Satire über den Krieg - unmoralisch?

  • Ich gebe es ja zu, dass es mit oft in den Fingern juckt. Es gibt m.E. viele gelungene Bilder, Memes, Texte usw. im Netz, um Putin lächerlich zu machen. Ähnlich wie im Corona-Galgenhumor-Thread könnte man diese Sachen hier teilen...

    Aber: Will ich das? Wollen wir das hier? Ist es angesichts des Krieges sinnvoll, das im Hals stecken bleibende Lachen zu verbreiten? (Es hat ja durchaus Tradition.) Was sagen der Admin und die Moderatoren? Es war ja schon zum Thema Corona umstritten, ob Galgenhumor angebracht ist oder nicht. Ich bin, ehrlich gesagt, zur Zeit unentschieden.

  • Satire ist manchmal die einzige Sprache, die in den Diktaturen wo sie ankommen soll, verstanden wird. Ihren Ausgang findet sie dabei häufig in demokratischen Ländern. Wäre ein Grund dafür, verstehe aber, wenn viele Menschen sie in der momentanen Situation nicht sehen wollen. Wer es also verbreiten möchte ein Tip: ins russische übersetzen und in eine Google Maps Bewertung für russische Lokale packen. Der Kanal ist noch offen

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Puh, das ist eine schwierige Frage, danke dafür- hier wird man wie immer zum Nachdenken angeregt.

    Privat finde ich Satire bei diesem Thema absolut angebracht. Tatsächlich tue ich mir aber schwer, sie an Kollegen weiterzuschicken, an die Familie und manche Freunde ist keine Frage.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich ganz persönlich kann darüber ehrlich gesagt gerade gar nicht lachen. Mir geht das Ganze zu Nahe.

    Das ist nochmal anders als Corona. Das war beunruhigend und man war verunsichert. Da hat mir Humor geholfen um es ein bisschen weniger bedrohlich zu finden.

    Das Gefühl jetzt empfinde ich einerseits ähnlich (Verunsicherung, Hilflosigkeit, irgenwie unwirklich: plötzlich ist die Welt und man selber im Ausnahmezustand) aber dann auch wieder ganz anders: diesmal kommt bei mir ein starkes Gefühl von Trauer und Wut dazu. Corona verbuche ich als Naturkastratrophe, der Krieg ist menschengemacht. Ich habe mir jetzt selber verboten nach 20.15 noch irgenwelche Nachrichten zu gucken. Ich schlafe sonst sehr schlecht. Ich ertrage auch gerade keine Satire dazu, habe ich gestern auch zufällig reingeschaltet...ging nicht.

    Putin ins Lächerlich zu ziehen empfinde ich irgendwie als Verharmlosung.

  • icke, geht mir genauso.


    (Bei Corona tat mir Verharmlosung gut, bei Putin finde ich es daneben.)

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  • Wie sieht es z.B. aus mit Magazinen wie Extra3? Die letzte Ausgabe war fast ausschließlich zu diesem Thema und ja, das war ein Format was mir, auch zu diesem Thema, gefallen hat.

    An alle Deutschlehrer:
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  • Gelungene Satire ist keine Verharmlosung, @icke & Kris24. Es kann ein Mittel sein, mit schrecklichen Dingen besser umgehen zu können. Aber die Grenze des Erträglichen ist da natürlich sehr individuell, deshalb kann ich euch gut verstehen.

    Postillion und auch extra3 machen das gut, finde ich. Kritisch sehe ich die oft sehr unprofessionellen Bild(Video)-Wort-Kombinationen, die Privatleute jetzt zuhauf auf diverse Blogs hochladen. Viele Memes sind zu geschmacklos, um satirisch zu sein.

  • Gelungene Satire ist keine Verharmlosung, @icke & Kris24. Es kann ein Mittel sein, mit schrecklichen Dingen besser umgehen zu können. Aber die Grenze des Erträglichen ist da natürlich sehr individuell, deshalb kann ich euch gut verstehen.

    Postillion und auch extra3 machen das gut, finde ich. Kritisch sehe ich die oft sehr unprofessionellen Bild(Video)-Wort-Kombinationen, die Privatleute jetzt zuhauf auf diverse Blogs hochladen. Viele Memes sind zu geschmacklos, um satirisch zu sein.

    Mir gefällt tatsächlich Postillon zum 1. Mal nicht (soeben gelesen). (Mir gefiel auch Carlie Chaplin als "Hitler" nicht. Er schrieb später, er hätte den Film nie gedreht, wenn er gewusst hätte, wie schlimm es ist.)


