Wie geht man damit um, dass man am Anfang einfach schlechten Unterricht macht?

  • Moin!


    Ich habe vor 3 Wochen das Ref in Niedersachsen angefangen, Sekundarstufe 2 an einer Gesamtschule mit den Fächern Englisch und Kunst.


    Ich habe zwar im Studium ein Praxissemester gemacht und da auch einiges mitgenommen, fühle mich jetzt aber ganz schön unwohl damit, dass ich direkt 2 eigene Klassen im Fachunterricht habe.

    Ich merke einfach, dass der Unterricht oft und an vielen Stellen nicht gut ist und das trotz stundenlanger Vorbereitung (die ja am Anfang wohl normal ist…)


    Irgendwie komme ich (vor allem mit meiner 11. Klasse) immer wieder an den Punkt an dem ich eine Frage stelle und sich, wenn überhaupt, nur die gleichen 2 oder 3 Personen melden. In Einzelarbeitsphasen gibt es immer Schülergruppen die erst gar nicht richtig anfangen, selbst wenn ich dabei stehe und sie nochmals auffordere bzw. ihnen auf die Finger schaue. Wenn ich gezielt SuS drannehme kommt manchmal eine simple Antwort (die ich lobe, meist kann man damit ja weiterarbeiten), aber bei mehreren Schülern kam einfach gar nichts (jeweils 11. Klasse).


    Dazu muss ich aber auch sagen, dass es mir irgendwie total schwer fällt auf das, was SuS antworten, richtig zu reagieren. Ich will ja kein bloßes Lehrerecho sein und möchte ja auch, dass sich in der Klasse jeder traut etwas zu sagen, also keine Sorge vor falschen Antworten entsteht… Aber die Situationen fallen mir einfacn total schwer, irgendwie überhaupt ein organisches Unterrichtsgespäch aufzubauen. Was mache ich, wenn eine Schülerantwort nicht richtig ist? Oder nur teils? Oder wenn es gar nicht das ist, was gefragt war, oder wenn es nicht das ist, worauf ich hinaus will?

    Irgendwie gibt es in meinem Unterricht momentan nur die drei Modi, entweder ich halte einen monotonen Lehrervortrag oder ich stelle Fragen und es gibt lange Pausen und wenig Antworten (mit Ausnahme von wirklich leistungsfähigen SuS) oder ich lasse die SuS erarbeiten, was dann vielleicht 50% der Klasse überhaupt machen. Und nichts davon fühlt sich gut bzw. funktional an.


    Und das ganze gibt mir irgendwie jetzt in Woche 3 einfach ein total schlechtes Gefühl, als ob ich einfach nicht hierhergehöre und den SuS schaden könnte, weil ich eben keinen guten Unterricht mache, weil ich (noch) nicht weiß, wie ich sie aktivieren kann und auch gar nicht einschätzen kann, wie viel sie eigentlich überhaupt mitnehmen aus den Stunden. Im schlimmsten Fall sitzen bei mir 50% oder mehr der SuS die Zeit ab, geben ab und an mal eine wirklich simple Antwort auf einfache Fragen und das wars. Und letztendlich wäre ich daran schuld/dafür verantwortlich.


    Als ersten Angriffspunkt würde ich gern bei Lehrern der gleichen Stufe/Fach hospitieren, da gibt es aber auf Grund einiger Faktoren keine wirkliche Chance zu. Eine Absprache mit den anderen L der Stufe in meinem Fach ist auch nicht wirklich gewünscht, da macht leider jeder sein eigenes Ding, aus unterschiedlichen Gründen. Alle meinten zwar sie sind da ganz offen wenn man Fragen hat… aber das ist auch irgendwie so etwas grundsätzliches, dass ich gar nicht weiß, was ich da fragen soll.


