Einige Fragen zum Förderschullehrer und Studium

  • Moin,


    mein Name ist Nils und ich derzeit bei der Bundeswehr und mache über diese aktuell meine Fachhochschulreife(Soziales) nach und werde voraussichtlich damit im Sommer 2023 durch sein.

    Dann bin ich 29 Jahre alt. Ich habe vergangenen November ein Praktikum an einer GS gemacht. Hat mir viel spaß gemacht und ich kam gut mit dem Kollegium klar und könnte mir vorstellen Lehrer zu werden.


    Aus verschiedenen Gründen könnte ich mir gut vorstellen an einer Förderschule zu lehren: kleinere Klassen, intensivere individuellere Betreuung, weniger Fachlich dafür mehr Pädagogik, anscheinend hoher Mangel FS-Lehrern


    Ich würde gerne in Niedersachsen studieren, der Heimat wegen. Hier studiert man 2 Förderschwerpunkte plus 1 Schulfach. Welche Schwerpunkte wären sinnig zu wählen? Hören/Sehen wäre ich raus da ich mir das nicht vorstellen kann. Lernen wäre ein Fach dass ich wählen würde, beim 2. wäre ich mir nicht sicher. Wäre es schlimm kein Hauptfach zu studieren?

    Reizen würde mich Geschichte, Politik, Erdkunde, vielleicht noch Sachkunde oder Werte und Normen.


    Würde man damit trotzdem einen Job bekommen?


    Falls man dann an einer FS landet als Klassenlehrer, wird man wahrscheinlich sowieso nahezu alles unterrichten korrekt?


    Kann im Ref denn nur ein studiertes Fach geprüft werden? Z.B. dann nur eine Geschichtsunterrichtsstunde Das Ref ist das wovor ich am meisten Schiss hätte. Theoretisch könnte ja nach 6,5 Jahren alles vorbei sein... Bei SoPä hätte ich wenn ich es richtig gelesen zumindest nach dem Bachelor die Qualifikation zum Sonderpädagogen und wäre nicht komplett ohne Qualifikation.



    Kann mir jemand wie so die Durchfallquoten in SoPä sind? Sowohl Studium als auch vor Allem im Ref? Woran liegt es?

    Habe in meinem Praktikum schon Horrorgeschichten gehört dass dort Seminarleiter einen grundlos auf dem Kieker haben und abgesprochene Dinge gerne widerrufen usw.


    Des weiteren, ein Lehrer an einer FS lehrt ja 26,5 h. Schreibt er dazu noch Förderpläne/Gutachten usw? Oder ist das in den 26,5 h mit drin? Wie groß ist der Aufwand für das Schreiben von Förderplänen? Dazu kommt ja wie bei allen Vor und Nachbereiten von Unterricht.


    Das sind erstmal ein Haufen fragen. Ich würde mich freuen wenn man mir einige beantworten könnte.


    Danke und liebe Grüße

  • Ich komme nicht aus Niedersachsen, kann dir aber etwas zum Deputat sagen. Das sind deine zu unterrichtenden Stunden in Vollzeit. Vollzeit sind dann 40 Wochenstunden. Darin ist alles enthalten. Unterricht vor- und nachbereiten, Konferenzen, Elterngespräche, Trimesterpläne, Förderpläne, Zeugnisse, usw.

    Erfahrungsgemäß reichen die 40 Stunden dafür nicht aus. Aber man hat ja die Ferien zum Überstundenausgleich...

    LG Lala

  • mein Name ist Nils und ich derzeit bei der Bundeswehr und mache über diese aktuell meine Fachhochschulreife(Soziales) nach und werde voraussichtlich damit im Sommer 2023 durch sein

    Erstmal willkommen im Forum.

    Was dein geplantes Studium betrifft, solltest du dich zunächst mal informieren, ob du mit FH-Reife überhaupt auf Lehramt studieren kannst. Das könnte sogar klappen, in den meisten Bundesländern brauchst du dafür aber zumindest die fachgebundene Hochschulreife. Ein "Fachabi" reicht dafür nicht.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Erstmal willkommen im Forum.

