Langer Fahrtweg... Versetzung nach Baden-Württemberg als Fachlehrer aus Bayern möglich?

  • Meiner Meinung nach kann man dir (und deinem Mann) nur einen echten, ad hoc umsetzbaren Rat geben, goldteacher: Beißt in den sauren Apfel und führt für die nächsten Jahre eine Wochenendehe. Bei 120 km einfacher Strecke sind es nicht nur ca. 500 € Benzinkosten, die Du im Monat auf der Straße lässt. Es sind auch ca. 60-80 Stunden Lebenszeit, von den Kosten fürs Auto (Verschleiß, Wartung, frühere Neuanschaffung) mal ganz abgesehen.

    Ich war während meines Referendariats Wochenendpendler, weil man ja ohne Sozialpunkte quer durchs ganze Bundesland geschickt wird. Damals waren es ca. 180km einfache Strecke. Mein ernstgemeinter Tipp: Ich würde rückblickend betrachtet die Strecke jeden Tag fahren und nicht die Wochenendpendelei anfangen, auch wenn ich damals Wochenendpendler war. Klar mag man 500€ bei den Treibstoffkosten sparen, aber dafür braucht man dann auch einen Zweitwohnsitz inkl. der Zweitwohnsitzsteuer, den doppelten GEZ-Gebühren und dem ganzen Kram der da dran hängt. Ich habe es 2 Jahre gemacht, nie wieder!!!


    Außerdem braucht man noch zwei Büros. Ich hatte mir z.B. damals sämtliche Bücher doppelt gekauft etc., weil ich nicht jeweils freitags und sonntags abends mit dem kompletten Büro umziehen konnte.


    Das ganze Sozialleben bleibt bei der Wochenendpendelei auf der Strecke, das kann ich aus leidvoller ERfahrung berichten, weil man z.B. unter der Woche nicht in dem Sportverein trainieren kann, mit dem es damm am Wochenende in den Wettkampf geht. Die Freunde verliert man dabei auch alle, eben weil man für den alten Freundeskreis nur noch am Wochenende und für den neuen Freundeskreis nur noch unter der Woche zur Verfügung steht. Letztlich könnte man sogar formulieren: Wo eine Fernbeziehung ist höchstwahrscheinlich dann doch der Anfang vom Ende, also vom Ende der Beziehung.


    Wie gesagt, ich fahre seit 9 Jahren 120km einfache Strecke täglich und werde das auch weiter fortführen, sollte der Dieselpreis auf 3€/Liter steigen. Der ÖPNV hilft mir auch nicht, zum Einen ist der noch teurer und zum Anderen sind die Fahrzeiten unmöglich. So früh morgens, wie ich es bräuchte, fährt noch nichts.

  • und werde das auch weiter fortführen, sollte der Dieselpreis auf 3€/Liter steigen

    Dir glaube ich das gern. Im übrigen bewundere ich jede, die nach 120 km Autofahrt und der im Lehramt üblichen Homeoffice-Zeit noch so etwas wie ein Sozialleben jenseits des Sofas gebacken bekommt. Ob da nicht meist der Wunsch Vater des Gedankens ist?

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Beißt in den sauren Apfel und führt für die nächsten Jahre eine Wochenendehe.

    Genau daran habe ich auch gedacht, bevor ich deinen Post gelesen habe. Meine erste Stelle sollte zunächst auch 80 km von meinem Wohnort entfernt sein und ich hatte vorgehabt, mir dort ein kleines Zimmer zu mieten für die Woche. Allein schon als Berufsanfänger, wo man einfach viel mehr Zeit braucht für die Vorbereitungen statt die Zeit mit dem Pendeln zu verbringen... Und für die Ehe muss das gar nicht unbedingt so schlecht sein ;) Außerdem kann man an Tagen, wo vielleicht nicht so viel los ist oder man eher Schluss hat, immer auch nochmal unter der Woche spontan heim fahren.

    (In meinem Fall hatte sich das dann aber erledigt, da ich doch noch auf den letzten Drücker eine Stelle am Wohnort bekam.)