    Vielleicht könnt ihr mir ja weiterhelfen :)



  • Irgendwie komme ich (vor allem mit meiner 11. Klasse) immer wieder an den Punkt an dem ich eine Frage stelle und sich, wenn überhaupt, nur die gleichen 2 oder 3 Personen melden. In Einzelarbeitsphasen gibt es immer Schülergruppen die erst gar nicht richtig anfangen, selbst wenn ich dabei stehe und sie nochmals auffordere bzw. ihnen auf die Finger schaue. Wenn ich gezielt SuS drannehme kommt manchmal eine simple Antwort (die ich lobe, meist kann man damit ja weiterarbeiten), aber bei mehreren Schülern kam einfach gar nichts (jeweils 11. Klasse).

    Lass' dir gesagt sein: Das passiert mir auch immer wieder in allen möglichen Klassen (auch im Beruflichen Gymnasium!), hat aber rein gar nichts damit zu tun, dass dein Unterricht "schlecht" sein könnte!

    Was mache ich, wenn eine Schülerantwort nicht richtig ist? Oder nur teils? Oder wenn es gar nicht das ist, was gefragt war, oder wenn es nicht das ist, worauf ich hinaus will?

    Dann sagst du es den Schüler*innen genau so.

    Als ersten Angriffspunkt würde ich gern bei Lehrern der gleichen Stufe/Fach hospitieren, da gibt es aber auf Grund einiger Faktoren keine wirkliche Chance zu. Eine Absprache mit den anderen L der Stufe in meinem Fach ist auch nicht wirklich gewünscht, da macht leider jeder sein eigenes Ding, aus unterschiedlichen Gründen.

    Das ist natürlich beides blöd. Aber du hast doch trotzdem "betreuten Unterricht" und Betreungslehrkäfte in der Schule, oder? Ich behaupte mal, dass du in diesen Unterrichtsstunden bald lernen wirst Unterrichtsgespräche zu führen usw.


    Viel Erfolg und wirf' nicht so schnell die Flinte ins Korn!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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  • Ich merke einfach, dass der Unterricht oft und an vielen Stellen nicht gut ist und das trotz stundenlanger Vorbereitung

    Woran machst du fest, dass der Unterricht "schlecht" ist? Und: stundenlange Vorbereitung mag als Anfänger aufgrund der fehlenden Erfahrung z.T nötig sein, aber es ist nicht so, dass der Unterricht besser ist, je länger er geplant wurde. Manchmal verhält es sich sogar umgekehrt.

    Ansonsten ist es klar, dass du als Anfänger noch nicht alles "perfekt" machst (auch später nicht, auch erfahrene Lehrkräfte haben mal doofe Stunden!), wie auch!? Das ist noch kein Grund, sich in diesem Beruf fehl am Platz zu fühlen!

    Irgendwie komme ich (vor allem mit meiner 11. Klasse) immer wieder an den Punkt an dem ich eine Frage stelle und sich, wenn überhaupt, nur die gleichen 2 oder 3 Personen melden.

    Das habe ich bei manchen Fragen eigentlich täglich, von Klasse 5 bis Klasse 12.

    ein organisches Unterrichtsgespäch

    Was genau stellst du dir darunter vor?


    Grundsätzlich halte ich es für ganz normal, was du beschreibst. Bei jeder Klasse muss man auch etwas gucken, wie man sie aus der Reserve lockt, manche sind von sich aus motivierter, andere nicht, manche mögen bestimmte Unterrichtsformen, andere nicht. Gruppenarbeiten und deren Ergebnisse zählen bei uns zu den Unterrichtsbeiträgen und können dadurch bewertet werden (aber ich weiß nicht, wie das bei euch ist), darauf würde ich dann vielleicht auch hinweisen, mal ganz davon abgesehen, dass einfach nichts tun in der Gruppenarbeit nicht geht. Du könntest die Gruppenarbeit auch so gestalten, dass jeder eine bestimmte Aufgabe innerhalb dieser Gruppe hat (sonst ist es oft so, dass die eigentliche Gruppenarbeit den Aktiveren überlassen wird und andere sich zurückhalten).

  • Ich würde viel mehr schülerzentriert unterrichten. Viele SuS erreicht man mit rein lehrerzentriertem Unterricht kaum noch.


