Sonderpädagogik zwangsläufig auf Primar- oder Sekundarstufe festlegen?

  • Hallo alle zusammen,


    Ich überlege ab dem nächsten Wintersemester Lehramt für Sonderpädagogik zu studieren und habe diesbezüglich eine Frage. Auf den Webseiten mancher Unis habe ich gesehen, dass man sich im Laufe des Studiums oder schon von Anfang an entscheiden muss zwischen Primarstufe und Sekundarstufe. Bei anderen wiederum konnte ich nichts dazu finden. Heißt dass, es gibt Studiengänge für das Sonderpädagogik-Lehramt mit denen man später in allen Stufen unterrichten kann? Oder muss man sich immer irgendwann festlegen und aus den Studiengang-Infos mancher Unis geht das einfach nur nicht hervor?

    Ich habe die Frage auch schon gegoogelt aber leider keine klare Antwort bekommen, deswegen dachte ich ich frage mal hier :engel:


    LG plant

  • Für Hamburg gilt, dass Sonderpädagog innen für alle Stufen ausgebildetet werden (sowohl Uni HH als auch Ref) und in allen Stufen von VSK bis Sek II eingesetzt werden können. Schwerpunkt natürlich Primar und Sek I, weil dort die absoluten Schülerzahlen am höchsten sind.

  • Es kann immer sein, dass du von 1-9 eingesetzt wirst. Meistens bilden sich aber Präferenzen aus und manche bleiben gern in der Unterstufe, manche lieber in der Oberstufe.


    Ich kenne es so, dass man neben den sonderpädagogischen Fachrichtungen entweder a) Grundschulpädagogik/-didaktik studiert mit Mathe/De/Su + weiteres Fach wie Sport. Oder b) ein Fach zusammen mit den Sekundarstufe-Kolleg*innen wie Germanistik, Geografie, Mathe...


    Bist du dann in der Sprachheilschule, Körperbehindertenschule, Sehbehindertenschule usw. unterrichtest du dein Sekundarfach in Klassen 5-9. Bist du in einer Lernförderschule interessiert das Fach in aller Regel niemanden mehr und wie gesagt eher deine Präferenzen oder der Bedarf.


    Und Geistigbehindertenschule ist noch mal ein eigener Kosmos.


    (Begriffe sind in jedem Bundesland anders)

  • Vielen Dank für eure Antworten! :)


    qamqam weißt du ob das in HH jetzt auch immer noch so ist? Seit WiSe 2019/20 gibt es da ja 2 Sonderpädagogik Bachelorstudiengänge, einmal Profilbildung Grundschule und einmal Profilbildung Sekundarstufe. Oder bedeutet Profilbildung nur dass man da einen Schwerpunkt setzt aber am Ende kann man trotzdem überall eingesetzt werden?


    @karuna Geistigbehindertenschule wäre tatsächlich das wozu ich tendieren würde. Deswegen würde mich sehr interessieren, inwiefern das sich noch mal von den anderen unterscheidet, falls du mir dazu mehr erzählen kannst!

  • Leider nicht, die GB-Schulen haben jedenfalls einen eigenen Lehrplan. Da ergibt es wenig Sinn, Physik zu studieren. Wenn du SuS mit Sehbeeinträchtigungen zum Realschulabschluss begleiten willst natürlich schon. In GB-Schulen hat man außerdem eine Werkstufe, da sind dann junge Erwachsene.


    Was schwebt dir denn vor, mit welchen Kindern möchtest du arbeiten?

  • Ich kenne es auch so, dass man vielerorts einen Stufenschwerpunkt studiert, aber nachher natürlich überall eingesetzt werden kann. Je nach Bundesland ist das nicht nur Klasse 1 - 9/10, sondern kann auch den Frühförderbereich (Kinder von 0 bis 6) oder die berufliche Bildung betreffen. Ganz abgesehen von Diagnostik, Beratung, Inklusion und was noch so an sonderpädagogischen Aufgabenfeldern anfällt.


    Es kann aber auch sein, dass einzelne Bundesländer das anders praktizieren und man sich tatsächlich auf eine Stufe festlegen muss. Insbesondere würde ich denken, dass das dort der Fall sein könnte, wo es Sonderpädagogik nicht mehr oder nur noch eingeschränkt als eigenständiges Lehramt gibt (z. B. Berlin, Bremen? etc.).