  • Ich war während meines Referendariats Wochenendpendler,

    Ich auch; mehr oder weniger: Ich bin während des Ref an meinen Schulort (der damals auch mein Seminarstandort war) gezogen, aber am Wochenende und in den Ferien oft nach Hause zu meinem Vater gefahren (es war allerdings nur eine Entfernung von 130 km). Das hat recht gut geklappt.

    Das ganze Sozialleben bleibt bei der Wochenendpendelei auf der Strecke

    Nein, meines ist nicht auf der Strecke geblieben. Ich hatte weiterhin meinen Bekanntenkreis in und in der Nähe meines Heimatorts und im ebenfalls nahegelegenen Studienort, mit denen ich mich eben getroffen habe, wenn ich zuhause war. Mit meinen Mitrefis habe ich unter der Woche des Öfteren was unternommen oder halt an den Wochenende oder Ferientagen, wo ich nicht nach Hause gefahren bin.

    Die Freunde verliert man dabei auch alle, eben weil man für den alten Freundeskreis nur noch am Wochenende und für den neuen Freundeskreis nur noch unter der Woche zur Verfügung steht.

    Nein, siehe oben. Was ist denn daran schlimm, wenn man an verschiedenen Tagen unterschiedliche Freund*innen trifft? Dabei muss doch nicht automatisch die Freundschaft auf der Strecke bleiben! Berufsbedingt treffe ich mittlerweile sowieso die meisten aus meinem Bekanntenkreis nur noch am Wochenende; unter der Woche hat zumindest in meiner Bekanntschaft eh kaum jemand Zeit und Lust abends noch großartig was mit Freund*innen zu unternehmen.

    Mit meiner "Clique" der ehemaligen Mitrefis (sechs Personen) bin ich übrigens auch noch immer befreundet und wir treffen uns ca. zweimal pro Jahr.

    Wo eine Fernbeziehung ist höchstwahrscheinlich dann doch der Anfang vom Ende, also vom Ende der Beziehung.

    Ich kenne mehrere Paare, die jahrelang eine Fernbeziehung geführt haben und die heute noch zusammen sind. Als mein Lebensgefährte und ich zusammenkamen (gerade hatten wir 15. Jahrestag!), wohnten wir ca. 70 km auseinander (über Bundes- und Landstraßen war das eine Fahrzeit von einer Stunde), so dass wir uns nur an den Wochenenden gesehen haben. Diese Wochenendbeziehung haben wir 2,5 Jahren geführt und sind dann zusammengezogen; wir haben nun eine Fahrtstrecke von 28 km (mein Lebensgefährte) und 48 km (ich) zur unseren Arbeitsstellen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Bei Plattyplus musst du immer dran denken das persönliche Drama und den Plattyübertreibungsfaktor erst abzuziehen, ehe du darauf reagierst Humblebee . Ohne diesen zusätzlichen Plattyfaktor ist das genau genommen nämlich einfach nur ein flammendes Plädoyer eines überzeugten Autofahrers, der sich seine Autobahnkilometer nicht nehmen lassen würde- vorausgesetzt er darf einen Diesel oder maximal Benziner dabei fahren und muss nicht etwa auf alternative Antriebsformen umsteigen. :tanz:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mein ehemaliger Deutschlehrer am Gym wurde Schulleiter ca. 150km von seinem Wohnort (und bisherigen Arbeitsort) entfernt. Er hat sich dort eine Wohnung genommen (ein Zimmer täte es als einfacher und junger Lehrer sicher auch) und wurde Wochenendependler. Er teilte seiner neuen Schule mit, dass er von Montagmorgen bis Freitagnachmittag stets zur Verfügung stünde, alles machen würde, quasi nie nein sagen würde, dafür möge er aber von Freitagnachmittag bis Sonntagabend/Montagfrüh von der Schule befreit sein.

    Hat der mehrere Jahre (Jahrzehnte?) bis zur Pensionierung so gemacht. Er wusste, das Wochenende ist frei, die andren wussten, unter der Woche hat er immer Zeit.