    Was dein geplantes Studium betrifft, solltest du dich zunächst mal informieren, ob du mit FH-Reife überhaupt auf Lehramt studieren kannst. Das könnte sogar klappen, in den meisten Bundesländern brauchst du dafür aber zumindest die fachgebundene Hochschulreife. Ein "Fachabi" reicht dafür nicht.

    Moin, ja in Niedersachsen ist dies möglich und auf der Seite der Leibniz Universität in Hannover sogar geschrieben dass es mit der FH soziales ein Studium SoPä möglich ist.

  • Moin, ja in Niedersachsen ist dies möglich und auf der Seite der Leibniz Universität in Hannover sogar geschrieben dass es mit der FH soziales ein Studium SoPä möglich ist.

    Ja, da du die Fachoberschule "Soziales" besucht hast, müsste dies möglich sein.

    Auf der Homepage der Leibniz Uni in Hannover steht dazu:

    "Eine erste Übersicht jedoch, welche Studiengänge Sie mit der Fachhochschulreife an der Leibniz Universität studieren können, finden Sie hier:

    • Fachrichtung Technik für alle ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge, für Bachelor und fächerübergreifenden Bachelor Physik, für Bachelor und fächerübergreifenden Bachelor Mathematik, sowie für Bachelor Technical Education
    • Fachrichtung Wirtschaft für Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsingenieur, Sozialwissenschaften und Politikwissenschaft
    • Fachrichtung Verwaltung und Rechtspflege für Rechtswissenschaften
    • Fachrichtung Gesundheit oder Sozialwesen für B.A. Sonderpädagogik
    • Fachrichtung Gestaltung für B.Sc. Architektur, für B.Sc. Landschaftsarchitektur und Umweltplanung"

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Was die (Unterrichts-) Fächer betrifft, solltest du - das finde zumindest ich - eher nach dem gehen, was du unterrichten wirst - ziemlich sicher Mathe und Deutsch. Ich kenne keinen Vollzeitlehrer (Sopäd), der diese Fächer nicht gibt. Die Grundzüge dieser Didaktik kennenzulernen erleichtert das Arbeiten später ungemein. Das dritte Fach kann ja dann dein persönlicher Schwerpunkt sein.

    Zur Fachrichtung (auch wenn man in By nur eine studiert): Das sind schon grundlegend unterschiedliche Richtungen. Bei e und l hast du es halt mit dem Bodensatz der Gesellschaft zu tun, das mag nicht jeder. Bei hören/sehen/körper eher mit "gängigen" oder augenscheinlichen, gesellschaftlich akzeptierteren Behinderungen. G ist wiederum relativ weit weg von richtigen Fächern, da ist viel Lebenspraxis dabei, mit Geographie zB wirste da nicht weit kommen. Sprache ist so was zwischendrin.

    Praktikum im gewählten Bereich ist sehr zu empfehlen.

    Hier in By zumindest landen die meisten Sopäds am Förderzentrum mit viel L, etwas e und generell s (aber für s weder Personal noch Ausbildung noch Zeit).

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Was die (Unterrichts-) Fächer betrifft, solltest du - das finde zumindest ich - eher nach dem gehen, was du unterrichten wirst - ziemlich sicher Mathe und Deutsch.

    Die Diskussion hatten wir im Forum vor nicht allzu langer Zeit schon einmal. Ich finde, man sollte primär studieren, was einen interessiert - unabhängig davon, was man später unterrichten wird, und dass man aus der Didaktik aller Fächer (auch Geographie, auch Chemie, auch Französisch) etwas für den sonderpädagogischen Unterricht mitnehmen kann.

