Die ewige Jagd nach der goldenen 1+ oder den göttlichen 15 Punkten

  • Wenn jemand im Schriftlichen immer 14 Punkte und in der Sonstigen Mitarbeit 15 Punkte hat, kann man die 15 auch ohne irgendwelche Zögerlichkeiten geben.

    SoMi und Schriftlich sollen ja in etwa zur Hälfte einfließen. Die Bedingung „15 Punkte in mindestens einer Klausur“ ist demnach nicht wirklich in Ordnung.

    Gut, dass man Noten ja nicht "errechnen" muss.


    Ich finde es auch beeindruckender, wenn 13 und 15 Punkte in Klausuren geschrieben werden. Man muss da eine gewisse Perfektion zeigen.

    • Offizieller Beitrag

    Gut, dass man Noten ja nicht "errechnen" muss.

    aufgr

    Ich finde es auch beeindruckender, wenn 13 und 15 Punkte in Klausuren geschrieben werden. Man muss da eine gewisse Perfektion zeigen.

    Da stimme ich zu. Das liegt aber meines Erachtens auch zu einem erheblichen Anteil daran, dass die EWH durch ihre Struktur und die Art, wie Punkte vergeben werden, genau diese Perfektion erfordern.

  • Einerseits, wenn deutlich Luft nach oben noch wäre, dann bräuchte man eine höhere Note als 15 Punkte, was erklärt, dass die Arbeit im Ganzen schon eine sehr hohe Qualität aufweisen muss. Andererseits muss sie natürlich auf Basis des vermittelten Stoffes unter Prüfungsbedingungen für die Schüler erreichbar sein, denn wenn man überspitzt sagen würde, dass man sich ein Bein ausreißen oder Einstein himself sein muss, um die Note zu bekommen, wäre das nicht verhältnismäßig.

    Auch wenn Stoff bis zu einem gewissen Grad auf einander aufbaut, sollte ein zuvor schwacher Schüler zumindest die Möglichkeit haben, die volle Punktzahl in einer Prüfung erreichen zu können.

    • Offizieller Beitrag

    Auch wenn Stoff bis zu einem gewissen Grad auf einander aufbaut, sollte ein zuvor schwacher Schüler zumindest die Möglichkeit haben, die volle Punktzahl in einer Prüfung erreichen zu können.

    Klar. Und es sollte auch jede*r die Möglichkeit haben, ganz oben aufs Treppchen zu kommen. Es geht hier um 15 Punkte als Note, also eindeutig eine Oberstufennote, nicht um Grundschule. Nein, schwache SuS SOLLEN nicht die Möglichkeit haben, eine volle Punktzahl zu bekommen. Und falls das einige glauben oder gar vermitteln, kein Wunder, dass einige SuS dann umgekehrt, gar nicht mehr lernen. Nach dem Motto "lohnt sich eh nicht". Wenn man tatsächlich glaubt, entweder lerne ich ein bisschen und habe mindestens 10 Punkte oder es lohnt sich nicht...

    Ich gehe auch nicht 3 mal vorm Wettkampf laufen und erreiche das Ziel genauso schnell wie diejenigen, die seit 10 Monaten trainieren. Moment.. das glauben tatsächlich einige Sportabiturient*innen. "klar schaffe ich den 5000er locker, ich war schon mal 3000 laufen, aber dann hatte ich keinen Bock mehr"

  • Vor drei Jahren (2018).

    ...hast du Abi gemacht? Dann hast du aber fix studiert.


    Türen werden geknallt,

    Schon mal darüber nachgedacht, dass es mangelndes Durchsetzungsvermögen ist, wenn 17-Jährige die Frechheit besitzen, deinen Klassenraum türenknallend zu verlassen?

  • Sorry, da hat sich ein falscher Tempus eingeschlichen. Die Türen "wurden" geknallt...Diese Sachen habe ich in meiner eigenen Schulzeit erlebt.


    Und ich bin, zwangsläufiger weise, natürlich noch mitten im Studium ;)

  • Ich frage die SuS wenn sie sich über "zu schlechte" Noten beklagen immer, was sie denn in den letzten Jahren so in dem Fach hatten. Da wird fast nie gesagt "Meistens eine 1", sondern fast immer ist die Antwort "3 oder 4". Ich frage dann, wieso sie meinen, sich jetzt so enorm verbessert zu haben (nicht, warum sie bessere Noten WOLLEN, sondern was jetzt anders sein soll als in den letzten Jahren). Meist ist dann Ruhe.

