Fragen zum Seiteneinstieg Mathematik und Physik in NRW (OBAS)

  • Hallo zusammen,


    ich habe das Forum vor einiger Zeit bei meiner Recherche zum Seiteneinstieg gefunden und mit Interesse verfolgt.


    Ich habe Mathematik mit Nebenfach Physik studiert (B.A. Mathe/Physik, M.Sc. Mathe mit Nebenfach Physik), arbeite derzeit an der Uni und habe in den letzten Jahren zwischen 2 und 6 Semesterwochenstunden unterrichtet. Dabei habe ich festgestellt, dass mir die Arbeit mit den Studierenden besonders am Herzen liegt. Da eine weitere Universitätskarriere immer auch Forschung beinhaltet und die Lehre dabei nicht selten in den Hintergrund tritt, erwäge ich den Seiteneinstieg in den Lehrberuf; Sekundarstufe II am Gymnasium, im besten Fall mit Verbeamtung.


    (1) Ist mein Wunsch realistisch? Habe ich zurzeit in klassischen Schulfächern überhaupt eine Chance auf einen Seiteneinstieg?


    Das Stellenangebot in LEO bzw. LOIS hat meinem anfänglichen Enthusiasmus einen erheblichen Dämpfer versetzt. Stellenangebote an Gymnasien, die auch für Seiteneinsteiger geöffnet sind, habe ich kaum gefunden. Ersatzschulen, darunter Berufskollege und Waldorfschulen, bieten manche Stellen in Mathematik und Physik an.


    (2) Macht es einen Unterschied an einer Ersatzschule einzusteigen? Gibt es da Nachteile?


    (3) Legt man sich bereits zu Beginn auf eine Schulform fest? Angenommen ich würde an einem Berufskolleg (Ersatzschule) eine Stelle finden und dort gemäß OBAS für die Sekundarstufe II ausgebildet. Könnte ich dann später an ein Gymnasium wechseln und verbeamtet werden?


    (4) Ich bin derzeit etwas ratlos. Soll ich den Tipp aus dem Thread von Karman befolgen und Schulen anschreiben? Oder hat das im Falle von Gymnasien keinen Sinn?


    Ich bin für jede Antwort und Empfehlung dankbar.


    Viele Grüße

    BenS


    PS Ich bin heute unterwegs und werde erst am Abend auf Rückfragen eingehen können. Schonmal vielen Dank!

  • Wenn deine ECTS-Punkte für Mathe UND Physik reichen bei der Anerkennung wirst du mit Kusshand genommen im gymnasialen Bereich und viel Auswahl haben. Ich kenne NRW nicht gut genug, womöglich istaber gerade schlichtweg keine Haupteinstellungsrunde offen und deshalb wenig ausgeschrieben für diese Fächer oder es ist zu unwahrscheinlich jemanden dafür zu bekommen, so dass viele Schulen die Kombi nicht ausgeschrieben haben. Finde heraus, ob deine Punkte für beide Fächer reichen werden bei der Anerkennung und wenn ja, nimm Kontakt mit Schulen auf, die dich interessieren, ob sie Bedarf haben und für dich eine Seiteneinstiegsstelle ausschreiben würden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mathematik und Physik ist eine gute Kombi. Such' dir eine Schule aus und nehme mit dieser Kontakt auf. Neben Gymnasien könnten (technische) Berufskollegs interessant sein. In NRW gibt es auch noch Gesamtschulen.


    Ob die allgemeinbilden Schulen gerne reine Sek-II-Stellen ausschreiben, weiß ich nicht. BK ist auf jeden Fall nur Sek II. Allerdings in unterschiedlichen Bildungsgängen auf unterschiedlichem Niveau.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Soll ich den Tipp aus dem Thread von Karman befolgen und Schulen anschreiben?

    Oder du rufst da an. Bewerberinnen mit so einer Fächerkombi werden oft direkt zur Schulleiterin durchgestellt.

  • Am BK hättest du eine Chance.

    Wann hast du denn geguckt? Jetzt gerade wird niemand eingestellt, die nächsten Stellen kommen erst noch wieder.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Zu 1: Ja! Meine Mit-Referendare sind z.T. direkt an der Schule behalten worden, ich persönlich hätte eine noch größere Auswahl gehabt, wenn ich Mathe statt Physik gehabt hätte. Meine Fachkollegen sind beide Mathematiker. Ich persönlich war der einzige Regelbewerber auf meine jetzige Stelle. Tatsächlich aber findest du im Moment weniger Stellen, die meisten Stellen werden zum 1.2. oder 1.8. ausgeschrieben, zu den Halbjahreswechseln.