    Ich würde allerdings auch davon ausgehen, dass man im Sopäd.-Studium Grundlagen der Deutsch- und Mathematikdidaktik in jedem Fall belegen muss. Aber das mag bundeslandspezifisch unterschiedlich sein. Es ist ja auch unterschiedlich, ob man ein, zwei oder drei Fächer studiert, ob man auch im Ref. in den Fächern ausgebildet/geprüft wird usw.

    Zur Fachrichtung (auch wenn man in By nur eine studiert)

    Seit 2020 studiert man auch in Bayern zwei Förderschwerpunkte. Den zweiten aber in deutlich geringerem Umfang im Vergleich zum ersten.

    Praktikum im gewählten Bereich ist sehr zu empfehlen.

    Auf jeden Fall. Oder zumindest mal in unterschiedlichen Bereich hospitieren, damit man zumindest einen Eindruck bekommt, wie die Arbeit ist, wenn man noch keine Erfahrungen hat.

    aber für s weder Personal noch Ausbildung noch Zeit

    :_o_(

    Wenn ich da die Praxisbeiträge in Fachzeitschriften gerade aus Bayern lese, bekommt man einen anderen Eindruck. Aber das mögen einzelne "Leuchtturmprojekte" sein.

    Gibt es bei euch keine Kolleg:innen, die Sprache studiert haben? Integriert ihr keine sprachheilpädagogische Förderung in den Unterricht, wenn ihr SuS mit diesem Bedarf habt?

    Kann im Ref denn nur ein studiertes Fach geprüft werden?

    Da musst du dich über die Bedingungen des Vorbereitungsdienstes in deinem Bundesland informieren. Hier ist es so, dass für das Ref. die studierten Fächer eigentlich egal sind - man kann die Lehrproben auch in anderen Fächern machen und auf meinem Staatsexamenszeugnis stehen auch nur meine Förderschwerpunkte. Das ist aber anderswo anders.

    nach dem Bachelor die Qualifikation zum Sonderpädagogen

    "Sonderpädagoge" ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Mit dem Bachelor in Sonderpädagogik hast du genau das: einen Bachelor in Sonderpädagogik. Damit gibt es natürlich auch außerschulische Möglichkeiten. Wie attraktiv diese sind (und wie viel Konkurrenz bei den attraktiveren Stellen), ist eine andere Frage.

    Des weiteren, ein Lehrer an einer FS lehrt ja 26,5 h. Schreibt er dazu noch Förderpläne/Gutachten usw? Oder ist das in den 26,5 h mit drin? Wie groß ist der Aufwand für das Schreiben von Förderplänen? Dazu kommt ja wie bei allen Vor und Nachbereiten von Unterricht.

    Das ist wieder eine Frage, die so pauschal nicht zu beantworten sind, da die Bedingungen sich je nach Bundesland, Schule, Setting, Deputat erheblich unterscheiden können. Prinzipiell musst du natürlich damit rechnen, auch in der Inklusion eingesetzt zu werden. Gerade in Niedersachsen werden meines Wissens relativ viele SuS mit Förderbedarf inklusiv unterrichtet. Für deine Tätigkeit könnte das bedeuten: weniger klassischer Unterricht, dafür mehr Diagnostik, Beratung, Einzel- oder Kleingruppenförderung und natürlich Dokumentation. Aber du kannst natürlich auch in einer Förderschule mit allen deinen Stunden (in einer Klasse oder mehreren) eingesetzt werden. Oder irgendwas dazwischen.

  • Plattenspieler : Danke für die By-Info!

    Propädeutik in einer andren Fachrichtung hatten wir schon, das war aber in der Regel 1-2 Seminare und 1 Vorlesung oder so, ich hatte damals L als Hauptfach und V in Prop (und DaZ als Erweiterung).


    Zur Sprachförderung: An meiner alten Schule gab es Sprachförderung, an meiner neuen nicht. Ich hab nie nachgefragt, warum. Gibt jetzt deutlich verhaltensauffälligere Schüler, vielleicht binden die die Kapazitäten (das würde mir jetzt einleuchten). Oder die SL legt weniger Wert drauf.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

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