Berufskolleg - Lehrer*innen duzen, ein no-go oder okay?

  • Wo sagt Kris, dass sie keinen Respekt hat?

    Und was sollen die unnötigen Sticheleien in den Klammern? 🙄

    Sorry für die Sticheleien. Damit wollte ich zum Ausdruck bringen, dass Duzen eigentlich völlig normal ist.


    Und sie meinte doch, dass Siezen ein Zeichen des Respekts ist.

  • Und vor den SuS, die du (hoppla) duzt, also alle zwischen Klasse 5 und 10, hast du (oh) keinen Respekt?

    Es sind Kinder und ich behandeln sie anders (z. B. bei Vergehen) als Erwachsene. Sie werden nicht so streng bestraft. Von Erwachsenen verlange Ich anderes Verhalten. Aber ich merke auch, dass manche nicht erwachsen werden wollen. Verantwortung übernehmen ist auch so anstrengend.

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  • Sorry für die Sticheleien. Damit wollte ich zum Ausdruck bringen, dass Duzen eigentlich völlig normal ist.


    Und sie meinte doch, dass Siezen ein Zeichen des Respekts ist.

    Was ist normal? Das was du für normal hältst?


    In der Vergangenheit war es normal, dass Kinder ihre Eltern gesietzt haben. Heute dutzt man sich innerhalb von der Familie und hat trotzdem Respekt (aber er ist anders als gegenüber Fremden).


    Mit Respekt meine ich, dass ich jemandem zutraue, sich wie ein Erwachsener zu benehmen. Mir fällt es manchmal bei Kindsköpfen in der Kursstufe schwer.^^


    Dutzen schafft eine Vertrautheit, ich lade nicht jeden in meine Privatsphäre ein. Ich möchte nicht von jedem x beliebigen mit Du und Vornamen angesprochen werden. Ich finde es übergriffig und respektlos, wenn es der andere ungefragt tut.

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  • Ok, das kann ich nachvollziehen. Danke :)

  • Soweit so gut. Ich finde es manchmal „komisch“ und frage mich, ob ich ihnen auch erlauben sollte mich zu duzen.

    Das finde ich auch "komisch". Einbahnstraße unter Erwachsenen. Finde ich nicht ok. Solange sie mich nicht duzen dürfen, spreche ich sie auch mit "Sie" an. Auch die ab Klasse 11, mit dem Argument "gehört zum Erwachsenwerden dazu" und auch "Sie haben jetzt die Verantwortung für das, was Sie lernen".


    Das mit dem Duzen und den Prüfungen finde ich sehr einleuchtend.


    Klar, die Deutschen gehen nach und nach zum "Du" über, aber noch haben wir das "Sie". Wenn es generell ein "du" in beide Richtungen gibt, bin ich gern dabei. Andererseits gibt es auch Gründe für das "Sie", und eines ist der Abstand, den ich wahren will.


    Im Übrigen würde ich erst mal beobachten, wie die Kollegen das so machen. Bei mir war es so, dass die ersten Kollegen, mit denen ich zu tun hatte, durchgängig gesiezt haben. Das habe ich dann übernommen und dabei ist es geblieben. Ich empfinde das impertinente Geduze auch als unangebrachte Kumpelei oder auch als Mutti-Vati-Attitüde, wenn jemand versteht, was ich meine :gruebel:

  • Spannend finde ich übrigens die Tochter meines Pfarrers bzw. der Patentante meiner Tochter. Familiäres Umfeld und so, sie hat mich geduzt. Jetzt ist sie seit einem halben Jahr in der 5. Klasse und es passiert ihr immer wieder, dass sie bei bestimmten Fragen mich siezt. Und zwar immer dann, wenn sie mich zu einer Sache anspricht, die nichts mit Familie zu tun hat, sondern mit Schule oder eine Wissensfrage ist.

    Sie findet das total peinlich, ich dagegen psychologisch völlig normal. Sie spricht mich dann halt nicht mehr in der Rolle als Familienmitglied sondern in der Rolle als Lehrer an.

  • Danke für die spannenden Beiträge und die Diskussionen.


