Realschullehramt/Hauptschule - warum so negativ?

  • Hey Leute,


    ich habe dieses Sommersemester 2021 mein Praxissemester gemacht. Im Praxissemester hat man als Student mitunter die Aufgabe zwei Fachleiterbesuche in den jeweiligen Fächern zu absolvieren.

    Meine Kommilitonen und ich haben das natürlich gemacht, jedoch ist einer meiner Kommilitonin das alles etwas auf die Füße gefallen.

    Sie hat die Fächer Deutsch/Englisch und ihr Fachleitergespräch lief nicht so gut. Der Fachleiter hat ihr gesagt, dass es bei dieser Kombination zwei Möglichkeiten gibt. Entweder sie hat Topleistungen und kann eine Planstelle an einer Gesamtschule/Gymnasium bekommen oder, falls sie nicht ausgezeichnet ist, wird sie entweder arbeitslos oder muss an die Realschule bzw. Hauptschule.


    Meine Frage ist nun dabei: wieso hat der Typ das so gesagt? Ich verstehe nicht, dass klingt doch als wären das irgendwelche Idioten auf der Realschule oder Hauptschule, aber das ist doch nicht so. Natürlich habe ich von schwierigen Situationen an der Hauptschule gehört, aber die Realschule ist doch eine sehr gute und solide Schulform!

    Bin ich da so in meiner Uni-Wolke und habe da was nicht gecheckt?

    Ich habe 2015 mein Abitur gemacht und ich hatte einige Freunde, die nach der Grundschule auf die Realschule gegangen sind und die waren alle weder dumm noch irgendwie asozial. Die meisten hatten eine anständige Erziehung, nur halt weniger Interesse am Lernen oder brauchten etwas mehr Zeit, also eigentlich nichts schlimmes. Aber wieso stellt jeder an meiner Uni das so da, also wäre Real-/Hauptschule der Untergang?


    Zur Info :

    Universität ist in NRW

    Lehramt Studiengang für Gy/Ge


    liebe grüße

  • "jeder" will nunmal Gymnasiallehrer werden. Daher sind die freien Stellen dort eher mau. Realschule/Hauptschule ist nicht so beliebt bei vielen Studenten, daher sind dort auch mehr Stellen frei. Ich denke das war die Aussage des Fachleiters.


    Warum das so ist hat mehrere Gründe.

    -Die meisten Lehramtsstudenten kommen nunmal vom Gymnasium und wollen gerne dahin zurück, was sie kennen.

    -Am Gymnasium ist das Depundat kleiner als an Real-/Hauptschulen

    - Am Gymnasium verdienst man für die "gleiche" Arbeit mehr Geld.

    - Haupt-/Realschulen gelten weitestgehend als Resterampe, für die Schüler, die es eben nicht aufs Gymnasium schaffen. Darunter sind leider viele Migranten und Kinder, aus bildungsfernen Haushalten

  • Meine Frage ist nun dabei: wieso hat der Typ das so gesagt?

    Gym-Fachleiter, der seine eigenen Vorurteile tradiert und keine Ahnung außerhalb seines Bereichs hat.


    Er hat insofern recht, dass es Fächerkombinationen gibt, mit denen es schwer wird eine Wunschstelle zu finden.

    Er hat in dem Punkt keine Ahnung, dass es so einfach wäre eine Stelle an Real- und Hauptschule zu bekommen. Da bist du nämlich als Gym-Lehrer (zumal mit schlechten Noten) so ziemlich die letzte Wahl im Feld der zugelassenen Bewerber.


    Grundsätzlich sind die Rahmenbedingungen an Real- und Hauptschulen schlechter was Bezahlung, Etat und Deputat angeht.

    Bist du jetzt so ein "Ausweichkandidat", den eigentlich niemand haben will, bleiben dir vor allem die unbeliebten Stellen, wo aus diversen Gründen an der Schule die Hütte brennt oder die Region völlig unattraktiv ist. Insofern ist der Weg an eine fremde Schulform in der Regel eine Notlösung mit Nachteilen.

  • - Haupt-/Realschulen gelten weitestgehend als Resterampe, für die Schüler, die es eben nicht aufs Gymnasium schaffen. Darunter sind leider viele Migranten und Kinder, aus bildungsfernen Haushalten

    Das wird zwar häufig so geäußert, zeugt aber von einem katastrophalen Menschenbild und einem mangelhaften Berufsethos.