    Zu 2: Wenn sie die Verbeamtung anbieten, sehe ich da keinen Unterschied. Wichtig: Ein Berufskolleg ist KEINE Ersatzschule, sondern eine Regelschule! Mit deinen Fächern wirst du in allen Bereichen eingesetzt werden, mit Ausnahme ganz spezieller Techniker-Ausbildungen oder Berufsschul-Ausbildungen.


    Zu 3: Als OBAS bist du in jedem Fall 5 Jahre an die Schule gebunden. Ansonsten sind Schulformwechsel immer schwierig, wenn nicht formal, dann zumindestens inhaltlich.


    Zu 4: Auch an Gymnasien kann das Sinn machen. Physik und Mathe ist eine durchaus gefragte Option.

  • Fehlende Stellenausschreibungen in diesem Bereich sind nicht unbedingt auf fehlenden Bedarf zurückzuführen - selbst, wenn gerade die Zeit für Einstellungsrunden ist. Wir schreiben Stellen in vielgefragten Fächern i.d.R. nur aus, wenn wir auch Bewerber an der Hand haben, die dafür in Frage kommen. Ansonsten kann es passieren, dass man als Schule bei der ersten Runde leer ausgeht, auch die "2. Wahl" dann bereits vom Markt ist und man in der nächsten Runde nur noch "3. Wahl" hat.


    Insofern kann ich nur empfehlen, mit Wunsschulen Kontakt aufzunehmen und sich schon einmal vorzustellen und ggf. initiativ zu bewerben.


    PS: Den Jargon "x. Wahl" benutzen wir nicht und ist nicht auf die Personen selbst, sondern eher auf die Passung der Fachkombinationen zum eigenen Bedarf bezogen. Mal als Beispiel: Ich will als Schule unbedingt Kunst oder Physik besetzen, weiß aber, dass die einzige Kunstbewerberin in der Region noch 3 andere Schulen vorfinden wird. Ich könnte andererseits auch gut mit z.B. En/Powi leben, da ich dann durch interne Umbesetzung dennoch Kunst abdecken kann. Bevor ich also in der Hauptrunde mit 3 anderen Schulen um eine Kunstbewerberin kämpfe, schreibe ich doch lieber En/Pw aus und laufe nicht Gefahr, sonst in der Zweitrunde nur noch z.B. De/Ge einstellen zu können. Das sieht anders aus, wenn die Kunstbewerberin vorher bereits signalisiert hat, kommen zu wollen.

  • (...)

    PS: Den Jargon "x. Wahl" benutzen wir nicht und ist nicht auf die Personen selbst, sondern eher auf die Passung der Fachkombinationen zum eigenen Bedarf bezogen. Mal als Beispiel: Ich will als Schule unbedingt Kunst oder Physik besetzen, weiß aber, dass die einzige Kunstbewerberin in der Region noch 3 andere Schulen vorfinden wird. Ich könnte andererseits auch gut mit z.B. En/Powi leben, da ich dann durch interne Umbesetzung dennoch Kunst abdecken kann. Bevor ich also in der Hauptrunde mit 3 anderen Schulen um eine Kunstbewerberin kämpfe, schreibe ich doch lieber En/Pw aus und laufe nicht Gefahr, sonst in der Zweitrunde nur noch z.B. De/Ge einstellen zu können. Das sieht anders aus, wenn die Kunstbewerberin vorher bereits signalisiert hat, kommen zu wollen.

    Bzw. die Ausschreibung wird dann so formuliert, dass klar wird, dass bevorzugt Bewerber:innen mit in dem Fall Kunst eingestellt werden würden (das sind dann oftmals beliebig-beliebig-beliebig- Ausschreibungen oder solche, mit höchstens einer Fachvorgabe) , damit man diese im Zweifelsfall auch bei schlechteren Noten bevorzugen kann gegenüber anderen Bewerber:innen mit weniger benötigten Fächern, aber besseren Noten. Das haben wir für die aktuelle Ausschreibungsrunde auch so gehalten, dass unsere beiden Ausschreibungen einmal eine Fachvorgabe hatten plus beliebig-beliebig und im zweiten Fall komplett ohne Fachvorgabe war, in beiden Fällen dann aber eben ergänzt um unsere absoluten Mangelfächer, die zu einer bevorzugten Einstellung führen würden, die wir aber mutmaßlich nicht bekommen werden, weshalb sie nicht direkt ausgeschrieben werden, um die Ausschreibung nicht totlaufen zu lassen. (Tatsächlich ist das aber vielen Lehrkräften nicht klar, warum man an der Stelle nicht das gesuchte Fach ausschreibt, das gab- mal wieder- eine kurze Debatte in der GLK und war erklärungsbedürftig, ehe es zur Abstimmung kam.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • BenS


    Ich habe eine änhliche Karriere hinter mir. Forschung war auf Dauer nicht optimal und Lehre machte mehr Spaß. Ich dachte dann, was für eine tolle Erklärerin ich doch bin. Das wurde mir auch von allen Seiten zurückgemeldet.


