Fehlende Motivation und Schweigen der SuS

  • So ärgerlich es auch ist, wenn ein Großteil der Schüler im defizitären Bereich ist, aber da wir hier ja über Oberstufe reden: Vlt. muss deutlicher kommuniziert werden, dass nicht jeder die Oberstufe besuchen muss und der Eine oder Andere vlt. in einer Ausbildung ganz gut aufgehoben ist. Ich meine, es heißt ja dauernd, dass Handwerker, Pfleger und Erzieher gesucht werden. Warum sitzen dann Leute, die offensichtlich zu Analysis und co. keinen Draht haben, in Klasse 12 ihre Zeit ab? An anderer Stelle würden sie sicher mit Kusshand genommen werden.

  • So ärgerlich es auch ist, wenn ein Großteil der Schüler im defizitären Bereich ist, aber da wir hier ja über Oberstufe reden: Vlt. muss deutlicher kommuniziert werden, dass nicht jeder die Oberstufe besuchen muss und der Eine oder Andere vlt. in einer Ausbildung ganz gut aufgehoben ist. Ich meine, es heißt ja dauernd, dass Handwerker, Pfleger und Erzieher gesucht werden. Warum sitzen dann Leute, die offensichtlich zu Analysis und co. keinen Draht haben, in Klasse 12 ihre Zeit ab? An anderer Stelle würden sie sicher mit Kusshand genommen werden.

    Äh @Lindbergh im Profil steht Berufsschule und im Eingangspost Gesundheitsbereich. Ich würde mal davon ausgehen, dass wir hier von Auszubildenden sprechen.


    Vielleicht Altenpfleger oder Arzthelfer?

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Ich denke, da haben sich gerade zwei Themen überschnitten, da ich mich jetzt auf die Beiträge zu Mathematik in der Sek II ab Beitrag 24 bezog.

  • Danke für eure Antworten!


    Cathelyn,

    ich bewundere Dein großes Engagement, dass Du so vieles ausprobiert hast! Respekt!


    Karuna,

    ja, ich hoffe wahrscheinlich zu sehr auf eine Einsicht der SuS, denn wenn man die Grundbegriffe nicht kennt, kann man das Folgende mit Sicherheit auch nicht verstehen.


    Veronica,

    es handelt sich um angehende Ergotherapeuten.

    Ich hatte die SL vorher gefragt und es ist ok unangekündigte Tests zu schreiben.

    Sind Deine wöchentlichen Tests angekündigt?



    Ich sammle jetzt mal die verschiedenen Möglichkeiten:

    1. so hinnehmen, da die SuS erwachsen sind (zumindest auf dem Papier). Den Unterricht nur für die 3-4 SuS machen, die mitdenken, den Rest ignorieren.

    2. alle paar Stunden angekündigte Test schreiben, um sie zum Mitlernen zu bewegen

    3. jede Stunde einen kurzen freiwilligen Test schreiben


    VG

    Misspoodle

  • So ärgerlich es auch ist, wenn ein Großteil der Schüler im defizitären Bereich ist, aber da wir hier ja über Oberstufe reden: Vlt. muss deutlicher kommuniziert werden, dass nicht jeder die Oberstufe besuchen muss und der Eine oder Andere vlt. in einer Ausbildung ganz gut aufgehoben ist. Ich meine, es heißt ja dauernd, dass Handwerker, Pfleger und Erzieher gesucht werden. Warum sitzen dann Leute, die offensichtlich zu Analysis und co. keinen Draht haben, in Klasse 12 ihre Zeit ab? An anderer Stelle würden sie sicher mit Kusshand genommen werden.

    Da ist sicher auch etwas dran, wobei die Schüler:innen ja nicht zwangsläufig in anderen Fächern genauso schlecht sein müssen.

    Wenn man in Mathe in allen vier Kursen einen Punkt einfährt und in der Abiklausur (so man Mathe im Abitur hat) eine sechs schreibt, bekommt man ja immer noch Abitur, wenn man denn in den anderen Fächern gut genug ist.

    Wenn man "einfach nur" nicht Mathe kann und geschickt wählt und dann eben Bio und/oder Informatik als weitere Naturwissenschaften (Terminologie bezogen auf die APOGOST SEK II des Landes NRW) belegt, dann bleibt es ja vielleicht bei den vier Defiziten, die man sich locker erlauben kann. (Ich unterrichte selbst IF, man muss nicht gut in Mathe sein, um dort "durchzukommen". Sicher nicht mit einer eins, aber mit einer drei kann das ganz gut klappen).