    Die Klientel an Haupt- und Realschulen ist eine andere als an vielen Gymnasien. Das ist aber kein Nachteil... erst Recht nicht, was das Thema Migration angeht.

  • Das Image von Haupt- und Realschulen hängt auch sehr vom Einzugsgebiet ab. Wohnen in dem Einzugsgebiet viele klassische (und bildungsnahe) Mittelschichtsfamilien, dürfte der Anteil verhaltensauffälliger Kinder an H/R-Schulen deutlich niedriger ausfallen als in Vierteln mit vielen sozialen Problemen.

    Dann unterscheidet sich die Übertrittsquote an Gymnasien je nach Region massiv. Wenn man stark vereinfacht davon ausgeht, dass Kinder überall etwa gleich intelligent sind, hat man in einem Gebiet mit geringerer Übetrittsquote leistungsstärkere Kinder an H/R-Schulen als in Gebieten mit überdurchschnittlich hoher Übertrittsquote. In einem berliner Problemviertel ist die Arbeit an einer H/R-Schule sicher eine ganz andere als an einer solchen im Schwarzwald.

  • Das wird zwar häufig so geäußert, zeugt aber von einem katastrophalen Menschenbild und einem mangelhaften Berufsethos.


    Die Klientel an Haupt- und Realschulen ist eine andere als an vielen Gymnasien. Das ist aber kein Nachteil... erst Recht nicht, was das Thema Migration angeht.

    Dennoch ist die Realschule von heute nicht mehr die von vor 10 Jahren. Vor 10 Jahren hattest du an Realschulen noch ein wesentlich höheres Niveau. Dadurch, dass es aber immer mehr Gesamtschulen gibt, sinkt das Niveau der Realschulen immer weiter ab. Das Schülerklientel hat sich verändert. Natürlich, am Gymnasium gab es auch große Veränderungen, dennoch ist für viele Studenten die Stelle am Gymnasium einfach verlockender.

    Zumindest die alten Realschulkollegen bei uns sagen alle, dass sie, wenn sie jetzt nochmal die Uhr zurückdrehen könnten, alle Gymnasiallehramt studiert hätten (gut, bei uns in der Umgebung gibt es auch kaum noch wirklich gute Realschulen…)


    Aber das ist nun einmal leider wirklich so, dass du mit der oben genannten Fächerkombi nur schwer eine Stelle an einem Gymnasium/Sek II Stelle an einer Gesamtschule bekommst. Eine Kollegin hat jetzt zunächst eine SekI Stelle bekommen und muss sich noch gedulden bis die offizielle SekII Stelle bekommt.

    Deshalb: studiert Mathe und Physik auf GyGe, da bekommt ihr selbst mit 4.0 noch die feste Stelle am Gymnasium 😂😂😂

    Holy Moses met the Pharaoh

    Yeah, he tried to set him straight

    Looked him in the eye,

    "Let my people go!"

    Holy Moses on the mountain

    High above the golden calf

    Went to get the Ten Commandments

    Yeah, he's just gonna break 'em in half!

  • dass klingt doch als wären das irgendwelche Idioten auf der Realschule oder Hauptschule, aber das ist doch nicht so.

    Für mich klingt es eher danach, als wäre der Fachleiter ein Idiot, so hört jeder was anderes.

  • Die Klientel an Haupt- und Realschulen ist eine andere als an vielen Gymnasien. Das ist aber kein Nachteil... erst Recht nicht, was das Thema Migration angeht.

    Das sehe ich ein bisschen anders. Es kann natürlich sehr problematisch sein, wenn Personen in der Klasse nicht vernünftig lesen können. Das verkompliziert so ziemlich alles. Ein Migrationshintergrund begünstigt das und gerade durch Corona sind die Rückstände da m.E. noch größer geworden (natürlich auch bei Kindern ohne Migrationshintergrund).

    Migrant + bildungsferner Familienhintergrund (trifft bei H/R statistisch einfach häufiger zu als bei Gym) ist eben leider eine schlechte Kombination im deutschen Schulsystem. In einer idealen Welt / einem idealen Schulsystem sollte es nicht so sein - leider trifft dies aber nicht zu.



