Mitarbeitsnoten noch umsetzbar?

  • Hallo.


    Ich bin in diesem Schuljahr in das Bundesland Thüringen gewechselt. An meiner vorherigen Schule war es ganz normal, die Schülerinnen und Schüler für ihre Mitarbeit und Verhalten zu benoten. Diese "mündlichen" Noten wurden dann mit den schriftlichen Noten zur Endnote zusammengerechnet.


    An der jetzigen Schule macht das niemand mehr. Eher ernte ich skeptische Blicke, wenn ich das Thema anspreche.


    Nun würde ich gerne eure Meinung dazu lesen. Kann das von Bundesland/Schule zu Bundesland/Schule unterschiedlich sein? Wie könnte ich die tägliche Unterrichtsleistung der Schülerinnen und Schüler berücksichtigen, wenn eine Benotung nicht mehr möglich ist?


    Vielen Dank und viele Grüße

  • Ähem ja es gibt natürlich Abweichungen zwischen den Bundesländern, weil Schule ist nun mal, wie immer man das auch finden mach, Ländersache. Es gibt doch bestimmt Vorschriften dazu, wie in welcher Schulfom die Noten gebildet werden?

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Thüringer Schulgesetz:


    Thüringer Schulordnung:



    D.h. die Mitarbeit kannst du als mündliche Leistung ganz normal als einzelne Note werten, sollte halt möglichst transparent sein.


    Zusätzlich kannst du die absolut sinnfreien "Kopfnoten" für Verhalten und Mitarbeit verteilen.


    Verhalten direkt im Fach bewerten ist schwierig, da würd ich entweder auf mangelhafte Mitarbeit abzielen oder auf die Pädagogischen Maßnahmen und Ordnungsmaßnahmen nach §51 Thüringer Schulgesetz zurückgreifen.

  • In NRW wird das Verhalten auch nicht benotet sondern fließt in die Kopfnote ein. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist es aber meist so, dass auch die Mitarbeit leidet und entsprechende SuS dem Unterricht auch nur suboptimal folgen. Das kannst Du natürlich in diesen prüfen und auch bewerten :pfeifen:

    An alle Deutschlehrer:
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  • In NRW gibt es doch gar keine Kopfnoten? Es wird das Arbeits- und Sozialverhalten bewertet, und zwar - wenn man es macht - in Textform ("wenn" = nur in besonders positiv oder besonders negativen Fällen). Die mündliche Mitarbeit und auch das Verhalten im Unterricht ist in die Fachnote direkt eingeflossen.


    In MV hingegen gibt es Fachnoten sowie extra "echte" Kopfnoten, nämlich 4 an der Zahl insgesamt. Diese werden in extra Noten zusätzlich zu den Fachnoten ausgewiesen. Dafür wird die Fachnote rein inhaltlich vergeben und zudem rein nach berechnetem Durchschnitt.


    Unter Kopfnoten verstehe ich genau solche extra 4 Noten wie in MV: 2x Arbeitsverhalten (Fleiß, Zuverlässigkeit), 2x Sozialverhalten (Umgangsformen, Teamfähigkeiten). Das ist so ein Gebilde, welches auf den Kopfnoten aus DDR-Zeiten beruht. Das waren damals Betragen, Mitarbeit, Ordnung, Fleiß.

  • Catania

    Das meinte ich mit Kopfnote

    An alle Deutschlehrer:
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  • In Baden-Württemberg gibt es Kopfnoten und Verhalten und Mitarbeit darf nicht in die Fachnote. Die Fachnote (z. B. Mathe) darf nur Leistungen im Mathe enthalten, nicht die Häufigkeit des Meldens, nicht vergessene Hausaufgaben (höchstens indirekt, wenn der Schüler beim Aufrufen nichts weiß).


    Jedes Bundesland hat andere Gesetze, erkundige genau, was bei euch sonst noch gilt. (Ich war in NRW z. B. überrascht, dass es die Note 2/3 nicht gibt, in Baden-Württemberg fällt man dagegen sehr negativ auf, wenn man sich auf ganze Noten beschränkt.)

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    • Offizieller Beitrag

    Catania

    Das meinte ich mit Kopfnote

    Es wäre aber sinnvoll, es von den Kopfnoten, die es ja durchaus einmal für eine Legislaturperiode gab, klar zu unterscheiden. Bemerkungen zum Arbeits- und Sozialverhalten werden eben NICHT standardmäßig vergeben sondern nur bei spürbar positiven oder negativen Auffälligkeiten.

  • An meiner vorherigen Schule war es ganz normal, die Schülerinnen und Schüler für ihre Mitarbeit und Verhalten zu benoten. Diese "mündlichen" Noten wurden dann mit den schriftlichen Noten zur Endnote zusammengerechnet.

