Schülerfragen nach dem Privatleben

  • Ich habe in meinen Praktika oft erlebt, dass gerade die Schüler der höheren Klassen ein enormes Interesse am Privatleben der Refs und Junglehrer hatten.


    Die Fragerei hatte ein Ende, wenn die "Standard"-Antwort "verheiratet (und ein Kind)" kam. Stand aber ein Single vor der Klasse, ging´s weiter: "Die Frau X / der Herr Y ... wäre er/sie nichts für Sie ..." usw.


    Wie geht man am sinnvollsten mit solchen Situationen um?
    Schließlich habe ich keinen Bock, mit meiner Schülerschaft darüber zu diskutieren, dass ich bis auf eine 3-jährige Beziehung, welche 3 Jahre zurück liegt, nichts auf die Reihe gekriegt habe, und sich das auch in absehbarer Zeit nicht ändern wird.

  • Hallo stadtgrenze,
    bei aller Sympathie für die SchülerInnen dürfen LehrerInnen auch ein Privatleben haben. Ich würde wahrscheinlich antworten: nee, nicht verheiratet, aber auch nicht mehr Single, und alles Weitere ist privat. Damit wärst du alles los, egal wie falsch oder richtig diese Aussage wäre. Es kommt aber wohl besser an, als wenn du gleich sagst: mein Familienstand ist meine Privatsache...
    Gruß venti :)

  • @ venti
    Doof ist es halt dann, wenn z.B. andere Refs in der Stunde hinten mit drin sitzen. An sich habe ich kein Problem mit meiner Situation - bin lieber Single, als mich auf irgendeine einzulassen - erlebe aber nicht selten, dass man deshalb ?! etwas schief angeguckt wird.

  • Hi stadtgrenze,
    fragen die Kids im Unterricht, während der Stunde? Da muss man ja wohl gar nicht drauf eingehen ...
    Oder wie schlimm wäre es, wenn andere Refs das hören? Man muss doch seine vorhandenen oder vielleicht vorhandenen Beziehungen oder solche, die evtl. im Entstehen sind vor niemandem rechtfertigen. Noch nicht mal vor Ref-KollegInnen.
    Gruß venti :)

  • Erst mal: Don't panic!
    Nicht immer, aber meist kommen solche Fragen aus reiner Neugier und weniger aus Bosheit. Vor allem bei den jüngeren wird es meist reines Interesse am "Neuen" vor der Klasse sein (vom günstigsten Fall ausgehend). Am bestens ist's wohl, wie schon gesagt, man überlegt sich ein paar schlagfertige, aber nett bleibende Antworten. Hast du es schon geschafft der Klasse ein positives Bild von dir zu geben wird sich das schnell geben.


    Und sowieso: Getuschelt wird immer und überall, egal ob in der Klasse oder im Kollegium, also nicht's zu Herzen nehmen, auch wenn's hart ist. :)

    Feed your brain, move your ass, love your body!

  • Ich lege mein Privatleben auch nicht in aller Breite dar. Ich bin aber auch der Meinung, dass wir als Lehrer von den Schüler oft auch viel verlangen, sie legen uns in ihren Ausführungen - oft ohne es zu merken - auch viel von ihrem Leben dar. Ich habe da nicht so ein Problem, den Schülern auch mal was über mich zu sagen. Vielleicht ist das auch zu viel ...

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke zwar auch, dass es Grenzen gibt und dass man bestimmt nicht alles mit Schülern diskutieren muss, aber ich habe andererseits auch noch die Aussage meiner alten EG-Leitung im Kopf, die uns da aufforderte, noch nicht mal auf die Frage, wie alt man denn sei, überhaupt zu antworten und insgesamt auf eine völlig - sie nannte es "neutrale" - unpersönliche Haltung Wert zu legen.


    Das halte ich für kompletten Blödsinn. Gerade als Englisch- und Deutschlehrerin verlange ich viel Offenheit von meinen Schülern, denn wie oft verlangen typische Erarbeitungsaufträge zu literarischen Texten ganz persönliche Aussagen a la "Wie hättet ihr euch in der Situation des Protagonisten verhalten?" "Wie denkt ihr denn über Problem X in dem Text?" "Wem ging es denn schonmal so, wie der Figur Y..."?


    Da erfährt man viel von den Schülern und ihrem Innenleben, und das ist auch schön so. Warum sollten sie dann nicht die Frage "Und Sie??" anschließen dürfen?
    Und warum sollen sie nicht wissen, wie alt ich bin, ob ich Kino mag und welche Sportarten ich betreibe?


