Fehlende Motivation und Schweigen der SuS

  • Ist eigentlich ganz einfach: Ich arbeite mit einem Skript und dazu passenden Aufgaben. Wenn einer meint dies das und jenes hätten wir pi-haupts nicht gemacht, kann ich jederzeit sagen ... doch, steht auf S. 35 in den Unterlagen und Aufgabe 7 c) ist exakt der gleiche Typus,

    Das hat bei mir auch schon mal geklappt!


    Hinhocken, Stift in die Hand nehmen und arbeiten

    Da fängt es bei einigen meiner SuS bereits an: sie haben weder Stift noch Papier dabei, geschweige denn farbige Stifte für AB.


    Wie würdet ihr das ansprechen?

    "Bitte bringen Sie jede Stunde einen Stift und Papier mit! Heften Sie alle Unterlagen zu meinem Fach in einem Ordner ab und bringen Sie diesen jede Stunde mit." (Hat man das nicht bereits in einer allgemeinbildenden Schule gelernt?)

  • dass ich in einigen Dingen zu sehr von mir selbst ausgehe...

    Ich glaube, da besteht tatsächlich noch Verbesserungspotential.

    Ist das dreist gelogen oder haben diese SuS in ALLEN Stunden nicht aufgepasst?

    Weder noch. Sie haben es schlicht überhört. Unterschätze nicht die Fähigkeit von Kindern und Jugendlichen zu selektiver Wahrnehmung.

    Wie würdet ihr das ansprechen?

    "Bitte bringen Sie jede Stunde einen Stift und Papier mit! Heften Sie alle Unterlagen zu meinem Fach in einem Ordner ab und bringen Sie diesen jede Stunde mit." (Hat man das nicht bereits in einer allgemeinbildenden Schule gelernt?)

    Ansprechen? Genau so. Und nein, viele lernen das in neun Jahren allgemeinbildender Schule nicht.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Du denkst m.E. viel zu sehr darüber nach, was sein müsste. Ob die das so oder anders meinen, wenn sie sagen... Ob sie dies und das nicht eigentlich wollen müssten, wenn sie diesen Beruf erlernen und ob sie nicht das uns das schon längst gelernt haben müssten, wo sie doch schon so groß sind.


    Entweder, es ist dir egal, ob sie einen Stift mithaben, oder es ist dir wichtig. Wenn Letzteres der Fall ist, dann mache eine Ansage. "In Englisch brauchen wir rote und grüne Fineliner." oder sogar ergänzt um "Speichern Sie sich das jetzt ins Handy". Und dann warten, bis sich das jeder notiert hat. Sage, was du willst und erwartest und mach das, was funktioniert wieder (wie offenbar das mit dem Skript).


    Edit: und versuche bald abzulegen, irgendwas persönlich zu nehmen. Ein "das haben Sie nie gesagt, dass das in der Klassenarbeit drankommt!" kann man als Frechheit werten, muss man aber nicht. Es ist nämlich total egal, ob man das tatsächlich gesagt hat. ALLES, was man im Unterricht macht ist wichtig, sonst würde man es nicht machen. Es hilft da ganz enorm, sich nicht zu verteidigen, sondern den Ball zurückzuspielen, ohne angefressen zu sein. Mal mit Humor, mal mit Milde, mal mit Strenge, das eigene Repertoire erweitern.

    Einmal editiert, zuletzt von karuna ()

  • O. Meier,

    besprichst Du die Klausuren mit jedem Schüler unter 4 Augen?

    Nee. Ich spreche zwei, drei Minuten mit jeder Schülerin. Da passt eine Besprechung nicht. Sie kriegen eine Rückmeldung zur Klausur und eine zu den sonstigen Leistungen. Dann gibt es noch einen Ausblick, auf was werden könnte.


