G9 in Bayern - ist nun alles besser?

  • Hallo Zusammen,


    ich stelle mich mal kurz vor: Ich habe zur Jahrtausendwende Abitur in Bayern gemacht, das war noch zu Zeiten des alten G9. Für die damalige Zeit eher ungewöhnlich, hatte ich mich dazu entschlossen, Lehramt für berufliche Schulen zu studieren, d.h. ich bin Lehrerin an einer Berufsschule. Die meisten, die ich kenne, die Lehramt studiert haben, entschieden sich eher fürs Gymnasium, Realschule oder Grundschule. Wir haben bei uns an der Schule, insbesondere bei den kaufmännischen Berufen, immer auch ehemalige Gymnasiasten, sowohl mit Abitur als auch ohne (also abgebrochen nach der 10. Klasse oder Wechsel im Laufe der Schullaufbahn auf die Realschule). Auch wenn ich mit der Wahl meiner Schulform absolut glücklich bin, verfolge ich die Entwicklung des Gymnasiums immer noch sehr interessiert. Wahrscheinlich spielt auch eine Rolle, dass es letztes Jahr 20 Jahr her ist, dass ich Abi machte (die Feier fiel coronabedingt leider aus) und ich mich manchmal bei dem Gedanken erwische, dass es doch schon wäre, mal für 2-3 Jahre am Gym zu unterrichten (was natürlich nicht möglich ist).

    Was mir extrem auffällt: Wann immer ich mit SuS ins Gespräch über die Schulzeit an der Vorgängerschule komme, erzählen mir meine Gymnasiasten seit Jahren stets das Gleiche: Die Gym-Zeit war total stressig, immenser Prüfungsdruck, der viele Nachmittagsunterricht, usw.

    Also in etwas genau all die negative Apsekte, was Außenstehende wie ich nun einmal bin, sonst auch über die Medien über das G8 berichtet bekommen.

    Natürlich äußern sich nicht alle derart negativ, und man muss berücksichtigen, dass das alles noch ehemalige G8-Schüler sind.

    Wenn ich anschließend kurz von meiner Gym-Zeit aus den 90ern erzähle und dass ich gerade die Oberstufen- bzw. Kollegstufenzeit als schönste und mehr

    oder weniger ziemlich entspannt Zeit wahrgenommen habe, dann schütteln die SuS immer nur ungläubig den Kopf. Ich selbst finde es ziemlich schade, wie sich das entwickelt hat. Ich weiß nicht, wie es anderen hier anwesenden Kolleginnen und Kollegen geht, die selbst noch die alte G9-Zeit kennen? Aber wann immer ich alte Schulfreunde treffe, geht es denen ähnlich, sprich: Schöne, nostalgische Erinnerung an die Gym- und insbesondere Abizeit. Liegt es vielleicht daran, dass es noch die LKs gab? Weniger Belegungspflichten, mehr Freiheiten bei der Kurswahl, keine Seminare.

    Nun heißt es seit der Rückkehr zu G9 in Bayern ja stets, dass vieles besser werden soll: Weniger Nachmittagsunterricht, Stoffentzerrung, mehr Freiheiten bei der Kurswahl in der Obersufe, etc. pp.


    Vor Weihnachten traf ich in der Stadt zufällig eine ehemalige Schulfreundin, die Englisch und Französisch am Gym unterrichtet. Wir unterhielten uns beide über unser Lehrerinnen-Dasein, Corona und ich fragte sie bei der Gelegenheit, ob sich seit G9 "alles" gebessert hat. Ihr Fazit: Nein, nicht wirklich. Sie hat immer noch das Gefühl, mit dem Stoff nicht hinterherzukomen, die SuS wären so schlecht und überfordert, insbesondere in Französisch. Und überhaupt, dass die 2. Fremdsprache weiterhin bereits in der 6. Klasse beginnt, hält sie für den größten Fehler.

    Ein Bekannter, den ich hin und wieder beim Sport treffe, berichtet ähnliches (er unterrichtet Mathe und Physik). Beide bemängeln zudem, dass die Hauptfächer in vielen Jahrgängen nur dreistündig unterrichtet werden.

    (Wobei zu meiner G9-Zeit die Hauptfächer in der Mittelstufe ebenfalls teilweise nur dreistündig unterrichtet wurden, wenn ich mit meiner Erinnerung nicht komplett daneben liege).


    Ich selbst kann das alles ja schlecht beurteilen. Mir fehlt der Einblick ins Gym und an Berufsschulen läuft vieles ja eh anders.

    Was mir zusagt ist, dass die politische Bildung an Gewicht gewonnen hat. Zu meiner Zeit gab es eine Wochenstunde Sozialkunde in der 10. Klassse, mehr nicht. Gerne hätte ich in der 12. Klasse einen Sozialkunde-Grundkurs belegt, aber damals hieß es, das geht nicht (warum auch immer?). Informatik war auch ein Witz. Dass Erdkunde im neuen G9 weniger Stunden hat finde ich schade (und falsch).


    Lange Rede, kurzer Sinn:

    Die Intension dieses Threads (und Hauptgrund meiner Anmeldung hier) ist folgende: Mich interessiert einfach, wie die hier anwesenden G9-Kolleginnen und -Kollegen die Rückkehr zu G9 bislang empfinden und beurteilen? Fühlt ihr euch und eure SuS entschleunigt? Merkt ihr (mal ungeachtet der schwierigen Bedinungen, die zur Zeit herrschen) Verbesserungen durch das G9? Seid ihr (und euer Kollegium) zufrieden mit der Stundentafel und den Lehrplänen?