    Ich mache auch regelmäßig Kurstreffen bei mir zu Hause und da können sie sich dann auch mal umgucken und erfahren viel über mein Freizeitverhalten, lernen auch meinen Freund kennen und können sich ein Bild von meinem Video- Musik- Einrichtungs- Buch- Geschmack bilden.
    Das hat mir noch nie ein Autoritätsproblem verschafft - und muss auch nicht heißen, dass ich gleich in einen kumpelhaften Ton verfalle oder den Attraktivitätswert von Kollegen mit ihnen diskutiere.


    Bei solcherlei Anfragen reagiere ich eher humorvoll oder satirisch als abweisend oder gar böse - meist ist dann klar, dass man hier keine sinnvolle Antwort erwarten kann und es wird nicht mehr gefragt. Besonders, wenn ich dann die Lacher auf meiner Seite habe und die evtl intendierte Provokation sich zu ungunsten des Fragenden umdreht...


    Lieber Gruß
    Heike

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Ich finde, es ist ein großer Unterschied, ob man Single oder gebunden ist. Ich würde mich viel lieber als verheiratet als als Single "outen", wenn in der Klasse Leute sitzen, die ich nicht mag. Ausnahme: Unter den Referendaren ist ein Mann, der mir gefällt. ;) Ich bin Single und weiß jetzt schon, dass ich im Referendariat keine Zeit haben werde, das zu ändern. Das Single-Dasein ist ein wunder Punkt und könnte gegen mich angewandt werden, deshalb möchte ich das nicht unbedingt angeben. Ich hoffe mal, dass ich nicht gefragt werde oder nur von netten Leuten. :rolleyes:

    • Offizieller Beitrag

    Die Schüler ab Klasse 3 fragen es nach meiner Erfahrung immer. ;) Eltern fragen i.d.R. nach eigenen Kindern.
    Ich kann sehr gut nachvollziehen, wenn einem diese Fragen als Single viel unangenehmer sind. Mir ging das wenn ich Single war auch immer so. Vielleicht entgeht man den unangenehmen Fragen wirklich am besten, wenn man sich über die private Situation gar nicht äußert. Hobbys kann man ja trotzdem "verraten". ;)


    Gruß leppy

  • Ich bin zwar verheiratet und kann nicht wirklich mitreden was das "Outen" als Single angeht, habe die Informationen über meine Beziehung in meinen unterschiedlichen Klassen im Ref verschieden gehandhabt und mal nichts erzählt, mal auch Dinge, die über die Information, dass ich verheiratet bin hinausgingen. Bei mir war das abhängig von der jeweiligen Situation und auch meinem Verhältnis zur Klasse.
    LG
    Maria Leticia

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

    • Offizieller Beitrag

    In meiner letzten Schule wurde mir auch gesagt, es sei besser, nichts zu verraten. Wobei merkwürdigerweise, einige Schülerinnen von allen Lehrer/innen die Vornamen wussten. Als ich mein Alter auch noch verriet, kam ihnen das "uralt" vor. (Ich war die Jüngste im Kollegium.) Allerdings wollten sie mich dann auch wirklich mit sonem Praktikanten verkuppeln, der schon verheiratet war, aber mal ein Abenteuer wollte.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe ja nun negative Erfahrungen bezüglich privater Informationen gemacht. Die Elternschaft meines letzten Durchgangs wertete erzieherische Ratschläge oft als Inkompetenz, weil ich keine eigenen Kinder habe. Alle paar Monate wurde ich auch indirekt gefragt, wann ich heiraten würde.
    Über meine Wochenendbeziehung und die zwei Wohnsitze habe ich mich ausgeschwiegen. Irgendwie war mir das unangenehm. Meine Schulleiterin hat mir aber geraten, diesen Umstand der neuen Klasse mitzuteilen, damit zum einen erklärbar wird, dass ich am WE keine Klassenveranstaltungen besuchen kann, zum anderen, dass es ein nachvollziehbarer Zeitfaktor ist. Ich bin eben nicht jeden Abend erreichbar und mein Familienleben konzentriert sich auf das WE. Das sollen die Eltern respektieren. Ich werd's halt mal mit Offenheit versuchen. Schlimmer als die letzten vier Jahre kann's nicht mehr werden.


