• Irgendwie zeigt die Diskussion auch, wieso das Ansehen unseres Berufs so mies ist.


    Kaum jemand außerhalb des Schulsystems wird dafür Verständnis haben, wenn die inzwischen etablierte Distanzlernstruktur nicht genutzt wird, wenn die Schüler aus Sicherheitsgründen zu Hause bleiben sollen.


    Die Idee, die Schüler nicht in den Sturm zu schicken ist gut und vor allem ist toll, dass da endlich mal rechtzeitig entschieden und Verantwortung übernommen wurde. Der Erlass für NRW ist natürlich mutmaßlich handwerklich schlecht und mit Heißer Nadel gemacht.


    Mit der spitzfindigen Diskussion über die Bedeutung des Begriffs "Unterrichtsausfall" in dieser Situation tun wir uns keinen Gefallen. Nach außen wirkt die darauf begründete kategorische Ablehnung Distanzunterricht zu halten wie Drückebergerei. Da darf man sich selbst nichts vormachen...

    • Offizieller Beitrag

    Naja, spitzfindig ist die Diskussion nicht. Unterrichtsausfall ist Unterrichtsausfall.


    Frau Gebauer scheint davon (von der Email) aber nichts zu wissen.

    In zahlreichen Schulen wurde laut Ministerium am Donnerstag Distanzunterricht angeboten. «Schülerinnen und Schüler sind nicht nur verpflichtet, regelmäßig am Unterricht teilzunehmen, sie haben auch die Pflicht, daran mitzuarbeiten, dass die Aufgaben der Schule erfüllt und das Bildungsziel erreicht werden können», betonte das Schulministerium.

    Es liege «auch im eigenen Interesse der Schülerinnen und Schüler, eventuell von der Schule übermittelte Aufgaben zu bearbeiten und an darüber hinausgehenden Angeboten der Schulen teilzunehmen», hieß es weiter auf dpa-Anfrage. «Sofern die Schule ein Angebot für das Lernen zu Hause macht, ist das verbindlich. Allerdings können unter diesen Bedingungen keine Tests oder sonstige Leistungsüberprüfungen stattfinden.»

    btw: in der Presse heißt es, dass sie gesagt hat, dass morgen wieder normal Unterricht ist.


    Am Freitag soll der Unterricht an allen Schulen in NRW nach eintägiger sturmbedingter Pause wieder stattfinden. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte am Donnerstag, man stehe weiter im engen Kontakt zum Deutschen Wetterdienst. Derzeit sehe es nicht danach aus, dass der Unterricht auch am Freitag entfallen werde.

  • elCaputo

    Nein, ich kann mich nicht daran erinnern, dass so etwas passiert ist. Ich kann mich aber auch nicht daran erinnern, dass nach einem Wetterbericht über kommende starke Regenfälle ganze Dörfer abgesoffen sind. Die Politik ist damit alarmiert und wird vorläufig bei hinreichenden Ansagen des Wetterdienstes so reagieren. Weil niemand hat Lust sich nachher sagen zu lassen.....

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Kaum jemand außerhalb des Schulsystems wird dafür Verständnis haben,

    Das ist mir ehrlich gesagt wurscht bis egal. Vielleicht ist es mir sogar recht. Welches Problem habe ich denn damit, wenn Stammtischhanselinen Lehrerinnen für faule Säckinnen und Drückebergerinnen halten? Die Leute haben doch eh Vorurteile. Die kriegt man nicht mit einer Nummer behoben. Vielleicht geht so etwas sogar nach hinten los. Was sagen denn Eltern, deren Kindern nicht an den Online-Stunden teilnehmen können, weil die Technik nicht passt? Oder die die schlicht nichts mitbekommen haben, weil sie sich auf die öffentliche Verlautbarung, dass der Unterricht ausfalle, verlassen haben? Hängen die und einen Orden an oder sind die sauer, weil jede macht, was sie will?