    Bei uns ist es ebenfalls so, dass einige Kuk die SuS generell duzen und andere die Vornamen + Sie Variante nutzen.


    Bisher bin ich immer mit der ,ich frage ob ich sie duzen soll’ Variante gefahren und bisher auch keine Probleme damit gehabt.


    Mir geht es im Endeffekt um die Einbahnstraße. Vielleicht kann man das ja als Projekt implementieren und eine Art pre und post Design Studie daraus machen. ;)


    Aber bei uns lässt sich kein(e) Lehrer*in duzen. Denke mir aber immer öfters welche Gründe dagegen sprechen würden. Respekt okay, aber der sollte gegenüber jedem Menschen gezollt werden. Hierarchie, na ja, ich hoffe die SuS wissen, das ich der Lehrer bin und sie die SuS.


    Anderseits könnte es auch Nähe aufbauen und genau diese Distanz, die in meinen Augen gar nicht immer gut ist abbauen.


    Grüße

  • BlackandGold eine ähnliche Situation hatte ich auch. Noch zu Gesamtschulzeiten habe ich einen Kurs in Mathe übernommen, in dem der Nachbarsjunge saß. Den Kurzen kannte ich schon seitdem er das Licht der Welt erblickt hat und wir sind sehr sehr gut mit seinen Eltern befreundet. Vor Unterrichtsstart habe ich ihm erklärt, dass ich in der Schule Herr Andrew bin, zuhause aber weiterhin Drew genannt werden kann. Immer wenn er eine Frage zu schulischen Angelegenheiten hatte, hat er mich dann auch zuhause konsequent gesiezt. Selbst wenn er mich auf WhatsApp geschrieben hat. Fand ich ja schon irgendwie niedlich…

    Holy Moses met the Pharaoh

    Yeah, he tried to set him straight

    Looked him in the eye,

    "Let my people go!"

    Holy Moses on the mountain

    High above the golden calf

    Went to get the Ten Commandments

    Yeah, he's just gonna break 'em in half!

  • Die SuS, die damals an unsere Schule kamen, taten dies, weil sie teils von LuL und SuS gemobbt wurden und aus anderen Gründen. Sie haben schlicht die Lust an Schule und Vertrauen in die LuL verloren.


    Die SuS, die uns LuL geduzt haben (natürlich gab es keine Pflicht), haben im Nachhinein aber immer betont, wie sehr ihnen das geholfen hat, wieder eine gute und stabile L-S-Beziehung aufzubauen.

  • Vielleicht mal eine andere Perspektive:

    Eine Kollegin bietet ihren Klassen immer das Du an, die SuS siezen sie trotzdem immer und finden es total unangenehm, die Lehrerin zu duzen. Ich finde, das ist mehr als nur Gewohnheit, denn die Möglichkeit des sprachlichen Ausdrucks von Distanz ist eine gute Sache. Distanz ist nichts schlechtes und steht auch niemals im Gegensatz zu guter Beziehungsarbeit im schulischen Bereich. Ich finde schon, dass das Du ein Stück weit Grenzen verschiebt, weil es so “kumpelhaft” ist und da lässt man schon mal Fünfe grade sein, bedient sich am fremden Kühlschrank, fragt wie die Party am Wochenende war usw, vllt etwas bildlich gesprochen ;) aber vielleicht ist das auch einfach nur mein schlechtes Benehmen :rotwerd:

  • Ich habe Klassen mit einer ähnlichen Altersstruktur und spreche sie mit Vornamen und Sie an.

    Ja habe ich auch schon gesehen/gehört. Find ich persönlich merkwürdig, aber wenn es für dich ok ist wieso nicht?

    Finde das Siezen in eine Richtung und Duzen in die andere auch komisch.

    Ja finde ich auch. Mache ich auch nicht.

    Da ist es Ausdruck eines Hierarchiegefälles zwischen Kindern/Jugendlichen und Erwachsenen.

    Muss es den geben? Flache Hierachien haben sich in vielen Bereichen bewährt.