    Es gibt ja durchaus Schüler:innen, die sind in den Gesellschaftswissenschaften und Sprachen sehr gut und schreiben dort einsen am laufenden Band, die in Mathe wirklich kein Land mehr sehen. Die sind auch nicht doof, denn sonst wären sie in anderen Bereichen nicht so gut. Diese Schüler:innen sagen zum Teil auch ganz offen:"Wenn ich in der kommenden Woche Geschichte und Mathe schreiben muss und am Wochenende nur für Mathe lerne, schreibe ich da keine 5 minus sondern eine 5. Lerne ich nur Geschichte, schreibe ich dort keine zwei sondern eine eins." Da kann ich nur sagen "Herzlichen Glükwunsch, wenn du für Geschichte gelernt hast!" Und das mache ich dann auch.

    Bei diesen Schüler:innen liegt das Problem aus meiner Sicht in der Mittelstufe. Da haben sie den Anschluss verloren, haben aber gleichzeitig oft von den Eltern gesagt bekommen "ach eine vier (oder fünf) in Mathe ist nicht schlimm, kannst du ja ausgleichen mit den einsen (oder zweien) in Englisch, Deutsch und Französisch. Außerdem war ich auch in Mathe schlecht." Das ist ein gesellschaftliches Problem. Die Früchte dieser Einstellungen ernten wir dann in der Oberstufe.


    Es gibt aber natürlich auch die Schüler:innen (und davon leider auch zu viele), die in allen Fächern schlecht sind. Da frage ich mich auch, warum die in der Sek II landen. Aber es gibt leider Kolleg:innen, die aus welchen Gründen auch immer keine/kaum schlechte Noten geben. Mir wurde mal von einer Kollegin gesagt, ich dürfe bis einschließlich Klasse 7 in Mathe keine fünfen geben, denn das würde die Schüler:innen demotivieren.

    Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass an vielen (sicher nicht allen!!!) Schulen der Sek I so ziemlich jeder, der den Unterricht nicht stört, einen Q-Vermerk bekommt.

  • Sind Deine wöchentlichen Tests angekündigt?

    Die sind tatsächlich so regelmäßig, dass sie nicht explizit angekündigt, aber erwartest sind.

    Wenn grad in anderen Fächern viel geschrieben wird, dann sagen die Schüler aber oft Bescheid, dann mach ich sie freiwillig, oder lasse auch mal ausfallen.


    Ergotherapie ist ein Ausbildungsberuf für den man sich normalerweise explizit entscheidet. Da hätte ich wahrscheinlich wenig Skrupel schlechte Noten zu verteilen, wenn die Schüler nichts tun.


    Ich würde dir allerdings trotzdem empfehlen mit den Schülern einzeln das Gespräch zu suchen und mit ihnen darüber zu sprechen.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Bei diesen Schüler:innen liegt das Problem aus meiner Sicht in der Mittelstufe. Da haben sie den Anschluss verloren...

    Das ist ja ein weiterer Punkt dafür, dass der extreme Fokus auf Analysis ungünstig ist. Am Weiterbildungskolleg ist es ganz extrem, bis zum Fachabitur (4. Semester) unterrichten wir im Wesentlichen nur Analysis. Erst danach beginnen wir mit Geometrie und Stochastik, wo viele Lernende dann tatsächlich besser werden, weil man einfach weniger Vorkenntnisse braucht (und übrigens auch nicht so exzessiv den GTR, an dem auch viele verzweifeln.)

  • Seit wann ist denn Informatik eine Naturwissenschaft? Und wieso ist es gar eine „weitere“?

    Laut den Abiturvorgaben (ApoGOST) für das Land NRW ist das so. Darauf habe ich mich bezogen. Auch Mathematik zählt in den "naturwissenschaftlich-mathematischen Bereich". Ob IF und M wirklich in den Bereich Naturwissenschaften zählen, oder nicht habe ich ausser Acht gelsassen, da ich mich lediglich auf die Vorgaben für das Abitur bezogen habe. Es ging um genau diesen Kontext.

  • Auch Mathematik zählt in den "naturwissenschaftlich-mathematischen Bereich". Ob

    Womöglich ist das sogar das mathematisch-naturwissenschaftlich-technische Aufgabenfeld. Dazu zu gehören, ist offensichtlich etwas anderes, als eine Naturwissenschaft zu sein. Die Prüfungsordnungen unterscheiden das schon.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich glaube, über die Mängel bei den mathematischen Grundlagen haben wir uns schon gelegentlich ausgetauscht.


    Was am Bruchrechnen die Probleme machen soll, verstehe ich immer noch nicht. Das kann man doch als Spiel sehen, in dem bestimmte Moves erlaubt sind. Dann schaut man mit welcher Folge erlaubter Schritte man aus dem Labyrinth kommt.