  • Besser als am G8: Ja, das meiste. Die SuS haben weniger Nachmittagsunterricht, ich finde die Lehrpläne entspannter. Die Hauptfächer haben zwar weniger Stunden in der Mittelstufe (heißt: insgesamt mehr als im G8, aber nicht besonders viel mehr), aber das ist ja erst einmal nur eine neutrale Feststellung und keine unbedingt schlechte Sache an sich.


    Besser als am G9, also zu deiner Zeit, oder als zu meiner Zeit: Nein. Das hat aber verschiedene Gründe. Der Stoff ist leichter geworden, aber die SuS haben dennoch mehr Schwierigkeiten damit. Früher gingen 20%, jetzt 40% eines Jahrgangs aufs Gymnasium (nach Landkreis stark schwankend).


    Und dann war früher alles viel laxer. Zu meiner Schulzeit konnte man in der Kollegstufe noch unbesorgt blau machen: man hat dafür nicht herumgejammert, wenn man als Konsequenz den Stoff nicht verstand und deshalb eine schlechte Note bekam, man bekam aber auch lange keinen Ärger. Heute wird penibel alles kontrolliert, jede kleine Abwesenheit wird erfasst und nachgefragt. Wenn in Unter- oder Mittelstufe unentschuldigt jemand nicht da ist: wird zuhause angerufen. Früher ging man halt davon aus, dass krank, wird schon bald wieder kommen. Prüfungen wurden früher spontan und relativ kurzfristig angesetzt, es war nict unüblich, eine Woche vor der Schulaufgabe den Termin genannt zu bekommen. Heute werden bei uns die Termine sehr früh gemacht und bekannt gegeben, am Halbjahresanfang - das soll zur Entspannung dienen, ich glaube, das ist aber nicht so. Auch Schlamperei bei der Lehrplanerfüllung kommt seltener vor als früher. Noten wurden früher... entspannter gemacht. Heute wird mehr darauf geachtet, dass sie gerichtsfest sind (was natürlich theoretisch wohl immer der Fall war). Letztlich sind Noten, sofern sie nicht über das Vorrücken oder den Abschluss entscheiden, viel egaler, als Schüler:innen und Eltern meinen. Richtig egal waren sie früher auch nie, aber heute werden sie halt noch ernster genommen. (Zukunftsangst?)

    Man könnte das alles Professionalisierung des Berufs nennen. Ich verstehe, wie es dazu gekommen ist, und manche Entwicklungen halte ich für gut, andere nicht. Aber es ist weniger locker. Finde ich, aber meine Stichprobengröße ist klein.


    (Inwiefern hattest du Informatik im G9? Das kann ja nur der kurzlebige Modellversuch Europäisches Gymnasium III gewesen sein, oder halt reiner Wahlunterricht - Informatik als Pflicht- oder Wahlpflichtfach gab es außerhalb des Versuchszweigs nicht, soweit ich weiß.)

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Also ich habe im und nach dem Ref. im alten G9 angefangen zu unterrichten und dann kam nach und nach das G8 und nun nach und nach wieder G9. Ich habe ehrlich gesagt bisher nicht den Eindruck, dass es entspannter ist. Ich habe vor allem den direkten Vergleich in der Unterstufe Englisch (K5/6), weil ich die seit vielen Jahren immer im Wechsel unterrichte und zumindest da, habe ich den Eindruck, ist der Umfang des Stoffes überhaupt nicht geringer geworden. Ich hatte selten so zu tun, ein Buch fertig zu bekommen wie das aktuelle Green Line New 1 (BY). Sicherlich lag das jetzt auch an der Pandemie, aber vor Corona hatte ich diesen Eindruck auch schon.


    dass die 2. Fremdsprache weiterhin bereits in der 6. Klasse beginnt

    Das ist weiterhin ein großes Problem für viele SuS, allerdings meist nicht von Dauer, im Laufe des Jahres kommen sie meist deutlich besser klar.

    Fazit: Nein, nicht wirklich

    Ist auch mein Fazit... Was Französisch anbelangt, muss ich allerdings sagen, dass es für viele schon immer ein Problemfach ist (ähnlich wie Mathe), weil es einfach nicht leicht ist und die Grammatik sehr komplex. Das war schon im G9/G8 ein Problem und im neuen G9, denke ich, wird das nicht anders sein (wobei ich noch keine Frz-Klasse im neuen G9 hatte).

  • Erst einmal vielen Dank euch, für euer schnelles und vor allem ausfürliches Feedback! :)


    Zu Informatik: Ich war an einem Gymnasium mit neusprachlichem und mathematisch-naturwissenschaftlichem Zweig. Aufgrund meiner Wahl von Französisch als 2. FS in der 7. Klasse war ich automatisch auf den letzt genannten Zweig festgelegt. Die Wahlmöglichkeit, trotz Französisch eine dritte Fremdsprache ab der 9. Klasse zu belegen, gab es zu meinem Bedauern damals leider noch nicht. Sonst hätte ich wohl Spanisch gewählt. Zu meiner Bemerkung: "Informatik war auch ein Witz": Es war deshalb ein Witz, weil es 1. Kein eigenständiges Fach (also kein Pflichtfach) so wie heute war und 2. Das bisschen, was wir gelernt hatten, sich lediglich auf ein paar Stunden im Rahmen des Mathematikunterricht beschränkte. Müsste 9. oder 10. Klasse gewesen sein. So genau weiß ich das nicht mehr. (Ich hatte beide Jahre den gleichen Mathematiklehrer und die Unterlagen sind schon längst entsorgt.) Was ich noch weiß ist, dass es dermaßen abstrakt-theoretisch war, dass kaum jemand was davon verstand. Ob diese Unterrichtseinheit (ich glaube es war was zu Programmierung und ein bisschen Word) damals allgemein Pflicht war, zweigbedingt oder unserem Lehrer zu verdanken war, weiß ich gar nicht.