    Entweder sie hat Topleistungen und kann eine Planstelle an einer Gesamtschule/Gymnasium bekommen oder, falls sie nicht ausgezeichnet ist, wird sie entweder arbeitslos oder muss an die Realschule bzw. Hauptschule.

    Selbst wenn man eine Planstelle am Gym mit dieser Kombi bekommt (was wahrscheinlich gar nicht so unwahrscheinlich ist, wie der Herr Fachleiter meinen mag, da zwei Hauptfächer. Zumindest am BK sollte man damit leicht was kriegen), würde ich mich eher fragen, wie lange man die Berufstätigkeit aushält ohne Burnout. Es wird nicht ohne Grund fast überall von dieser Kombination abgeraten. Die Arbeitsbelastung muss extrem hoch sein, da viel Vorbereitung und Korrektur. Das wird durch die Oberstufe noch mal verstärkt. Somit sehe ich gar keinen großen Gewinn in einer Stelle an dieser Schulform mit dieser Kombi, außer man möchte keine Freizeit mehr haben oder kann es sich vorstellen, in Teilzeit zu arbeiten.

  • Er hat in dem Punkt keine Ahnung, dass es so einfach wäre eine Stelle an Real- und Hauptschule zu bekommen. Da bist du nämlich als Gym-Lehrer (zumal mit schlechten Noten) so ziemlich die letzte Wahl im Feld der zugelassenen Bewerber.

    Das kann ich bestätigen. In NRW gilt: Man kann sich mit Gym/Ge auch auf manche (nicht alle!) Stellen der Sek1 bewerben. Allerdings werden Bewerber, die das "richtige Lehramt" (in diesem Fall Sek1 da es sich ja um eine H / R / Ge Stelle handelt) studiert haben, bevorzugt.


    Mit Gym/Ge muss man sich bei solchen Bewerbungen hinten anstellen. Aber man kann auch Glück haben und der einzige Bewerber sein :)

  • Für die zwei ländlichen Regionen in NRW, die ich kenne, kann ich sagen:

    2/3 der SuS sind an den Realschulen absolut OK,

    einige sogar mit gymnasialem Niveau.

    1/3 setzt sich zusammen aus sehr schwachen SuS - eigentlich Niveau Haupt oder Förderschule.

    Viele der guten SuS haben manchmal nur

    Probleme in einzelnen Bereichen, wie Deutsch

    oder Sprachen.


    Oder es sind SuS, bei denen die Eltern wissen, dass sie das Gymnasium schaffen könnten, aber schon klar ist, dass die Finanzierung eines Studiums nicht möglich ist.

    Eine Resteschule ist die Realschule wirklich nicht.

    Ich habe hier viele Top SuS mit denen das Arbeiten Spass macht und gemacht hat.

    <3

  • Resteschule(n)...

    ... gibt es nicht. Einfach mal über kurz einen Moment Zeit nehmen und über das Menschenbild nachdenken, das man bereits durch die Verwendung eines solchen Ausdrucks als angemessen betrachtet und setzt, hilfsweise Artikel 1 GG mal wieder zu Gemüte führen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich denke, dass wir dir hier im Forum alle zustimmen, CDL. Auch außerhalb des Forums denkt nicht jeder so, aber es gibt leider einen Teil der Bevölkerung, der denkt, dass man selbst als Elternteil bzw. das Kind versagt habe, wenn es nicht auf das Gymnasium geht. Und da müssen wir alle Aufklärungsarbeit leisten, diese Fehlvorstellung aus dem Weg räumen, erklären, dass man nach erfolgreicher Absolvierung der Realschule viele tolle und gesellschaftlich wichtige Berufe erlernen kann. Und dass "auf die Realschule gehen" nicht "Es hat nicht für das Gymnasium gereicht.", sondern "Es hat für die Realschule gereicht." heißt.

  • Ich denke, dass wir dir hier im Forum alle zustimmen, CDL. (...)