    Dass Menschen ohne Kenntnisse in Bruchrechnen in die gymnasiale Oberstufe eintreten dürfen, halte ich für unverantwortlich.

  • Wenn ich mir die Schulbücher von meinen Kindern angucke, hat sich sehr viel verändert in den letzten 30 Jahren. Es wird z.B. in Mathe viel Wert auf prozessbezogene Kompetenzen gelegt und das ist ganz famos, aber bevor ich nicht die Grundlagen kennengelernt und geübt habe, kann ich auch nichts begründen. Für Leistungsstarke ist das interessant, für Ottonormalschüler*innen meinem Eindruck nach nicht förderlich. Was früher *Sternchenaufgabe* für Schnelle war, ist jetzt Standard. So kommt es mir jedenfalls vor. Auch in Deutsch, wir haben in Klasse 5 Bildergeschichten verfasst, was Einleitung-Hauptteil-Schluss ist, wurde erklärt und geübt. Heute beschweren sich Lehrkräfte über mangelnde Rechtschreibkenntnisse und Strukturlosigkeit, wahlweise die Grundschule, Computer oder Eltern sind Schuld aber im Deutschbuch sind ein Haufen Aufgaben zum kreativen Umgang mit Sprache und komplizierte Analyseaufgaben zu Satzgliedern, ohne vorher mal zu erklären, was das eigentlich ist. Für Englisch habe ich das auch schon festgestellt, es wird zwar viel mehr gesprochen, das Hörverstehen ist besser, Rechtschreibung und Grammatik sind jedoch böse und kein Mensch fragt regelmäßig Vokabeln ab. In der Klassenarbeit soll aber alles sitzen, Rechtschreibung zählt natürlich.


    Man muss aber als Lehrkraft nach wie vor Grundlagen legen und in Klasse 5+6 zeigen, wie man lernt. Der Sprung von Klasse 4 nach 5 Gym ist inhaltlich und vom Umfang enorm, das merke ich gerade im Homeschooling.


    Und dieses "die müssten doch können/wollen/wissen", ja, müssten die. Und was bringt das der frustrierten Lehrkraft im Quereinstieg? Sie können, wollen und wissen eben nicht alle. Deswegen müssen wir ihnen zeigen, wie es geht.


    Ich habe selbst in de Förderschule Kolleginnen, die regelmäßig jammern und lästern, wie doof ihre SuS sind. Und ja, es kann einen zur Verzweiflung treiben, wenn sie mit 12 noch nicht wissen, was ich mit "Arbeitsheft" vs. "Hefter" meine. Aber es macht nur schlechte Laune, wenn man sich darüber aufregt, statt es noch ein 10. Mal zu erklären oder gleich Bildkarten o.ä. einzuführen.

  • Zitat

    viel Wert auf prozessbezogene Kompetenzen gelegt und das ist ganz famos, aber bevor ich nicht die Grundlagen kennengelernt und geübt habe, kann ich auch nichts begründen


    Das war auch oft mein Eindruck als Mutter. Und teilweise wurden Transferfähigkeiten verlangt, da haben mir die Ohren geschlackert. Andererseits gab es auch Aufgaben, die zwar rein mathematisch abprüfbar sind, denen aber irgendwann der Sinn fehlt. Ich erinnere mich an Aufgaben zum Thema Einheiten umrechnen, wo die SuS dann ständig Aufgaben hatten, bei denen 143,7 km in mm umgerechnet werden musste, u.ä.. Gleichzeitig waren die Standards, die man auch im Alltag benötigt, z.B. km in m, cm in mm, g in kg etc., sehr wenig vertreten. Ich hatte damals sehr deutlich den Eindruck, der Lehrer testet gezielt aus, wie weit er in völlig unsinnigen (realitätsfernen, Schüler-unverständlichen) Aufgaben im Einheiten umrechnen gehen kann.


    In Klasse 5 gab es einen Text in Philosophie, der nach Meinung einer Philo-Kollegin aus meiner eigenen damaligen Schule frühestens in der Q1 behandelt worden wäre. (Ich habe damals den Lehrer um ein Gespräch gebeten. Der stand dann hinter seinem Schreibtisch vor mir und hat mich von oben herab angeschrien, was ich mir erlauben würde, ihn zu kritisieren.


    In einer Deutsch-Klassenarbeit in Klasse 5 wurden in 45 Minuten sämtliche Zeitformen, Fälle und weiteres abgefragt, mit ständig wechselnden Anforderungen bei jedem Wort im geg. Text. Ich selbst hätte für diese Arbeit volle Konzentration aufbringen müssen, um dies (in der geg. Zeit) leisten zu können.