  • Ich frage die SuS wenn sie sich über "zu schlechte" Noten beklagen immer, was sie denn in den letzten Jahren so in dem Fach hatten. Da wird fast nie gesagt "Meistens eine 1", sondern fast immer ist die Antwort "3 oder 4". Ich frage dann, wieso sie meinen, sich jetzt so enorm verbessert zu haben (nicht, warum sie bessere Noten WOLLEN, sondern was jetzt anders sein soll als in den letzten Jahren). Meist ist dann Ruhe.

    Wie reagierst du denn, wenn vereinzelte Schüler tatsächlich mal sagen: "In xy war ich in den letzten Schuljahren immer im Bereich 13 bis 15 Punkte" und du stellst, bei entsprechender Nachprüfung, fest, dass dem wirklich so ist?

  • Dann mache ich mir Gedanken, woran das liegt. Ich kann mich auch mal hinterfragen. Aber ganz ehrlich: Den Fall hatte ich in 20 Jahren vielleicht ein- oder zweimal. Und dann kam immer raus, dass der Schüler/die Schülerin halt mit den Aufgabenformen der höheren Jahrgangsstufen mehr Probleme hat, wo einfaches Lernen nur noch einen kleinen Teil ausmacht.

  • Wie reagierst du denn, wenn vereinzelte Schüler tatsächlich mal sagen: "In xy war ich in den letzten Schuljahren immer im Bereich 13 bis 15 Punkte" und du stellst, bei entsprechender Nachprüfung, fest, dass dem wirklich so ist?

    In einem solchen exotischen Fall ändert das zunächst dennoch nichts an der wohlüberlegten Einschätzung des aktuellen Leistungsstands, lädt aber noch einmal dazu ein, auf Ursachenforschung für die große Differenz zu gehen. Mir geht es da aber wie DeadPoet : das ist extrem selten.

  • (...)

    Auch wenn Stoff bis zu einem gewissen Grad auf einander aufbaut, sollte ein zuvor schwacher Schüler zumindest die Möglichkeit haben, die volle Punktzahl in einer Prüfung erreichen zu können.

    Wenn der zuvor schwache Schüler entsprechend lernt, seine Lücken schließt, sich den neuen Stoff erschließt: Natürlich hat er dann die Möglichkeit die volle Punktzahl zu erreichen. Wer dauerhaft zu wenig macht wird nicht mit einmalig ein bisserl lernen plötzlich eine 1,0/15 Punkte erzielen bei einer vernünftig konzipierten Klassenarbeit. Das gilt aber auch schon vor der Oberstufe: Wer die Vokabeln in Klasse 5/6/7/8/9 nicht lernt wird eben in Klasse 10 (und folgend) keine Bestnoten in den Fremdsprachen schriftlich wie mündlich erzielen können, wer relevante Fachbegriffe und Fachkonzepte in den Gesellschaftswissenschaften in Unter- oder Mittelstufe mangels aktiver Mitwirkung nie wirklich durchdringt oder lernt, hat in der Mittel- und Oberstufe relevante Lücken, die nicht mal eben mit etwas punktuellem Bulimielernen geschlossen werden können, usw.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wenn jemand im Schriftlichen immer 14 Punkte und in der Sonstigen Mitarbeit 15 Punkte hat, kann man die 15 auch ohne irgendwelche Zögerlichkeiten geben.

    SoMi und Schriftlich sollen ja in etwa zur Hälfte einfließen. Die Bedingung „15 Punkte in mindestens einer Klausur“ ist demnach nicht wirklich in Ordnung.

    Ich hatte genau den Fall dieses Jahr (schriftlich 2x 14 Punkte, mündlich 2x 15) und für mich war klar, ich gebe 15 Punkte nur dann, wenn sie auch in mindestens einer Klausur erreicht wurden. 15 Punkte bescheinigen eine derart exzellente Gesamtleistung, dass diese Topleitung - für mich - auch in allen Teilbereichen mal erbracht werden musste, um gerechtfertigterweise so auf dem Zeugnis zu landen.



  • Sind eure Klausuren so ausgefeilt, dass die "Topleistung" haargenau mit 14 oder 15 Punkten definiert werden kann?

