Aus München wegkommen...

  • Hallo zusammen,


    die folgende Frage richtet sich v. a. an alle, die in Bayern unterrichten: Für Singles ohne Kinder geht es bekanntlich in 90 % aller Fälle direkt nach dem Vorbereitungsdienst nach München, ob man will oder nicht. (Auf den "Wunschzetteln", in denen man den gewünschten Einsatzort angibt, ist Oberbayern schon vorausgefüllt, um einem die Entscheidung leicht zu machen. :victory:)


    Wenn man nicht zu den wenigen gehört, die mit der selbsternannten "Weltstadt mit Herz" warm werden und dableiben, dann stellt man Jahr für Jahr im Februar seinen Rückversetzungsantrag... Und Jahr für Jahr bekommt man Mitte der Sommerferien (!) bescheid, ob dieser bewilligt wurde. Bis dahin sitzt man auf gepackten Koffern, weiß nicht mal, ob man sich in einer anderen Stadt/Region auf Wohnungssuche machen sollte und kann nur auf die Gunst der unsichtbaren Entscheider hoffen.


    Ich selbst möchte so schnell wie möglich weg aus München. Dabei bin ich auch nicht wählerisch, was den neuen Dienstort anbelangt. An meiner Schule höre ich im Kollegium allerdings entmutigende Geschichten von Leuten, die schon beim siebten abgelehnten Rückversetzungsantrag sind... Niemand gibt einem verlässliche Aussagen dazu, wie die Chancen überhaupt stehen, es geistern immer nur Gerüchte herum... "Letztes Jahr sind viele Junge nachgerutscht, dann könnte es klappen..." "Ich habe gehört, dass sie sogar die Verheirateten aus Oberbayern nach München geschickt haben..."


    Die einzig "realistische" Option scheint es, sich aus der Distanz eine Partnerin in der Wunschregion zu suchen, zu heiraten und drei Kinder in die Welt zu setzen. :zahnluecke:


    Was sind eure Erfahrungen mit diesem leidigen Thema? Nach wie viel Jahren hat es bei euch geklappt? Habt ihr Tricks und Tipps?

  • Sorry, auch wenn ich nur bedingt etwas beitragen kann (s.u.), interessiert mich, warum es scheinbar Zwangszuweisungen nach München gibt. In Sachsen z.B. schien mir eher das Gegenteil der Fall: während sehr viele nach Leipzig oder Dresden wollen, ist der ländliche Raum stark unterversorgt. Warum ist das in Bayern so anders?


    Zur eigentlichen Frage: Das leidige Thema nicht genehmigter Versetzungswünsche kann man u.U. umgehen, indem man sich auf ausgeschriebene Beföderungsstellen bewirbt und über diese Schiene dann die Region wechselt. Ich habe bisher - allerdings anderes Bundesland - mehrfach erlebt, dass die gewünschte Versetzung letztlich über diesen "Umweg" realisiert werden konnte.

  • In München gibt es durch Zuzug steigende Schülerzahlen, während in ländlichen Gegenden die Schülerzahlen sinken. Dresden erscheint mir mit einem Lehrergehalt noch finanzierbar, aber lebe mal mit A12 in München. Da lebst du in einem Wohnklo, in der fränkischen Pampa ist ein Eigenheim drin. Und die Eltern- und Schülerklientel ist auch noch bedeutend einfacher.

  • Ich schätze mal, weil München stetig weiter wächst und die Anzahl der Einzuschulenden jedes Jahr steigt; gleichzeitig aber die Lebenshaltungskosten ebenfalls steigen und immer weniger Menschen (außer Superverdienern) hier wohnen möchten. Es gibt auch massiven Fachkräftemangel in bestimmten Bereichen (z.B. Krankenschwestern), weil es sich einfach nicht mehr rentiert. Wahrscheinlich stopft man dann alle Neulehrer*innen erstmal nach München, dass München versorgt ist, weil man weiß, auf lange Sicht (später mit Familie) wollen sie eh wieder weg. In der Altersgruppe 30-40 (wo man eben oft eine Familie gründet) gibt es mehr Abwanderung als Zuwanderung.

  • Warum ist das in Bayern so anders?

    Ginger und 2007 haben es schon treffend erklärt... Danke dafür.


    Mit A12 gehörst du in München zum "Bodenpersonal", das den Laden am Laufen hält. Lebenswert ist die Stadt für die oberen 10.000. Ich wohne in einer Sozialbausiedlung am Stadtrand - und selbst da geht ein Drittel meines Einkommens für die Miete drauf. Wohlgemerkt bin ich da nach 28 vorherigen Besichtigungen und Ablehnungen hingezogen. Die Mietsituation ist in München bekanntlich absurd teuer.

  • Vielen Dank für eure Rückmeldungen. Ich hatte das mit der Preisstruktur zwar vermutet, manchmal ist das städtische Leben aber doch attraktiver. Dafür gibt es in Bayern aber wahrscheinlich genügend andere gute Möglichkeiten, die nicht ganz so teuer sind.


    Wie gesagt: Falls das für dich in Frage kommt, schaue mal neben den weiteren Versetzungsanträgen auf die Möglichkeit der Versetzung durch erfolgreiche Bewerbung auf eine (außerhalb liegende) Funktionsstelle.

  • Welche Fächer hast du?