    Bist du dann in der Sprachheilschule, Körperbehindertenschule, Sehbehindertenschule usw. unterrichtest du dein Sekundarfach in Klassen 5-9.

    Auch an Schulformen mit Bildungsgang Hauptschule/Realschule wird i. d. R. erwartet, dass man als Klassenlehrer zumindest einen großen Teil der Fächer unterrichtet und nicht nur das studierte Fach. So zumindest hier.

    Da ergibt es wenig Sinn, Physik zu studieren.

    Das sehe ich anders.

  • Das sehe ich anders.

    Zumindest in Hessen werden im Lehrplan für die Förderschule geistige Entwicklung im Kompetenzbereich "Naturwissenschaften" explizit auch physikalische Inhalte hervorgehoben. Also ja, auch Kinder mit Förderbedarf geistige Entwicklung sollen Physik lernen, natürlich auf einem für sie verständlichen Niveau. Da besagter Kompetenzbereich einer von 13 und Physik innerhalb dieses Bereichs einer von vier Teilbereichen ist, kann man sich ausmalen, dass Physik in der Unterrichtspraxis nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt und man sich mit dem Studienfach Physik für mehr fachfremdes Arbeiten im späteren Beruf entscheiden, was für manch einen eher abschreckend sein könnte.

    Einmal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Ich würde, ohne Experte darin zu sein, sagen, dass gerade Physik ein Fach ist, dessen Didaktik und Methodik sinnvolle Denkweisen und Ansätze für vielerlei Lernbereiche, gerade für Kinder mit Förderbedarf, liefern kann.

  • Nö, überhaupt nicht. Zumindest, wenn man nach den Richtlinien unterrichtet (zumindest nach den Lehrplänen für Lernen)


    In der praktischen Umsetzung sind Chemie und Physik für SuS mit Förderbedarf eher kritische Fächer (in der Förderschule schon allein, weil i.d.R. kein Fachraum zur Verfügung - in der Inklusion, weil das alles schon recht abstrakt ist)


    Jaja, man denkt, da könnte man schön Experimente machen (verbunden mit sozialen Lernen und so), aber die im Lehrplan geforderten Sachkompetenzen....


    @Threaderstellerin: es ist je nach Bundesland ja anders mit der Anzahl der Fächer und so: Deutsch und/oder Mathe solltest Du in jedem Fall dabei haben, falls Du in einem Bundesland mit 2 Unterrichtsfächern bist, kannste im 2. Fach sehr, sehr gut eine Naturwissenschaft nehmen bei L (wenn man in einem Bundesland ist mit nur einem Fach ist, hätte man das Problem, das man dann bei der Wahl einer Naturwissenschaft sehr wahrscheinlich die ganze Schule in dem Fach unterrichten müsste - 10 Förderschulklassen oder mehr als Fachlehrer zu unterrichten, ist schon ein bissel speziell...)

  • Ich meinte ja auch, dass eine Ausbildung in Physik imho Ansätze für verschiedene (i. S. v. andere, über den Physikunterricht hinausgehende) Lernbereiche bieten könnte. Zum Beispiel spielt im G-Bereich ja traditionell Werken eine wichtige Rolle, auch im Sinne der Berufsorientierung. Brauche ich dafür nicht auch physikalisches Grundverständnis? Oder wenn es nur darum geht, in der Grundstufe simple Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge zu beschreiben. Gefahrensituationen zu erkennen. Basale mathematische Erfahrungen zu machen. Ist das nicht alles zumindest i. w. S. physikalisch? Aber ich mag mich irren. Ich schrieb ja: Ich bin weder Experte für Physik und Physikdidaktik noch für den Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung.

  • An der G-Schule macht man gemeinsam Frühstück und Toilettentraining. Schriftspracherwerb und Pränumerik und von mir aus Werken oder Hauswirtschaft sind sinnvoll. Vor allem, wenn es darum geht, mit wem man arbeiten will. Will ich mit Jugendlichen in der Werkstufe Berufsvorbereitung machen? Dann nehme ich Werken oder Technik oder wie immer das heißt. Will ich eine erste Klasse begleiten? Dann gucke ich, dass ich irgendwie an die Grundschuldidaktik komme.