    Details zur Klausur könnten sie der Korrektur entnehmen. Machen aber die meisten nicht.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • sie haben weder Stift noch Papier dabei

    Jupp... Das wäre ein Fall für einen Rausschmiss. Wer gar kein Arbeitsmaterial dabei hat, hat offenbar gar nicht vor zu arbeiten und kann wieder nach Hause gehen. Wir fangen hier echt weit vorher schon an gemein zu werden. Vergisst ein Schüler ständig sein Formelheft, schreibt er die Prüfung halt ohne, wird er die Formeln schon auswendig wissen. Was glaubst, wie schnell das mit dem "Vergessen" erledigt ist.

  • Catelyn,

    was machst Du, damit die SuS evtl. doch verstehen, dass sie selbst üben bzw. lernen sollten?

    Wenn ich dafür mal einen Patentlösung hätte...

    Manchmal stelle ich den Schüler:innen ganz "platte Fragen", so nach dem Motto: Stellt euch vor ihr guckt Frau Musiklehrerin beim Klavierspielen zu. Könnt ihr danach Klavier spielen? Nein? Was müsstet ihr denn machen, um Klavier spielen zu können?


    Dann mache ich hin und wieder mal Flipped Classroom, manchmal mit vorhandenen Videos, manchmal auch mit Videos, die ich selbst erstelle (ich filme den Bildschirm vom Tablet ab und erzähle was dazu, also nichts "großes", wobei es schon Aufwand ist) und lasse die Schüler:innen dann in der Stunde rechnen. Das klappt leider vor allen bei denjenigen, die eh lernen (die finden das auch gut). Die anderen schauen sich nämlich die Videos nicht an und sagen dann, sie könnten es nicht und ich müsse es erklären.


    Ich arbeite auch manchmal mit homogenen Lerngruppen und jede Gruppe MUSS etwas vorstellen. Die schwachen kriegen natürlich einfache Aufgaben, aber selbst an denen scheitern sie. Manchmal setzten sie sich dann damit auseinander, aber leider auch nicht immer. Da nehmen sie dann die 5 oder 6 für die Präsentation in Kauf. Oder, lassen sich bei GA über mehrere Stunden, die Aufgaben einfach von jemand anderem vorrechnen.


    Klausuren erstelle ich ähnlich zu @Antimon . Sie hat es hier ja ein oder zwei Stellen beschrieben. Man kann die Klausur dann gut oder auch sehr gut schreiben, wenn man die Unterrichtsinhalte beherrscht. Aber selbst, wenn ich davon mal abweiche (habe ich bei meinem aktuellen M GK gemacht) und aus meiner Sicht zu einfache Klausuren schreiben lasse, schreiben immer noch massenhaft Schüler:innen im Defizitbereich.


    Ich führe auch öfter mal Einzelgespräche zur Förderung mit SuS (allerdings auch mit den guten). Jede:r kommt so zwei bis drei mal im SJ in den Genuss. Das mache ich nicht in meiner Freizeit, sondern während Arbeitsphasen. Dort lasse ich die Schüler:innen dann u.A. erklären, wie sie sich auf Klausuren vorbereiten und dann mache ich so eine Art Lernberatung. Hilft bei den Sturköpfen leider auch oft nicht.


    Ich habe auch schon gute Schüler:innen vorstellen lassen, wie sie sich auf Klausuren vorbereiten. Eine Schüler:in sprach von selbstgeschriebenen Karteikarten. Sie hat genau erklärt, wie ihr das Schreiben dieser Karten hilft, den Stoff zu verstehen. Daraufhin wollten dann andere ihre Karten kopieren (was ich dann erst mal untersagt habe. Die Witzlosigkeit dieser Aktion haben sie z.T. nicht verstanden)


    Alle diese Maßnahmen wirken bei einigen wenigen Schüler:innen. Das liegt aber an meinem Kurs, der echt ein Spezialfall ist. Ich habe (schrieb ich glaube ich schon mal) mit allen Mittelstufelehrer:innen aus der Stufe in Mathe gesprochen und auch da war Mathe schon eine Katastrophe bei vielen, was auch da schon auf Widerwilligkeit zurückzuführen war.


    Es gibt auch (sehr) gute Schüler:innen in dem Kurs!