    Vieles von dem,was du zum alten G9 schreibst Herr Rau, kenne ich so aus meiner eigenen Schulzeit, also aus Schülersicht.

    Lehrerin2007: Wenn ich so darüber nachdenke, dann stimmt es schon, dass die 2. Fremdsprache für einige SuS generell - also G8/G9-unabhängig - ein Problem zu sein scheint. Das war zu meiner Schulzeit schon so. Soweit ich mich erinnere, waren es neben der 2. FS häufig noch Physik und/oder Mathe, die zum Wiederholen oder sogar Abbruch der Gymlaufbahn führten. Zwar fielen mir Fremdsprachen immer relativ leicht, aber ich erinnere mich dunkel, dass einige Mitschüler heilfroh waren, als Französisch nach der 11. Klasse endlich abgelegt werden konnte. Bei den Lateinern war es ähnlich.

    Was ich auch interessant fand war, dass Chemie, obwohl die Noten ebenfalls nicht so berauschend waren, trotzdem recht beliebt war. Physik hingegen, trotz ähnlich schlechtem Notenbild hingegen, sehr unbeliebt. Vielleicht war es einfach zu theorisch? In Chemie gab es bei uns viel öfter Versuche/Experimente als in Physik, was ich immer als sehr trocken und schülerfern in Erinnerung habe.

    Ich kann natürlich nur über meine eigenen Erfahrungen berichten, repräsentativ sind die logischerweise nicht.


    Etliche Entwicklungen von denen ihr berichtet, beobachte ich jedoch auch an der Berufsschule. Unsere Schulaufgabentermine werden mittlerweile ebenfalls bereits zu Schuljahresbeginn festgelegt (so handhaben zumindest wir es). Der Verwaltungsaufwand hat über die Jahre enorm hinzugenommen. Die Professionalisierung, so wie du es bezeichnest Herr Rau, empfinde ich ähnlich wie du. Manche Entwicklungen begrüße ich, manche wiederum nicht. Was wir an der Berufsschule nicht so ausgeprägt spüren wie ihr am Gym, ist der Notendruck. Das gleiche gilt für Diskussionen mit SuS über Noten, das kommt sehr selten vor, zumindest bei mir.

    Wenig bzw. genau genommen so gut wie keinen Elternkontakt, unsere SuS sind nunmal oft schon volljährig bzw. kurz davor.


    Was mich noch interessieren würde: Zwar hatten wir im MINT-Zweig Chemie- und Physikübungen, aber der "normale" Fachunterricht war, wie bereits angesprochen, überwiegend sehr trocken, theoretisch und was die Anschauungsbeispiele angelangt, sehr schülerfern. Hat sich das verändert/gebessert?


    Was die angesprochene Überforderung betrifft: Die kann ich eher nicht beobachten. Was "wir" hier im Kollegium aber schon merken ist, dass die Grundlagen, die die SuS eigentlich von ihren Vorgängerschulen mitbringen sollten, von Jahr zu Jahr abnehmen. Heißt: Zunehmende Schwierigkeiten beim Lesen und vor allem Verstehen von (längeren) Texten, Grundrechenarten (Prozentrechnen, Dreisatz; Anteilsrechnung usw.), die nicht wirklich "sitzen". Was hingegen über die Jahre zunimmt, ist die Fähigkeit des freien Sprechens/Prräsentierens vor der Klasse bei Referaten odgl.

  • Ich glaube vieles von dem was du schreibst, hat gar nichts mit G8/G9 und auch nicht mit Bayern zu tun sondern ist einfach der Veränderung unserer Gesellschaft geschuldet. Weiterhin glaube ich, dass du die eigene Schulzeit verklärst und im Speziellen bezogen auf die Fächer Chemie und Physik (das sind einfach meine Unterrichtsfächer ...) ziehst du unzulässige Schlüsse aus anekdotischen Erfahrungen.


    Ich versuche mal ein paar Details rauszupicken, die mich besonders stören:


    Wenn ich so darüber nachdenke, dann stimmt es schon, dass die 2. Fremdsprache für einige SuS generell - also G8/G9-unabhängig - ein Problem zu sein scheint. Das war zu meiner Schulzeit schon so.

    Ja, zwei Fremdsprachen sind halt die Anforderung am Gymnasium, das war auch vor 20 Jahren schon so (ich bin Abi-Jahrgang 1999, Bayern) und wer's nicht kann bzw. konnte flog dann halt auch früher schon runter vom Gym. Was daran jetzt ein "Problem" sein soll, keine Ahnung. Unsere Jugendlichen hier in der Schweiz können darüber nur müde lächeln, die lernen ALLE zwei Fremdsprachen in der Schule, egal welches Niveau. Unsere Fachmittelschüler*innen (Pendant zur deutschen Realschule) schreiben eine schriftliche Abschlussprüfung in Französisch, ist halt die zweite Landessprache. Wie viel die am Ende wirklich können sei dahin gestellt, aber das sind eben die Anforderungen.



    Was ich auch interessant fand war, dass Chemie, obwohl die Noten ebenfalls nicht so berauschend waren, trotzdem recht beliebt war. Physik hingegen, trotz ähnlich schlechtem Notenbild hingegen, sehr unbeliebt. Vielleicht war es einfach zu theorisch?