    Natürlich hätte das Ministerium Distanzunterricht anordnen können (nicht unbedingt Online-Unterricht). Hat es aber nicht. Muss ich da wirklich in die Bresche springen und jede Fehlentscheidung des Ministeriums zu reparieren? Oder kann mir das mittlerweile auch mal am Gesäß vorbei gehen?

    wenn die inzwischen etablierte Distanzlernstruktur nicht genutzt wird,

    Was soll das sein? Ich habe jetzt ein dienstliches iPad, das mir für den Distanzunterricht genau was nützt? Was bringt mir das WLAN in der Schule und die elektrischen Tafeln? Woher haben die Schülerinnen die Endgeräte und den Internetzugang? Wäre Distanzunterricht angeordnet worden, hätte ich wohl vornehmlich Aufgaben verteilt. Für die Prüfungsklasse, die das heute betrifft, hätte es wohl eine Online-(Sprech)-Stunde gegeben — wie immer von zu Hause mit privater Hardware und etablierter privater Infrastruktur.


    Dass wir in der distanzfähigen Digitalisierung nur Millimeter weiter sind als vor der Pandemie, könnte ein Grund sein, dass sich das Ministerium weiter um Distanzunterricht 'rumdrückt. Ich wollte zwei Jahre Untätigkeit auch nicht wegen eines Tages Sturm in den Fokus rücken.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • kodi


    Die Gefahr sehe ich nicht nur - oder sogar im geringeren Umfang - in Abhängigkeit davon, ob nun Distanzunterricht angeboten wird oder nicht. Da geht es um die Absage des Unterrichts wegen eines Ereignisses, das (zumindest was ich hier lokal beobachte) drei bis viermal jährlich passiert. Und das seit Menschengedenken.


    Nein, das ist nicht das Oderhochwasser, nicht die Ahr-Katastrophe oder die Elbflut. Und ja, es gab die genannten lokalen Dramen auch früher schon (Wesenstein z.B.).


    Ja, man kann geteilter Meinung zu dieser Vorsichtsmaßnahme sein. Ich schaue da drauf und wundere mich nur, wie das früher ging, so mit Kindergartenkindern, die alleine in die Kita gingen, Schülern, die nicht aus dem Auto ins Klassenzimmer gekippt wurden, Fenstern, die nicht ständig abgesperrt werden mussten, Schultaschen, die auch mal mehr als 2 Kilo wogen und Pausen, die auch bei Regen draußen waren. Von einer Baumschule abgesehen, dürften Schüler heute in der Schule nicht weniger sicher gewesen sein als zu Hause.


    Die Schüler und Eltern sind seit zwei Jahren gebeutelt durch Schulschließungen, Quarantänen, Unterrichtsausfall. Alles folgt derselben Logik > bloß kein Risiko, ich will nicht schuld sein oder gar haftbar gemacht werden. Das heute dürfte bei etlichen Eltern den Eindruck erwecken, dass Corona hier ein Tor aufgestoßen hat zu ständigem Unterrichtsausfall, - verkürzung u.ä., was einerseits die Faulheit der Lehrer bedient und bestätigt und andererseits den schwarzen Peter Schüler und Eltern zuschiebt. Von denen hatten heute die allerwenigsten sturmfrei. In der realen Welt interessiert das nämlich keinen.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Auch wenn es eher flaspsig aufgeworfen wurde, sehe ich durchaus ein Problem in der Kombination Sturm und ständigem Querlüften. Dass es (zumindest hier vor Ort) am Ende doch nicht so dicke kommt wie befürchtet, konnte halt keiner genau voraussehen.

  • Alles folgt derselben Logik > bloß kein Risiko, ich will nicht schuld sein oder gar haftbar gemacht werden. Das heute dürfte bei etlichen Eltern den Eindruck erwecken, dass Corona hier ein Tor aufgestoßen hat zu ständigem Unterrichtsausfall, - verkürzung u.ä., was einerseits die Faulheit der Lehrer bedient und bestätigt und andererseits den schwarzen Peter Schüler und Eltern zuschiebt.