    Je nachdem kannst du dich auch einmal pro Schuljahr auf schulscharfe (heißt das so?) Stellen bewerben. Die werden in den amtlichen Schulanzeigern ausgeschrieben.

    Oft gefragt wird nach Schulpsychologie, Englisch, DaZ, Sport und/oder Religion.

    Eine bekannte Mittelschullehrerin meinte, dass eine Versetzung nach einer Bewerbung auf eine solche Stelle nach der Zusage durch die Schulleitung der ausschreibenden Schule, eigentlich immer klappt.

  • Ich finde es interessant, dass einerseits München immer teurer wird, andererseits immer mehr Zuzug erfährt. Normalerweise regelt das irgendwann der Markt. Hier scheint es sich um den seltenen Fall zu handeln, bei dem hohe Kosten nicht abschrecken, sondern eher noch das Interesse wecken, erst recht dorthin zu ziehen.

    Schade für diejenigen, die nach München versetzt werden, es sich aber gar nicht leisten können oder wollen, dort zu wohnen.

  • Lind(ner)bergh? :pfeifen:

    Das habe ich schon öfter vermutet, aber ich glaube der hat nicht wirklich die Zeit, so viel Quatsch hier zu posten. Von den Sprüchen ist es deckungsgleich. Bei Corona waren es die "vulnerablen Gruppen", jetzt "der Markt". Das Uhrwerk tickt.

  • Ich finde es interessant, dass einerseits München immer teurer wird, andererseits immer mehr Zuzug erfährt. Normalerweise regelt das irgendwann der Markt.

    Marktregulierung bedeutet doch: mehr Menschen wollen dorthin, Wohnraum wird knapp, Wohnraum wird teurer, oder habe ich einen Denkfehler?


    Ansonsten kann ich auch nur Erzgebirge, Vogtland oder Oberlausitz empfehlen. Ländlicher geht wirklich nicht, Häuser sind noch Schnäppchen und mit Kusshand genommen wirst du auch noch.

  • Ansonsten kann ich auch nur Erzgebirge, Vogtland oder Oberlausitz empfehlen. Ländlicher geht wirklich nicht, Häuser sind noch Schnäppchen und mit Kusshand genommen wirst du auch noch.

    Nicht überall dort sind Fremde auch wirklich willkommen ;)

  • Der Markt regelt überhaupt nix

    Das ist doch genau was der Markt regelt. Wenn mehr Leute nach München ziehen wollen als das Wohnangebot erlaubt, dann steigen die Preise. Je mehr die Preise steigen, desto mehr wird einerseits der Zuzug gebremst und andererseits mehr Anreiz zur Schaffung von mehr Wohnraum generiert. Da findet sich dann eben eine Art "Gleichgewicht".
    Dass der Wohnraum-Ausbau nicht mithalten kann, ist zu einem großen Teil auch ein Problem, dass durch Markteingriffe erst viel größer wird, da z.B. Regularien schwieriger erfüllbar werden.

  • Je mehr die Preise steigen, desto mehr wird einerseits der Zuzug gebremst und andererseits mehr Anreiz zur Schaffung von mehr Wohnraum generiert. Da findet sich dann eben eine Art "Gleichgewicht".

    Die von mir genannten Städte sind Beispiel dafür, dass dies eben nicht so ist. Das ist open end und in Deutschland ist selbst in München noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.

  • Was ich mit dem Argument gemeint habe, ist dass man annehmen könnte, dass irgendwann der Punkt erreicht ist, an dem die Leute sagen, dass ihnen das Mietpreisniveau zu hoch ist und sie sich folglich eher für andere Wohngegenden entscheiden.

    Aktuell deute ich es eher so, dass für die Münchner:

    - das Preisniveau noch völlig OK ist ODER

    - sie es zwar nicht OK finden, aber das Argument "in München wohnen" stärker wiegt ODER

    - das Preisniveau die Entscheidung gerade für Gutverdiener erst attraktiv macht

  • Ich glaube nicht, dass der Speckgürtel um München billiger ist, alles was mit ÖPNV erreichbar ist, ist in aller Regel teuer. Es gibt aber nicht nur Gutverdienende, die in München arbeiten. Auch Busfahrer, Stadtgärtnerinnen, Erzieher, Automechanikerinnen, Fleischfachverkäufer und Änderungsschneiderinnen wollen wo wohnen.

    dass man annehmen könnte,

    Wer ist hier man? Jemand, der nicht in der Lage ist, sich die Lebenswirklichkeit anderer Menschen vorszustellen? Das gibt's wohl tatsächlich, wenn auch eher im pathologischen Spektrum.

  • Und auch die Anwesenheit der Erzieher, Krankenschwestern etc. regelt der Markt. Wenn die Mieten nämlich irgendwann so hoch sind, daß es sich für diese Berufsgruppen gar nicht mehr lohnt in München zu arbeiten, weil sie selbst mit dem Hartz-4 Satz in Kitzingen (Unterfranken) besser leben könnten. Dann ziehen diese einfachen Berufsgruppen weg und die Lebensqualität in München dürfte dermaßen den Bach runter gehen, daß auch die Großkopferten dort nicht mehr leben wollen.


    Die Schwelle ist leider also wirklich erst erreicht, wenn die jungen Kollegen, die in Bayern nach München geschickt werden, reihenweise ihre zugewiesenen Stellen gar nicht erst antreten oder wahlweise auf einer kostenlosen standesgemäßen Dienstwohnung bestehen.

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