    Vielleicht war einfach die Lehrperson schlecht. Vielleicht hat es dich einfach nicht interessiert. Mit den Fächern hat das wenig bis gar nichts zu tun. Bezüglich des Anspruchs ans Abstraktionsvermögen ist Chemie eindeutig schwieriger, vor allem für jüngere Schüler*innen. Physik ist auf Schul-Niveau definitiv greifbarer. Was die Noten betrifft ... Ich habe gerade die Notenlisten für die nächsten Klassenkonvente vor mir liegen. Offenbar werde ich altersmilde. Ich habe in beiden Fächern bessere Noten raus als meine jungen KuK.



    Was "wir" hier im Kollegium aber schon merken ist, dass die Grundlagen, die die SuS eigentlich von ihren Vorgängerschulen mitbringen sollten, von Jahr zu Jahr abnehmen.

    Ist das so? Meine SuS wissen seit 8 Jahren immer gleich viel bzw. wenig wenn sie zu uns ans Gym kommen. Sie können einen Bruch nicht nach x auflösen, ja, das ist tragisch. Ich habe aufgehört mich darüber aufzuregen, die Mittelstufe ist bei uns einfach scheisse, ist ein systembedingtes Problem. Die Jugendlichen können da eigentlich nichts dafür, es wird ihnen nicht vernünftig beigebracht. Ein Problem bezüglich des "sollten" ist auch die Erwartungshaltung an der weiterführenden Schule. Kennst du denn die Lehrpläne der Zubringerschulen überhaupt? Kannst du also beurteilen, ob das "Soll" erfüllt ist?



    Beide bemängeln zudem, dass die Hauptfächer in vielen Jahrgängen nur dreistündig unterrichtet werden.

    Ja, das ist zwangsläufig so, wenn immer weitere Fächer in den Kanon aufgenommen werden. Die SuS können nicht beliebig viele Stunden pro Woche ableisten, es ist doch jetzt schon zu viel und soll immer nur noch mehr werden. Das betrachte ich in der Tat als Problem. Andererseits darf man gerne auch mal die Definition "Hauptfach" überdenken. Wer legt denn fest, welche Fächer wie wichtig bzw. wichtiger als andere Fächer sind? Verändert sich das möglicherweise im Laufe der Zeit? Könnte es sein, dass Grundlagen im Programmieren im 21. Jahrhundert vielleicht tatsächlich nützlicher sind als den hundertdrölftsten Deutsch-Aufsatz geschrieben zu haben? Irgendwo her muss die Zeit fürs Programmieren Lernen wie erwähnt ja herkommen. Wenn ich was zu sagen hätte, würde ich tatsächlich eine Jahreslektion Deutsch streichen um unsere SuS zu entlasten. Mich fragt nur leider keiner ;)


    Die Gym-Zeit war total stressig, immenser Prüfungsdruck

    Ich glaube nicht, dass das was mit der Anzahl an Schuljahren bis zum Abi zu tun hat. Der wichtigste Faktor diesbezüglich dürfte die Übertrittsquote ans Gym sein. Wer eigentlich nicht kann, der fühlt sich halt schnell mal gestresst, ist eigentlich logisch. Punkt Nr. 2 folgt eigentlich direkt aus der Sache mit der Übertrittsquote: in Deutschland hat ja so ziemlich jedes Studienfach nen NC. Reguliert man den Zugang zum Gymnasium nicht oder nicht ausreichend, passiert's halt beim Übertritt an die Uni. Mir war mein Abi-Schnitt damals ziemlich wurscht. Dank Bayern-Bonus hätte ich über die ZVS sogar Biochemie studieren können aber für Chemie war's ohnehin egal, was auf dem Zeugnis stand.


    Schöne, nostalgische Erinnerung an die Gym- und insbesondere Abizeit.

    Hab ich übrigens nicht. Meine Zeit am Gymnasium war von Anfang bis Ende beschissen. Liegt nicht an Bayern, nicht an der Anzahl Schuljahre und auch nicht am Kurssystem sondern an der Schule, der Klasse und meiner Inkompatibilität mit meinen damaligen Mitschüler*innen. Das sind alles völlig anekdotische Eindrücke.

  • Ich habe mich übrigens beim Durchsehen unserer aktuellen Notenlisten über folgendes Phänomen gewundert: Unsere Jugendlichen haben im Vergleich zu vor 20 Jahren (entnehme ich dem Archiv) heute bessere Noten. Natürlich sind sie nicht schlauer geworden, sie werden einfach besser bewertet. Ich frage mich nur, warum das so ist. Objektiv betrachtet gibt es keinen Grund dafür, wir haben in der Schweiz ja keinen NC für die Uni. Es ist vollkommen egal, ob die Matura mit 4.0 oder mit 6.0 bestanden ist. Muss eben irgendein gesellschaftliches Ding sein, Lehrpersonen scheinen heutzutage begeisterungsfähiger zu sein als noch vor 20 Jahren. Im Gegensatz zu meiner eigenen Schulzeit beobachte ich unter meinen Jugendlichen übrigens absolut keinen Noten-Neid. Ich weiss nicht, ob das "früher" allgemein so war, oder ob das nun einfach speziell in meiner Klasse so war, die ich ja wie erwähnt nicht mochte. Mir fällt einfach auf, dass das Wort "Streber" hier praktisch nicht existiert. Die Klassen sind auf eine Art sogar stolz darauf, wenn sie jemanden mit einem besonders guten Zeugnisschnitt dabeihaben.

