Work life Balance als Lehrer

  • Liebe Kolleg:innen,


    Immer mehr rückt der Terminus „work life balance“ in den Vordergrund. Gerne würde ich von euch wissen, wie ihr das seht:

    Hat ein (Vollzeit) Lehrer eine „vernünftige“ W/L-Balance? Sind Lehrer im Vergleich zu anderen Berufen schlechter dran?


    Bitte gebt eure Schulart mit an…


    Danke!

    Camaro

  • Hallo Bolzbold,


    Vielen Dank! Ich habe mich durch diverse Foren schon gearbeitet, aber so wirklich beantwortet sehe ich meine Frage noch nicht. Sicherlich, der ein oder andere Charakter neigt zu Perfektionismus und macht sich kaputt… aber wie sieht es der Durchschnittlich?

    Hat man als Lehrer “Zeit zum Leben”?

  • Camaro19

    Trotz der vielen offenen Baustellen, die die Politik in diesem System geschaffen und hinterlassen hat, hängt Deine persönliche Work-Life Balance zu 80% von Dir selber ab. Sei Die bewußt Du kannst nicht alles haben. Wenn Du professionell arbeitest mußt Du Dir als erstes Bewußtsein, dass Du nur die Qualität produzieren kannst, die Dein Arbeitgeber gewillt ist zu bezahlen. Wenn Du optimale Qualität willst geht das zu Lasten Deiner W/L Balance. Wenn Du also mit Paretto leben kannst, alles in Ordnung, falls nicht hast Du ein Problem.


    Und noch eins, es wird nicht wenige KollegInnen geben, die Dich schräg ansehen, wenn Du nicht für die totale Selbstausbeutung bist; damit muss Du ggf. umgehen können.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Und noch eins, es wird nicht wenige KollegInnen geben, die Dich schräg ansehen, wenn Du nicht für die totale Selbstausbeutung bist; damit muss Du ggf. umgehen können.

    Dann würde ich aber dringend an eine Schule wechseln, an der die Selbstausbeuter die Minderheit stellen.

  • state_of_Trance

    Mich trifft das Problem nicht, da ich nur noch mit wenigen Deputatstunden im Unterricht eingesetzt werde. Ich mache jedoch die Beobachtung, dass diese Spezies gerade in meiner Schulform gehäuft in freier Wildbahn anzutreffen ist:traenen:

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

    • Offizieller Beitrag

    Dann würde ich aber dringend an eine Schule wechseln, an der die Selbstausbeuter die Minderheit stellen.

    Richtig. Aber das kann dauern - und die Schule kann man sich nicht unbedingt aussuchen. Und wer weiß schon wirklich, wie ein unbekanntes Kollegium tickt...?

  • Wie immer im Leben ist es eine Optimierungsaufgabe.


    Ich halte mit da an Pareto, denn 100% sind nicht zielführend.


    W/L Balance ist für mich soweit also in Ordnung.


    Und noch eins, es wird nicht wenige KollegInnen geben, die Dich schräg ansehen, wenn Du nicht für die totale Selbstausbeutung bist; damit muss Du ggf. umgehen können.


    Du hast einfach die falsche Schulform gewählt ;) Aber hier sieht man mal wieder, dass viele die Begriffe Arbeit, Leistung und Wirkungsgrad nicht verstanden haben.

  • Sind Lehrer im Vergleich zu anderen Berufen schlechter dran?

    Was willst du dann hier hören? Ja, vielleicht, nein. Kommt drauf an. Vielleicht für dich und den Peter, aber ich und die Erika empfinden das anders. Ist dein Leben besser als Bundeskanzler, Reinigungskraft oder Kampftaucher? Keine Ahnung.

  • s3g4

    Du hast insoweit Recht, als das wir das höchste Stundendeputat verbunden mit einem sehr schlechten Schüler / Lehrerverhältnis haben. Hinzu kommt, dass jeder Förderpädagoge sich natürlich dreimal überlegt bei uns mit 28 h zu arbeiten, wenn er anderswo für das gleiche Geld nur 25,5 h arbeiten muss.

    An alle Deutschlehrer:
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  • Ja, absolut in Ordnung. Angefangen damit, dass wir einen erheblichen Teil der Arbeit von zu Hause erledigen können und hierbei nicht an feste Zeiten gebunden sind (quasi ein Homeoffice ohne Kernarbeitszeit). Wir haben die Möglichkeit, auch in der Winterhälfte zu Zeiten an die frische Luft zu kommen, wenn es noch hell ist. Wir haben im Normalfall auch unter der Woche an mehreren Tagen die Möglichkeit, nachmittags private Dinge zu erledigen und einen Teil der Arbeit flexibel vor- oder nachzuarbeiten.

    Davon abgesehen haben wir im Sommer einen großen Block an Freizeit, in dem wir wirklich die Möglichkeit haben, abzuschalten, weil der Laden eben in dieser Zeit mehr oder weniger stillsteht. Anders als in Unternehmen, wo nach dem Urlaub mehrere 100 Mails warten und man eben deshalb trotz Urlaub regelmäßig gedanklich bei der Arbeit ist.