    • Offizieller Beitrag

    Vielleicht mal eine andere Perspektive:

    Eine Kollegin bietet ihren Klassen immer das Du an, die SuS siezen sie trotzdem immer und finden es total unangenehm, die Lehrerin zu duzen. Ich finde, das ist mehr als nur Gewohnheit, denn die Möglichkeit des sprachlichen Ausdrucks von Distanz ist eine gute Sache. Distanz ist nichts schlechtes


    Nachdem ich seit Jahren im Turnverein meinen Trainer geduzt und mit Vornamen angesprochen habe, hatte ich das Vergnügen, ihn als Sportlehrer zu haben. Er bot mir das "Du" auch im Schulkontext an, ich wäre nicht die einzige gewesen, einige Sportlehrer*innen waren in der selben Situation wegen Fussball oder Handball.
    Während es einer Mitschülerin ganz leicht über die Lippen ging, wäre es für mich absolut unmöglich gewesen, "Du" im Schulkontext zu sagen. Leider war ich aber auch nicht in der Lage "Sie" zu sagen, also habe ich ein Jahr lang unpersönliche Formen benutzt.
    Das "Sie" wäre gegangen, wenn er nicht so penetrant das "Du" als selbstverständlich angesehen hätte, als ich zu Jahresbeginn "Sie" sagte.
    ICH empfinde es als Lernende als übergriffig, wenn jemand mir das "Du" anbietet / aufzwingt und auch glaubt, mir damit ein Gefallen zu tun, bzw. cool zu sein. (es betraf mehrere Situationen in meiner Lernbiographie).

    Auch DAS muss man berücksichtigen, finde ich.
    Wir sind nunmal im deutschen Sprachraum mit deutscher Sprache und Höflichkeitsform "Sie".

  • Ich duze generell alle SuS (außer dies wird auf Nachfrage - nur in der Oberstufe - von den SuS oder einzelnen Personen gewünscht). Ich persönlich würde mich als Lehrkraft nie duzen lassen, außer vielleicht in einem Nachhilfekurs, einer AG etc. mit sehr wenigen Personen, und dann auch nur in diesem Kontext. Ich mache aber auch keinen Aufstand, wenn mal ein Sie rausrutscht, was vor allem bei SuS, die frisch in der Sek 1 sind, häufiger passiert, da in der GS das Duzen sehr verbreitet ist, scheint mir (sehe ich auch etwas kritisch).


    Berufsschule ist da aber zugegebenermaßen ein spezieller Fall, da man dort ja durchaus je nach Bildungsgang auch mal gerne Personen sitzen hat, die älter sind als man selbst. Ich hatte aber auch schon Seminarleitungen an der Uni, die kaum älter waren als ich, und wäre nie auf die Idee gekommen, diese zu duzen, außer es wurde ausdrücklich angeboten.

  • Während es einer Mitschülerin ganz leicht über die Lippen ging, wäre es für mich absolut unmöglich gewesen, "Du" im Schulkontext zu sagen. Leider war ich aber auch nicht in der Lage "Sie" zu sagen, also habe ich ein Jahr lang unpersönliche Formen benutzt.

    Was hast du denn dann gemacht? "Hey" gerufen oder vielleicht in der dritten Person angesprochen.


    Also für mich ist das schulische Umfeld nichts anderes als im Betrieb, Verein oder sonst irgendwo wo Menschen zusammen kommen. Hier der Fokus halt mehr aus Lernen, wobei das ja auch in den anderen Umfeldern durchaus vorkommt :D. Von daher, hätte ich gar kein Problem damit gehabt. Lehrkräfte sind auch Menschen und möchten auch so behandelt werden (ich zumindest). Wenn ich einen Schüler auf der Straße sehe, dann rede ich mit ihm/ihr genauso wie ich es in der Schule machen würde. Eben wie mit jedem anderen Menschen den ich eben so gut oder schlecht kennen, wie es auf diese Person zutrifft.


    Das hat mir in meiner Schulzeit sehr gefehlt, denn das zwischenmenschliche Verhältnis zu fast alle Lehrkräften war sehr merkwürdig. Also als ob das gar keine echten Menschen gewesen sind. Vielleicht lags aber auch an mir :)

  • Ich ergänze jetzt 2 Erlebnisse aus Schülersicht, vorher schrieb ich als Lehrer.