  • Ich habe mich übrigens beim Durchsehen unserer aktuellen Notenlisten über folgendes Phänomen gewundert: Unsere Jugendlichen haben im Vergleich zu vor 20 Jahren (entnehme ich dem Archiv) heute bessere Noten. Natürlich sind sie nicht schlauer geworden, sie werden einfach besser bewertet.

    Naja die Menscheit wird allerdings wirklich schlauer. (Das Fachwort für das Phänomen ist mir gerade entfallen) Deswegen müssen IQ-Tests auch alle paar Jahre auf aktualität überprüft werden, damit es so bleibt, dass der Durschnitt der Bevölkerung einen IQ von 100 hat. (Im Umkehrschluss, wäre Einstein vermutlich nach heutigen Maßstäben auch nicht mehr Hochbegabt)


    Aber sicherlich gibt es auch eine Art Noteninflation. Ich merke es vorallem, wenn ich Arbeiten zurück gebe. Eine 3 ist schon fast eine Tragödie für die Schüler.

  • Eine 3 ist aber eben für meine SuS keine Tragödie. Die kassieren auch relativ klaglos eine 2 (Achtung Schweiz... inverse Notenskala). Und es stimmt auch nicht, dass die Menschheit schlauer wird. Das Abstraktionsvermögen verändert sich lediglich mit dem technischen Fortschritt. Man kann das eben besser, womit man täglich konfrontiert ist.

  • @Antimon:

    Ich habe wirklich lange überlegt, ob ich auf das, was du geschrieben hast, überhaupt antworten soll, wenn eine solche "Begrüßung" hier üblich zu sein scheint??

    Ich hatte die Frage in den Raum geworfen, ob sich seit G9 Dinge verbessert haben, die bei G8 kritisiert wurden, und gleichzeitig aus meiner eigenen Schulzeit erzählt, nicht mehr und nicht weniger. Ich kann ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, weshalb dich meine Äußerungen stören, manche besonders und du dich (so kommt das zumindest bei mir an) durch Äußerungen zu deinen Fächern persönlich angegriffen fühlst. Sollte das der Fall sein, dann tut es mir leid, ist aber dennoch keine Entschuldigung für deinen (so kommt es zumindest bei mir an) teilweise herablassenden Ton.

    Du liest und interpretierst da ein bißchen viel in meine Posts hinein, was ich so weder gesagt noch gemeint habe. Zudem verkläre ich weder etwas noch stelle ich unzulässige Behauptungen auf!?!


    Zur 2. Fremdsprache:

    Ich hatte geschrieben, dass die 2. FS wohl ein Problem für einige SuS zu sein scheint (siehe ursprünlicher Post). Für die betreffenden SuS mit schlechten Noten ist sie (= die 2. FS) damit sehr wohl ein Problem. Es ist kein Problem des Gymnasiums, das ist mir auch klar. Zu einer gymnasialen Bildung gehört es nunmal dazu, 2 (oder mehr) Fremdsprachen zu erlernen. Mir stellt sich halt die Frage: Haben SuS Probleme mit der 2. FS weil sie - damals wie heute - einfach grundsätzlich Probleme beim Fremdsprachenerwerb haben (und stattdessen Stärken in anderen Fächern), oder liegt es vermehrt daran, dass die 2. FS bereits ab der 6. Klasse beginnt?

    Ich weiß nicht, zu welchem Zeitpunkt SuS ihre Wahl treffen müssen, ich gehe mal vom Halbjahr aus. Heißt: SuS kommen ans Gym, es ist alles neu: die vielen Fächer, die vielen Lehrer, die neuen Klassenkameraden, die große Schule, das Anspruchsniveau, erste kurze Zeit Fremdsprachenunterricht (1. FS) auf Gymnasialniveau, und dann sollen sie bereits nach einem halben Jahr eine Entscheidung treffen: Taugt mir eher Latein oder Französisch? (Bei den allermeisten bayerischen Gymnasien stellt Englisch die 1. FS dar, ich weiß, dass es Gymnasien mit Latein oder Französisch als erster Fremdsprache gibt, aber das dürften ja nicht allzu viele sein?).

    Ginge die 2. FS erst ab der 7. Klasse los, wären sie immerhin bereits 1,5 Jahre am Gym.

    Hier hatte ich mir erhofft, dass ein paar Fremdsprachenlehrkräfte sich zu Wort melden, wie sie das sehen.

    Es gibt schlüssige Argumente für den Start ab der 6. Klasse, wiederum nachvollziehbare Argumente für den Start ab der 7. Klasse. Ein richtig oder falsch gibt es da meiner Meinung nicht, da scheiden sich die Geister dran. Niedersachen und Bayern sind bei der Rückkehr zu G9 beim Beginn ab der 6. Klasse geblieben, NRW wiederum verlegte den Beginn der 2. FS wieder in die 7. Klasse.


    Zu Chemie/Physik:

    Es gab nicht eine Lehrperson. Physik hatte ich 5 Jahre (8. bis einschließlich 12. Klasse), verteilt auf 4 Lehrkräfte, wir hatten fast immer wen anders. Von "Kurz zur vor der Pension" bis "frisch ausm Ref" (ein Jahr hatten wir sogar eine Referendarin). Chemie ebenfalls 5 Jahre (9. bis einschließlich 13. Klasse), allerdings nur bei zwei verschiedenen Lehrkräften. Ob Chemie anschaulicher als Physik war, hatte ich als Frage gestellt. Interesse war vorhanden, auch heute noch. Außerdem schrieb ich:

    Was mich noch interessieren würde: Zwar hatten wir im MINT-Zweig Chemie- und Physikübungen, aber der "normale" Fachunterricht war, wie bereits angesprochen, überwiegend sehr trocken, theoretisch und was die Anschauungsbeispiele angelangt, sehr schülerfern. Hat sich das verändert/gebessert?