    Ich mache ca. 85 - 90% schülerzentriert und da schaffen die Jungs und Mädels sehr gut.

  • hierhergehöre und den SuS schaden könnte,

    Wenn du sie nicht körperlich angehst oder aktiv etwas falsches vermittelst, kannst du keinen Schaden anrichten.

  • Ich würde viel mehr schülerzentriert unterrichten. Viele SuS erreicht man mit rein lehrerzentriertem Unterricht kaum noch.


    Ich mache ca. 85 - 90% schülerzentriert und da schaffen die Jungs und Mädels sehr gut.

    Hast du ein paar knackige Einsteigertips? Ich erinnere mich bei dir an ausgefeilten flipped classroom, aber vielleicht kann man auch kleiner anfangen...


    Eske , du bist halt noch aufgeregt, da erwartet man bestimmte Antworten, ist noch nicht so souverän usw. das dauert halt. Du sagst es doch selbst: Woche 3! Das ist die Dauer eines Schnupperpraktikums.


    Ich finde dich übrigens sehr reflektiert, du scheinst genau zu wissen, was dir schwer fällt. Kann wahrlich auch nicht jeder und ist eine gute Grundlage.


    Idee: Vielleicht könntest du an der Art der Fragen feilen, dass ihr mehr in ein Gespräch kommt, denn in eine Erwartungshaltung im Frage-Antwort-Modus. Eher offene Fragen, sowas wie "interessant, begründe das mal genauer", "was meinen die anderen dazu?", "was genau meinst du mit... konkretisiere das bitte mal".

  • Je älter die Schüler werden, umso kleiner ist meistens der Rededrang. Das muss also nicht unbedingt an deinem Unterricht liegen. Manchmal steckt auch etwas Atmosphärisches dahinter und es dauert ein bisschen, bis sich alle trauen zu sprechen. Ein paar erste Tipps, vielleicht kannst du ja etwas für deinen Handwerkskoffer gebrauchen:


    • Fange erst an, wenn alle aufmerksam sind.
    • Frage grundsätzlich nur einmal. Überlege dir deine Frage vorher gut. Besser wäre meist ein Auftrag statt einer Frage.
    • Warte lange genug und halte die Klappe. Das ist am Anfang schwieriger, als man denkt.
    • Setze auch einmal einen stummen Impuls und warte ab.
    • Oft hilft eine Murmelphase (die Schüler dürfen sich erst einmal leise mit den Banknachbarn austauschen).
    • Lass sich die Schüler gegenseitig aufrufen.
    • Mache ein sog. Blitzlicht - jeder muss kurz etwas sagen.
    • Rufe die Schüler nach dem Zufallsprinzip auf (Namenszettel, Glücksrad-App) unabhängig davon, ob sie sich melden.
    • Kündige Diskussionsphasen an, in denen du nicht direkt auf Schülerantworten reagierst. Mache dir stattdessen Notizen, um nicht in Versuchung zu geraten und damit auch für die Schüler klar ist, dass du erst später etwas sagst. Fasse schließlich das Schülergespräch kurz zusammen und starte die nächste Phase.
    • Unterbinde Nebentätigkeiten konsequent.
    • Verlange von allen Schülern Ergebnisse, auch von den Schweigern. Sie können z.B. ihre Notizen auf eure Lernplattform hochladen.


    Schweiger-Kurse sind anfangs anstrengend. Hab Geduld. Du hast Recht, es ist deine Aufgabe, sie zu ermutigen und zu aktivieren. Aber es ist ihre mündliche Leistung, die sie selbst zu erbringen haben. Mache dir also sehr regelmäßig Notizen, wer sich in welcher Qualität beteiligt (Zeichensystem, mit Datum) und gib entsprechende Noten. Mache das transparent.


    Viel Freude, es wird schon!

  • Hast du ein paar knackige Einsteigertips? Ich erinnere mich bei dir an ausgefeilten flipped classroom, aber vielleicht kann man auch kleiner anfangen...