    Das erste stammt aus meiner Schulzeit. Wir hatten einen jungen Lehrer in der 11. Klasse, der sehr kumpelhaft tat. Uns Mädchen hat es von Anfang an abgestoßen, aber wir wussten nicht, was wir tun sollten. Einige Jungen fanden es cool. Eines Tages gab es einen Vorfall, der Lehrer reagierte über, weil er sich in seiner Autorität angegriffen fühlte, danach wurde er von uns allen abgelehnt. Wir gingen zur SL und verlangten einen Lehrerwechsel. Es wäre ohne diese Kumpelei vermutlich nicht dazu gekommen.


    Das 2. Erlebnis geschah vor ein paar Jahren. Wir hatten einen jungen Kollegen (wieder Mann unter 35 Jahren), der ebenfalls das Du anbot und auf Kumpel machte. Ich wurde von der Elternvertreterin angesprochen, ob ich einen Rat hätte, vor allem die Schülerinnen würden sich sehr unwohl fühlen. Sie wüssten nicht, wie sie sich verhalten sollten. Ich wusste, dass der Kollege die Schule wechseln wollte, ich befürchtete (für mich, sagte es nicht laut), dass der Kollege es nicht verstehen würde, wir taten also nichts. Inzwischen habe ich erfahren, dass das Problem auch an der neuen Schule aufgetaucht ist (zum Glück betrifft es mich nicht mehr).


    Anscheinend konnte ich mich vorher nicht richtig verständlich machen, aber für mehr Nähe müssen beide Seiten bereit sein. Und gerade Schülerinnen fühlen sich bei einem auf Kumpel machenden Kollegen oft unwohl, wissen aber nicht, wie sie es verständlich machen sollen. Andere lästern über diesen Kollegen (höre ich immer wieder auch wenn ich gleich sage, dass ich das nicht möchte. Es gibt sicher auch einige Schüler, die es gut finden.


    Ich denke, es ist eine Frage des Alters. Gerade wenn der Schüler älter als der Kollege ist, dann kann es sehr gut funktionieren (Weiterbildung etc.). Aber meine Schüler zwischen 16 und 20 (Kursstufe) sehen einen Kollegen mit 30 und älter nicht als ihresgleichen an. Für viele ist es aufdringlich, ein Einbruch in ihre Privatsphäre.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

    • Offizieller Beitrag

    Was hast du denn dann gemacht? "Hey" gerufen oder vielleicht in der dritten Person angesprochen.

    Wann bzw. wie oft spricht man denn eine Lehrkraft direkt an?
    "Was soll ich jetzt machen?" "Wählt die Mannschaft die Seite?" oder "Können wir heute die Übung machen?" klappt auch ganz gut.
    (und glaub mir, klappt bei mir mehrere Jahre. Wenn die andere Person glaubt, dass man sie duzt / siezt, würde sie selbst erzählen, dass man es so macht.)

    Ich mag die Analyse von Kris, weil es tatsächlich genau das war: zuviel Nähe im Schulkontext war mir nicht geheuer. Und im Verein auch, aber da duzt man sich. Körperliche Nähe hätte ich auch im Sportunterricht nie in dem selben Maßen "akzeptiert", wie es nunmal beim Turnen fürs Absichern notwendig gewesen sein mag.

  • Anscheinend konnte ich mich vorher nicht richtig verständlich machen, aber für mehr Nähe müssen beide Seiten bereit sein. Und gerade Schülerinnen fühlen sich bei einem auf Kumpel machenden Kollegen oft unwohl, wissen aber nicht, wie sie es verständlich machen sollen. Andere lästern über diesen Kollegen (höre ich immer wieder auch wenn ich gleich sage, dass ich das nicht möchte. Es gibt sicher auch einige Schüler, die es gut finden.

    Doch ich verstehe das schon. Ich verhalte mich oberflächlich ja auch so. Ich sieze alle und werde auch von denen gesiezt. Damit umgehen solche Probleme. Es kommt ja auch auf die Schulkultur an. Wir machen das in der Schule alle, also möchte ich keine unnötige Verwirrung stiften, wenn ich was anderes mache. Mein Umgang mit meinen Lerngruppen ändert sich aber dadurch auch nicht (zumindest bilde ich mir das ein).