    Ich mein, so krass musst du es ja nicht machen, aber unter der Woche in einem Untermietzimmer alles erledigen und Freitagmittag frei zum Liebsten fahren und ein richtig freies Wochenende genießen...?

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Wenn du dich selbst dafür entscheidest, bekommst du kein Geld...

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • vorausgesetzt er darf einen Diesel oder maximal Benziner dabei fahren und muss nicht etwa auf alternative Antriebsformen umsteigen

    Ich würde schon umsteigen, wenn es denn brauchbare E-Autos geben würde. Brauchbar heißt für mich, daß der Wagen auch unter worst case Bedingungen im Winter 250-Autobahn Kilometer schafft und zwar ohne im Windschatten hinter einem LKW zu hängen und das der Wagen über eine Anhängerkupplung verfügt, mit der man auch wirklich etwas ziehen kann, die also nicht nur als Stütze für einen Fahrradträger taugt. Ach und bitte kein SUV sondern ein "normales Auto". Derweil ist da bei mir das Tesla Model 3 leider noch konkurrenzlos. Die deutsche Autoindustrie hat da nichts anzubieten. Der VW id.3 hat einen zu kleinen Akku und verfügt nur über eine Anhängerkupplung, mit der man keinen Anhänger ziehen darf sondern der nur als Montagegepunkt für einen Fahrradträger dient. Der Rest ist entweder SUV oder viel zu teuer, wie z.B. ein Audi e-tron GT.


    Jetzt noch die Zusicherung vom Energieversorger, daß ich daheim auch mit 22kW laden darf und nicht bloß mit 11kW und das Gesamtpaket wäre stimmig.


    Warum ich so auf die Reichweite achte: Weil der VW e-up meines Kollegen im Winter mal eben die hälfte seiner Reichweite einbüßt, wenn die Außentemperaturen unter 0°C gehen. Also auch unter solchen Bedingungen muß der Wagen 250km schaffen, um für mich alltagstauglich zu sein.


    Ach Quatsch, Platty würde viel lieber fliegen:)

    Könnte was dran sein. Überm Ruhrgebiet ist das ja praktisch unmöglich, weil dank der drei großen Flughäfen (Köln/Bonn, Düsseldorf, Dortmund) der untere Luftraum mehr oder minder komplett zu ist für die Privatfliegerei. Wenn man dort hin geschickt wird, ist das also quasi so, als würdest du einen Bayer, der privat gerne Ski läuft, nach Hamburg verfrachtest. ;)


    Dazu kommt dann noch die fehlende Lebensqualität. Mein Referendariat hatte ich in so einer Gegend:

    https://commons.wikimedia.org/…oto3_2013-07-28_10.36.jpg


    Als mich da damals die Kollegen gefragt haben, was mir an der Gegend nicht gefällt, war meine Antwort nur: "Hier müßte man erst einmal mindestens jedes zweite Haus dazwischen weg reißen, besser noch mehr, um überhaupt erst einmal Luft zu bekommen."


    Nee Leute, Lebensqualität sieht anders aus, als da auch nur die Abende unter der Woche verbringen zu müssen.

  • Ich würde versuchen, durch ein Nachstudium in Ba-Wü die gleichen Voraussetzungen zu schaffen. Bei mir war es früher so, dass man eher die Chance hatte von Bayern nach Ba-Wü zu kommen als umgekehrt. Als Verheirateter wird man nicht Verheirateten vorgezogen (Familienzusammenführung), so war es zumindest früher. Täglich so viel zu fahren ist der Wahnsinn! Ich habe die Hin- und Herfahrerei 4 Jahre lang mitgemacht (2 Stunden Fahrzeit)- allerdings nur an den Wochenenden und in Ausnahmefällen einmal unter der Woche.

    Bei mir war nicht die unterschiedliche Ausbildung (meine wurde ohne Zusatzausbildung anerkannt), sondern eher das Problem, dass man von Ba-Wü nach Bayern mit einer gewissen u.U. ein paar Jahre langen Wartezeit auch als Verheirateter rechnen musste. Letztendlich hat es bei der 2. Bewerbung geklappt, denn Bayern hatte Lehrermangel und nahm ausnahmsweise mehr Lehrer als es abgegeben hatte.