  • Naja, ich kreuze den EWH durch (und ja, den schreibe ich sehr detailliert) und dabei kommt halt die entsprechende Note raus. Wobei ich dazu sagen muss, dass der Ausschlag für 14 oder 15 Punkte bei mir noch nie in den Inhaltskategorien gefallen ist, sondern die Punkte (sowohl in der Fremdsprache als auch im deutschsprachigen Sachfach) beim Kriterium Sprache/Sprachrichtigkeit verloren werden.

  • Ich hab da gerade einen Schüler, der sprachlich meist eindeutig 15 Punkte steht und sie im Inhalt auch oftmals erreicht.


    Es gibt aber mehr Lernende die inhaltlich besser sind als sprachlich. Wobei ich mal eine Muttersprachlerin hatte, die aber inhaltlich schlecht war. Die hat sich aufgeregt, dass sie keine 15 Punkte in der Sprache bekam, weil sie umgangssprachlich schrieb, kaum Fachvokabular benutzte, die Textstruktur nicht wirklich vorhanden war und es teilweise nicht formatsangemessen war.

    Sie sagte dann sie könnte aber doch am besten Englisch und es wäre ihre Muttersprache. Ich sagte dann, dass sie in Deutsch ja auch keine 15 Punkte hätte und das wäre ja auch ihre Muttersprache.

  • Das habe ich auch gerade. Muttersprachlerin, aber schriftlich kommt sie nicht über 6 Punkte, weil sie weder Zieltextkonventionen berücksichtigt noch verständlich und kohärent analysieren kann. Aber sie sieht es wenigstens ein.

  • CDL: Ich glaube, das, was du beschreibst, ist einer der größten Demotivationsfaktoren für fortgeschrittene und zugleich leistungsschwache Schüler. In der Grundschule schaffen es leistungsschwächere Schüler meist noch mit zeitlicher Verzögerung, Lernrückstände aufzuholen. Ich persönlich stelle es mir herausfordernd vor, wenn ein Schüler in der Sek I bereits massiv hinterherhinkt und dann kommt noch neuer Stoff dazu. Wenn dann noch die Puertät dazukommt, ist sicher: "Ach, jetzt ist es auch sch...egal!" nicht weit. Hast du dahingehend Erfahrung?

    Aber klar, wenn ein schwacher Schüler es dennoch schafft, eine gute Note zu erreichen, weil ihm das Unterrichtsthema besonders gut liegt, ist das umso motivierender für uns (und auch für den Schüler). In Mathematik geht das vlt. noch, wenn einem Algebra nicht so sehr liegt, aber Geometrie eine neue Chance bietet. Bei Französisch dürfte es wohl kein Pendant geben, denn Grammatik und Wortschatz braucht man ja immer, oder?

  • Wenn der zuvor schwache Schüler entsprechend lernt, seine Lücken schließt, sich den neuen Stoff erschließt: Natürlich hat er dann die Möglichkeit die volle Punktzahl zu erreichen. Wer dauerhaft zu wenig macht wird nicht mit einmalig ein bisserl lernen plötzlich eine 1,0/15 Punkte erzielen bei einer vernünftig konzipierten Klassenarbeit. Das gilt aber auch schon vor der Oberstufe: Wer die Vokabeln in Klasse 5/6/7/8/9 nicht lernt wird eben in Klasse 10 (und folgend) keine Bestnoten in den Fremdsprachen schriftlich wie mündlich erzielen können, wer relevante Fachbegriffe und Fachkonzepte in den Gesellschaftswissenschaften in Unter- oder Mittelstufe mangels aktiver Mitwirkung nie wirklich durchdringt oder lernt, hat in der Mittel- und Oberstufe relevante Lücken, die nicht mal eben mit etwas punktuellem Bulimielernen geschlossen werden können, usw.

    Das geht mMn sogar noch weiter: Mein miserabler Chemieunterricht in der Mittelstufe, gepaart mit einem nicht vorhandenen Chemieunterricht in der Oberstufe, hat dazu geführt, dass einzelne Grundlagen-Lücken erst im Referendariat, als ich diese Grundlagen *unterrichten* musste, aufgeholt wurden. Denn nicht jede Grundlage wird im Studium nochmal durchgekaut.

    Inhaltlich waren das insbesondere die Begriffe aus der 7. und 8. Klasse, aber auch Teile der 9. Klasse, nämlich verschiedene Stoffmischungen, sowas wie das Verbrennungsdreieck und tatsächlich die einfachen Erklärungen zu Molekülbindungen.

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