    Ganz wichtig für mich: Ich lasse die Widerwilligkeit und schlechten Leistungen der Schüler:innen nicht an mich herankommen. Es ist nicht mein Problem. Ich weiß, dass ich getan habe, was ich konnte und auch mehr, als ich müsste. Was soll ich noch tun? Nichts! Ich bin nicht diejenige, die wegen Mathe eventuell kein Abitur bekommt.

  • Ganz wichtig für mich: Ich lasse die Widerwilligkeit und schlechten Leistungen der Schüler:innen nicht an mich herankommen. Es ist nicht mein Problem. Ich weiß, dass ich getan habe, was ich konnte und auch mehr, als ich müsste. Was soll ich noch tun? Nichts! Ich bin nicht diejenige, die wegen Mathe eventuell kein Abitur bekommt.

    :top: Jeder ist seines Glückes Schmied, aber nicht jeder ist Schmied.

    • Offizieller Beitrag

    Ganz wichtig für mich: Ich lasse die Widerwilligkeit und schlechten Leistungen der Schüler:innen nicht an mich herankommen. Es ist nicht mein Problem. Ich weiß, dass ich getan habe, was ich konnte und auch mehr, als ich müsste. Was soll ich noch tun? Nichts! Ich bin nicht diejenige, die wegen Mathe eventuell kein Abitur bekommt.

    das kann ich gar nicht oft genug unterstreichen.


    Es geht nicht gegen dich persönlich, wenn die Schüler behaupten, du hättest etwas nieee gesagt. Sie sind davon wirklich überzeugt, weil sie es nicht gehört/ sich nicht gemerkt haben.

    Wenn dich so etwas zu sehr nervt, kannst du dem Abhilfe schaffen, indem du wichtige organisatorische Dinge an die Tafel schreibst und abschreiben lässt.


    Ansonsten sage ich immer: ich habe meinen Schulabschluss gemacht. Macht ihr euren.


    "

  • ...

    Es geht nicht gegen dich persönlich, wenn die Schüler behaupten, du hättest etwas nieee gesagt.

    Och, sowas kann schon sehr pampig vorgetragen werden. Ich höre auch von bestimmten Leuten ein empörtes "hä?! Da war ich nicht dahaaa!“ als ob ich deswegen nichts abfragen dürfte... Die Sicht ist bei manchem eine verschobene und dann sage ich halt zum drölften Mal, wie der Hase läuft. Nur anhaltend schlechte Laune sollte man dabei bei sich möglichst vermeiden, weil das unweigerlich zu einem schlechten L-S-Verhältnis wird.

    • Offizieller Beitrag

    wer mir pampig kommt (kommt selten vor), wird zurechtgeiwesen, seinen Ton zu überdenken.


    Ansonsten geht es in en allermeisten Fällen nicht um dich als Person, sondern um deine Lehrerrolle.


    Viele Schüler haben eine verzerrte Selbstwahrnehmung, aber auch das ist ist nicht gegen dich persönlich gemeint. Einen Schritt zurücktreten hilft zur Deeskalation ;)

  • Karuna,

    Du hast mich ziemlich durchschaut... ;)


    Danke für eure Antworten und Erfahrungen!

    Und ja, ich beziehe vieles zu sehr auf mich! Ich werde üben...


    Ich habe jetzt begonnen, klarere Ansagen zu machen und meine Erwartungen zu äußern: z. B. Unterlagen der vorherigen Stunden zum Nachlesen mitbringen. Ich habe sie auch aufgefordert selbst zu schreiben und zu zeichnen anstatt es beim Nachbarn abzufotografieren. Und ich habe gesagt, dass ich die Mitarbeit bei Einzel- oder Gruppenarbeiten mit zur mündlichen Note rechnen werde. Ich hatte den Eindruck, dass der Respekt der SuS vor mir dadurch gestiegen ist.

  • Ich habe sie auch aufgefordert selbst zu schreiben und zu zeichnen anstatt es beim Nachbarn abzufotografieren.

