Werken Fachfremd

  • Hallo!

    Ich soll kurzfristig für eine 6. und eine 8. Klasse fachfremd Werken unterrichten. Darf dementsprechend keine Maschinen benutzen. Habe jetzt zwei Stunden Theorie gemacht, hat jemand eine idee was man fachfremd ohne gefährlich Geräte (oder ganz ohne Geräte) praktisch machen könnte?

    Danke!

  • Was gilt denn alles als „Gerät“?


    Und ansonsten befragte ich mal diejenige, die dich mit diesem Unterricht beauftragt hat, was sie denn meint, was du da machen sollst.

  • Es gibt doch sicher einen Arbeitsplan, Didaktischen Abschnittsplan oder ähnliches, der mal von einer Fachkonferenz beschlossen wurde. Diese Pläne sind bindend, also machst du, was drin steht. Nur eben theoretisch.


    Dass "Werken ohne Werkeln" der zuverlässigste Weg ist, jungen Leuten jeglichen Spaß daran zu versauen, steht auf einem anderen Blatt und - Grüße an deinen Stundenplaner - geht natürlich nicht auf deine Kappe.

  • Naja, im Holzbereich kannst du doch alles auch mit Handwerkzeugen machen. Ich würde jetzt Werkstücke aussuchen, wo wenig gebohrt werden muss, da das per Hand mühsam maßhaltig hinzukriegen ist.

    Kästchen, Stiftedosen, Laubsägearbeiten, einfache Instrumente, Ordnungssysteme, etc. sollten kein Problem sein und kommen ganz ohne Bohren aus.


    Im Metallbereich fällt das Bohren komplett weg. Das ist bei den gängigen Übungswerkstücken, wie Flaschenöffner und Co. ein bischen blöd, weil man da häufig Hilfsbohrungen benötigt, wenn man etwas aussägt.


    Als Hauptproblem sehe ich allerdings eher, dass du die ganzen Halbzeuge fertig kaufen musst und nicht selbst fertigen kannst. An der Stelle findet ja in der Regel der wichtigste Maschineneinsatz statt. Dadurch steigen dann die Materialkosten spürbar.


    Ergänzung zum Thema Holz:

    Benutz als Fachfremder keine Stechbeitel, da die ein hohes Verletzungspotential bei unsachgemäßer Anwendung haben.

  • Als Hauptproblem sehe ich allerdings eher, dass du die ganzen Halbzeuge fertig kaufen musst und nicht selbst fertigen kannst. An der Stelle findet ja in der Regel der wichtigste Maschineneinsatz statt. Dadurch steigen dann die Materialkosten spürbar.

    Aber bitte nicht auf Kosten des TE/ der SuS. Wenn die Schule möchte, dass der TE das Fach fachfremd unterrichtet und damit in Kauf nimmt, dass er mit den Maschinen nicht arbeiten darf, soll die Schule bitte die Kosten hierfür tragen. Wenn die Schule die Kosten nicht tragen möchte ... dann muss eben Theorie her oder solche einfachen Werkstücke angefertigt werden, wo man nicht extra teures Material anschaffen muss.

  • Noch eine Ergänzung zum Thema Holz:

    Hartholzstäube sind krebserregend!

    Benutz nach Möglichkeit ausschließlich Weichholz (Fichte, Kiefer, Pappel, etc.) ....zumindest bei den Teilen, die geschliffen oder in größerem Umfang gesägt werden.

    Bei einigen Halbzeugen, wie z.B. Rundstangen hast du da allerdings keine Auswahl. Die sind immer aus Hartholz (oft Buche). Bei kleinen Leistchen muss man gucken.


    Lass die Schüler mit den dafür vorgesehenen Staubsaugern am Ende der Stunde saugen, statt zu fegen.

  • Mal eine ganz andere Frage: Darf man Werken überhaupt fachfremd unterrichten?

    Ich dürfte Sport ja auch nicht fachfremd unterrichten, noch nicht mal alleine mit einer Klasse in der Sporthalle sein.

    Bei uns an der Schule dürfen Nicht-NW-KuK auch nicht alleine in den Chemieraum gehen.

  • Gute und berechtigte Frage, die ich mir auch gerade gestellt habe! Bei uns dürfen die Nicht-Fachpraxis-KuK auch nicht mit Klassen in die Fachpraxisräume (Werkstätten) gehen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Dass was du da so vorschlägst hat aber wenig mit 'fachfremd' zu tun…😉

  • Dass was du da so vorschlägst hat aber wenig mit 'fachfremd' zu tun…😉

    Das dachte ich auch. Zumal durch Nachschieben von Infos klar wird, dass man eben doch eine Menge falsch machen kann. Huch, da war ja was krebserregend, wenn man denn die Holzarten unterscheiden kann. Und da braucht man xyz, das niemand hat. Und da sollte man Mundschutz anziehen. Und hier darf man keinesfalls das und das benutzen, weil sich alle die Finger zerteilen könnten... Wer weiß, was noch alles zu beachten ist, was dem Profi so geläufig ist, dass er/sie es hier vergisst.


