"Bewährungsstunden"? - Vertretungslehrer in NRW

  • Nein, mein Werdegang war nicht so geradelinig. Ursprünglich in der Systemgastro gelernt, dann ein Aufbaustudium Management Systemgastro an einer Berufsakademie und eine Vertretungsstelle ergattert und mich dann unbefristet eingeklagt wegen Formfehlern. Ist das wichtig?

    In Berlin würde das als geradliniger Weg ins Lehramt durchgehen, nach allem, was man hier so liest.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Alles was komplizierter als eine Gruppenarbeit ist, macht in der "richtigen" Welt niemand.

    Ist das so? Ich kenne viele KuK, die auch andere, "kompliziertere" Methoden einsetzen. Aber vielleicht sind wir ja nicht in der "richtigen" Welt...

    Keine Sau braucht später diese exotischen Methoden, die das Seminar geil findet. Also die Lehrkraft vielleicht schon, aber nicht die Lernenden (es sei denn sie werden auch Lehrkräfte).

    Hm, ich benutze schon noch so einige Methoden, die ich im Ref kennengelernt habe und kenne das auch von vielen meiner KuK so. Und dabei handelt es sich durchaus um Methoden, die auch bei den SuS gut ankommen; sonst würde ich sie nicht nutzen.

    Aber auch mir stellt sich die Frage, was in deinen Augen "exotische Methoden" sind.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Aber auch mir stellt sich die Frage, was in deinen Augen "exotische Methoden" sind.

    In meinen Augen: Placemat.


    Hab ich am Kopierer auch nur die Refis bzw. mich selbst im Ref vorbereiten sehen.


    Ich würde so was nun nicht mehr in nemUB zeigen. Die Methode eignet sich in meinen Augen und Fächern nur selten und ist deshalb für SL UBs ungeeignet. Aber wehe, ich hätte das Placemat nicht in der Stunde gezeigt, wo es laut Fachleiter sein reinmuss,weil er es auch so macht.


    Es gibt bei mir schon Ref Mätzchen, die ich im Alltag selten mache.


    Interessante Fragestellung des TE, deshalb les ich mal mit, was die „alten Hasen“ so schreiben.

  • Aber wehe, ich hätte das Placemat nicht in der Stunde gezeigt, wo es laut Fachleiter sein reinmuss,weil er es auch so macht.

    Na, zum Glück hatte ich keine solchen Fachleiter*innen (und so sind meines Wissens auch die, die für die Refis an unserer Schule zuständig sind, nicht "drauf"). Mir hat niemand irgendwelche Methoden vorgeschrieben oder gesagt, dass ich diese in einem UB zeigen muss.

    Kugellager, Fishbowl, progressive Muskelentspannung, Speeddating, Entscheidungstorte ...

    "Kugellager" und "Fishbowl" wende ich tatsächlich immer mal wieder in meinem Unterricht an (kommt auf den Bildungsgang an); die SuS in den Klassen, wo ich das schon durchgeführt habe, fanden's bisher gut. "Speeddating" und "Entscheidungstorte" sagen mir nichts, zumindest nicht im Zusammenhang mit Unterrichtsmethoden ;) . Und "progressive Muskelentspannung"...?! Wo - außer im Sportunterricht - würde man die denn im Unterricht anwenden??? Das gibt doch allein die Größe der Klassenräume gar nicht her.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Entscheidungstorte

    Ich hab zuerst "Entscheidungsorte" gelesen und gemutmaßt, dass man sich dafür unterschiedliche Positionen im Klassenzimmer suchen muss, je nachdem, wie man sich bei irgendwas entscheidet. Aber beide Versionen sind vermutlich gleich sinnhaft.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Ist das so? Ich kenne viele KuK, die auch andere, "kompliziertere" Methoden einsetzen. Aber vielleicht sind wir ja nicht in der "richtigen" Welt...

    Ich keine auch nicht Lehrkräfte. Die setzen sowas ein, ja. Mir geht es um den Mehrwert für nach der Schule. In Industrie, Handel, Handwerk oder sonst wo macht sowas halt niemand. Daher sehe ich den Mehrwert eine solche Methode zu trainieren. Sicherlich lassen sich damit auch Fach- und/oder Sozialkompetenzen erwerben, aber das ist ja nicht die einzige Möglichkeit dafür.