    Ja, da gibt es ja unterschiedliche Möglichkeiten. Natürlich sollte man auch abwechseln. Ein ganzes Schuljahr Flip the Classroom macht ja auch niemandem Spaß. (Auch mir als Lehrkraft nicht.)


    Ich hab's jetzt während Corona immer so gemacht gehabt, dass ich einen Einstieg wähle, den die SuS selbst bewältigen können. Dazu schaue ich, dass ich ihnen bekanntes Wissen abrufe und darauf aufbaue. Dann eine kurze Plenumsphase (max. 10 Minuten) während der die zentralen inhaltlichen Punkte kurz besprochen werden. Und dann eine Übungsphase. Am Ende gibt es oft noch eine kurze online Abfrage über die Inhalte der Stunde.


    Aktuell habe ich zum Beispiel für eine sehr schwache Mittelstufenklasse (2BF im KfZ-Bereich) dies hier vorbereitet:

    Klick!


    Thema ist ausmultiplizieren und ausklammern. Erst einen anschaulichen Einstieg über Flächeninhalt Rechteck. Wenn sie fertig sind, kurze Besprechung im Plenum. Dann ein Lernvideo und einen vorgefertigten Aufschrieb, wo sie quasi nur noch ergänzen müssen. Danach Übungsaufgaben als Einzel-, Partner- oder auch Gruppenarbeit. So bekommt man mit recht einfachen Mitteln nahezu 100% Schülerzentrierung hin.

  • Sorry für die späte Antwort, da war noch soooo viel Unterrichtsplanung zu tun und so wenig Zeit :')

    Ich habs aber Abends immer gelesen und muss sagen, dass mir eure Aussagen (und das Mutmachen) sehr weitergeholfen haben und mich auch mit einem ruhigeren Gewissen in den Tag haben starten lassen - Danke dafür!


    Lass' dir gesagt sein: Das passiert mir auch immer wieder in allen möglichen Klassen (auch im Beruflichen Gymnasium!), hat aber rein gar nichts damit zu tun, dass dein Unterricht "schlecht" sein könnte!

    Das ist beruhigend, irgendwie ging ich echt davon aus, dass die SuS einfach nichts dazu sagen können, weil irgendwas mit der Methodik nicht passt.

    Ich achte mittlerweile, nach 3 UBs, nun aber auch viel mehr darauf, wie und welche Fragen ich stelle. Aber gut zu wissen, dass mich das immer begleiten wird :)

    Dann sagst du es den Schüler*innen genau so.

    Fällt mir noch schwer, aber eigentlich hast du recht, letztendlich sollte ich da einfach ehrlich mit den Schülern sein...

    Das ist natürlich beides blöd. Aber du hast doch trotzdem "betreuten Unterricht" und Betreungslehrkäfte in der Schule, oder? Ich behaupte mal, dass du in diesen Unterrichtsstunden bald lernen wirst Unterrichtsgespräche zu führen usw.


    Viel Erfolg und wirf' nicht so schnell die Flinte ins Korn!

    Danke dir auf jeden Fall! Wird gemacht :)



    Woran machst du fest, dass der Unterricht "schlecht" ist? Und: stundenlange Vorbereitung mag als Anfänger aufgrund der fehlenden Erfahrung z.T nötig sein, aber es ist nicht so, dass der Unterricht besser ist, je länger er geplant wurde. Manchmal verhält es sich sogar umgekehrt.

    Ansonsten ist es klar, dass du als Anfänger noch nicht alles "perfekt" machst (auch später nicht, auch erfahrene Lehrkräfte haben mal doofe Stunden!), wie auch!? Das ist noch kein Grund, sich in diesem Beruf fehl am Platz zu fühlen!

    Das habe ich bei manchen Fragen eigentlich täglich, von Klasse 5 bis Klasse 12.

    Was genau stellst du dir darunter vor?

    Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass, wenn es nicht alles rund läuft und die Antworten wie aus der Kanone geschossen kommen, dass der Unterricht dann irgendwo schlecht sein muss. Und noch dazu gehen die SuS ja gar nicht mit Freude in den Unterricht und können es kaum erwarten... so im Nachhinein ist das natürlich eine total dumme und utopische Erwartungshaltung, es ist nunmal Schule. Und je nach Stundenplan liegen meine Stunden auch einfach nach vielen Stunden anderen Unterrichts, da ist manchmal einfach nicht mehr die volle Energie da.


    Aber irgendwo war da eben die Sorge, dass eben meine Art des Unterrichtens das ausschlaggebende Problem ist wenn wir im Stoff nicht schnell genug vorankommen oder eben nicht alle beteiligt sind am Unterrichtsgeschehen.


    Mit organischem Unterrichtsgespräch meinte ich eigentlich, dass sich wirklich ein Gespräch ergibt, also nicht nur eine Frage von mir gestellt wird, und eine Antwort kommt, sondern dass sich darauf noch weitere Rückmeldungen aufbauen, das verknüpfen und Verbindungen ziehen... und es einfach tiefgründiger wird als Frage, Antwort, nächstes Thema


    Grundsätzlich halte ich es für ganz normal, was du beschreibst. Bei jeder Klasse muss man auch etwas gucken, wie man sie aus der Reserve lockt, manche sind von sich aus motivierter, andere nicht, manche mögen bestimmte Unterrichtsformen, andere nicht. Gruppenarbeiten und deren Ergebnisse zählen bei uns zu den Unterrichtsbeiträgen und können dadurch bewertet werden (aber ich weiß nicht, wie das bei euch ist), darauf würde ich dann vielleicht auch hinweisen, mal ganz davon abgesehen, dass einfach nichts tun in der Gruppenarbeit nicht geht. Du könntest die Gruppenarbeit auch so gestalten, dass jeder eine bestimmte Aufgabe innerhalb dieser Gruppe hat (sonst ist es oft so, dass die eigentliche Gruppenarbeit den Aktiveren überlassen wird und andere sich zurückhalten).

    Das sind klasse Tipps, danke dir! Dass das gesamte Verhalten in der mündl. Note gespiegelt wird hab ich noch mal hervorgehoben, danach kamen auf einmal wirklich viele Meldungen von Leuten, die ich vorher kaum gehört habe. Mal schauen, wie lang das hält :)

    Und so eine Gruppenarbeit á la Gruppenpuzzle wär vielleicht wirklich eine gute Idee für die Lerngruppe!


    Wenn du sie nicht körperlich angehst oder aktiv etwas falsches vermittelst, kannst du keinen Schaden anrichten.

    Das klingt sehr simpel, aber auch sehr beruhigend. Danke dir!


    Danke für die Aufmunterung, und den Tipp nehme ich direkt mit :) Ich glaub es ist wirklich wichtig mir mal zu notieren, welche Antworten ich eigentlich genau hören will und welche Impulse ich noch geben könnte, wenn es noch nicht so ganz in die richtige Richtung geht. Inhaltlich hab ich die Stunden immer so detailliert durchgeplant, aber solche Sachen sind da echt außer Acht geblieben bisher...

    Das sind richtig gute Ansätze, und irgendwie auch so simple Sachen, die mir aber noch gar nicht in den Sinn kamen! Murmelphase ist auf jeden Fall wirklich sinnvoll für meine Gruppe, da sitzen (vom Klassenlehrer vorgegeben) immer mal stärkere neben schwächeren Schülern, ich hoffe, dass sich diese dann irgendwann auch mal freiwillig melden :)

    Danke dir!

    Ja, da gibt es ja unterschiedliche Möglichkeiten. Natürlich sollte man auch abwechseln. Ein ganzes Schuljahr Flip the Classroom macht ja auch niemandem Spaß. (Auch mir als Lehrkraft nicht.)