    Das bahnt sich aber schon seit einigen Jahren an. Wenn ich da an die letzte Sonnenfinsternis denke, bei der ja auch nicht sinnvolle Möglichkeiten und Gefahren der Betrachtung unterrichtet wurden, sondern Kinder im Schulhaus eingesperrt wurden.

  • Ehrlich gesagt, hab ich mir keinen Zacken aus der Krone gebrochen (wenn ich denn überhaupt eine hätte ;)), weil ich heute Distanzunterricht gemacht habe. Ich kann inzwischen fast jede meiner Unterrichtsstunden sowohl in Präsenz als auch in Distanz halten. Es gibt da wirklich nur wenige Ausnahmen wo ich komplett was ändern muss.

    Was mir klar ist, dass nicht jede Schule die Ausstattung hat. Ich hätte sie auch in der Schule gehabt, bin aber lieber zuhause geblieben.

    Und die SuS, falls jemand kein Endgerät gehabt hätte, dann hätte man sich gestern noch leihweise eins aus der Schule mitnehmen können, in diesem Fall kam die Meldung ja früh genug.

    War trotzdem ein etwas entspannterer Arbeitstag. Keine Masken, kein Weg, eine ruhige Pause, niemand der mich bei der Vorbereitung des Unterrichts für morgen stört. Und damit hab ich eigentlich jetzt schon alles erledigt was ich sonst wohl erst in zwei Stunden erledigt hätte.

  • Und die SuS, falls jemand kein Endgerät gehabt hätte, dann hätte man sich gestern noch leihweise eins aus der Schule mitnehmen können, in diesem Fall kam die Meldung ja früh genug.

    Dann müsste es dafür (vorbereitete) Geräte geben. Ich wüsste gar nicht, was die den Schülerinnen sagen sollte, wenn sie wissen wollen, an wen sie sich für ein Leihgerät wenden sollten. Bei uns gibt es keine Geräte, die dafür vorgesehen sind.

  • Wo kann ich denn da meine Mehrarbeit des heutigen Tages gelten machen?
    Situation Schleswig-Holstein: Präsenzunterricht mit halben Klassen + Versorgen der beim Sturm zuhause chillenden Kinder mit Arbeitsmaterial.

    Eindeutig Mehrarbeit. Interessiert nur wieder niemanden.

  • Ich hatte heute Distanzunterricht mit Lerngruppen mit 55 Schülern, davon waren 54 anwesend, eine Quote, die ich im Präsenzunterricht seit Weihnachten noch nicht hatte. Aber ich habe auch keine Lust mehr, die ewigen Endlosdiskussionen in Dauerschleife zu führen. "Ich habe kein Endgerät", "Klappt mit meinen Schülern doch sowieso nicht", "Mache ich nicht, weil mir das notwendige Formular 17B nur in der gelben Version vorgelegt wurde, es hätte die rosane sein müssen."

    Sicher haben einige reale Probleme, andere sind ganz offensichtlich unwillig. Das ist übrigens kein Lehrerproblem, sondern in jedem Beruf so.

  • Ehrlich gesagt, hab ich mir keinen Zacken aus der Krone gebrochen (wenn ich denn überhaupt eine hätte ;)), weil ich heute Distanzunterricht gemacht habe. Ich kann inzwischen fast jede meiner Unterrichtsstunden sowohl in Präsenz als auch in Distanz halten. Es gibt da wirklich nur wenige Ausnahmen wo ich komplett was ändern muss.

    Ich hätte auch gerne gemütlich von zuhause Distanzunterricht gemacht. In SH muss man doppelt arbeiten an solchen Tagen. Da macht man Präsenzunterricht und zusätzlich kümmert man sich um die Versorgung der zuhause gebliebenen SuS.

    Als Ausgleich dafür verdient ihr in euren Luxusbundesländen dafür mehr Geld. Achja, und habt (siehe Niedersachsen) ein teilweise um 2 Wochenstunden (!) geringeres Deputat.