    Ist nur meine Meinung.


    Hm, ich benutze schon noch so einige Methoden, die ich im Ref kennengelernt habe und kenne das auch von vielen meiner KuK so. Und dabei handelt es sich durchaus um Methoden, die auch bei den SuS gut ankommen; sonst würde ich sie nicht nutzen.

    Aber auch mir stellt sich die Frage, was in deinen Augen "exotische Methoden" sind.

    Hier ein paar, die ich meine (nicht abschließend):

    • Fantasiereise
    • Fishbowl
    • Placemate

    und andere, an die ich mich nicht erinnern kann. Wir haben so Spielchen im Seminar gemacht und ich habe mich immer veräppelt gefühlt. Vielleicht kann man damit auch guten Unterricht machen, aber ich würde mich selbst albern fühlen wenn ich sowas planen und durchführen würde. Deswegen hab ich es auch nie ausprobiert und werde es auch nicht.

    Entropy is a bitch, embrace her.

    Einmal editiert, zuletzt von s3g4 ()

  • Es gibt die „Fundgrube Methoden I“ aus dem Cornelsen-Verlag (Inhaltsverzeichnis hier). Da tauchen so einige Seltsamkeiten auf und im Abschnitt „Lernfähigkeiten bewusst machen und trainieren“ auch die Muskelentspannung.

    Ich habe auch mal in einem UB zur elektrischen Leistung als Einstieg die Stenkelfeld-Geschichte zur Weihnachtsbeleuchtung eingesetzt. Das war fast eine Fantasiereise. :)

    Ich habe auch das Gefühl, dass sich viele Methoden toll zur Schüliaktivierung zu Beginn einer Reihe oder einer Stunde einsetzen lassen, sie aber bei der Erarbeitung der Inhalte wenig zielführend sind.

  • In meinen Augen: Placemat.

    Zugegeben: Die Methode eignet sich gut für Themen oder Fächer, bei denen man diskutieren kann und unterschiedliche Standpunkte vertritt. Politik, Ethik, Religion sind solche affinen Fächer, die mir spontan einfallen.


    Für die Natur- und Sprachwissenschaften Teile ich deine Meinung, dass diese Methode ungeeignet sei.

  • Mir geht es um den Mehrwert für nach der Schule. In Industrie, Handel, Handwerk oder sonst wo macht sowas halt niemand.

    Ich habe durchaus schon von Bekannten gehört, dass z. B. die "Fishbowl"-Methode auch in Unternehmen oder in Fortbildungen verwendet wird.

    Ich finde diese Methode allein schon dadurch gut, dass jeder mal zu Wort kommt (auch die SuS, die sich nicht unbedingt trauen, vor der ganzen Klasse Diskussionsbeiträge zu liefern). Aber es ist natürlich eine der Methoden, die sich nicht unbedingt für jeden Bildungsgang eignen. Ich wende sie hauptsächlich im BG und in der FOS an.

    Wir haben so Spielchen im Seminar gemacht und ich habe mich immer veräppelt gefühlt. Vielleicht kann man damit auch guten Unterricht machen, aber ich würde mich selbst albern fühlen wenn ich sowas planen und durchführen würde. Deswegen hab ich es auch nie ausprobiert und werde es auch nicht.

    Schade, aber verständlich, wenn dir solche Methoden nicht "behagen".

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich habe auch das Gefühl, dass sich viele Methoden toll zur Schüliaktivierung zu Beginn einer Reihe oder einer Stunde einsetzen lassen, sie aber bei der Erarbeitung der Inhalte wenig zielführend sind.

    Da gebe ich dir absolut recht. Viele Methoden sind zum Einstieg oder auch zur Wiederholung von Inhalten gut geeignet, in der Erarbeitungsphase aber kaum.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Kugellager, Fishbowl, progressive Muskelentspannung, Speeddating, Entscheidungstorte ...

