• Jetzt ist es wohl soweit, Russland kämpft in der Ukraine, Krieg in Europa.

    Jetzt der Schulbezug. In meiner Schulzeit (Abi 86) mitten im Kalten Krieg wurde dies nicht nur thematisiert, sondern wir wurden konkret

    mit dem Thema konfrontiert.

    Was sind die Warntöne?

    Was tun, wenn diese heulen?

    Wir hatten sogar teilweise Übungen, bei denen wir unter die Tische mussten. Videos angeschaut, wie man schützen kann. Wo Schutzräume sind.


    Ok, die Sirenen werden auch heute noch getestet. Dass man beim Alarm öffentlich rechtlichen Rundfunk einschalten soll und auf keinen Fall alle mit dem Handy ihre Mama anrufen sollen, wissen vielleicht viele, aber nicht alle.


    Ich fürchte, genau wie bei der Pandemie oder beim Hochwasser (wo bei den öffentlich-rechtlichen wohl eher keine Infos kamen) würden wir bei einem Angriff von Russland/Nordkorea etc. genau wie beim Hochwasser oder der Pandemie einfach nur dumm gucken, weil wir schlechte Zeiten gar nicht mehr gewöhnt sind (Meine Oma sagte immer: Euch geht´s zu gut, sie hatte immer Notfallreserven im Haus, Kerzen, Konserven etc.)


    2004 hat mir ein Schüler mal diese theoretische Frage gestellt und ich habe durch Nachfrage im Rathaus erfahren, wo es bei uns in der Stadt Schutzräume gibt. Ich glaube aber nicht, dass diese in einem sinnvollen Zustand sind, weil das Thema komplett verdrängt wird (wie die Pandemie, für die es ja auch Pläne gab, weil man eigentlich wusste, dass irgendwann eine kommt)


    Ist meine Themenstellung absurd, weil wir schon bei Kants ewigen Frieden in Deutschland angekommen sind?

    Habt ihr sowas in Geschichte/Gemeinschaftskunde mit den Schülern, bzw. im Lehrerzimmer mit den Kollegen diskutiert? Erinnert ihr euch an eure Schulzeit im Kalten Krieg, wo das ständig Thema war?

    Und: Wüsstet ihr, was konkret zu tun ist, wenn die Sirene heult, während ihr im Unterricht steht?

    • Offizieller Beitrag

    Abitur 1993 in NRW. Die Warntöne standen damals ja noch in jedem Telefonbuch, wenn ich mich richtig erinnere. Ansonsten gab es bei uns keine Übungen oder sonstige Instruktionen. Das mag daran liegen, dass wir trotz Reagans "evil empire"-Rede zu Beginn der 80er dann Ende der 80er schon in einer Phase relativer Entspannung waren.

  • Ich kann mich an entsprechende Aushänge (so ca. A4) erinnern mit den Warntönen.

    Ja, ich erinneren mich und nein, ich wüsste heute nicht konkret was zu tun ist, wenn die Sirene heult.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Ich habe gerade gestern darüber mit einer Freundin gesprochen, und wir haben beide festgestellt,d ass wir absolut keinen blassen Schimmer hätten, wa szu tun wäre. Das ist schon ein ziemlich irritierendes Gefühl. :/

  • Nein, wüsste ich nicht. Allerdings scheint es mir aktuell auch angemessener zu sein, sich über die Menschen in der Ukraine einen Kopp zu machen statt um uns.


    Und dass das Land vergessen wurde, könnte unter anderem auch daran liegen, dass es hier ein zu Viel an Industrienationen-Pandemiesorgen gab als ein zu Wenig. Der Kriegszustand im Land hält nämlich schon ein bißchen länger an als jetzt gerade, wo man es hier spürt, weil wir uns um billiges Gas Gedanken machen müssen, oder Panzer durchs Land rollen.

  • Meinen russischen und ukrainischen Freunden zufolge bombardieren schon Kiev. Odessa wurde von Seeseite aus angegriffen..... ;(

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    • Offizieller Beitrag

    Und dass das Land vergessen wurde, könnte unter anderem auch daran liegen, dass es hier ein zu Viel an Industrienationen-Pandemiesorgen gab als ein zu Wenig. Der Kriegszustand im Land hält nämlich schon ein bißchen länger an als jetzt gerade, wo man es hier spürt, weil wir uns um billiges Gas Gedanken machen müssen, oder Panzer durchs Land rollen.

    aber wirklich nur "unter anderem".
    im Sommer 2008 gab es keine Industrienationen-Pandemiesorgen, die uns davon abhielten, Mitleid mit Georgien zu haben, die gerade von Putin invadiert wurde.