    Würden mir alle zustimmen in diesem Forum, hätte ich mir den Beitrag glatt sparen können, denn dann wäre der Begriff gar nicht erst gefallen... Die Aufklärungsarbeit den eigenen Sprachgebrauch und eben auch eigene Haltungen betreffend müssen also auch Teilnehmer:innen dieses Forums noch leisten, was wenig überraschend ist, denn Lehrkräfte sind keine besseren Menschen, sondern einfach nur Menschen. All die menschenverachtenden Fehlhaltungen die Lehrkräfte und Menschen wie ich gerne mal kritisieren gibt es also auch unter Lehrkräften, wie nicht nur ein Björn Höcke uns lehrt. Ein paar deiner Beiträge Lindbergh sind diesbezüglich auch recht "erhellend". Ich fände es aber sehr schön, könnte ich künftig feststellen, dass entsprechende Beiträge deinerseits tatsächlich der Vergangenheit angehören würden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich verstehe die ganze Diskussion hier nicht, Marmelaedchen hat doch gerade gesagt, dass es keine Resteschule ist und sich damit m.E. doch gerade von einer solchen geistigen Haltung und der Begrifflichkeit distanziert.


    Man könnte höchstens anführen, dass dadurch die Hauptschule implizit als dieses dargestellt wird, was sie aber bestimmt nicht beabsichtigt hat, würde ich einfach mal unterstellen.



    Und bei diesem "Sprache beeinflusst das Denken"-Ansatz, der in bestimmten Kreisen propagiert wird, da gehe ich einfach nicht mit. Die Sprachpolizei ist schon viel zu weit vorgerückt.

    Dass der Ansatz nicht funktioniert, konnte man sehr schön am "Antifaschistischen Schutzwall" sehen. Ich halte die Ansicht, Leute vor sich selbst schützen zu müssen, indem man ihnen das Sagen oder Denken bestimmter Begriffe untersagt, sogar für höchst problematisch in einer aufgeklärten Gesellschaft. Die moralische Verantwortung des Einzelnen wird an eine externe Stelle bzw. eine institutionelle Hypermoral übertragen, seine eigene Urteilskompetenz als unzuverlässig und störend empfunden.


    Ich will einen grundsätzlichen Einfluss von Sprache oder eher bestimmter Begriffe auf das Denken und Empfinden gar nicht in Abrede stellen. Ich halte es nur für höchst problematisch, wenn diese Erkenntnis nicht vom Individuum selbst für sich kommt, sondern andere meinen, dies von außen an andere herantragen zu müssen und sie bei Missachtung moralisch sanktionieren zu müssen.


    Wenn Marmelaedchen diesen Begriff verwendet (der an sich auch nicht anstößig oder diskriminierend ist) und sich dabei davon distanziert, dann hast du einfach nicht das Recht, ihr dies zu verbieten oder sie zu belehren.


    Oder es sind SuS, bei denen die Eltern wissen, dass sie das Gymnasium schaffen könnten, aber schon klar ist, dass die Finanzierung eines Studiums nicht möglich ist.

    Diesen Zusammenhang verstehe ich nicht ganz. Ich kenne mehrere Personen, die auf einem Gymnasium waren und danach nie studiert haben, sondern klassische Ausbildungsberufe ergriffen haben und in diesen geblieben sind. Gute Bildung ist auch dann von Vorteil, wenn man nicht studieren möchte. Ich finde generell ein Bildungsverständnis problematisch, das Bildung nur oder hauptsächlich als Zugangsvoraussetzung für Karrierechancen sieht.


    Je nachdem, in welche Richtung man gehen möchte, kann eine Realschule aber sicherlich von Vorteil sein durch die praktischen Angebote, die es dort gibt.

    3 Mal editiert, zuletzt von MrJules ()

  • Menschen als "Rest" zu bezeichnen (und nichts anderes tut man, wenn man von "Resteschule" spricht), ist verletzend. Das hat nichts mit einer ominösen "Sprachpolizei" (wer soll das sein?) zu tun.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Doch, hat es! Hier wurde nur ein Begriff aufgegriffen, um sein Zutreffen zu widerlegen.

    Wenn man sich hingegen selbst (und anderen) verbietet, diesen Begriff überhaupt aufzugreifen, ist das eine ganz andere Dimension. Das ist die Quintessenz hier, und nicht, ob irgendjemand von irgendwem als Rest bezeichnet wird (was hier faktisch nicht der Fall ist).



