Mathebesuch mit schwieriger Klasse!!!

  • Hallo!
    Ich habe nächste Woche einen Mathebesuch in der dritten Klasse. Irgendwie bin ich im Moment etwas überfordert damit, weil die Klasse einige Probleme mit sich bringt. Ich schildere euch das mal, vielleicht hat ja jemand Tips für mich.
    Die Klasse besteht zum größten Teil aus Jungs und ist sehr unruhig. Ihr Klassenlehrerin ist sehr autoritär und bringt die Kinder ruhig, indem sie sie anschreit. Ich meine sogar sagen zu können, dass die Schüler vor ihr Angst haben.
    Meine Mathementorin und ich wollen aber nicht so vorgehen und haben deshalb Disziplinprobleme, da die Kinder froh sind, wenn sie mal nicht wegen jedem "Vergehen" bestraft werden.
    Also, ist es während der Stillarbeit alles andere als still.
    Mein Mathefachleiter will schülerorientierten Unterricht sehen, der möglichst Gruppen- oder Partnerarbeit zeigt.
    Das habe ich letztes Mal mit der Klasse ausprobiert, aber es gab durchweg Probleme, da viele Kinder absolut nicht mit ihrem Partner zusammen arbeiten wollten.
    Ein weiteres Problem ist, dass ich die Kinder bei meiner Unterrichtsplanung ständig überschätze und meist Probleme bei Kleinigkeiten entstehen, die ich nie erahnt hätte.
    Alles ein wenig chaotisch, aber vielleicht gibt es ja Tips von euch, wie ich mehr Organisation in die Sache bringen könnte.
    Als Thema wollte ich die Zeit drannehmen, vielleicht hat einer von euch ja auch dazu eine schöne Idee.
    Ich würde mich über alle Anregungen und Anstösse total freuen! Alles Liebe von der Schnita!

  • Hallo Conni!
    Das letzte Mal bin ich bei der Gruppenarbeit davon ausgegangen, dass jedes Kind gerne mit seinem Banknachbarn zusammenarbeiten möchte. Schließlich wurde neulich die Sitzordnung geändert und soweit ich weiß, durfte sich jeder soweit es ging aussuchen wo er sitzen möchte.
    Wie könnte man es besser machen? Gibt es nicht ein Chaos, wenn sich jeder aussuchen darf mit wem er zusammen machen will? Und was ist mit den Kindern, mit denen keiner etwas machen will? Wie sind da deine Erfahrungen? (Ich habe da nämlich einen Kandidaten, der mir auch schrecklich leid tut!)
    Naja, danke schon einmal im voraus und eine geruhsame Nacht! Lieben Gruß, Schnita

    • Offizieller Beitrag

    Hi Schnita,


    meine Erfahrungen: Keine Experimente in Unterrichtsbesuchen! (Und damit meine ich nicht physikalische Experimente oder sowas.) Mir sind mehrere UBs daneben gegangen, weil ich üblicherweise die Voraussetzungen nicht hatte, um der Klasse das beizubringen, was die Seminarleiterinnen gerne sehen wollten. Als ich dann im UB damit anfing, ging es schief. Am besten liefen Stunden, die ich so ähnlich in der Klasse schonmal gehalten hatte, nur mit einem anderen Thema. Inwiefern dir dein Fachleiter das ankreidet, weiß ich nicht.
    Je weniger die Klasse Gruppenarbeit gewöhnt ist, desto mehr musst du auf die Sozialform achten und daran arbeiten und den Stoff eher in den Hintergrund rücken.


