Bewertung von UB

  • Das ist bestimmt der x-te Beitrag zu dem Thema aber ich muss einfach grade etwas Frust loswerden.


    Letzte Woche hatte ich einen UB für den ich mich richtig reingehängt habe und viel eigenes Material erstellt habe (aktivierender Einstieg, Erarbeitung einer leitfrage, ein Gruppen-Mystery samt Differenzierungsmöglichkeiten). Laut meinem Mentor + Schulleiter war die Stunde "mindestens gut, wenn nicht sehr gut". Das sah mein Fachleiter anders, der mit eine 3,3 gab. Ich dachte mir: Naja nicht mega gut, aber auch nicht totaler Reinfall. Also ok.


    Heute war jedoch Fachseminar und Gesprächsthema Nummer eins war der Referendar der mit einem dahingeschluderten Entwurf ne solide 1,3 eingefahren hatte. Ich habe mir den Entwurf kopiert und mal durchgelesen. Sein UB bestand darin, 4 Seiten Schulbuch in EA lesen zu lassen und danach die Fragen zu beantworten die an der Tafel standen. Keine Differenzierung, Keine kooperative Lernformen, keine Sicherung, nicht einmal eine Leitfrage zum Einstieg. Ich übertreibe hier auch nicht, denn viele Mitreferendare waren ebenfalls aufgebracht und selbst andere Fachleiter haben mit dem Kopf geschüttelt.


    Und ich stelle mir nun die Frage: Wie kann es sein, dass solch ein UB eine 1,3 erhält und andere (darunter auch ich :) ) mit deutlich schlechteren Noten abgespeist werden? Ich will ja wirklich vermeiden in die "Der Fachleiter mag mich nicht" Schublade zu rutschen aber irgendwo ist auch mal vorbei. Würde mich über aufmunternde Worte seitens der Community freuen :)


    PS: Auf konkrete Rückfragen beim Fachleiter antwortet er nur schwammig oder weicht aus.

  • Vileicht habt ihr eines der (bei uns leider seltenen) Fachleiterexemplare erwischt, die WIRKLICH Alltagsstunden sehen wollen. Auch wenn zumindest der keine-Sicherung-Teil tatsächlich sogar für Alltag zu wenig ist.

  • Solche Anfragen finde ich sehr schwierig. Wir kennen weder deinen UB noch den vom Kollegen. Ich würde zumindest nicht auf dem rumhacken, was die anderen gemacht haben, auch wenn du es für schlecht hältst, das fällt nämlich am Ende auf dich zurück.


    Also Konzentration auf deine Stunde. Was sollst du bis zum nächsten Mal angehen, hast du konkrete Verbesserungsvorschläge erhalten?

  • Was sollst du bis zum nächsten Mal angehen, hast du konkrete Verbesserungsvorschläge erhalten?

    Er sagte ich sollte den "Methodenwahn" zurückfahren. Dabei war die einzige Methode die ich verwendet habe die Gruppenarbeit (mystery) und sonst nichts.


    Auf weitere Nachfragen weicht er aus (siehe erster Beitrag).

  • die WIRKLICH Alltagsstunden sehen wollen.

    Zumindest die Phasierung sollte halt immer dabei sein. Und ich habe auch schon erlebt, dass das Grundgerüst bei solchen super doll geplanten Stunden verloren geht.



    und viel eigenes Material erstellt habe

    Die Zeit hat halt keinen Einfluss.

    Manchmal verplant man sich auch.

    Wenn kein Lernzuwachs erkennbar war, oder dieser zu gering war, dann ist die Stunde eben nicht gut.



    Wir kennen weder deinen UB noch den vom Kollegen.

    So viele vielleichts ... Das ist echt schwierig.



    Ich übertreibe hier auch nicht, denn viele Mitreferendare waren ebenfalls aufgebracht und selbst andere Fachleiter haben mit dem Kopf geschüttelt.

    Wie viele Fachleiter sitzen denn mit im Fachseminar bzw. haben die Stunde gesehen?

    Ich habe auch ne 4 im Entwurf und ne 2 in der Stunde gehabt.


    Ich habe mir den Entwurf kopiert und mal durchgelesen.

    Besser als über andere herzuziehen, könnte man sich für sie freuen und nachfragen, was denn besonders gelobt wurde. Miteinander, statt sich davon runterziehen lassen. Immer daran denken, du alleine bist für dein Ref verantwortlich.



    Ich habe diverse 5en eingefahren und bin am Ende gut durchgekommen. Weil eben manchmal Dinge, die wirklich wichtig waren, fehlten. Mangelhafte Sicherung oder eben kein Lernzuwachs, an der Lerngruppe vorbei geplant und und und.


    Problematisch wäre für mich vor allem das hier:


    PS: Auf konkrete Rückfragen beim Fachleiter antwortet er nur schwammig oder weicht aus.