    Ich hab's jetzt während Corona immer so gemacht gehabt, dass ich einen Einstieg wähle, den die SuS selbst bewältigen können. Dazu schaue ich, dass ich ihnen bekanntes Wissen abrufe und darauf aufbaue. Dann eine kurze Plenumsphase (max. 10 Minuten) während der die zentralen inhaltlichen Punkte kurz besprochen werden. Und dann eine Übungsphase. Am Ende gibt es oft noch eine kurze online Abfrage über die Inhalte der Stunde.

    Klingt ziemlich überzeugend vom Konzept, und soweit ich meine SuS bisher kennengelernt hab finden die selbst-erarbeiten auch meist besser als einen Vortrag. Kann ich auch nachvollziehen.

    Wie gehst du denn damit um, dass es ja unterschiedlich schnelle SuS gibt und auch welche, die ohne zusätzliche Hilfe kaum vorankommen werden? Gibt es bei dir SuS, die bei so einem selbstverantwortlichen Arbeiten einfach nichts tun?

  • Zum Thema "auf Antworten reagieren": Vielleicht planst du ja zu gut i.S.v. zeitlich eng getaktet? Also dass du zu viel Input hast und dich noch nicht traust, euch gemeinsam Zeit zu geben für ein Gespräch, sich zuzuhören, Antworten zu spiegeln, mit der nächsten Frage zu warten, dass jeder zu Ende denken konnte usw. Oft sind Zuhörer gar nicht gelangweilt oder innerlich abwesend, sondern denken noch nach. Die Mimik von erwachsenen Zuhörenden ist ja meist eher neutral. Deine Interpretation des Verhaltens anderer entscheidet wiederum mehr oder weniger unbewusst über dein Verhalten. Umdeuten kann vielleicht helfen.



    Im Falle von Gruppen, die nicht anfangen zu arbeiten: auch da Transparenz und Klarheit. Was fehlt euch, damit ihr loslegen könnt? Nichts? Dann los, ihr habt Zeit bis 11.30h.

  • Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass, wenn es nicht alles rund läuft und die Antworten wie aus der Kanone geschossen kommen, dass der Unterricht dann irgendwo schlecht sein muss.

    NEIN!! Wenn das so wäre... Natürlich hinterfragt man seine Unterrichtsplanung und ob das Niveau dem Niveau der Klasse angepasst ist ständig und passt alles dann auch spontan an (nochmal einen Schritt zurück, Thema oder Regeln nochmal erklären, neuer Versuch). Der Unterricht ist ein Prozess, der sich ständig entwickelt oder auch einfach mal stehen bleibt. Das ist ganz normal.

    Und noch dazu gehen die SuS ja gar nicht mit Freude in den Unterricht

    Äh... nee. Also es kommt natürlich auf die einzelnen SuS an und vor allem auch das Alter. Wenn ich 5./6. Klasse habe, lieben die Unterricht, vor allem Englisch, das scheint immer das Lieblingsfach zu sein. Französisch 9. oder 10. Klasse sieht dann schon gaaanz anders aus, überhaupt in der Pubertät. Wenn ich daran denke, wie ungern ich in dieser Zeit zur Schule gegangen bin, da hätte mich der beste Lehrer eine Zeitlang nicht motivieren können, was nicht an den Lehrer*innen lag! Erinnerst du dich nicht, wie du als zu der Zeit drauf warst?

    Das sind klasse Tipps, danke dir!

    Freut mich, wenn ich helfen konnte. Auch bist du kein Show-Moderator, der sein Publikum ständig begeistern muss, dass die Quoten stimmen, du machst deinen Job, du erfüllst den Lehrplan und versuchst dein bestes, die SuS auch ein wenig mitzureißen. Das wird aber nie und nimmer bei allen funktionieren, da darf man sich keine Illusionen machen, sonst macht man sich selber fertig und das ist nicht zielführend.

  • Ich finde den Beitrag Nr. 7 von Ratatouille sehr gut, möchte nur noch schnell was Aufmunterndes schreiben:


    "Wie geht man damit um, dass man am Anfang einfach schlechten Unterricht macht?"