    So war es halt bei mir. Wenn das bei dir an der Schule damals anders war, dann hattest du halt Glück. Oder ich damals Pech, dass ich an einer Schule war, wo alle Physiklehrkräfte staubtrockenen Unterricht vorführten.

    Ich weiß es nicht. Aber die Kritik, dass naturwissenschaftlicher Unterricht früher eher trocken war, ist nun wirklich nicht neu.


    Anhand meiner Äußerungen sollte eigentlich klar und deutlich zu erkennen sein, dass sich das auf meine eigenen Erfahrungen auf meine Schulzeit bezieht. Das habe ich am Ende des betreffenden Absatzes zudem extra noch dazu geschrieben (siehe Satz: "Ich kann natürlich nur über meine eigenen Erfahrungen berichten, repräsentativ sind die logischerweise nicht.").


    Zu den Grundlagen/Wissen der SuS:

    Wenn deine SuS seit jeher gleich viel können, ist das schön. Wir (= mein Kollegium und ich) beobachten halt eine Verschlechterung der Grundlagen: Insbesondere bei der Lesekompetenz und dem Textverständnis. Das liegt halt leider an der zunehmenden "Sprachverarmung" der Generation Smartphone, betrifft meinem Empfinden nach aber nach und nach jede Altersklasse.

    Beim Rechnen geht es um kaufmännisches Rechnen, also Prozentrechnen, Dreisatz. Diese Berechnungen lernt man in Bayern bereits in der Unterstufe.


    Ich stimme dir zu, dass durch die Aufnahme immer neuer Fächer in den Fächerkanon ein Problem entsteht/besteht. Eine Lösung, die alle zufriedenstellt, gibt es auch hier nicht. Ich bin jedoch strikt gegen eine Streichung von Deutschstunden.

  • Naja die Menscheit wird allerdings wirklich schlauer. (Das Fachwort für das Phänomen ist mir gerade entfallen)

    Der Flynn-Effekt hat sich seit einigen Jahren umgekehrt. Insofern wird die Menschheit aktuell wieder dümmer.

    eswegen müssen IQ-Tests auch alle paar Jahre auf aktualität überprüft werden

    Alle Tests müssen regelmäßig neu normiert werden, sonst verlieren sie ihre Aussagekraft.

  • ch kann ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, weshalb dich meine Äußerungen stören, manche besonders und du dich (so kommt das zumindest bei mir an) durch Äußerungen zu deinen Fächern persönlich angegriffen fühlst.

    Etwas stört einen heisst nicht, dass man sich persönlich angegriffen fühlt. Wieso sollte das so sein, es ist mir vollkommen wurscht, was du von meinen Unterrichtsfächern hältst. Ich hab's nur wirklich nicht so mit "früher war alles besser". Die Dinge sind, wie sie jetzt sind, es bringt dich nicht weiter über Vergangenes zu philosophieren.


    Beim Rechnen geht es um kaufmännisches Rechnen, also Prozentrechnen, Dreisatz. Diese Berechnungen lernt man in Bayern bereits in der Unterstufe

    Und, was denkst du, wie viele Menschen in meinem Alter zu blöd zum Dreisatz rechnen sind? Die haben das in den 90ern mal gelernt und können es auch nicht.



    Hat sich das verändert/gebessert?

    Ich weiss nicht, ob an deiner ehemaligen Schule diesbezüglich irgendwas besser geworden ist. Das ist ja deine Referenz. Ich kann dir jetzt erzählen wie ich Chemie und Physik unterrichte. Und dann? Unterricht hat sich doch in den letzten 20 Jahren grundsätzlich verändert, in allen Fächern. Wenn ich heute mit meinen Jugendlichen umginge, wie ich selbst als Schülerin Unterricht erlebt habe, wäre ich meinen Job längst los.


    Wir (= mein Kollegium und ich) beobachten halt eine Verschlechterung der Grundlagen: Insbesondere bei der Lesekompetenz und dem Textverständnis

    Dann ist das wohl so und dann muss man einen Weg finden was draus zu machen. Ja, meine Jugendlichen sind auch unaufmerksam und lesen Aufgabentexte nicht richtig. Dann bekommen sie mal ne schlechte Note. Dann üben wir das und bei manchen wird es besser. Andere bleiben stur, sind sie selber schuld. Vielleicht habe ich da einen anderen Blick drauf weil ich im (aus deutscher Perspektive) Ausland unterrichte. Ich musste zu Beginn erst mal lernen, dass ich meine Texte ordentlich zusammen kürzen muss und bestimmte Wörter oder grammatische Konstrukte nicht verwenden kann, weil's von Schweizern nicht verstanden wird. Die sind deswegen auch nicht blöder. Sprache ist einfach sehr variabel und verändert sich auch im Laufe der Zeit. Das ist nicht bedauerlich sondern normal. Bunsen oder Nernst im Original zu lesen ist halt schon auch mühsam.

    • Offizieller Beitrag

    Insofern wird die Menschheit aktuell wieder dümmer.

    Merkt man - wenn man am Montag wieder auf die Straße schaut. .... Oh, sorry. Geht es hier gar nicht um Corona?