    Das geht so nicht, gibt es bei euch keine Nachbesprechung?

  • Er sagte ich sollte den "Methodenwahn" zurückfahren. Dabei war die einzige Methode die ich verwendet habe die Gruppenarbeit (mystery) und sonst nichts.


    Auf weitere Nachfragen weicht er aus (siehe erster Beitrag).

    Wir können natürlich nur in's Blaue raten, aber das meinte ich in etwa mit Alltagsstunden.


    Wenn ich meinen Referendaren so zugucke, fahren die da ein wahnsinniges Repertoire an Methoden und vor allem Medien auf. Videos, Dokukamera, Flipchart, Simulationen, interaktive Arbeitsblätter, Goodnotesdokumente, Reflektion (nebenbei... kt oder x?) der Methode, Reflektion des Themas, Reflektion des Kompetenzzuwachses... und das im normalen Unterricht.


    Bei uns will das das Seminar so, insofern müssen die das ja auch für die Lehrproben üben.


    Ich sitz dann aber meistens da und denke mir (bzw. sage ihnen das auch) "Keinen Versuch gemacht, nichts zum anfassen, Struktur des Ergebnisbilds fehlt zugunsten von "hingeschluderten" und nur teilweise wirklich korrekten Schülerantworten, (EDIT) die in einer fancy Grafik gelandet sind ohne Kenntlichmachung der wichtigen Punkte (EDIT Ende). Wäre ne super Seminarstunde wegen des Medien- und Methodendramas, aber alle wesentlichen Punkte einer wirklich guten Elektrotechnikstunde fehlen."

  • Er sagte ich sollte den "Methodenwahn" zurückfahren.

    Vielleicht zu viel Material? Differenzierung ist per se prima, kann aber schlecht gemacht und somit sinnlose Materialschlacht sein. Wenn die Gruppenarbeit nicht zum Ziel passen sollte, kann die ganze Stunde für die Katz' sein. Muss alles nicht zutreffen, aber beim ersten Lesen war mein Gefühl auch: oh, straffes Programm für eine Stunde.

  • Vielleicht zu viel Material? Differenzierung ist per se prima, kann aber schlecht gemacht und somit sinnlose Materialschlacht sein. Wenn die Gruppenarbeit nicht zum Ziel passen sollte, kann die ganze Stunde für die Katz' sein. Muss alles nicht zutreffen, aber beim ersten Lesen war mein Gefühl auch: oh, straffes Programm für eine Stunde.

    Ja das stimmt wohl, dass es sich zeitlich eng angehört/gelesen hat. Aber tatsächlich war mehr als genug Zeit und ich musste auch auf meine didaktische Reserve zurückgreifen. Also Die Zeit war nicht so das Problem.


    Zur Methode: Die Gruppenarbeit war die einzige Methode der Stunde. Einen "Methodenwahn" würde ich das jetzt nicht nennen. Denn sonst ist wohl jeder Kollege der GA macht auch Teil dieses "Wahns". Mag sein, dass der Fachleiter keine Gruppenarbeit mag (das weiß ich aber nicht).

  • Tu dir den Gefallen und schlaf drüber. Mit Abstand kannst du besser analysieren, an welcher Stelle der Stunde du welches Ziel erreicht hast und an welchem Schülerverhalten du das erkennen kannst. Häng dich nicht daran auf, wen oder was ein Fachleiter möglicherweise "mag".

  • Häng dich nicht daran auf, wen oder was ein Fachleiter möglicherweise "mag".

    Dem Rest Deines Beitrags stimme ich zu, aber das ist ein nicht GANZ unwesentlicher Punkt, falls er auch im Examen die oberste Notengebungskompetenz haben sollte und/oder die Vornoten etwas zählen (ist beides in den Ländern unterschiedlich).

  • Es könnte auch sein, dass du einfach beschissen reflektiert hast. Ich hab beispielsweise im Examen einen eindeutigen Mangel nicht erkannt und sogar eher positiv reflektiert, damit zählte der Fehler doppelt, das hat reingehauen :D

  • In jedem Beruf gibt es halt leider schlechte Leute. Das gilt auch für Fachleiter. Ich hatte in Englisch leider eine ganz schlechte Fachleiterin. Sie sprach selbst nur gebrochen Englisch. Ihre Skripte waren voller Fehler. Blöderweise hatte sie dann mit meinem Kurs halt einen Kurs erwischt, in dem viele top Leute drin waren mit mehreren Jahren Auslandsaufenthalt, etc. D.h. fast alles (near) native speaker. Bei den UBs und Lehrproben hagelte es dann die Vieren. Obwohl wir uns alle wirklich an das gehalten haben, was sie sehen wollte. Die einzige Referendarin die eine 1,0 in der Lehrprobe bekam war die, die selbst sprachliche Defizite hatte. Naja, vielleicht hat sie in ihr eine Leidensgenossin gesehen. Die anderen Englisch-Kurse haben zum Abschied gegrillt oder einen gemeinsamen Ausflug gemacht... Von ihr kam gar nichts. Noch heute ist sie sehr verhalten, wenn sie mich sieht. Grad dass sie grüßt...


