, also überhaupt nicht mit Luft-Wärmepumpe zu vergleichen ;)

  • Mein Gedanke bei zuviel Strom aus der PV-Anlage: Warum nicht mit dem Überschuß-Strom heizen? Also 1.000L Speicher in den Keller und einen "Tauchsieder" in den Boiler rein. Sowas dürfte in der Anschaffung recht günstig sein und man spart Gas fürs Warmwasser/Heizung. Ggf. müßte man noch weitere 1.000L Speicher mit elktrischer Heizspirale dazustellen., je nach Leistungsfähigkeit der PV-Anlage.

    Ich bin auch nicht von Fach, aber ich glaube, der Gedanke ist grundsätzlich gut. In der Praxis sind Wärmepumpen, die auch das Brauchwasser erhitzen vermutlich effizienter (aber natürlich auch teurer) und man hat fürs Heizen das typische PV-Problem, dass Sonne und Heizbedarf in einem ungünstigen Verhältnis stehen. Ich vermute aber, dass deine Lösung in einigen Kellern verbaut ist :)

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  • Dir ist aber schon bekannt, das es total unterschiedliche Wärmepumpen gibt? Bei uns handelt es sich um eine Erdwärmepumpe mit Tiefenbohrung und normale Heizkörper, also überhaupt nicht mit Luft-Wärmepumpe zu vergleichen ;)

    Klar, ist bekannt. Es wäre mir aber neu, dass die Erdwärmepumpe ohne große Mengen an Strom läuft ;-). Ich habe aber auch von all diesen Dingen gar nicht so viel Ahnung, wie das hier vielleicht irrtümlich wirkt. Ich bin nur aus eigenem Interesse gerade tief in der Thematik drin und von 1-2 Aussagen hier getriggert worden 😀.

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  • Es wäre mir aber neu, dass die Erdwärmepumpe ohne große Mengen an Strom läuft ;)

    Nein, genau, sie läuft eben mit einigem Strom, aber zu anderen Zeiten als die Luftwärmepumpe, weil sie ja über den Temperaturunterschied in der Erde heizt, übrigens wird natürlich auch darüber das Warmwasser betrieben und vor allem sie braucht eben noch mehr Strom und man kann keine Wärme im Fußboden speichern (und nee, ist nicht so effizient, aber Fußbodenheizung kam für mich noch nie in Frage, das mag ich gar nicht, andere Flächenheizungen (sprich Decke, Wand, aber auch nicht)

  • In der Praxis sind Wärmepumpen, die auch das Brauchwasser erhitzen vermutlich effizienter (aber natürlich auch teurer) und man hat fürs Heizen das typische PV-Problem, dass Sonne und Heizbedarf in einem ungünstigen Verhältnis stehen. Ich vermute aber, dass deine Lösung in einigen Kellern verbaut ist :)

    Ich frage mich halt, was langfristig günstiger ist:

    • Versuche ich mit wenig Strom auszukommen und schaffe mir dann eine Wärmepumpe an, die als High-Tech Aggregat auch wieder regelmäßig gewartet werden will. So schaffe ich einen hohen Wirkungsgrad, was aber auch nicht gerade günstig ist.
    • Pfeife ich auf den Wirkungsgrad, nehme ich Low-Tech Lösung "Tauchsieder" mit geringen Wartungskosten und investiere das Geld in eine größer dimensionierte PV-Anlage.

    Aktuell bin ich auch aufgrund der geringeren Störanfälligkeit ein Fan der letzteren Alternative, zumal man ab dem 1.1.2023 ja bis zu 30kW peak privat installieren darf. Bisher war bei 10kW Schluß. Für größere Anlagen hatte man regelmäßige Steuererklärungen an den Haken, von wegen Gewinnerzielungsabsicht.