    Talida

  • Im Privatleben habe ich ja recht gute Erfahrungen damit gemacht, irgendwelchen Verwandten, die nach dem Liebesleben fragten (mit dem Unterton "Langsam solltest auch mal ..."), Sprüche der Sorte "Ich bin kein Kerl für eine Nacht, aber leider lerne ich immer nur Schlampen kennen" usw. zu bringen, doch vor der Klasse oder vor Eltern ... niemals!


    Am meisten würde mich ja annerven
    - wenn die Schüler mit "verkuppeln" anfangen würden
    - Eltern permanent diese Sätze mit dem entsprechenden Unterton bringen.


    Gut, noch bin ich nicht im Ref, und meistens kommt´s sowieso anders ...

  • jesus maria, wir waren doch auch mal alle schüler und kennen den bock auch von hinten.


    wir schüler und natürlich auch unsere eltern haben sich über lehrerInnen doch alles mögliche erzählt ... über manche mehr, über manche weniger. da war es letztlich auch egal, ob jemand verheiratet, ledig oder sonstwas war - geschichten, gerüchte und getuschel gab es immer. das singledasein ist doch immer dann besonders belastend, wenn man sich selber in selbstmitleid badend, förmlich nach "seltsamen blicken und untertönen" suchend durch die welt bewegt.


    soll heißen: man kann (und muss) sein singledasein doch durchaus auch als interessante lebenssituation, mit all seinen schönen und schmerzenden dingen akzeptieren und so auch selbstbewusst nach außen treten können - gegenüber den schülern und eltern. am ende ist es doch das, was wirklich zählt: authentisch, eben echt sein! und dazu gehört eben auch, dass man "verkupplungsversuche" bzw. "schiefe untertöne" mit pädagogischen professionalität begegnet: mal mit humor akzeptierend / mitspielend, mal aber auch deutlich aufzeigt, dass man diese art von einmischungen in das privatleben nicht duldet (und dies auch begründen kann).


    also, bitte ein bissel mehr selbstbewusstsein, stadtgrenze.

  • Seit Tagen juckt es mich in den Fingern, meinen Senf hier ebenfalls dazuzugeben. Aber schöner als Schlauby hätt' ich es auch nicht schreiben können. Authentisch wird's sicher nicht, wenn man bereits vorher alle möglichen schrecklichen Situationen durchspielt. Etwas Schlagfertigkeit bzw. Spontanität schadet denke ich nie.


    Gruß,
    Holger (noch 3 Tage :D )

  • Also ich würde ja kontern!
    Wenn mich Schüler nach intimen Details fragen würde, würde ich sie genauso nach intimen Details fragen, ich denken manche lassens dann ganz schnell wieder! ;)

  • @ schlauby
    Danke für den Hinweis. Hintergrund war in dem Zusammenhang hauptsächlich, am Anfang des Refs keine vermeidbaren Fehler zu machen.


    @ Sabi
    Die Seiten kenne ich, weil ein sehr enger Freund tatsächlich AB ist. Ich war eher Spätzünder mit 20, dann aber auf Anhieb eine sehr schwierige, aber auch sehr erfüllende 3-jährige Beziehung geführt (sie war Missbrauchsopfer und hatte mit den üblichen Spätfolgen zu kämpfen). Die Folge davon ist die, dass ich seither meine Ansprüche gesteigert habe und von eine möglichen Partnerin einiges erwarte und für mich auch ganz klar weiß, lieber Single zu bleiben, als mich auf einen faulen Kompromiss einzulassen.

  • Hallo stadtgrenze,


    Zitat

    Die Folge davon ist die, dass ich seither meine Ansprüche gesteigert habe und von eine möglichen Partnerin einiges erwarte und für mich auch ganz klar weiß, lieber Single zu bleiben, als mich auf einen faulen Kompromiss einzulassen.


    Ich glaube, dass die meisten Leute das genauso sehen ;)


    Ich kenne mehrere ABs - allerdings interessanterweise nur eine Frau und weit mehr Männer - sodass ich mich daher etwas mit der "Materie" beschäftigt habe.
    Ansonsten kann ich dir auch nur den Rat geben solche Dinge locker zu nehmen. Lass sie halt fragen. Verkupplungsversuche unternehmen die Schüler doch eher selten ;) Und die Eltern? Die sollten sich erstmal selbst betrachen.. Wie geht der Spruch mit dem Glashaus? Deren Beziehungen sind auch nicht immer der Hit..


    Cool bleiben 8)
    Sabi

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