    Ich kann Dir sagen, wie es mir ging: Ich habe 3 Jahre später meine ersten Unterlagen und Prüfungen angeschaut und mir mit der flachen Hand an die Stirn geknallt. Dann fragte ich mich, wie aus den armen Hasen, die ich damit gequält hatte, überhaupt was werden konnte. Nun, es wurde eben was draus und ich weiss durch Rückmeldungen von den Jugendlichen selbst, aber auch von Geschwisterkindern, die ich unterdessen unterrichte, dass sie auch viel Nützliches für die Uni mitgenommen haben.


    Für guten Unterricht bist Du nicht alleine verantwortlich. Gerade in der Oberstufe sind die Jugendlichen in der Pflicht auch einfach selbst abzuliefern und wenn sie das nicht tun, dann ist das nicht beliebig Deine "Schuld". Jeder macht am Anfang Fehler, Vieles gelingt noch nicht so gut. Wichtig ist, dass Du fachlich versiert bist, dass Dein Unterricht also inhaltlich korrekt ist. Weiterhin brauchst Du irgendeine Art von Beziehung zu den Jugendlichen, Du musst erkennen, was bei ihnen ankommt und was nicht. Das scheint mir aber der Fall zu sein, Du merkst ja, dass es nicht rund läuft. Je nachdem, wie gut Du mit den Jugendlichen kannst, kannst Du sie auch mal fragen, was sie so denken, ob sie Tipps haben, was man anders/besser machen könnte. Hin und wieder kommen da sogar vernünftige Vorschläge.


    Ja, schade, dass das mit dem Hospitieren bei KuK nicht so wirklich klappt. Das habe ich viel gemacht, mache ich immer noch und es hat mir noch immer sehr geholfen. Sind vielleicht andere KuK aus anderen aber ähnlichen Fachbereichen kooperativer? Ich meine, dass Du statt Kunst bei jemandem aus der Musik dazu sitzt oder statt Englisch bei einer anderen Fremdsprache? Kennst Du jemanden an einer anderen Schule, mit dem Du mitgehen könntest (ich hatte schon Externe bei mir im Unterricht sitzen)? Ansonsten gibt es Bücher über Didaktik, die es sich zu lesen lohnt. Ich mache das auch mit einiger Unterrichtserfahrung immer mal wieder noch und es gibt immer wieder Neues, was sich auszuprobieren lohnt.


    Alles Gute Dir und lass den Kopf nicht hängen! :rose:

  • Eske Die, die flotter vorankommen, helfen oft den anderen Schüler, die so auf mittlerem Niveau unterwegs sind. Da profitieren beide Seiten. Und Schüler erklären es anderen Schülern oft besser als der Lehrer weil sie den Lernschritt ja gerade eben erst gemacht haben und so eher wissen, wo die Schwierigkeiten liegen. Bei den ganz Schwachen, ja, da muss ich mich oft neben dran setzen. Aber die Zeit hab ich ja dann auch, wenn der Großteil der Klasse (mit der Hilfe der starken SuS) alleine zurecht kommt. Die, die nichts tun, haben Pech. Ich werde meine Zeit sicher nicht damit vergeuden, ihnen hinterher zu laufen und sie zur Arbeit animieren. Das sage ich ihnen auch ganz offen. Wenn sie arbeiten, können sie jederzeit nach Hilfe fragen und dann helfe ich ihnen auch. Aber für fruchtlose Disziplinierungsmaßnahmen ist mir die kostbare Lernzeit echt zu schade...

  • Mir hat zu Beginn meiner Laufbahn einmal ein sehr weiser Kollege gesagt: "Von den schlechtesten Stunden des Lehrerlebens macht man jeden Tag mindestens eine."

    Man will es anders machen, aber oft ist es tatsächlich so - und das Wissen darum beruhigt. Die Stunden, in deren Vorbereitung man viel Zeit investiert hat, laufen manchmal schlechter als die, in denen man streng nach Lehrbuch vorgeht. Das ist dann einfach so.

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