    Das kann man noch deutlicher formulieren, indem man das Fotographieren untersagt. Gerade heute sprach ich mit einer Kollegin, die erklärte, dass sie das Abfotographieren von Tafelbildern untersagt. Ich finde es durchaus auch sinnig, so etwas mitzuschreiben. Gedrucktes, kopiertes und geladenes Material haben die jungen Menschen schon genug.

  • Ich habe vor kurzem bei einer ziemlich unmotivierten Klasse einen angekündigten Test geschrieben, der wie zu erwarten sehr schlecht ausgefallen ist. Ich habe heute die Schulleiterin darüber informiert und sie meinte, ich solle genau den gleichen Test noch einmal schreiben lassen.

    Ich kann den Sinn darin nicht so wirklich verstehen.


    Könnt ihr mir auf die Sprünge helfen?

    Würdet ihr das auch so machen?


    VG

    Misspoodle

  • Ich würde es nicht mit der SL besprechen und stattdessen pingelig darauf achten, dass die schriftliche Übung den Vorschriften entspricht (bei uns nur Stoff aus der letzten Stunde) und sie natürlich immer werten und nicht die gleiche Übung erneut schreiben lassen. In der nächsten Stunde kann ich ja eine neue über die jetzige Stunde schreiben lassen.


    Grundsätzlich ist der Weg über Druck aber immer weniger erfolgreich, als wenn es gelingt die Schüler für das Thema zu interessieren und eine positive Lernatmosphäre herzustellen.


    Letztendlich wollen Schüler doch eigentlich ziemlich elementare Dinge:

    • Klare Anforderungen und Regeln
    • Faire Behandlung
    • Anerkennung und "gesehen werden"
    • Lernstoff, dessen Sinn ihnen klar ist
  • Ich habe heute die Schulleiterin darüber informiert und sie meinte, ich solle genau den gleichen Test noch einmal schreiben lassen.

    Ich kann den Sinn darin nicht so wirklich verstehen.

    Ich kann nicht so wirklich verstehen, warum du deine Schulleiterin nicht gefragt hast, was sie damit beabsichtige.

  • kodi,

    genau das hatte ich auch gedacht und der SL vorgeschlagen, dass ich regelmäßig Tests schreiben lasse, aber immer mit dem jeweils neuen Thema.


    O. Meier,

    ich habe die SL gefragt, aber keine für mich schlüssige Antwort erhalten.


    Susi Sonnenschein,

    das ist eine klare Meinung!



    Mein Wunsch oder Ziel wäre es, dass die SuS mitlernen. Es gibt in meinen Fächern sehr viele Fachbegriffe zu lernen, die aufeinander aufbauen. Wenn man nicht mitlernt, wird das weitere Folgen des Unterrichts immer schwieriger und am Ende des Semesters ist es wirklich viel, das für die Klausur gelernt werden muss / sollte. Ich kündige das vorher an. Dies wird aber nicht wirklich ernst genommen. Daher bin ich jetzt dazu übergegangen, relativ häufig angekündigte "Vokabeltests" zu schreiben.

  • Ich habe vor kurzem bei einer ziemlich unmotivierten Klasse einen angekündigten Test geschrieben, der wie zu erwarten sehr schlecht ausgefallen ist. Ich habe heute die Schulleiterin darüber informiert und sie meinte, ich solle genau den gleichen Test noch einmal schreiben lassen.

    Ich kann den Sinn darin nicht so wirklich verstehen.


    Könnt ihr mir auf die Sprünge helfen?

    Würdet ihr das auch so machen?

    Da du den Test mit deinen Schülern besprochen hast bzw. berichtigen hast lassen, kannst du durch das Schreiben desselben Testes feststellen, wer deiner Schüler motiviert ist und sich mit seinen Fehlen beschäftigt.

    Halte ich für ein relativ vernünftiges Vorgehen, wenn man sowieso gerne Tests schreiben lässt. Machen einige Kollegen bei uns auch so.

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