    Kugellager verwende ich sehr regelmäßig. Vor allem in Französisch, hin und wieder aber auch in GK, WBS oder Ethik. Fishbowl verwende ich immer mal wieder in GK, WBS oder Ethik. Es kommt neben den persönlichen Vorlieben denke ich durchaus auch auf die Fächer an, was man methodisch als echten Gewinn empfindet und häufiger einsetzt und was nicht. Vielleicht hat es mir aber ja auch geholfen, dass ich anders als andere hier bis auf eine Ausnahme keine Fachleiter hatte, die völlig aufgesetzte methodische Vorstellungen um der Methode willen hatte (und selbst bei der Ausnahme konnte ich dank entsprechender Begründungen am Ende einfach MEIN Ding machen, statt irgendeine dolle Methode, die nicht zu mir gepasst hätte), um offener herangehen zu können. Fremd geblieben ist mir bislang aber beispielsweise das hochgelobte Mystery, das andere ganz toll finden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich gebe zu, ich nutze Think-Pair-Share und evtl. mal bus stop bei unterschiedlichem Arbeitstempo. Das wars aber auch so ziemlich. Placemat finde ich grundsätzlich ganz nett, mich nervt aber, wie viel Zeit es kostet, bis alle gescheit um das Blatt sitzen und überhaupt anfangen können. Kugellager & Co ist mir zu potentiell chaotisch.


    Dafür mag ich das Mystery 😄

  • Dafür mag ich das Mystery 😄

    Das musste ich erstmal ducken :D habe ich noch nie gehört. Sieht nach eine lustigen Spiel für einen Kindergeburtstag aus.


    Ich glaube mein grundsätzliches Problem mit den ganzen "aufwendigen" Methoden ist, dass sie sich für mich nicht natürlich anfühlen würden und sie auch wirklich nur bedingt zu erwachsenen Lerngruppen passen.

  • Die Methode eignet sich gut für Themen oder Fächer, bei denen man diskutieren kann und unterschiedliche Standpunkte vertritt.

    Gibt es Fächer, bei denen man nicht diskutieren und keine unterschiedlichen Standpunkte vertreten kann?

    Argumentations- und Diskursfähigkeit sollte meines Erachtens in allen Fächern Lernziel sein.

  • Gibt es Fächer, bei denen man nicht diskutieren und keine unterschiedlichen Standpunkte vertreten kann?

    Argumentations- und Diskursfähigkeit sollte meines Erachtens in allen Fächern Lernziel sein.

    Wie viele ausführliche Debatten hast du selbst denn schon im Mathematikunterricht rund um die Beweisführung erlebt? Natürlich ist das in gewisser Weise Teil aller Fächer, weil es eine natürliche Form menschlichen Ausdrucks ist. In manchen Fächers ist es aber expliziter Teil der Fachdidaktik und der unterrichtlichen Ziele und wird insofern natürlich auch methodisch ganz anders trainiert.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mathe in der Grundschule?

    In den Bildungsstandards der KMK für die Primarstufe (und entsprechend in den Lehr-/Bildungsplänen der Länder) finden sich neben den "inhaltsbezogenen mathematischen Kompetenzen" folgende "allgemeine mathematische Kompetenzen":


    - Problemlösen

    - Kommunizieren

    - Argumentieren

    - Modellieren

    - Darstellen


    Kommunizieren und Argumentieren stellen ja gerade diese Diskursfähigkeit dar, nach der ich fragte; die anderen drei Punkte hängen zumindest eng damit zusammen.


    Wen es näher interessiert: 2004_10_15-Bildungsstandards-Mathe-Primar.pdf (kmk.org)


    Bei mir wird im Mathematikunterricht der Primarstufe viel diskutiert (so gut unsere SuS es halt können, aber genau deshalb müssen sie es lernen).

    Aber ohne Fishbowl. :_o_)

  • Sorry, ich unterrichte ja weder Mathe noch an der GS, daher kenne ich mich damit nicht aus und habe logischerweise auch noch nie in die entsprechenden Lehrpläne geschaut. Konnte mir nur so auf Anhieb nicht vorstellen, was es da groß zu diskutieren gibt...:weissnicht:

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

Werbung