    Wie die Gruppen- oder Partnerarbeit mit deiner Klasse funktionieren kann, weiß ich nicht.
    Ich hatte schon Klassen, die schnell, selbstständig und recht geordnet arbeitsfähige Gruppen fanden, wobei diese Gruppen dann unterschiedlich groß waren. ("3 bis 4" habe ich dann z.B. auf "2 bis 5" ausgeweitet, dann gings.)
    Und ich hatte schon Klassen, bei denen Partner- und Gruppenarbeit schlecht funktionierte, bei denen es Streit gab und auch die Seminarleitertricks (Auslosen der Gruppe mit Süßigkeiten) "nach hinten" losgingen.
    Bei Kindern, mit denen keiner etwas machen will... nunja, kommt auf das Kind an. Manchmal sind es Kinder, die selber nicht fragen, sondern dasitzen und warten und es kommt keiner. Dann half es, dass ich fragte, wo dieses Kind mitarbeiten wird. Von einer Klasse habe ich verlangt, dass auch ein Kind, dass die meisten nicht so mochten, in eine Gruppe aufgenommen wird. (Nur machen, wenn die soziale Kompetenz der Klasse reicht und die Ablehnung nicht zu stark ist.) Manchmal kann man ein anderes, weniger bevorzugtes Kind dazu "überreden" mit dem Kind zu arbeiten, aber vor dem Unterrichtsbesuch testen. Im Zweifelsfall alleine arbeiten lassen und dem Kind eine Spezialaufgabe geben, die es besonders gut kann.


    Idee meiner Seminarleiterin: Gruppen auslosen, indem die Kinder aus einer verdeckten Schachtel oder undurchsichtigen Plastiktüte Smarties (oder Gummibärchen) ziehen. Du musst die natürlich vorher abzählen. Vorher unbedingt ausprobieren, das ist bei mir mal gründlich daneben gegangen.


    Ich habe zum Thema Zeit mal verschiedene Tätigkeiten schätzen und messen lassen. (Liedstrophe singen, von 20 bis 0 rückwärts zählen, die Namen der Gruppenmitglieder aufschreiben etc.) Prinzipiell hat das den Kindern Spaß gemacht, fast alle hatten eine Uhr dabei. Aber: Die meisten Kinder hatten eine ungenaue Vorstellung von Zeitdauern. Es kamen für ein und dasselbe Schätzungen von 5 s bis 2:30 min.
    Hmm, ansonsten kann ich dir da wenig helfen, ich hatte in Mathe (fast) keine (didaktische) Ausbildung.


    Grüße,
    Conni

  • Vielleicht beruhigt es dich ja: Ich habe bisher die Erfahrung gemacht, dass auch schwierige SuS sich mir zuliebe (und meine Referendarskollegen berichten ähnliches) absolut zusammenreißen, wenn ich Lehrprobe habe. Meinen Sechstklässern (sehr unruhig und unsozial, viele Kinder mit Problemen) habe ich vorher gesagt dass meine Fachleiterin zu Besuch kommt. Ich habe erklärt, dass das meine Lehrerin sei, die sich nur mal angucken will, wie ich unterrichte, da ich das ja lerne. Sie fanden das sehr interessant (sie sind keine der typischen Lehrprobenklassen unserer Schule), ich habe ihnen gesagt, sie sollen sich wie immer benehmen, aber daran denken, vor der Stunde die Tafel zu putzen und dennoch haben die Schüler total durchschaut, dass es sich für mich um eine Prüfungssituation handelt ("Frau x, sind sie aufgeregt?" Große Augen - "Nein, das geht schon" ÄHEM...). In der Lehrprobe waren sie eine absolut aufmersame, bemühte, liebe Klasse in der ohne Diskussion in den von mir vorher eingeteilten Gruppen gearbeitet wurde... Ich habe sie kaum wiedererkannt...


    Ich kann mir vorstellen, dass auch Drittklässler dich "unterstützen". Ich würde meinen SuS zwar nie sagen, in der Lehrprobe macht ihr bitte das und das und das, aber einen Punkt kann man, finde ich schon nennen. Ich glaube, ich würde ihnen sagen, dass deine FL ja nur kurz da ist, und dass du sie bittest, egal wie die Gruppen sein werden, das mal ohne Diskussion eine Stunde zu ertragen. Wenn du sie dann noch fragst, ob sie denken, dass zu schaffen, werden sie sich sicher als deine "Mitarbeiter" verstehen und sich wahrscheinlich auch was Aufmerksamkeit angeht zusammenreißen. ..
    Viel Erfolg jedenfalls!
    Delphine

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