So wohnt Deutschland...

  • Fallen Angel: In der Reportage hörte es sich so an als ob sie erst die Immobilie verkaufen müsste, um die Steuer zu bezahlen, aber wenn das über den von dir vorgeschlagenen Weg auch geht, wäre das natürlich super. In der Reportage wurde gesagt, dass das Haus seit 100 Jahren in Familienbesitz ist, da steckt natürlich auch ein emotionaler Wert drin.

    Wegen München und explodierenden Mieten: Die einzige weitere Alternative, die mir noch einfällt und nicht zu einer weiteren Verdichtung führt, wäre das System a la Wien, bei dem viele Wohnungen in kommunaler Hand sind. Der Staat kann ja das Mietniveau so handhaben, dass es finanzierbar bleibt. Leider haben Sozialwohnungen ein sehr schlechtes Image und München scheint im Gegenzug ganz froh über das Image, das die Stadt derzeit genießt, zu sein.

    Auch wenn ich selbst anerkenne, dass der Kapitalismus seine Grenzen hat, müssen staatliche Eingriffe immer wohl überlegt sein, da Sozialismus mit der DDR-Vergangenheit doch sehr viel Ablehnung in der Gesellschaft erlebt.

    Mal von Grund- und Hauptschullehrern, die in Bayern vermehrt nach München geschickt werden, abgesehen: Wie kommst du darauf, "dass viele Menschen kaum eine Wahl haben, wo sie wohnen"? Ich würde alleine deswegen, weil ich es nicht einsehe, so viel Geld nur für das reine Wohnen auszugben, nicht nach München ziehen.

    Einmal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Es gibt Menschen, die in München oder anderen teuren Großstädten geboren werden und die wollen vielleicht nicht ihre Heimat verlassen.

  • Wegen München und explodierenden Mieten: Die einzige weitere Alternative, die mir noch einfällt und nicht zu einer weiteren Verdichtung führt, wäre das System a la Wien, bei dem viele Wohnungen in kommunaler Hand sind. Der Staat kann ja das Mietniveau so handhaben, dass es finanzierbar bleibt. Leider haben Sozialwohnungen ein sehr schlechtes Image und München scheint im Gegenzug ganz froh über das Image, das die Stadt derzeit genießt, zu haben.

    Das wäre doch eine gute Idee, die Wiener machen vieles richtig, was bezahlbaren Wohnraum angeht. Sozialwohnungen haben jetzt in meinen Augen kein schlechtes Image, sie sind halt für Menschen mit wenig Geld gedacht. Ich habe selbst mal als Kind in einer solchen Wohnung gelebt, die Nachbarn hatten halt auch wenig Geld, aber es waren die nettesten Erwachsenen, die ich damals kannte.

    Mal von Grund- und Hauptschullehrern, die in Bayern vermehrt nach München geschickt werden, abgesehen: Wie kommst du darauf, "dass viele Menschen kaum eine Wahl haben, wo sie wohnen"? Ich würde alleine deswegen, weil ich es nicht einsehe, so viel Geld nur für das reine Wohnen auszugben, nicht nach München ziehen.

    Naja, wenn die Alternative H4 ist, kann sich das wahrscheinlich schnell ändern. Je nach Studium/Ausbildung kann man sich nicht unbedingt in ganz D bewerben, viele Konzerne sitzen in M. Und dann gibt es noch die, die dort ihre Familie haben. So wie ich dich einschätze, bist du ja sehr heimat- und familienverbunden, das geht vielen Menschen, deren Liebste in M wohnen, genauso.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Fallen Angel: In der Reportage hörte es sich so an als ob sie erst die Immobilie verkaufen müsste, um die Steuer zu bezahlen, aber wenn das über den von dir vorgeschlagenen Weg auch geht, wäre das natürlich super. In der Reportage wurde gesagt, dass das Haus seit 100 Jahren in Familienbesitz ist, da steckt natürlich auch ein emotionaler Wert drin.

    Wegen München und explodierenden Mieten: Die einzige weitere Alternative, die mir noch einfällt und nicht zu einer weiteren Verdichtung führt, wäre das System a la Wien, bei dem viele Wohnungen in kommunaler Hand sind. Der Staat kann ja das Mietniveau so handhaben, dass es finanzierbar bleibt. Leider haben Sozialwohnungen ein sehr schlechtes Image und München scheint im Gegenzug ganz froh über das Image, das die Stadt derzeit genießt, zu sein.

    Auch wenn ich selbst anerkenne, dass der Kapitalismus seine Grenzen hat, müssen staatliche Eingriffe immer wohl überlegt sein, da Sozialismus mit der DDR-Vergangenheit doch sehr viel Ablehnung in der Gesellschaft erlebt.

    Mal von Grund- und Hauptschullehrern, die in Bayern vermehrt nach München geschickt werden, abgesehen: Wie kommst du darauf, "dass viele Menschen kaum eine Wahl haben, wo sie wohnen"? Ich würde alleine deswegen, weil ich es nicht einsehe, so viel Geld nur für das reine Wohnen auszugben, nicht nach München ziehen.

    Ich wundere mich immer wieder über deine Weltfremdheit.