    Es gibt ein Bundesland, in dem man Verhalten als mündliche Note wertet und mit der schriftlichen Note verrechnet? Welches ist das?

    Nun würde ich gerne eure Meinung dazu lesen.

    Meinung zu was? Wie wir die Leistungsbewertung in Thüringen finden?


    Alles was du wissen musst, hat MarPhy ja freundlicherweise schon verlinkt. Ich frage mich, ob man das als Lehrkraft nicht wissen kann, das Notengebung in ihren Grundzügen (länderspezifischen) Gesetzen folgt.

  • Es gibt ein Bundesland, in dem man Verhalten als mündliche Note wertet und mit der schriftlichen Note verrechnet?

    In Österreich fließt die Verhaltensnote in Abschlussklassen von Mittelschulen in die Mitarbeitsnote und damit in die Fachnote ein.

    Ich vergesse das (leider) immer :fluester:.

  • Als jemand, der selbst mehrfach das System gewechselt hat, möchte ich mich dem Rat, der schon mehrfach kam, unbedingt anschließen:
    Lies dich in das Schul- und Dienstrecht deines neuen Bundeslands ein.

    Das dauert gar nicht so lange, wie man so denkt, da man Gesetze sehr selektiv lesen kann.

    Das ist auch viel spannender, als man so denkt, weil man plötzlich ein viel besseres Verständnis für die eigenen Rechte (und Pflichten) hat und viele weit verbreitete Schulmythen plötzlich enttarnt werden.

    Und es gibt eine unglaubliche Handlungssicherheit, wenn einfach weißt, was das Gesetz sagt.

  • In Baden-Württemberg gibt es Kopfnoten und Verhalten und Mitarbeit darf nicht in die Fachnote.

    Das wundert mich aber sehr. Im Gymnasium meiner Kinder stellen sich alle Fachlehrer auf dem Elternabend vor. Und der fast einzige Satz, den sie von sich geben und den außer mir alle Eltern fleißig mitschreiben ist folgender:


    "Hallo, ich bin Herr Müller, der Mathelehrer, und bei mir zählt mündlich zu schriftlich 2 zu 3 (mdl.40 %, schriftl. 60% o.ä.)." Usw. das machen alle Lehrer so. Es gibt sogar ein Handout zum Nachlesen.


    Oder ist Mitarbeit was anderes als mündliche Leistung?

  • Oder ist Mitarbeit was anderes als mündliche Leistung?

    Keine Ahnung, wie das in BaWü (oder Thüringen) ist, aber in Bayern ist die Mitarbeit als Quantität definiert, also wie oft sich ein Schüler beteiligt. Das darf explizit nicht in die mündliche Leistung einfließen, die rein qualitativ definiert ist - also wie gut sind die Beiträge, vor allem inhaltlich, ggfs. auch sprachlich (in den Sprachen sowieso, sonst v.a. fachsprachlich betrachtet).

    In der Konsequenz ist es auch primär Aufgabe der Lehrkraft, dafür zu sorgen, dass sie die Qualität beurteilen kann, egal wie viel ein Schüler sich beteiligt, man muss ruhige Schüler also auch mal ohne Meldung aufrufen oder andere Szenarien schaffen, die dies möglich machen (Vorträge, Referate etc.).

    Dafür ist "mündlich" eben nicht rein mündlich, sondern auch Test, Ausarbeitungen, Protokolle können da berücksichtigt werden, eben alles, was keine Klassenarbeit ist, deren Form, Anzahl und Umfang klar festgelegt ist.

    Seit ein paar Jahren sind die Begriffe deswegen nicht mehr "mündlich" und "schriftlich", sonder "kleine" und "große" Leistungsnachweise, wobei die alten Begriffe im Alltag nach wie vor verwendet werden.

    Für Mitarbeit und Verhalten gibt es im Zeugnis eigene Kategorien, die nicht auf die Fächer bezogen sind. Der Klassenlehrer holt die Bewertung in diesen Kategorien von allen Fachlehrern ein und kommt so zu einer Gesamtwertung, die verbalisiert in der Unter- und Mittelstufe auf dem Zeugnis vermerkt wird. Da sie für die Fachnoten keine Rolle spielen und auch nicht versetzungsrelevant sind, interessiert diese Noten auch fast niemand und oft werden sie eher pauschal gebildet.

  • Das wundert mich aber sehr. Im Gymnasium meiner Kinder stellen sich alle Fachlehrer auf dem Elternabend vor. Und der fast einzige Satz, den sie von sich geben und den außer mir alle Eltern fleißig mitschreiben ist folgender:


    "Hallo, ich bin Herr Müller, der Mathelehrer, und bei mir zählt mündlich zu schriftlich 2 zu 3 (mdl.40 %, schriftl. 60% o.ä.)." Usw. das machen alle Lehrer so. Es gibt sogar ein Handout zum Nachlesen.