  • Ich frage mich halt, was langfristig günstiger ist:

    • Versuche ich mit wenig Strom auszukommen und schaffe mir dann eine Wärmepumpe an, die als High-Tech Aggregat auch wieder regelmäßig gewartet werden will. So schaffe ich einen hohen Wirkungsgrad, was aber auch nicht gerade günstig ist.
    • Pfeife ich auf den Wirkungsgrad, nehme ich Low-Tech Lösung "Tauchsieder" mit geringen Wartungskosten und investiere das Geld in eine größer dimensionierte PV-Anlage.

    Aktuell bin ich auch aufgrund der geringeren Störanfälligkeit ein Fan der letzteren Alternative, zumal man ab dem 1.1.2023 ja bis zu 30kW peak privat installieren darf. Bisher war bei 10kW Schluß. Für größere Anlagen hatte man regelmäßige Steuererklärungen an den Haken, von wegen Gewinnerzielungsabsicht.

    Tja, die beste Lösung werden wir wohl hier nicht finden, aber ich betrachte PV tatsächlich als Investition (wenn auch momentan keine besonders renditestarke mehr), so dass sich die Frage nach dem "entweder oder" nicht stellt. Bei mir ist's eher "sowohl als auch" (eben immer dann, wenn wieder Geld verfügbar ist :-D). Erst PV, dann WP. Denke, langfristig ist die WP i.d.R. die bessere Wahl, weil sie so viel effizienter ist als der Heizstab, aber durchgerechnet hab ich's nicht :).

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  • Denke, langfristig ist die WP i.d.R. die bessere Wahl, weil sie so viel effizienter ist als der Heizstab, aber durchgerechnet hab ich's nicht :).

    Hier kommt es immer drauf an :D

  • Kennt den jemand die aktuellen Preise und Lieferzeiten für PV Anlagen?


    Habe das vor zwei Jahren mehrfach durchgerechnet und kam auf über 20 Amortisationsdauer, also vollkommen unwirtschaftlich.


    Wenn sich die Anlage nach 5 Jahren rentiert, wäre ich sofort dabei, sofern lieferbar.

  • Kennt den jemand die aktuellen Preise und Lieferzeiten für PV Anlagen?

    Ähm ja, kenne ich natürlich. Lieferzeit der Module 3 Monate bei uns, der Rest 4-6 Monate (was genial ist, weil ab 2023 ja die Steuer für PV-Anlagen wegfällt und das somit gleich mal 7.000 Euro billiger ist).


    Wir zahlen jetzt ca. 35.000 für die Anlage inklusive allem, wie Stromanschluss, neuer Zählerschrank, Anschluss, Wechselrichter, Speicher usw,


    Gerade der Festpreis war uns sehr wichtig.

  • (was genial ist, weil ab 2023 ja die Steuer für PV-Anlagen wegfällt und das somit gleich mal 7.000 Euro billiger ist).

    Erst dachte ich das auch. Wenn ich dann aber sehe, wie sehr sich die aktuellen Nettopreise den Bruttopreise von vor einem halben Jahr (schon zu Kriegszeiten) angenähert haben, dann glaube ich, dass diese MwSt-Sache eher einen negativen Effekt auf die Wirtschaftlichkeit hat, denn vorher war es ja so, dass man - je nach gewählter Regelung - die MwSt de facto auch nicht bezahlt hat.


    Ich will nicht wieder nörgeln und in diesem Kontext vielleicht erwähnen, dass ich letzte Woche auch beauftragt habe. Trotzdem scheint mir die Annahme 7000€ zu sparen aus zwei perspektiven sehr optimistisch. Und dass aus "gut 20.000€" gestern heute "35.000€" geworden sind, bringt die Anlage doch eher in die von fachinformatiker vermutete Amortisationszeit.

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  • Wir finden seit einem halben Jahr niemanden, der uns auch nur ein Angebot machen möchte...