    Ich frage mich ernsthaft, wie man z.B. jemanden darauf aufmerksam machen will, einen nicht mit einem bestimmten Begriff zu bezeichnen, wenn man sich selbst verbietet, diesen überhaupt in den Mund zu nehmen. Daran sieht man eigentlich, wie daneben das Ganze ist, wenn man es zu Ende denkt.

    Einmal editiert, zuletzt von MrJules ()

  • War es vielleicht ein Versehen, Marmelaedchen verkürzt zu zitieren, CDL ? Ich habe es so verstanden, dass du den Begriff kritisierst, den der TE hier eingebracht hat.


    Und da sehe ich nicht, warum man das nicht kritisieren sollte. Der TE fragt -reichlich naiv meiner Meinung nach- ob dies und jenes nicht so wäre und erhält halt Antwort darauf.

    Ich halte es nur für höchst problematisch, wenn diese Erkenntnis nicht vom Individuum selbst für sich kommt, sondern andere meinen, dies von außen an andere herantragen zu müssen und sie bei Missachtung moralisch sanktionieren zu müssen.

    Woher soll ein Individuum Erkenntnisse gewinnen, wenn nicht durch Informationen und den Austausch mit anderen? Kein Begriff, keine Moral, keine Ethik, kein Menschenrecht steht im luftleeren Raum, weil jeder da von alleine drauf kommt.

  • Woher soll ein Individuum Erkenntnisse gewinnen, wenn nicht durch Informationen und den Austausch mit anderen? Kein Begriff, keine Moral, keine Ethik, kein Menschenrecht steht im luftleeren Raum, weil jeder da von alleine drauf kommt.

    Du verstehst mich falsch. Mir geht es darum, dass wahre Moral eben gerade nicht dadurch erwächst, dann man sie einfach übernimmt, gewisse Begriffe einfach nicht verwendet, weil jemand anderes sinngemäß sagt: "Das ist böse, das darfst du nicht!", sondern durch eigene Auseinandersetzung mit etwas. Wenn man moralische Vorstellungen einfach übernimmt, ohne sie jemals zu hinterfragen, ist dies als pathologisch anzusehen und kann massive negative Folgen für die eigene psychische Gesundheit haben.


    Der Begriff "Resteschule" ist hier ein geistiges Konstrukt, weshalb es nicht nur anmaßend, sondern auch grundfalsch ist, einfach zu sagen, es existiere nicht. Da es keine Schulen gibt, die offiziell Resteschule heißen, liegt es auf der Hand, dass es sich eindeutig um ein geistiges Konstrukt handelt. Dieses wird aufgegriffen, um seine Gültigkeit zu widerlegen.


    Zu sagen, man dürfe dieses Konstrukt erst gar nicht aufgreifen, da man den Begriff nicht in den Mund nehmen dürfe, ist wissens- und wissenschaftsfeindlich und erstaunt mich in einem Lehrerforum doch sehr.



    Und da sehe ich nicht, warum man das nicht kritisieren sollte. Der TE fragt -reichlich naiv meiner Meinung nach- ob dies und jenes nicht so wäre und erhält halt Antwort darauf.

    Genau so sehe ich das auch.

    3 Mal editiert, zuletzt von MrJules ()

  • Doch, hat es! Hier wurde nur ein Begriff aufgegriffen, um sein Zutreffen zu widerlegen.

    Wenn man sich hingegen selbst (und anderen) verbietet, diesen Begriff überhaupt aufzugreifen, ist das eine ganz andere Dimension. Das ist die Quintessenz hier, und nicht, ob irgendjemand von irgendwem als Rest bezeichnet wird (was hier faktisch nicht der Fall ist).



    Ich frage mich ernsthaft, wie man z.B. jemanden darauf aufmerksam machen will, einen nicht mit einem bestimmten Begriff zu bezeichnen, wenn man sich selbst verbietet, diesen überhaupt in den Mund zu nehmen. Daran sieht man eigentlich, wie daneben das Ganze ist, wenn man es zu Ende denkt.

    Sich selbst kann man vieles verbieten, z.B. weil man etwas als moralisch falsch erachtet. Das tue ich jeden Tag und es schadet mir nicht.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Natürlich, mir geht es aber darum, dass man sich anmaßt, anderen bereits den Begriff für eine kritische Auseinandersetzung zu verbieten (siehe die Ergänzung meines letzten Beitrags).

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