    Ontopic:

    Ist eigentlich Bayern flächendeckend zu G9 zurückgekehrt? Oder konnten die Schulen, wie in NRW entscheiden, was sie wollen?

  • flächendeckend. Und ich finde es sehr schade, dass viele länderspezifische Themen schon nach dem 3 oder 4 Beitrag wieder ins off-Topic abgleiten bzw. in kleine (große) Streitereien, die das Thema nicht voran bringen.

  • Aus meiner Sicht zum Thema:


    Positiv ist, dass es weniger Nachmittagsunterricht gibt und tatsächlich auch in einigen Jahrgangsstufen / Fächern (nicht in allen!) weniger Stress mit dem Lehrplan.


    Negativ aus meiner (subjektiven) Sicht ist tatsächlich auch, dass die zweite Fremdsprache weiterhin schon in der 6. Klasse beginnt. Seit das mit dem G8 so eingeführt wurde, haben wir mehr SchülerInnen mit Problemen in Französisch/Latein, und sogar auch in Englisch (erste Fremdsprache).


    Zur generellen Leistungsfähigkeit der SchülerInnen: Ich gehöre auch zu denen, die meinen, fest zu stellen, dass Lesen/Schreiben und Verstehen generell schlechter geworden ist, dass Bildung kein so hohes Ziel mehr ist, dass es weniger Motiviation, Ausdauer, Konzentratinsfähigkeit gibt. Das kann aber auch daran liegen, dass mit dem G8 der Übertritt ans Gymnasium für alle propagiert wurde (und mit dem G9 hat sich das nicht geändert). Wir haben Übertrittsquoten von 42-45% und daher einige SuS am Gymnasium, die an anderen Schulen evtl. besser aufgehoben wären. Das ist mit dem G9 eher noch "schlimmer" geworden, denn nun ist das Gymnasium ja angeblich wieder "entspannter".


    Ich habe dieses Jahr eine 9. Klasse (G9 - der erste Jahrgang) in Englisch und Geschichte ... und bei denen ist es einfach nur toll, zu unterrichten. Interessiert, motiviert, (nett) ... einige sind etwas schwächer, werden das Gymnasium nur mit Mühe schaffen, aber der Großteil ist im sehr guten / guten Bereich (ähnliche Rückmeldung höre ich von der Klassleitung, die Latein in der Klasse unterrichtet).


    Gleichzeitig habe ich eine 10. Klasse in Englisch (letzter G8 Jahrgang) ... und über die kann ich genau das Gleiche schreiben.


    Mein Q12 Geschichtskurs (G8) ist lahm, vorwiegend schweigsam / unmotiviert.

    Mein Q11 Geschichtskurs (G8) ist ein Traum ... vor lauter interessanten Diskussionen (mit tollen Beiträgen, absolut zu den Themen passend) muss ich manchmal etwas aufpassen, dass wir den Stoff schaffen ... da wissen sogar noch einige SuS den Stoff aus der 8./9./10. Klasse im Detail.


    Andererseits: Ich habe drei 8. Klassen (G9) in Geschichte. Die sind sehr heterogen. Viele schwächere SuS, viele etwas weniger motivierte, da hapert es auch beim Lesen / Schreiben ... aber es sind auch viele aus Elternhäusern mit Migrationshintergrund (und das ist erst einmal völlig in Ordnung) ... das war "früher" anders.


    Und: da schlägt halt auch die Pubertät voll durch - früher ging die meist erst in der 9./10. Klasse so richtig los. Das spielt jetzt sicher auch eine Rolle.


    Ja, generell bin ich immer noch der Ansicht, dass auch die guten Klassen mit Schreiben und Lesen mehr Probleme haben, als SuS vor 10-15 Jahren.

    Dafür diskutieren sie besser ... erstellen bessere Präsentationen (das ist natürlich jetzt verallgemeinert: natürlich gibt es SuS, die sehr gut schreiben und beim Lesen auch alles verstehen ... und es gibt welche, die nicht diskutieren können bzw. deren Präsentation ein Graus ist).


    Ich würde mir eher wünschen, dass - wenn man das dreigliedrige Schulsystem schon fährt - man wieder mehr darauf achtet, die passende Schule für ein Kind zu wählen, damit es nicht überfordert wird.

  • flächendeckend. Und ich finde es sehr schade, dass viele länderspezifische Themen schon nach dem 3 oder 4 Beitrag wieder ins off-Topic abgleiten bzw. in kleine (große) Streitereien, die das Thema nicht voran bringen.

    Erklär mir bitte, was an einer vermeintlich schwindenden Lesekompetenz "länderspezifisch" ist. Nichts von dem, was du in deinem folgenden Beitrag schreibst, liesse sich nicht exakt so auch in jedem anderen Land auf diesem Planeten beobachten.

  • Seit das mit dem G8 so eingeführt wurde, haben wir mehr SchülerInnen mit Problemen in Französisch/Latein, und sogar auch in Englisch (erste Fremdsprache

    Und zugleich hat sich die Übertrittsquote ans Gymnasium in den letzten 20 Jahren verdoppelt, stellst du weiter unten selbst fest. Was wohl den grösseren Effekt hat? Du müsstest zwei Kohorten unter ansonsten identischen Bedingungen vergleichen um daraus Rückschlüsse ziehen zu können.