    Das ist leider ein altes Fachfremden-Dilemma... Kann dich niemand einweisen? Kriegst du Geld für Bausätze? Liegt schon irgendwas Brauchbares im Keller? Wie viel Ahnung hast du selbst?

  • Mal eine ganz andere Frage: Darf man Werken überhaupt fachfremd unterrichten?

    Ich dürfte Sport ja auch nicht fachfremd unterrichten, noch nicht mal alleine mit einer Klasse in der Sporthalle sein.

    Bei uns an der Schule dürfen Nicht-NW-KuK auch nicht alleine in den Chemieraum gehen.

    Bei uns: Werken ja, Ethik nein, Sport nicht in der Halle und Chemie nur ohne Versuche. Offiziell ist nur Ethik tabu, da kann man offenbar am meisten falsch machen 8)

  • Das dachte ich auch. Zumal durch Nachschieben von Infos klar wird, dass man eben doch eine Menge falsch machen kann. Huch, da war ja was krebserregend, wenn man denn die Holzarten unterscheiden kann. (...)

    Wie jetzt, du meinst, du kennst die RiSU nach all den Jahren im Schuldienst noch nicht auswendig? Tststst. :nein: Also ich muss alljährlich unterschreiben, diese wieder zur Kenntnis genommen zu haben und lerne selbstredend jedes Jahr eine neue Passage auswendig, damit ich gesichert weiß, was alles krebserregend sein könnte, welche Brandschutzvorgaben ich beachten muss, um eine ECHTE Kerze aufstellen zu dürfen im Klassenraum (und vor allem, um sie anzünden zu dürfen) und und und.:doc:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Bei uns: Werken ja, Ethik nein, Sport nicht in der Halle und Chemie nur ohne Versuche. Offiziell ist nur Ethik tabu, da kann man offenbar am meisten falsch machen 8)

    Also bei Chemie/Physik nur theoretisch (keine Versuche), Werken nur theoretisch, Werkraumnutzung ohne Geräte nur nach Werkraumeinweisung, Reli ist natürlich auch untersagt, Ethik geht dagegen problemlos. Sport geht fachfremd (habe eine Freundin, die das aktuell macht), auch wenn es schulrechtlich viele Stolperfallen birgt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Kerze darf ich nicht :traenen:

    Und was ich bei Werken alles falsch gemacht habe, sage ich lieber gar nicht. Ich bin nämlich ganz unbedarft rangegangen... Aber ich hab ne Menge gelernt:zahnluecke:

  • Werkunterricht ohne Fachausbildung? Spannend. Und mit Risiken behaftet.

    Beispiel: Ein Kollege hatte Holzteile mit Leinöl imprägniert und die Schüler haben die Lappen dann in einen Eimer geworfen.
    Dumm daran: Leinöl und Leinölfirniß neigen zur Selbstentzündung - besonders, wenn sie sich großflächig auf Textilien befinden.
    Endeffekt: Am Wochenende stand der Technikraum in Flammen. Schaden über 100.000 € - die von ihm wegen grober Fahrlässigkeit eingefordert wurden. Er kam erst in 2.Instanz mit einem blauen Auge davon.

    Beispiel 2: Bei meiner Weiterbildung zum Techniklehrer stand ich an der Kreissäge und hatte den Freilauf zu knapp eingestellt. Ein Stück Würfelholz verkantete sich, sauste knapp an mir vorbei, durchschlug den Staubfangsack und ich stand im Nebel. Glück gehabt. Hätte auch mein Magen sein können. Quintessenz: Schnell laufende Maschinen sind nur etwas für Leute, die wissen, was sie tun.

    Beispiel 3: Ein Kollege hatte mit den Schülern bevorzugt Buche- und Ahornholz verarbeitet, weil es schönere und edlere Oberflächen gibt. Zufälligerweise habe ich ihn in der Cafeteria der Uniklinik getroffen, bevor er sich in die Chemo wegen Lungenkrebs begab. Die Warnung vor Hartholzstäuben ist ernst zu nehmen. Mit Sicherheit.

    Beispiel 4: Ständerbohrmaschine ohne Schnellspannfutter. Zwei Erlebnisse - beide Male ließ ein Mitschüler den Spannschlüssel stecken - und drehte das Spannfutter nach hinten. Ergebnis 1: Durchschlagene Fensterscheibe hinter der Maschine. Ergebnis 2: Blutige Lippe eines Mitschülers.


    Beispiel 5: Dann macht man eben etwas Ungefährliches. Laubsägearbeiten. Prima. Kann ja nix passieren.
    Der Umgang mit der Laubsäge ist feinmotorisch jedoch äußerst anspruchsvoll. Die Hand muss die Auf-und Abbewegung mit einem Vorschub unterstützen, gleichzeitig darf das Sägeblatt nicht schräg stehen.
    Effekt: Als Lehrer rennt man von Schüler zu Schüler, um ein abgerissenes Sägeblatt zu ersetzen. Nach 2 Stunden will man duschen. ;)

    Wer das Abenteuer liebt, unterrichtet Werken / Technik.

    Wer Ideen sucht, kann sich in meiner Linkliste bedienen:
    https://www.autenrieths.de/technikunterricht.html

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

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