    An der Schule wunderte ich mich dann einigermaßne, dass die dort erwartete Didaktik doch etwas anderes ist. Ein wenig hat mir die akademische Lehrerfahrung geholfen, aber ich musste noch viel lernen.


    Da kommen also noch mal zwei stressige Jahre auf dich zu. Trotzdem (oder gerade deswegen): viel Spaß und viel Erfolg.

  • Wie andere schon geschrieben haben, solltest du dir einige Schulen aussuchen, dort anrufen, dir die Schulen zeigen lassen und mit den Schulleitungen reden. Auch ein Anruf in der Bezirksregierung könnte dir helfen herauszufinden, wo die Möglichkeit besteht unterzukommen.

    Probleme irgendwo unterzukommen wirst du nicht haben.

  • Wenn du ans Gym gehst, kannst du allerdings "Sek 2" bzw. "vorrangig Sek 2" vergessen.


    Die "jungen" Leute kriegen sehr häufig erstmal Klasse 5/6 und aufwärts in Mathe bzw. 7/8 und aufwärts in Physik.

    Mehr als einen LK und 1-2 GKs pro Jahrgang gibt es selten und das machen dann die "erfahrenen" Kollegen.


    Außer man ist in der Physik halt ne One-(Wo)Man-Show, was für den Einstieg vielleicht auch nicht so zu empfehlen ist, gerade als Seiteneinsteiger.

  • Geh ans Berufskolleg :) die sind erfahren in OBAS. Am besten ein BK mit technischen Gymnasium. Und warte ein bisschen. Die Stellen kommen jetzt erst langsam wieder.

    Nimm Kontakt zu Schulen auf und lerne sie schon mal kennen. Dann schreiben sie auch gern aus.

  • Die "jungen" Leute kriegen sehr häufig erstmal Klasse 5/6 und aufwärts in Mathe bzw. 7/8 und aufwärts in Physik.

    Mehr als einen LK und 1-2 GKs pro Jahrgang gibt es selten und das machen dann die "erfahrenen" Kollegen.

    Das mag für Thüringen mit seinen vergleichsweise kleinen Gymnasien gelten. In einem typischen Gymnasium in NDS sprechend wir eher von um die 2 LKs und 4-6 GKs pro Jahrgang in Mathe und noch einmal 1-2 LKs und 2-3 GKs in Physik. Dazu kommen je nach Zügigkeit noch einmal 4-6 Klassen der E-Phase hinzu. Wie das im angefragten Bundesland NRW aussieht, weiß ich leider nicht genau.


    Aber es stimmt schon: Auch wenn die Schule auf Einsatzwünsche eingeht, ist ein reiner Sek II- Einsatz eher nicht zu erwarten. Typisch sind eher Quoten um 1/3 der Deputatsstunden in der Sek II - auf Wunsch teils auch mehr.

  • Das mag für Thüringen mit seinen vergleichsweise kleinen Gymnasien gelten. In einem typischen Gymnasium in NDS sprechend wir eher von um die 2 LKs und 4-6 GKs pro Jahrgang in Mathe und noch einmal 1-2 LKs und 2-3 GKs in Physik. Dazu kommen je nach Zügigkeit noch einmal 4-6 Klassen der E-Phase hinzu. Wie das im angefragten Bundesland NRW aussieht, weiß ich leider nicht genau.


    Aber es stimmt schon: Auch wenn die Schule auf Einsatzwünsche eingeht, ist ein reiner Sek II- Einsatz eher nicht zu erwarten. Typisch sind eher Quoten um 1/3 der Deputatsstunden in der Sek II - auf Wunsch teils auch mehr.

    Ja, ich meine auch die Kurse in Physik.

    In Mathe haben wir 2 GKs und 2LKs.

  • Das mag für Thüringen mit seinen vergleichsweise kleinen Gymnasien gelten. In einem typischen Gymnasium in NDS sprechend wir eher von um die 2 LKs und 4-6 GKs pro Jahrgang in Mathe und noch einmal 1-2 LKs und 2-3 GKs in Physik. Dazu kommen je nach Zügigkeit noch einmal 4-6 Klassen der E-Phase hinzu. Wie das im angefragten Bundesland NRW aussieht, weiß ich leider nicht genau.