    Ich weiß nicht, wo in NRW ihr seid, aber im Köln/Bonner Raum hätte ich zumindest Vorschläge --> PN

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  • Interessant, die Meinung, dass der Speicher mit Wärmepumpe nie voll wird. Wir haben eine Luftwärmepumpe. Es muss schon mind. den halben Tag in dieser Jahreszeit regnen, damit unser Speicher nicht voll wird. Und den normalen Bedarf (Auto laden mal rausgenommen) deckt der Speicher bis zu den nächsten Sonnenstrahlen hier in der Regel.

  • Weil das ja doch mehrere hier zu interessieren scheint, anbei noch ein paar Gedanken zur Amortisation.


    Ich weiß nicht, wie viele Lehrerklischees ich damit erfülle, aber nachdem ich mich einige Wochen intensiv mit dem Thema beschäftigt habe, habe ich meiner Frau alle möglichen Optionen in einer Powerpoint-Präsentation zusammengefasst, damit wir gemeinsam ein paar Entscheidungen treffen können. Vielleicht sind für euch die drei Folien im Anhang interessant.


    Anhang 1: Fünf verschiedene Zukunftsszenarien von "sehr pessimistisch" bis "sehr optimistisch"


    Anhang 2: Die drei "mittleren" Szenarien auf unsere favorisierte Anlage angewendet --> man sieht, die Amortisation hängt am meisten vom Anteil des selbstgenutzten Stroms ab und am zweitmeisten von der Entwicklung des Strompreises. Fazit ist aber, dass eine Amortisation vor 20 Jahren wahrscheinlich ist, obwohl wir über 2000€/kWp zahlen müssen!


    Anhang 3: Den Nachbarn wollte ich dann zumindest für ein Balkonkraftwerk interessieren und habe die vergleichsweise tolle Amortisationsdauer berechnet. Link z.B.: Balkonkraftwerk, Alle Anlagen MwSt Geschenkt bei GreenAkku ! | mydealz (hoffe, das ist erlaubt, sonst bitte löschen)


    So, jetzt versuche ich mich wieder rauszuhalten, aber eigentlich geht's in diesem Beitrag ja um solche Dinge :).

  • Interessant, die Meinung, dass der Speicher mit Wärmepumpe nie voll wird. Wir haben eine Luftwärmepumpe. Es muss schon mind. den halben Tag in dieser Jahreszeit regnen, damit unser Speicher nicht voll wird. Und den normalen Bedarf (Auto laden mal rausgenommen) deckt der Speicher bis zu den nächsten Sonnenstrahlen hier in der Regel.

    Falls du damit mich zitierst (was schon sein kann, ich weiß es nicht genau): Natürlich war das etwas pauschal formuliert. Es ist aber so, dass Speicher bei den aktuellen Speicherpreisen eher ein Hobby sind als eine Entscheidung, der nur wirtschaftliche Motive zugrunde liegen. Mit den aktuellen Strompreisen kann das aber auch schon anders aussehen.

    Worauf ich hinaus wollte: Speicher im Bereich 600-700€/kWh kommen momentan im Durchschnitt im Rahmen ihrer Lebensdauer vielleicht Null auf Null raus. Wenn die WP dann dazu führt, dass der Speicher in Übergangstagen weniger Strom bekommt und damit im Jahr 30 Vollzyklen weniger hat, ist der Einfluss auf die Wirtschaftlichkeitsrechnung des Speichers natürlich negativ.


    Es macht aber übrigens auch einen Unterschied wie smart die WP mit der PV-Anlage kommunizieren kann.

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  • Es macht aber übrigens auch einen Unterschied wie smart die WP mit der PV-Anlage kommunizieren kann.

    Ja macht es und die Art der Wärmepumpe sowie die generelle Energieeffizienz des Hauses spielen natürlich eben so eine Rolle (Die Wärmepumpe hier kommuniziert noch nicht und die Aufheizeit für das Brauchwasser wurde auch noch nicht an eine PV angepasst). Und es macht generell einen Unterschied wie man seine Geräte steuert. Z.B. Spülmaschine/Waschmaschine befüllen und zu "Hoch-Zeiten" einschalten etc.

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