    Meine bescheidene Meinung zur Bruchrechnung (als nicht-Mathematiker): Mir fällt immer mal wieder auf, dass in den Übungsaufgaben sehr schnell sehr große Brüche verwendet werden, wo schon das Kürzen ehrlich gesagt Bauchschmerzen macht. Dies zu einem Zeitpunkt, wo die Rechenprinzipien - ggf. gleichnamig machen, etc. - noch nicht richtig sitzen. Da fehlt viel mehr an Übung auf bei einfachen Aufgaben, in denen es erst einmal darum geht, das PRINZIP zu verstehen und zu verinnerlichen - möglichst mit einfachen Zahlen/Brüchen, damit die SuS sich eben erst einmal darauf konzentrieren können und das ausrechnen selbst etwas leichter von der Hand geht. In dieser Situation sind große Brüche auch arg demotivierend, finde ich. Die SuS schauen rauf und denken sofort: Kann ich nicht. (...)

  • ... Philosophie, der nach Meinung einer Philo-Kollegin aus meiner eigenen damaligen Schule frühestens in der Q1 behandelt worden wäre.

    Jepp, Gleiches in Ethik erlebt. Deswegen halte ich das Referendariat für immens wichtig.

  • Ja, es mangelt auf jeden Fall ab Übungszeit im Fach Mathematik. Das sehe ich genauso.


    Was mich selber zur Zeit sehr überrascht: In den Fächern Deutsch und Mathe macht meine Erstklässlerin NUR Planarbeit. Es gibt zwar hin und wieder mal Plenumsphasen, aber Aufgaben werden grundsätzlich nicht besprochen.

  • Was ist Planarbeit? Werden richtige Lösungen nicht genannt? Bzw. Lösungen nur genannt aber nicht erklärt / wiederholend besprochen?


    Zitat


    Jepp, Gleiches in Ethik erlebt. Deswegen halte ich das Referendariat für immens wichtig.

    Naja. Der Kollege war grundständig ausgebildet und seit Jahrzehnten im Dienst.

  • So ärgerlich es auch ist, wenn ein Großteil der Schüler im defizitären Bereich ist, aber da wir hier ja über Oberstufe reden: Vlt. muss deutlicher kommuniziert werden, dass nicht jeder die Oberstufe besuchen muss und der Eine oder Andere vlt. in einer Ausbildung ganz gut aufgehoben ist. Ich meine, es heißt ja dauernd, dass Handwerker, Pfleger und Erzieher gesucht werden. Warum sitzen dann Leute, die offensichtlich zu Analysis und co. keinen Draht haben, in Klasse 12 ihre Zeit ab? An anderer Stelle würden sie sicher mit Kusshand genommen werden.

    vielleicht weil sie Abi machen wollen? Vielleicht wärst du ja auch in einer Ausbildung besser aufgehoben, wenn dir da die Phantasie fehlt. Küss die Hand.

  • Was ist Planarbeit? Werden richtige Lösungen nicht genannt? Bzw. Lösungen nur genannt aber nicht erklärt / wiederholend besprochen?

    Die Schüler:innen bekommen einen Wochenplan mit Aufgaben. Den arbeiten sie mehr oder weniger komplett ab. Die Lehrerin nimmt das gefühlt alle 3 Wochen mit nach Hause und dann werden Fehler angestrichen und unten drunter kommt ein Stempel. Laut Aussage meiner Tochter wird aber nichts besprochen. Sie bekommt auch nicht immer alles mit nach Hause, so dass auch wir nicht immer über Fehler mit ihr sprechen können. Aber vielleicht steckt dahinter auch ein Konzept, das mir einfach völlig fremd ist.


    Bevor das hier falsch verstanden wird: Ich beschwere mich nicht, ich persönlich kenne nur dieses Konzept in der Konsequenz gar nicht. Meine Tochter kommt gut klar, ihr fallen die meisten Aufgaben sehr leicht und sie macht sehr wenig Fehler. Ich kann natürlich auch gar nicht beurteilen, wie mit Schüler:innen umgegangen wird, die größere Schwierigkeiten haben.

  • vielleicht weil sie Abi machen wollen? Vielleicht wärst du ja auch in einer Ausbildung besser aufgehoben, wenn dir da die Phantasie fehlt. Küss die Hand.

    Hach, mal wieder jemand, der sich neu anmeldet, um gleich als erstes mal um sich zu "schießen"...

    Muss das denn wirklich sein? Gerade von Personen, die in ihrem Profil nicht mal angeben, welchen Lehramtsstatus sie haben und an welcher Schulform sie in welchem BL tätig sind, mag ich sowas besonders. Aber das verbreitet sich hier wohl leider immer mehr :( .

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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