  • Habe vor einigen Wochen schon zu meinem Mann gesagt, ich wüsste nicht wo hier Schutzräume wären, ob es sowas noch gibt....


    Mich persönlich beunruhigt die aktuelle Lage schon ...

  • Gefährlich sind aktuell Cyberangriffe, vor denen kann man sich sowieso nicht verkriechen. Und ja, beunruhigend ist das, mögen die Verantwortlichen kühle Köpfe bewahren.

  • Meinen russischen und ukrainischen Freunden zufolge bombardieren schon Kiev. Odessa wurde von Seeseite aus angegriffen..... ;(

    Alles erdenklich Gute für deine Freunde, SteffdA. Ihre Lage muss furchtbar sein!


    Ich las vorhin, eine russische Friedensbewegung könnte Schlimmeres verhindern. Ob dem so ist?

  • Zitat

    Habt ihr sowas in Geschichte/Gemeinschaftskunde mit den Schülern, bzw. im Lehrerzimmer mit den Kollegen diskutiert?


    Aktuell hat heute kein Mensch in unserer Schule (im Lehrerzimmer) darüber gesprochen. Was ich davon halten soll, weiß ich auch nicht so recht.


    Zum Thema Sirenen: Wenn ich das jetzt nicht falsch auslege, waren die Sirenen in NRW (OWL) jahrelang abgeschaltet, zumindest in vielen Orten oder Dörfern. Irgendwann vor einigen Jahren gab es dann plötzlich diesen "Warntag", an dem zu einer bestimmten Uhrzeit alle Sirenen testweise heulen sollten. Das war damals in der Schule ein Thema, alle haben (im Unterricht) darauf gewartet. Ich kann mich erinnern, dass man schlicht GAR NICHTS gehört hat, es ging keine einzige Sirene an - es gab gar keine mehr oder wie waren abgestellt.

    Mit Beginn von Corona wurden die dann plötzlich wieder aktiviert. Ich erinnere mich, dass in unserem Dorf zu Pandemiebeginn plötzlich mehrfach immer wieder die Sirene anging (die haben da irgendwie rumgetestet und ausprobiert). Das war damals schon recht gruselig.


    Stand heute? Lebensmittelreserven und Kaminholz haben wir seit Pandemiebeginn privat bewusst auf Vorrat, deutlich mehr, als sonst. Und darüber hinaus? Könnte man sich da wirklich schützen? Bei den aktuellen Waffen(möglichkeiten)? Ich bezweifle das stark. Schutzräume, Bunker - wohl eher Fehlanzeige. U-Bahn-Schächte gibt es auch längst nicht in jeder Stadt, geschweige denn auf dem Land.


    :(

  • Habe vor einigen Wochen schon zu meinem Mann gesagt, ich wüsste nicht wo hier Schutzräume wären, ob es sowas noch gibt....

    Vom Schutzraumkonzept hat sich Deutschland 2007 abgewendet.

    Grund war nicht (nur) die damalige - aus europäischer Perspektive - entspannte politische Lage, sondern auch die militärtechnischen Entwicklungen.

    Mittelstreckenraketen haben (Streckenabhängig) Flugzeiten um 15 Minuten. Da gibt es keine Zeit, die Anlage mit Menschen zu "füllen" und zu verriegeln.

    Auch davor gab es nur relativ wenig (im Vergleich zur Nachbarländern. Ich glaube es war unter 1%). In Österreich und der Schweiz gab (oder gibt?) es mal eine Schutzraumpflicht für "Privathäuser".

  • Heute Nachmittag gingen bei uns plötzlich die Sirenen. Das war schon ein komisches Gefühl. Gut, dass Nina dann ganz schnell sagte warum.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Vom Schutzraumkonzept hat sich Deutschland 2007 abgewendet.

    Grund war nicht (nur) die damalige - aus europäischer Perspektive - entspannte politische Lage, sondern auch die militärtechnischen Entwicklungen.

    Mittelstreckenraketen haben (Streckenabhängig) Flugzeiten um 15 Minuten. Da gibt es keine Zeit, die Anlage mit Menschen zu "füllen" und zu verriegeln.

    Auch davor gab es nur relativ wenig (im Vergleich zur Nachbarländern. Ich glaube es war unter 1%). In Österreich und der Schweiz gab (oder gibt?) es mal eine Schutzraumpflicht für "Privathäuser".