    Heute wurde in Russland ein Gesetz veröffentlicht, dass alleine das Wort Krieg u.ä. mit bis zu 15 Jahren Haft/Arbeitslager geahndet werden kann. Witze, Satire "dürfen" meiner Ansicht nur Betroffene reißen, nicht wir Zuschauer auf der Couch.

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  • Gelungene Satire ist keine Verharmlosung, icke & Kris24. Es kann ein Mittel sein, mit schrecklichen Dingen besser umgehen zu können.

    Natürlich kann es das. Ich finde es auch nicht grundsätzlich verwerflich und würde auch den Machern nicht unterstellen, dass sie etwas verharmlosen wollen. Nur ich selber kann dem gerade so gar nichts Komisches abgewinnen. Putin ist für mich nicht einfach ein Geistesgestörter über den man lachen kann. Dazu ist er zu gefährlich und verursacht zu viel Leid.

    Der Artikel im Postillon macht mich auch nur traurig und führt zu einem Kloß im Magen. Weil es letzlich zu wahr ist.

    Gerade der letzte Satz...

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Ich denke, dass Kunst grundsätzlich (fast) alles darf. Das müssen wir in einer demokratischen Gesellschaft aushalten. Inwiefern man selbst verschiedene satirische Äußerungen und Werke gut findet, bleibt jedem selbst überlassen. Ich erinnere nur ungern an den Anschlag auf Charlie Hebdo. Satire ist umstritten und kann einen hohen Preis haben. Man sollte auch die Verschiedenartigkeit und vor allem die unterschiedliche Sensibilität von Adressaten in Betracht ziehen. Ich persönlich würde so etwas auch nicht öffentlich verbreiten.

  • Witze, Satire "dürfen" meiner Ansicht nur Betroffene reißen, nicht wir Zuschauer auf der Couch.

    Zum Glück dürfen wir es hier. Auch wenn es geschmacklos und schlecht gemacht ist, wir dürfen, in einem sehr weit gefassten Rahmen, ohne dafür verhaftet zu werden.


    Oliver Welke hatte das Problem auch, er sagte gleich zu Beginn der heute-Show, dass sie sich gefragt haben, ob sie die Sendung überhaupt machen wollen. Und dann haben sie sie gemacht, und ich finde, das ist gut gelungen.


    Es geht mir sehr oft so, dass mir bei dieser Art von Sendungen das Lachen im Hals stecken bleibt. Die "Anstalt" zum Beispiel ist ja eigentlich irgendwie lustig - aber eigentlich eben auch nicht. Die verhandelten Themen machen mich regelmäßig zornig. Aber Satire ist ja eben auch ein Mittel, um diesen Zorn zu kanalisieren.

  • Zum Glück dürfen wir es hier. Auch wenn es geschmacklos und schlecht gemacht ist, wir dürfen, in einem sehr weit gefassten Rahmen, ohne dafür verhaftet zu werden.


    Oliver Welke hatte das Problem auch, er sagte gleich zu Beginn der heute-Show, dass sie sich gefragt haben, ob sie die Sendung überhaupt machen wollen. Und dann haben sie sie gemacht, und ich finde, das ist gut gelungen.


    Es geht mir sehr oft so, dass mir bei dieser Art von Sendungen das Lachen im Hals stecken bleibt. Die "Anstalt" zum Beispiel ist ja eigentlich irgendwie lustig - aber eigentlich eben auch nicht. Die verhandelten Themen machen mich regelmäßig zornig. Aber Satire ist ja eben auch ein Mittel, um diesen Zorn zu kanalisieren.

    Ich hatte "dürfen" bewusst in Gänsefüßchen gesetzt und dachte, ich müsste es nicht erklären. Natürlich werden wir nicht verhaftet.


    Aber, wenn es mir extrem schlecht geht, wäre ich zusätzlich sehr verletzt, wenn "herum stehende Zuschauer" Satire üben würden, weil sie mein Leid sehen. Genau deshalb finde ich es völlig daneben, wenn wir bequem auf der Couch sitzend, Satire üben/Witze reißen usw. (Ich dachte auch an die DDR-Witze in meiner Kindheit).


    Anders ist es, wenn der Betroffene sie äußert. Sie "dürfen es", selbst wenn sie ins Gefängnis kommen.

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  • Danke, pepe . Ich bin ja bekennendes Mitglied der SPD und deren Stammwähler, ich werde es mir anschauen und vermutlich auch weitergeben.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

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