    Wer ernsthaft Physik studieren will, wird aller Voraussicht nach nicht glücklich an der Förderschule. Und wie wossen ähnlich schreibt, wenn man Pech hat, wird man ständig abgeordnet und ist der Depp, der an 3 Schulen in 15 L-Klassen "Physik" unterrichtet. Wer nicht total masochistisch veranlagt ist und Dauergast in einer Burnoutklinik werden will, wägt vorher ab, wie er in seinem Bundesland mit seiner Fächerwahl aller Voraussicht nach eingesetzt werden wird.

  • Vor allem auch die Studienordnung angucken....


    Die Lehrveranstaltungen, die Du wirst machen müssen, werden weit überwiegend 0,0 mit L (oder gar GE) zu tun haben.....bei Physik wirste da mit den Sek I-Leuten zusammengepackt werden...Sachkunde (mit naturwissenschaftlichen Inhalten) zu studieren, ist natürlich sehr sinnvoll, würde Dich im L-Bereich aber auf Primarstufe festlegen (Fach gibt es ab 5 nicht mehr), wirklich relevant ist das aber auch nur im Referendariat (die meisten Bundesländer vergeben bei Sonderpädagogen eine globale Lehrbefähigung von Klasse 1-10 mit dem 2. Stex. )


    Edit: Will die Threaderstellerin denn eigentlich überhaupt Physik studieren, kann ich jetzt ihren Postings gar nicht entnehmen -. Plattenspieler hat das hier ins Spiel gebracht.

  • Vor allem auch die Studienordnung angucken....


    Die Lehrveranstaltungen, die Du wirst machen müssen, werden weit überwiegend 0,0 mit L (oder gar GE) zu tun haben...

    Das ist aber auch bei allen anderen Fächern der Fall. Selbst die größeren Fächer wie Deutsch, Mathematik, etc. sind im Studium primär auf die Bedürfnisse von Haupt- und Realschule ausgelegt. Der einzige Vorteil wäre, dass diese Fächer im Stundenplan deutlich mehr Raum einnehmen als Physik als Teilbereich innerhalb des NaWi-Unterrichts.

  • Physik ist doch nur ein Beispiel. Wenn der TE uns sagen würde, wo er/sie sich sich später sieht und in welche Stadt er/sie will, könnte man weiterhelfen.


    @Lindbergh, wie groß ist deine Erfahrung an Förderschulen? Den Lehrplan zu lesen bringt hier gerade mal überhaupt nicht weiter.

  • Bei Physik wäre allerdings noch die Besonderheit, dass das ein reines Sek I-Fach ist...


    Bei Deutsch- und Mathe wird man (sinnvollerweise) sehr häufig mit den Grundschullehrern zusammen gepackt

  • Bei Deutsch- und Mathe wird man (sinnvollerweise) sehr häufig mit den Grundschullehrern zusammen gepackt

    Das ist bundeslandabhängig - und darum geht es ja dem Threadersteller. Mancherorts studieren Förderschullehramtsstudenten mit den Grundschul-, häufig jedoch mit den Haupt- und Realschullehramtsstudenten zusammen.


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    @karuna: Keine Erfahrung, von Kooperationsgesprächen mit den Kollegen bei den Übergängen natürlich abgesehen. Dann formuliere ich es anders: Ich weiß es nicht, aber es würde mich sehr überraschen, wenn es große Schnittmengen zwischen den Fachstudiums- und den späteren Lehrinhalten bei geistige Entwicklung gibt.

  • Das kommt eben aufs Bundesland an. In Sachsen studiert man entweder Physik (oder Mathe oder Deutsch oder Sport) mit den Sek-Lehrern. Oder mit den Grundschulkolleginnen Mathe und Deutsch und Sachunterricht und Sport (Ku/Mu...) auf Grundschulbasis. Wer im L oder vor allem G-Bereich arbeiten will, macht sinnvollerweise den Grundschulbereich als U-Fach.


    Wenn man zum Beispiel als sonderpäd. Fächer Erziehungshilfe und Geistige Entwicklung nimmt und dann noch das Unterrichtsfach Physik (Deutsch...) auf Sekundarstufe, landet man unter Garantie an der Erziehungshilfeschule. Wenn man unbedingt an die Geistigbehindertenschule will, nimmt man noch Körperbehindertenpädagogik und Fachdidaktiken der Grundschule.


    Müsste man eben in dem Bula gucken, wo man hin will, wie das Studium organisiert ist und so planen, dass man später wahrscheinlich eher bei den Großen/Kleinen landet.