    Ok, meine Nachfrage war ja 2004. Was ist das Nachfolgekonzept? Beten? Ist nicht ironisch gemeint.

    Und die Kriege im Kosovo oder jetzt in der Ukraine sind ja konventionelle Kriege. Da helfen Schutzräume.

  • Alles erdenklich Gute für deine Freunde, SteffdA. Ihre Lage muss furchtbar sein!

    Danke dir! Ich bin zutiefst erschüttert und schockiert.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Habt ihr sowas in Geschichte/Gemeinschaftskunde mit den Schülern, bzw. im Lehrerzimmer mit den Kollegen diskutiert?

    Also aus dem Lehrerzimmer heute Morgen:


    "Kim Jong Un in Nordkorea hat doch Recht, muß man leider zugeben. Nur die Atombome und die Möglichkeit sie weltweit 'abzuliefern' sichert den Frieden. Das die Ukraine 1994 die Atombombe samt Interkontinentalrakete an Russland zurückgegeben hat, war der Kardinalfehler der Geschichte. Müßte Putin damit rechnen, daß im Falle eines Angriffs besagte Bombe nach Moskau fliegt und ihn persönlich binnen kürzester Zeit umbringt und eben nicht nur seine stellvertretenden Soldaten, er hätte den Krieg nicht vom Zaun gebrochen. Die Bombe und insb. die Angst vor ihren Folgen haben den dritten Weltkrieg verhindert."


    Irgendwie muß ich gerade an den Universal Soldier von Donovan denken, der sich opfert, weil die Staatsführer ihn stellvertretend für sich selber kämpfen lassen. :crying:

  • Ich habe gerade gestern darüber mit einer Freundin gesprochen, und wir haben beide festgestellt,d ass wir absolut keinen blassen Schimmer hätten, wa szu tun wäre.

    Ich wüßte, was ich tun würde:

    Ich würde noch einmal meine Freundin anrufen bzw. es mit ihr treiben. Wenn es bei uns wirklich zum Krieg kommt, haben wir den Nato-Verteidigungsfall und dann ist innerhalb von 30 Minuten eh alles vorbei, weil dann die atomaren Sprengköpfe einschlagen und unser aller Leben eh vorbei ist. Wofür Schutzräume? Da muß man auch irgendwann wieder raus und dann bringt einen die Strahlung in einer Welt nach einem Atomkrieg eh um. Ich würde es jedenfalls unerträglich empfinden in einem Bunker zu sitzen und mir überlegen zu müssen, was ich in 10,20, 30... Tagen mache, wenn die Vorräte zuende gehen und ich raus muß, um dort dann dem Tod ins Auge zu sehen, weil alles verstrahlt ist. x Tage den Countdown bis zum eigenen Tod runterzählen? Nee, dann soll mir die Atombombe lieber direkt ohne Vorwarnung vor die Füße fallen. Das wäre ein gnädigerer Tod.


    Aber ich kann ja mal meinen Schwiegerpapa in Spe fragen, was er im Herbst 1983 genau gemacht hat. Damals hatten die Sowjets ja Angst vor einem Erstschlag der Nato und er stand als NVA-Bomberpilot mit laufenden Triebwerken und untergehängter Atombombe in der DDR auf dem Rollfeld in Bereitschaft. Bisher war seine Antwort immer: "Selbstverständlich haben wir im Dienst gesoffen, weil allen klar war: 'Sollten wir doch einmal den Einsatzbefehl bekommen, ist eh alles vorbei. Da gibt es dann auch kein Kriegsgericht mehr.'"

  • Der Krieg derzeit ist aber konventionell und die Ukrainer sind froh, Schutzräume zu haben.

    Klar, wenn die Erde tot ist nutzt es nichts im Schutzraum zu hocken.

    Aber genau daher sind die Kriege immer noch konventionell, da auch die Kriegstreiber nichts von einer kaputten Erde haben.

  • Hat das jetzt was zu bedeuten, dass meine russlandstämmigen Kinder nicht in der Schule waren? Oder hat es eher damit zu tun, dass wir Fasching gefeiert haben und das als gerade unpassend empfunden wurde? Keine Ahnung. Ich weiß sowieso nicht, was ich zu dem Ganzen sagen soll, das ist einfach nur schlimm. Und bei uns wurde im Lehrerzimmer darüber geredet, obwohl wir alle faschingsmäßig verkleidet waren. Den Kleinen versucht man doch auch noch sowas wie Normalität zu bieten. Trotz Corona und Krieg in Europa.

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