    Ich mag die Analyse von Kris, weil es tatsächlich genau das war: zuviel Nähe im Schulkontext war mir nicht geheuer. Und im Verein auch, aber da duzt man sich. Körperliche Nähe hätte ich auch im Sportunterricht nie in dem selben Maßen "akzeptiert", wie es nunmal beim Turnen fürs Absichern notwendig gewesen sein mag.

    Sport ist da nochmal ein spezielles Thema. Ich vermeide so oder so Körperkontakt mit Menschen, die nicht in meinem engsten Kreis sind.


    Ich glaube wir meinen alle das Gleiche, aber aus anderen Richtungen?!

  • Ich Sieze alle SuS mit Vornamen, ob sie wollen oder nicht. Und wenn sie fragen warum, dann sage ich „willkommen in der Erwachsenenwelt“

    Inwiefern ist Anreden mit Vorname denn ein teil der Erwachsenenwelt? Das passt nicht zum Sie, für das es für erwachsenene Schülerinnen keine Alternative gibt. Ab 16 ist aber auch siezen für die jüngeren OK, so dass ich am BK nicht lange überlegen muss.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Inwiefern ist Anreden mit Vorname denn ein teil der Erwachsenenwelt? Das passt nicht zum Sie, für das es für erwachsenene Schülerinnen keine Alternative gibt. Ab 16 ist aber auch siezen für die jüngeren OK, so dass ich am BK nicht lange überlegen muss.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Hamburger_Sie

    Ist halt eine gängige Anredeform, die dem Anlass/Umfeld am angemessensten ist. Die Schüler sind erstmal schon durch das Sie befremdet, würde ich sie dann noch mit Nachnamen ansprechen, wäre das ein bisschen too much für den Anfang. Man muss es ja nicht komplizierter machen, als es ist. Schule ist für Du zu distanziert, für Sie mit Nachnamen aber zu hierarchisch bzw. von der Altersklasse (+-16) her sonderlich. Bei Technikerklassen ist das nochmal was anderes, da kann das Sie+Nachname die stimmigere Variante sein.

  • Berufsschule ist da aber zugegebenermaßen ein spezieller Fall, da man dort ja durchaus je nach Bildungsgang auch mal gerne Personen sitzen hat, die älter sind als man selbst. Ich hatte aber auch schon Seminarleitungen an der Uni, die kaum älter waren als ich, und wäre nie auf die Idee gekommen, diese zu duzen, außer es wurde ausdrücklich angeboten.

    Oh, da hatte ich tatsächlich ein unangenehmes Erlebnis an der Uni, was mir gerade einfällt.


    Ich habe als PostDoc an meiner neuen Uni prinzipiell jeden Studenten gesiezt. Ein Student lief da rum, der grundsätzlich alle Menschen duzte, bis auf die drei Professor:innen. Ich fand das etwas merkwürdig, da ich aber der einzige PostDoc war (der Rest Doktorand:innen, die oft auch selber noch die Studenten duzten) habe ich mich mal entschieden, zu hoffen, dass es ihm selber auffällt, dass ich ihn konsequent sieze.

    Dann kam es dazu, dass er von mir eine Befreiung für einen Versuch wollte, die Begründung war formal unzureichend. Er war sehr insistierend und nutzte genau die Vertrautheit des "Du" genau dafür aus. Irgendwann wurde es mir zu blöd und ich wies ihn (höflich, nicht freundlich) daraufhin, dass ich ihn konsequent sieze und ob er da vielleicht was gemerkt hätte. Antwort "Na klar, aber ich bin ja der Ältere, daher biete ich dir das an."

    Ich habe ihn dann hochkant aus meinem Büro geschmissen und ihn angewiesen, zum Versuch zu erscheinen. Zwei Stunden später hat er mich gesiezt. Warum? Nicht, weil ihm auffiel, dass es vielleicht unangemessen war, einfach weiterhin zu siezen, sondern weil er meinen Titel am Namensschild gesehen hatte. Gna.

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