  • Danke euch allen für eure Antworten :D


    Also ich komme aus Hamburg und sehe mich auch später hier leben & arbeiten. Auch studieren würde ich am liebsten hier, aber da man sich hier schon von Anfang an zwischen Profilbildung Grundschule und Profilbildung Sekundarstufe entscheiden muss, war meine Überlegung, ob es vielleicht schlauer wäre, irgendwo zu studieren wo ich nicht auf eine Stufe festgelegt bin. (Abgesehen davon dass es sicherlich auch cool wäre mal das Leben in einer anderen Stadt kennenzulernen & ich mir das studieren an einer kleineren, familiären Uni auch schöner vorstelle als an einer großen wie der Uni Hamburg).

    Bisher habe ich nur Erfahrung mit Jugendlichen (ca. 16-18J) mit geistiger Behinderung. Habe an einer Förderschule ein FSJ gemacht und jobbe da seit 2 Jahren nebenbei (studiere momentan noch Soziale Arbeit, aber möchte zu Lehramt wechseln). Die Arbeit macht mir unglaublich viel Spaß, weshalb ich mir sehr gut vorstellen kann auch später mit Schüler*innen mit geistiger Behinderung zu arbeiten. Möchte aber vor Studienbeginn noch Praktika an anderen Schulen machen um auch noch die Arbeit mit jüngeren Kindern kennenzulernen (sowohl mit als auch ohne Behinderung, da auch Grundschullehramt für mich eine Option ist die ich mir gut vorstellen kann).

    Physik studieren möchte ich auf jeden Fall nicht :'D Hier in HH wählt man soweit ich weiß 1 Fach, da würde ich vermutlich Deutsch oder Englisch nehmen, da das die beiden Fächer sind, die mir schon immer am meisten gelegen haben und die ich auch wirklich gerne studieren würde.

    Ich werde auf jeden Fall versuchen mich noch mal genauer zu den Studieninhalten und mit welchen Fächern man wo am Ende landet hier in HH zu informieren. Die Website der Uni HH war bisher leider nicht sehr aufschlussreich, vllt muss ich mich mal an die Studienberatung o.ä. wenden :)

  • Ich weiß es nicht, aber es würde mich sehr überraschen, wenn es große Schnittmengen zwischen den Fachstudiums- und den späteren Lehrinhalten bei geistige Entwicklung gibt.

    Ach nee, und warum schriebst du dann


    Also ja, auch Kinder mit Förderbedarf geistige Entwicklung sollen Physik lernen, natürlich auf einem für sie verständlichen Niveau.

    Es ist logisch, dass an einer Schule, die in Hessen so schön "Schule für Praktisch Bildbare" heißt, überhaupt kein Physik gelehrt wird.


    Wenn mein Fokus jetzt schon auf den Großen Läge, würde ich was nehmen, was in Richtung Berufsvorbereitung geht, also Hauswirtschaft, Werken o.ä.

  • Wo fange ich an?


    Wer ernsthaft Physik studieren will, wird aller Voraussicht nach nicht glücklich an der Förderschule.

    Mit Physik fällt mir spontan tatsächlich niemand ein, aber ich hatte Kommiliton*innen, die Französisch, Informatik oder Politik studiert haben und jetzt sehr glücklich an der Förderschule sind.

    Und wie wossen ähnlich schreibt, wenn man Pech hat, wird man ständig abgeordnet und ist der Depp, der an 3 Schulen in 15 L-Klassen "Physik" unterrichtet.

    Es mag teilweise wieder bundeslandspezifisch sein, aber so groß ist der Einfluss der Fächerwahl in der Sopäd in der Regel nicht. Hier wird alles fachfremd unterrichtet und niemand wird wegen seines studierten Faches abgeordnet. Auf den Zeugnissen für mein erstes und zweites Examen stehen meine studierten Fächer nicht einmal drauf (nur die Förderschwerpunkte). Mich hat wimre auch noch nie jemand danach gefragt. Unterrichtet werden die Fächer, in denen Bedarf ist.

    Will die Threaderstellerin denn eigentlich überhaupt Physik studieren, kann ich jetzt ihren Postings gar nicht entnehmen -. Plattenspieler hat das hier ins Spiel gebracht.

    Nein. @karuna sprach als erstes Physik an (Beitrag 5).

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