    Aber es stimmt schon: Auch wenn die Schule auf Einsatzwünsche eingeht, ist ein reiner Sek II- Einsatz eher nicht zu erwarten. Typisch sind eher Quoten um 1/3 der Deputatsstunden in der Sek II - auf Wunsch teils auch mehr.

    Krass. Hier sinds eher maximal ein LK und 1-2 GKs. Außer an richtig, richtig großen Gymnasien vielleicht.


    Dem zweiten Absatz ist absolut zuzustimmen. Ein reiner Sek2-Einsatz ist am Gymnasium fast unmöglich. Dafür muss man schon an ein Berufskolleg (da kann mit Mathe zwar auch in der Grundbildung landen, aber die sind eher so 15-18) oder an ein Weiterbildungskolleg (extrem knappe Stellen).

  • Mit der Einstellung einer reinen Sek-II-Lehrerin am Gymnasium/an einer Gesamtschule nimmt sich eine Schulleitung zu viele Optionen in der Unterrichtsverteilung. Das wollte ich auch vermeiden.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Leider ist es gestern etwas spät geworden, weshalb ich erst heute antworte.


    Danke an euch alle, dass ihr eure Erfahrungen hier teilt!


    Eure Einschätzung zu einem möglichen Bedarf an meiner Fächerkombination an Gymnasien und Berufskollegen macht mir Mut, den Weg in Richtung Lehrberuf zu gehen. Ich werde eurer Empfehlung folgen und einfach bei verschiedenen Schulen und Berufskollegen anrufen, um ins Gespräch zu kommen. Falls sich demnächst etwas ergeben sollte, halte ich euch auf dem Laufenden.


    Dass eine reine Sek-II Stelle an Gymnasien eher unrealistisch ist, hatte ich schon ein bisschen erwartet. Ich dachte, dass ich aufgrund meiner bisherigen Lehrtätigkeit an der Uni dort vielleicht am effektivsten eigesetzt werden kann. Aber das ist für mich ohnehin kaum zu beurteilen.


    Nochmals vielen Dank an alle und beste Grüße

    BenS

  • Dass eine reine Sek-II Stelle an Gymnasien eher unrealistisch ist, hatte ich schon ein bisschen erwartet. Ich dachte, dass ich aufgrund meiner bisherigen Lehrtätigkeit an der Uni dort vielleicht am effektivsten eigesetzt werden kann. Aber das ist für mich ohnehin kaum zu beurteilen.

    Das ist wirklich illusorisch. Aber ich würde, wenn es dir wichtig ist, nicht bei den "Kleinen" eingesetzt zu werden, das Berufskolleg in Angriff nehmen.


    Weiterbildungskolleg (wo ich tätig und im Übrigen sehr zufrieden bin) ist zwar eine Option, aber ich habe bisher noch nie davon gehört, dass an dieser Schulform OBAS angeboten würde.

  • Das ist wirklich illusorisch. Aber ich würde, wenn es dir wichtig ist, nicht bei den "Kleinen" eingesetzt zu werden, das Berufskolleg in Angriff nehmen.

    Ich würde dir auch empfehlen, dir die Schulformen mal im Detail anzuschauen.

    Physik am Gymnasium kann bedeuten, einstündig in der Unterstufe viele Klassen zu versorgen.

    Mathe am BK kann auch Hauptschulniveau bedeuten.


    Ich würde immer das BK empfehlen, wenn man sich mit älteren Schülern wohler fühlt.

  • Das mag für Thüringen mit seinen vergleichsweise kleinen Gymnasien gelten. In einem typischen Gymnasium in NDS sprechend wir eher von um die 2 LKs und 4-6 GKs pro Jahrgang in Mathe und noch einmal 1-2 LKs und 2-3 GKs in Physik. Dazu kommen je nach Zügigkeit noch einmal 4-6 Klassen der E-Phase hinzu. Wie das im angefragten Bundesland NRW aussieht, weiß ich leider nicht genau.

    Wie gross ist denn dein typisches Gymnasium in NDS. Hier in NRW sind wir bei kanpp 100 Schülern mit einem GK in Physik und ca. 5 Leuten, die einen Physik LK wählen würden, im völlig normalen Bereich.


    und natürlich ist Mathe Physik immer noch eine der gesuchtesten Kombinationen überhaupt, da nehmen wir jeden ;)

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