    1. In Österreich herrscht keine sozialistische Diktatur und doch funktioniert es, dass die Stadt Wohnungen zu menschenmöglichen Preisen vermietet.

    2. Weißt du, wie hoch die Mieten in München sind? Ist dir klar, dass das nicht nur im Zentrum so ist? Findest du folglich, dass außer immobilienbesitzenden Gräfinnen und halsabschneiderischen Mogulen mit zigtausend Wohnungen, die alteingesessene Bewohner rausekeln, nur Zahnärzte und Archtitektinnen in und um München leben sollten?

    3. Es gibt keinen Grund, dass München immer reicher wird und immer mehr Menschen komplett wegziehen müssen, weil sie sich Wohnen nicht mehr leisten können. Das hat nichts mit deinen persönlichen Vorlieben für das Dorfleben zu tun, sondern dass für 1,5 Mio Menschen akzeptable Wege gefunden werden müssen. Wohnen ist ein Grundbedürfnis.

  • Je nach Studium/Ausbildung kann man sich nicht unbedingt in ganz D bewerben, viele Konzerne sitzen in M.

    Wie soll das auch gehen? Sollen alle münchner Busfahrer, Frisöre, Erzieher und Käsethekenverkäufer nach Hessen ziehen?

  • Wie soll das auch gehen? Sollen alle münchner Busfahrer, Frisöre, Erzieher und Käsethekenverkäufer nach Hessen ziehen?

    Das kommt noch hinzu. Die systemrelevanten Berufe werden auch in M gebraucht. Die können nicht ins HO und dann weit weg wohnen.

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  • @karuna: Jo, ich weiß, dass die Mieten in ganz München und sogar Umgebung hoch sind. Ich glaube nicht, dass man per se ein Recht darauf hat, zu wohnen wo man will, da das im Extremfall dazu führen würde, dass es Orte gibt, wo jeder wohnen will, und Orte, wo niemand wohnen will. Wenn jedoch das Angebot begrenzt ist, muss man möglichst faire Kriterien finden, um zu entscheiden, wer von den vielen Interessenten für eine Wohnung den Zuschlag bekommt. Das wäre die Person, die am ehesten pünktlich die Miete zahlt und sich gut in die Bewohnerschaft integriert.

    Wohnen ist ein Grundbedürfnis, das "Wo" und das "Wie" sind jedoch nicht näher charakterisiert. München ist eine der dichtestbesiedlten Städte Deutschlands und 1,5 Mio. Einwohner reichen, es müssen nicht 2 Mio. oder 3 Mio. werden.


    Wegen systemrelevanten Berufen: Klar werden die auch in München gebraucht. Ich bin ehrlich, ich weiß nicht, wie man das Problem lösen sollte, da ich gegen Verdichtung, aber auch gegen irgendwelche Quotenregelung bin. Andererseits, aus welchem Grund sollte der Busfahrer die Wohnung bekommen, der Zahnarzt jedoch nicht?

  • Wegen systemrelevanten Berufen: Klar werden die auch in München gebraucht. Ich bin ehrlich, ich weiß nicht, wie man das Problem lösen sollte, da ich gegen Verdichtung, aber auch gegen irgendwelche Quotenregelung bin. Andererseits, aus welchem Grund sollte der Busfahrer die Wohnung bekommen, der Zahnarzt jedoch nicht?

    Zahnarzt und Busfahrer konkurrieren wohl kaum um dieselben Wohnungen.

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  • Orte, wo niemand wohnen will.

    Klingt doch gut, dann können diese Orte renaturiert werden.

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  • Irgendwer hier hat doch die Signatur "Probleme werden nicht durch dieselbe Denkweise gelöst, durch die sie entstanden sind." Das trifft es sicher gut. Wenn dich Lösungen wirklich interessieren, dann lies dir dazu Informationen an, gucke, wie andere Staaten es handhaben. Hier sind keine Stadtplaner unterwegs. Sich immer wieder nur von seinem Standpunkt aus einem Problem zu nähern 'Hm, was machen wir mit dem Busfahrer, der nicht dieselbe Wohnung wie ein Zahnarzt verdient hat', führt zu nichts. Die Lage ist, wie sie ist und sie ändert sich nicht dadurch, dass man mit seinem begrenzten Wissens- und Erfahrungsschatz rangeht, sonst gäbe es schon längst eine Veränderung.

  • Ich glaube nicht, dass man per se ein Recht darauf hat, zu wohnen wo man will, da das im Extremfall dazu führen würde, dass es Orte gibt, wo jeder wohnen will, und Orte, wo niemand wohnen will.

    Das sieht unser Grundgesetz in Art. 11 zum Glück anders als du....

  • Ich bin ehrlich, ich weiß nicht, wie man das Problem lösen sollte, da ich gegen Verdichtung, aber auch gegen irgendwelche Quotenregelung bin.

    Was spricht gegen Verdichtung? Ich halte Verdichtung für die deutlich bessere Option als weitere Flächenexpansion mit noch ausgeprägterer Flächenversieglung und Druck auf unsere eh schon sehr belasteten Verkehrssysteme. Ein komptakter, verdichteter Siedlungskörper ist in modernen Ansätzen der Stadtplanung durchaus etwas Anstrebenswertes.