    Oder ist Mitarbeit was anderes als mündliche Leistung?

    Ja, ist etwas anderes (in Baden-Württemberg).


    Mündliche Note ist nur Leistung, Extrembeispiel, wenn einer nur einmal im halben Jahr zu einer extrem schweren Frage etwas extrem gutes sagt (sprich "große Transferleistung"), ist das eine mündliche 1 (für das Halbjahr, man sollte natürlich öfter aufrufen, wenn sich jemand nicht meldet, nicht melden gibt aber keine schlechtere Note), kleiner Transfer wäre eine 2, alles bereits gemachte gekonnt, eine 3, eine 5 sind Mängel, die in absehbarer Zeit aufgeholt werden könnten usw. (sehr verkürzt dargestellt). Mitarbeit ist dagegen Häufigkeit des Meldens, regelmäßige Mitarbeit, Hausaufgaben usw. Das hat in Baden-Württemberg nichts bei Leistung (Fachnote) zu suchen (es handeln aber viele Lehrer anders, dagegen könnte man klagen, darauf weist unsere SL regelmäßig hin, es wissen viele Eltern nicht, obwohl es im Zeugnisheft steht). Ich erkläre es am Anfang des Schuljahres und habe seitdem keine Diskussion um mündliche Noten mehr.


    (Meinen Kleinen erkläre ich es vereinfacht, ich überlege mir vor jeder Arbeit, welche Note ich bei jedem einzelnen aufgrund des Gezeigten erwarte und notiere sie als mündliche Note. Ich schreibe sie zudem unter die Klassenarbeit. Schüler und Eltern wissen also immer Bescheid. )

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  • Zauberwald

    Also mir wurde für NRW beigebracht, dass es in der Sek 1 keine Bringpflicht des 'Schülers gibt (hören die Gymnasialkollegen manchmal nicht so gern ist aber so) und dementsprechend es meine Aufgabe ist, den Schüler entsprechend zu prüfen. Wenn sich also einer nicht meldet, muss ich mich entweder anderweitig über sein Leistungsvermögen orientierend oder öfter fragen. Genauso kann ich aber auch einem störenden Schüler Fragen zum derzeitigen Unterricht stellen, so fließt sein Verhalten indirekt wahrscheinlich doch in die Notengebung ein.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Ich verstehe schon den Unterschied, frage mich allerdings, wie man das als Fachlehrer in vielen unterschiedlichen (und großen) Klassen schaffen kann, von jedem S eine gerechte mdl. Beurteilung zu erstellen und bei schwierigen Eltern diese rechtfertigen zu können. So viel Zeit/Gelegenheiten bieten sich doch kaum, es sei denn, man hat das ständig im Blick und dann habt ihr meine größte Bewunderung.

    Meine Kinder hatten ja auch immer mdl. Noten auf den Tests stehen, so dass man einen Einblick hatte, habe aber nie nachgefragt. Weiß allerdings, dass vereinzelt Lehrer Strichlisten führten bei jeder Meldung. Das hat dann aber nichts mit mdl. Leistung zu tun, bzw. nicht unbedingt. Sondern ist Mitarbeit...

  • Ich mache mir nach (fast) jeder Stunde Notizen auf einem Bewertungsraster. Da geht dann nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität ein, ähnlich wie von Kris24 beschrieben. Daraus kann ich dann am Ende des Quartals eine recht belastbare Note für die "sonstigen Leistungen" bilden.


    Verhalten ist für mich eine völlig andere Baustelle, das geht nicht in die Fachnote ein - wenn, nur sehr indirekt, bewertet wird immer die fachliche Leistung. Allerdings zählen zu den Kompetenzen, die ich bewerten kann, nicht nur inhaltliche, sondern z.B. auch fachmethodische. Ein grenzwertiges Verhalten in einer Gruppenarbeit oder während einer Experimentierphase beispielsweise kann sich so natürlich durchaus auf die Fachnote auswirken. Aber ob ein Schüler "brav" ist, kann ich nicht direkt als Fachnote werten und finde auch immer die Kolleg*innen suspekt, bei denen die Fachnoten stark den Eindruck machen, dass es hier eher darum geht, ob jemand im Unterricht nervt oder angepasst ist.

    • Offizieller Beitrag

    wenn jmd im Unterricht häufig stört, kann er oft auch nicht auf Anfragen antworten. Da gehen dann Verhalten und Leistung Hand in Hand. Nach außen sieht das schnell so aus, als strafe man den/diejenige/n für sein/ihr* Verhalten mit schlechten Noten ab.


    Natürlich gibt es auch die multi tasking fähigen Störenfriede, aber doch recht selten. Bei denen kann man schön Verhalten und Leistung trennen


    * soeben beschlossen: das war jetzt das letzte Mal, dass ich gendere. *Nerv*

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