    Je weiter du südlich ins Allgäu gehen willst, desto eher kommst du hin, denn in Schwaben ist der Süden und die Grenze zu Ba-Wü (Ulm und südlicher) nicht so beliebt. Viele Junge, die nicht einheimisch sind, wollen da wieder weg. Insgesamt ist so oder so Lehrermangel, ich könnte mir schon vorstellen, dass du irgendwo unterkommst, vielleicht auch an einer Privatschule wie CDL vorgeschlagen hat.

    Wir hatten uns damals als vorübergehende Notlösung einen Wohnort in der Mitte überlegt, das wäre ungefähr die Landesgrenze gewesen, aber mir wäre da die tägliche Fahrt zur der damaligen Schule zu lange gewesen.

    Darüber hinaus hatte ich mich vorsorglich über den Bedarf an den in Frage kommenden Schulämtern in Grenznähe erkundigt, die hätten mich gerne genommen (Lehrermangel, keiner wollte in die Pampa), da wäre zumindest mein Arbeitsweg kein Problem gewesen.

    Mein Mann war beruflich noch eher örtlich festgelegt als ich, wir hätten versucht, ob er einen beruflichen Standort näher zu mir bekommt - das wäre die nächste Idee gewesen. Eine Option wäre noch eine Privatschule gewesen, aber da dachte ich damals, dass nur Montessori oder Waldorf ginge, was wiederum 2-3 Jahre lang Fortbildungen an Wochenenden bedeutete.

    Wie du siehst, habe ich früher fast alles in Erwägung gezogen, was dir jetzt hier vorgeschlagen wurde und es hat sich, obwohl es erst schlecht aussah, eine Lösung aufgetan. Geholfen hat mir damals, mit kompetenten Leuten zu sprechen und nicht auf Gerüchte zu hören, denn da gab es viele. Ich hatte mich damals um einen Termin bei einem Referenten für das Ländertauschverfahren im Kultusministerium By bemüht und wir bekamen dort kompetente, sachliche Auskunft. Ich weiß allerdings nicht mehr, wie ich auf die Idee kam, an dieser Stelle nachzufragen. Du könntest vielleicht über die GEW Ba-Wü am besten herausfinden, wer dir zu deinem Problem eine wirklich zuverlässige Auskunft geben und dir Lösungsmöglichkeiten aufzeigen kann.

  • Ach na ja … Direkt an der Hochstraße würde ich auch nicht wohnen wollen. Aber ich vermute, wenn du bei dir ausgerechnet die Ecken fotografierst, wo man für 4 bis 6 € je Quadratmeter wohnt, sieht es dort auch nicht besonders hübsch aus.


    Diese Ecke ist gute 10 Kilometer von deinem Foto entfernt:



    Bis hierhin sind es ungefähr 2 Kilometer:



    Aber klar, wenn einem daran gelegen ist, im Umkreis von 120 Kilometern nur lockere Wohnbebauung zu haben, ist das Ruhrgebiet raus.

  • Ich würde schon umsteigen, wenn es denn brauchbare E-Autos geben würde. Brauchbar heißt für mich, daß der Wagen auch unter worst case Bedingungen im Winter 250-Autobahn Kilometer schafft und zwar ohne im Windschatten hinter einem LKW zu hängen und das der Wagen über eine Anhängerkupplung verfügt, mit der man auch wirklich etwas ziehen kann, die also nicht nur als Stütze für einen Fahrradträger taugt.

    Ehrlich gesagt war mir das überhaupt nicht bewusst bisher, dass dem so ist mit der Anhängerkupplung. Habe aber gerade nachgelesen, dass das an unserem Zoe auch so wäre, dass Zuglast nicht erlaubt ist und das klang so als ob das generell bisher bei den Autos so wäre.


    Ja, dann fallen leider manche Sachen wirklich raus, das verstehe ich.

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