    Man könnte auch erheblich mehr Wohnraum schaffen, wenn man vorhandene Gebäude (wo möglich) aufstockt und Neubauten generell mehretagig als bisher plant. Nicht als Hochhaussiedlung irgendwo am Stadtrand, sondern insbesondere auch Innenstadtwohnblocks.


    ...und da auch Busfahrer und Krankenschwester irgendwo wohnen müssen, wäre ich dafür, bei Neubau- oder Konversationsprojekten eine Sozialraumwohnungsquote oder zumindest eine Quote für Wohnungen mit gedeckelten Mieten festzulegen. Dass das für Investoren zunächst mal unattraktiver ist, mag gerne sein, wäre es aber flächendeckender Standard, würde man sich vermutlich trotzdem damit arrangieren, sofern damit immer noch Gewinne eingefahren werden. Auch mit kleineren Margen.

  • Verdichtung in der Pandemie?

    Ja, warum denn nicht? Stadt vs. Land scheint in der Pandemie kaum eine Rolle zu spielen, es hängt mit dem Verhalten der Menschen zusammen. Nicht umsonst war z.B. das Erzgebirge häufig Hotspot.

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  • Was spricht gegen Verdichtung? Da würde ich einmal hierauf verweisen. Und dann ist es einfach persönlicher Geschmack meinerseits.

    Okay, persönlicher Geschmack kann ich nachvollziehen. Ich finde beschaulichere Innenstädte und niedrigere Geschosshöhen subjektiv auch schöner. Ich halte es trotzdem nicht für zeitgemäß, vor allem auch in Bezug auf sinnvolle Flächennutzung. Je kompakter und dichter die Städte, desto weniger urban sprawl, Flächenversiegelung ins Umland, Pendlerströme, etc.

    In deutschen Städten haben wir z.B. noch viel Verdichtungspotential in innerstädtischen Industriebrachen, die sich für entsprechende Konversationsprojekte eignen (wird ja auch schon vielerorts gemacht).

  • Wie soll das auch gehen? Sollen alle münchner Busfahrer, Frisöre, Erzieher und Käsethekenverkäufer nach Hessen ziehen?

    Hessen ist doch schön :)


    In Frankfurt werden auch Busfahrer gebraucht. Dort sind noch keine Münchner Verhältnisse, aber man ist sehr nah dran.

    Ja nicht ganz, aber das kostet wohnen auch ein Vermögen.

  • Maylin85 : Ist halt die Frage, was man für das Stadtbild will. Viele asiatische Millionenstädte bestehen ja fast ausschließlich aus Hochhäusern. In den USA ist es wiederum so, dass die Innenstadt vieler großer Städte aus hohen Gebäuden besteht und sobald du nur ein bisschen raus fährst, kommen direkt die Einfamilienhaussiedlungen. In deutschen Großstädten hat man da so eine Mischlösung gefunden: Einerseits findet man Hochhäuser in Randlagen, andererseits in der Regel mindestens ein Stadtteil, der als Großwohnsiedlung gedacht war, wo es diese auch vermehrt gibt. Alles, was einigermaßen innenstadtnah ist, besteht aus Mehrfamilienhäusern (in der Regel 3-4-stöckig). Man muss z.B. in Frankfurt am Main vom Zentrum ausgehend schon sehr weit herausfahren bis man ein Einfamilienhaus antrifft.

    Bevor ich eine Stadt wie Frankfurt am Main oder meinetwegen auch München oder Berlin noch weiter verdichte, fände ich es sinnvoller, mit der Nachverdichtung im ländlichen Raum anzusetzen, wo die Bevölkerungsdichte zumeist deutlich niedriger ist. Ländlicher Raum muss ja nicht "hinterletztes Kaff in the middle of nowhere" heißen, sondern durchaus auch "Kleinstadt in Zivilationsnähe".

  • Inzwischen gibt es ja über fast jedes nennenswerte Hochhausviertel eine eigene Dokumentation. Hier ist eine über drei Hochhausviertel in Ostdeutschland. In der Doku werden gleichermaßen die Licht- wie die Schattenseiten dieser Viertel betrachtet, aber intuitiv hätte ich gesagt, dass die Viertel doch durchaus einen guten Eindruck machen. Da gibt es manch ein westdeutsches Hochhausviertel, was schlimmer wegkommt. Wenn die Bewohner sich benehmen, die Häuser saniert sind und ein bisschen Grün vorhanden ist, gibt es ja auch wenig zu meckern. Gerade bei den ostdeutschen Dokumentationen werden gerne ältere Damen und Herren gezeigt, die beschreiben, wie sie damals froh waren, an so eine Plattenbauwohnung gekommen zu sein und nach all den Jahren immer noch sehr gerne dort wohnen.

    Welches Potential im Plattenbau steckt, wird auch hier in der heute hochgeladenen Reportage gezeigt. Ganz ehrlich: Dieses Viertel in Saalfeld sieht doch echt ganz hübsch und lebenswert aus!

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