    Unsere SuS im Baselland fangen in der 3. Klasse Primar mit Französisch an, in der 5. Primar kommt Englisch dazu. Französisch kann so gut wie keiner bis zur Matura, im Englisch sind die meisten ganz fit. Französisch wird nur dort wirklich gut gelernt, wo es zweite Amtssprache auf der Strasse ist, das zeigt ungefähr jeder Vergleichstest auf Niveau Volksschule. Wann es beginnt und wie viele Jahre bis zur Matura spielt da überhaupt keine Rolle. Wirklich sattelfest zweisprachig sind hier praktisch nur unsere "Italiener" im Tessin und in Graubünden, die sind nämlich kommunikativ im eigenen Land ziemlich aufgeschmissen, wenn sie kein Deutsch können. Sprache kommt von sprechen und wird gut gelernt, wenn es Alltagsrelevanz hat (mit Ausnahme Latein sicherlich).

  • DeadPoet:

    Vielen Dank für deine ausführlichen Schilderungen!

    Geschichte - eins meiner Liebelingsfächer schade, dass es das an meiner Schulform nicht gibt, sonst hätte ich es womöglich studiert, um es zu unterrichten.

    Ich habe grad mal die Lehrpläne für Geschichte überflogen. Die 9. Klasse wirkt auf mich recht voll bepackt. Kannst bzw. magst du (oder jemand anderes) dich dazu äußern? Gut machbar, oder doch eher das Gefühl, die Themen "durchpeitschen" zu müssen, um den Lehrplan zu erfüllen?

    Die 8. Klasse Geschichte sieht auch recht voll bepackt aus.


    Darf ich noch fragen, wie es bei Englisch aussieht? Also abgesehen von Problemen der SuS - wirkt der Unterricht entzerrter? Oder ist es ähnlich wie mir Französischlehrkräfte berichten, also dass man sich so "gehetzt" von Lektion zu Lektion fühlt?


    @Antimon: Es geht hier um einen Austausch zum neuen bayerischen G9 und nicht um die Frage, welche Schwächen/Stärken heutige SuS haben, das ist allenfalls ein Nebenschauplatz. Deine Schilderungen zur Schweiz mögen ja ganz interessant sein, sind hier aber irgendwie fehl am Platze, denn es geht wiegesagt speziell um Bayern und die Erfahrungen der bayerischen Kolleginnen und Kollegen.

    Hier werden subjektive Eindrücke geschildert, niemand erhebt hier einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

    Wenn dir oder jemand anderem das Thema so am Herzen liegt, kann ja jemand gerne ein eigenes Thema "Werden die SuS immer schlechter?" hierzu eröffnen.

  • Ich hatte selten so zu tun, ein Buch fertig zu bekommen wie das aktuelle Green Line New 1 (BY).

    Ist es denn Sinn und Zweck des Unterrichts, "ein Buch fertig zu bekommen"?!

    Wenn die SuS die angestrebten Kompetenzen erreicht haben, ist es doch egal, ob das Buch "fertig" ist. Oder nicht?

  • Ist es denn Sinn und Zweck des Unterrichts, "ein Buch fertig zu bekommen"?!

    Wenn die SuS die angestrebten Kompetenzen erreicht haben, ist es doch egal, ob das Buch "fertig" ist. Oder nicht?

    Die Antwort darauf kennst du doch:Ja, es geht um die Kompetenzen, das Buch abzuschließen ist kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck, weil man gerade in den Fremdsprachen in Unter-und Mittelstufe nicht ständig vernünftig didaktisiertes Material selbst erfinden kann bei einem vollen Deputat, wenn man bereits eben solches Material zur Verfügung hat.

    Bayern, G9: Denkt ihr in Bayern, dass die Rückkehr zu G9 sich darauf auswirken wird, wie viele SuS eines Jahrgangs das Abitur anstreben/erlangen werden?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Erklär mir bitte, was an einer vermeintlich schwindenden Lesekompetenz "länderspezifisch" ist. Nichts von dem, was du in deinem folgenden Beitrag schreibst, liesse sich nicht exakt so auch in jedem anderen Land auf diesem Planeten beobachten.

    Nichts? Dann zitiere ich mich mal selber:


    "Positiv ist, dass es weniger Nachmittagsunterricht gibt und tatsächlich auch in einigen Jahrgangsstufen / Fächern (nicht in allen!) weniger Stress mit dem Lehrplan.


    Negativ aus meiner (subjektiven) Sicht ist tatsächlich auch, dass die zweite Fremdsprache weiterhin schon in der 6. Klasse beginnt. Seit das mit dem G8 so eingeführt wurde, haben wir mehr SchülerInnen mit Problemen in Französisch/Latein, und sogar auch in Englisch (erste Fremdsprache)."


    Das ist sehr wohl länderspezifisch ...


    und dann: "Zur generellen Leistungsfähigkeit der SchülerInnen:"


    Und um nicht nur um der Diskussion willen zu schreiben:


    Ich hatte noch nicht viele Klassen in Englisch im neuen G9. Dazu kommt, dass ja ca. 1,5 Jahre kein normaler Unterricht wegen Corona möglich war. Aber mir scheint es in Englisch eigentlich machbar, gehetzt fühle ich mich nicht, trödeln darf man aber auch nicht.


    Geschichte: die 8. Klasse ist sehr voll, das kann man schaffen, aber viel Zeit lassen darf man sich nicht.

    9. Klasse: Da läuft ja gerade der erste Jahrgang. Ist schwer zu beurteilen, weil man - auch wegen Corona - erst einmal Teile des Stoffes der 8. Klasse nacharbeiten muss. Aber mMn ist es nicht so schlimm wie in der 8. Klasse. Ich denke, in normalen Zeiten geht das ganz gut.

    6. und 7. Klasse wiederum sind auch in Ordnung.

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