    Es hängt aber auch viel davon ab, wie gut man selbst organisiert ist und wie gut man mit der eigenen Freiheit umgehen kann.

    • Offizieller Beitrag

    Davon abgesehen haben wir im Sommer einen großen Block an Freizeit, in dem wir wirklich die Möglichkeit haben, abzuschalten, weil der Laden eben in dieser Zeit mehr oder weniger stillsteht. Anders als in Unternehmen, wo nach dem Urlaub mehrere 100 Mails warten und man eben deshalb trotz Urlaub regelmäßig gedanklich bei der Arbeit ist.

    Wichtigste Erkenntnis meiner aktuellen Zeit außerhalb der Schule.
    Urlaub könnte nett sein (ist auch ;) ), ich brauche mindestens 3 Tage, um die Mails einer Woche Urlaub wieder zu sortieren und zu beantworten. neben dem laufenden Geschäft je nachdem wird es eine Woche.

  • MarcM

    Und es kommt auf die Fähigkeit an Nein zu sagen, sonst gelangt man sehr schnell in eine Burnout Spirale. Deswegen kann ich jedem nur raten seine Arbeitszeit einem Monitoring zu unterziehen.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Ich hatte in den letzten Wochen den Spezialfall "Krankheit".


    Am Anfang bearbeitete ich noch parallel Mails und leitete eine digitale Konferenz. Als ich das eher nebenher meiner Ärztin erzählte, erklärte sie mir sehr bestimmt, dass sie mich dann nicht mehr krank schreibt, ich solle nichts mehr für die Schule machen und mich auf meine Gesundung konzentrieren.


    Das tat ich auch und höre nun, dass Kollegen sich geärgert haben, dass ich im Krankenstand nicht weitergearbeitet habe (Mails, Digitalsitzungen).


    Zum Thema: Dass einige inzwischen krankgeschrieben weiterarbeiten, bzw. dies erwartet wird, ist eine böse Falle in Richtung Work-Life Balance und Burnout.

  • German

    Krank ist krank. Man kann als Arbeitnehmer Ausnahmen machen, aber nur wenn sie der eigenen Gesundung nicht Entgegenstehen. Die Erwartungshaltung des Kollegiums geht gar nicht. Wenn ich die Aussagen von state_of_Trance richtig deuten, solltest Du schleunigst die Schule wechseln. Oder eben doch, die bösen Blicke aushalten😀

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

    • Offizieller Beitrag

    chemikus08


    Ich würde mittlerweile soweit gehen, das auf einer Lehrerkonferenz offen anzusprechen, auch wenn ich mich damit unbeliebt machen würde. Denn gerade diese Dynamik und diese Automatismen sind es, die einen über die eigenen Grenzen gehen lassen. Und letztlich ist man selbst der/die einzige, der/die dann den Preis dafür bezahlt. Das kann ich aus eigener Erfahrung berichten.

  • Davon abgesehen haben wir im Sommer einen großen Block an Freizeit, in dem wir wirklich die Möglichkeit haben, abzuschalten, weil der Laden eben in dieser Zeit mehr oder weniger stillsteht. Anders als in Unternehmen, wo nach dem Urlaub mehrere 100 Mails warten und man eben deshalb trotz Urlaub regelmäßig gedanklich bei der Arbeit ist

    Komisch, genau diesen Aspekt der "normalen" Schule vermisse ich am allerwenigsten.

    Klar, sechs Wochen frei wäre immer gut. Aber ich genieße es hier an der Klinikschule sehr, dass ich nach dem Urlaub in einen Betrieb zurückkomme, der eben nicht stillgestanden hat und der nicht in den ersten Tagen von einer Mischung aus allgemeinem Nachurlaubsfrust, riesigem Organisationsbedarf und sozialen Herausforderungen (neue Klassen, neue Kollegen etc.) geprägt ist, sondern wo ich dort weitermachen kann, wo ich aufgehört habe.

    Dir Mailflut ist ärgerlich, klar. Aber ein großer Teil davon hat sich meist durch Zeitablauf erledigt.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Das tat ich auch und höre nun, dass Kollegen sich geärgert haben, dass ich im Krankenstand nicht weitergearbeitet habe (Mails, Digitalsitzungen).

    Ich würde mittlerweile soweit gehen, das auf einer Lehrerkonferenz offen anzusprechen, auch wenn ich mich damit unbeliebt machen würde.

    Das hat bei uns tatsächlich in einer Lehrerkonferenz ein Kollege gemacht nachdem immer mehr (vor allem junge KollegInnen) trotz Krankmeldung Vertretungsaufgaben geschickt haben.

    Da hat die Schulleitung genau das gesagt: Krank ist Krank. Wer krank ist, der wird wieder gesund und kommt erholt wieder.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

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