    Was ich damit sagen will: Nimm dir die Bewertung nicht zu sehr zu Herzen. Eine 3,3 ist zwar nicht schön, aber wäre auf jeden Fall bestanden gewesen... Pick dir die Kritik raus, die dich weiterbringt. Den Rest vergisst du. Schau, dass du die Zeit noch gut rum bringst. Ich würde davon abraten, dich mit ihr anzulegen. Es bringt nix. Auch solche Aktionen wie Entwürfe von anderen kopieren und sich dann darüber echauffieren... An sowas würde ich mich nicht beteiligen. Mach dein Ding und schau nicht auf die anderen.


    (Ich stehe gerade selbst vor einer Prüfung und da muss man einfach auf sich schauen und drum kümmern, dass man gut durchkommt. Scheuklappen und durch.)

    • Offizieller Beitrag

    Viel eigenes Material erstellen ist isoliert betrachtet noch keine Leistung. Das ist dann der Fall, wenn eben durch dieses Material ein tatsächlicher Mehrwert und ein entsprechender Lernfortschritt erkennbar ist. Das wird durch tolles Material eben nicht per se gewährleistet.

    Die "besten" Stunden waren bei mir gut durchdachte und gut phasierte Stunden, wo ich einerseits die Schüler machen lassen konnte, aber andererseits gleichsam "Herr des Geschehens" blieb.

    Was die FachleiterInnen angeht, so muss man das glaube ich ganz nüchtern sehen. Finde heraus, was gerne gesehen wird und mach es so. Nur das zählt in den UBs. Für das Schulleitergutachten etc. kannst Du dann die Stunden wieder entsprechend anpassen.

    • Offizieller Beitrag

    "Mystery" . spannende Idee - aber eigentlich ist sie prädestiniert dafür, dass die Kinder das Stundenziel nicht erreichen, weil sie sich verzetteln. (Finde ich zumindest, nachdem ich mir gerade mal angeschaut habe, was das ist.)


    Sprich: ich kann mir schon vorstellen, dass die Stunde bei aller Vorbereitung und bei allem Aufwand aus Sicht des Fachleiters nicht wirklich gelungen war, weil das Lernziel nicht erreicht worden ist.

  • Ich könnte mir vorstellen, dass das Mystery vielleicht nicht geeignet war, die erarbeitete Leitfrage zu beantworten? Keine detaillierte Nachbesprechung zu bekommen, ist aber echt schäbig.


    Ich würde wirklich empfehlen in Zukunft solide, gut strukturierte Stunden zu halten, das muss keine übertriebene Materialschlacht sein.

  • Ich würde wirklich empfehlen in Zukunft solide, gut strukturierte Stunden zu halten, das muss keine übertriebene Materialschlacht sein.

    !!!


    Kann man nicht genug unterstreichen.




    Sorry, aber ein "Mystery" ist für mich die Definition von "Methodenwahn".

    Die Gefahr besteht ja immer darin, eine Methode wegen der Methode zu machen und nicht angepasst ans Stundenziel. Da kann dann die Methode noch so toll sein, wenn sie nicht passt, ist es ne "schlechte" Stunde.

  • Ich kann das ebenfalls nur unterschreiben. Ich hoffe, die fachleiter*innen, die möglichst viele Methoden ohne Inhalt sehe wollen, sterben langsam aus.


    Zeig eine Stunde, bei der eine/zwei an die Lerngruppe angepasste Methoden zu sehen sind und die Schüler anschließend mehr wissen als vorher.

  • Ich bin mit einer gut ausgewählten Methode in der Erarbeitungsphase immer gut gefahren. Dazu kam dann vielleicht noch mal sowas wie 1-2 min Murmelgruppe und Ergebnispräsentation, wobei die dann meist einfach eine Präsentation war.

    Und da darf die Methode auch einfach mal Gruppen- oder Partnerarbeit sein. Dazu vielleicht Hilfekarten zur Differenzierung, je nach Situation.

    Selbst in meiner UPP habe ich in einer Stunde eine klassische Gruppenarbeit gezeigt, dazu die erwähnten Hilfekarten und zwei Schwierigkeitsgrade in der Aufgabenstellung. Waren alle zufrieden mit, Prüfer, SuS und ich auch (gut bessere Note ging nicht, wäre aber auch mit ner Note schlechter zufrieden gewesen).


    Du kannst auch vor deinem nächsten UB eine Beratung zu deiner Planung einfordern, entweder es wird die Seminarsitzung dazu genutzt oder ein extra Termin vereinbart.

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