    Wer in SH nicht ab und an einfach nur Dienst nach Vorschrift macht, oder aktiv versucht das System Schule auszunutzen, ist selber schuld.

  • Dann müsste es dafür (vorbereitete) Geräte geben. Ich wüsste gar nicht, was die den Schülerinnen sagen sollte, wenn sie wissen wollen, an wen sie sich für ein Leihgerät wenden sollten. Bei uns gibt es keine Geräte, die dafür vorgesehen sind.

    Wir haben genügend Klassenräume, die mit entsprechenden Laptops oder Tablets ausgestattet sind und dann ggf. für einen Tag hätten verliehen werden können. Ggf. wären auch noch Altgeräte da. Die Azubis haben bei uns tatsächlich alle ein Dienstgerät und in den Vollzeitklassen wurde zu Beginn des Schuljahres geklärt, ob irgendwo etwas zu organisieren ist.

    Ich weiß, im Hinblick auf technische Ausstattung arbeite ich quasi im Paradies.

  • wegen eines Ereignisses, das (zumindest was ich hier lokal beobachte) drei bis viermal jährlich passiert.

    Bei euch mag es ja bisher nicht so schlimm gewesen sein, hier in der Gegend aber schon. Es sind reihenweise Bäume u. a. umgekippt und Dinge durch die Gegend geflogen. Momentan ist es etwas ruhiger, aber seit heute Morgen gehörten die Geräusche von Martinshörnern und Motorsägen hier in der Stadt zum "Hintergrund-Sound". Bahnstrecken und mehrere Straßen sind gesperrt. So einen heftigen Sturm mit orkanartigen Böen hatten wir schon seit Längerem nicht mehr.


    Mein Distanzunterricht inkl. Videokonferenzen hat heute auch sehr gut geklappt. In der einen Klasse hat eine Schülerin gefehlt (die sich heute Morgen schon bei Klassenlehrer wegen Krankheit abgemeldet hatte), in der anderen waren alle anwesend.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    • Offizieller Beitrag

    Was ich mich im Moment aktuell frage:

    Heißt

    Zitat

    2021 wird ein landesweiter Unterrichtsausfall für den 17.02.2022 angeordnet.

    jetzt

    a) dass der nur für den Donnerstag gilt und morgen automatisch (wenn es keine anderen Informationen gibt) wieder Unterricht ist?

    b) dass zwar erst einmal nur für den Donnerstag gilt aber das Ministerium davon ausgeht, dass morgen alle wegbleiben, wenn es keine anderslautenden offiziellen Anweisungen gibt? (Offizielle Anweisungen, keine Pressenachricht.)


    *kopfkratz*

  • Ich weiß, im Hinblick auf technische Ausstattung arbeite ich quasi im Paradies.

    Ebend. Die Ausstattung und die Möglichkeiten hängen halt immer noch davon ab, wie engagiert das Kollegium und wie großzügig die Schulträgerin ist. Wir sind auch nicht schlecht ausgestattet, aber der Punkt „Schülerinnenleihgeräte“ wurde schleifen gelassen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Von zu Hause aus hätte ich auch problemlos Distanzunterricht machen können und es wäre kein Mehraufwand gewesen. Ob ich Power Points jetzt in Präsenz an die Wand schmeiße oder in der VK teile... Materialien habe ich auch alle digital, weil die meisten Schüler gar kein Papier mehr wollen und auf Tablets geswitched sind... mein privates Gerät nutze ich eh, ob nun in der Schule oder zu Hause...


    Nur die Anwesenheitspflicht machte es leider unmöglich, denn WLAN und Leitungen in der Schule sind leider grottig.



    Ganz grundsätzlich denke ich auch, dass Schulen nach 2 Jahren Pandemie in der Lage sein sollten, kurzfristig auf (qualitativ angemessenes) Distanzlernen umzustellen. Es hapert aber beschämenderweise halt immer noch an Grundlegendem.

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