Angst vor Klassenfahrt

  • Also. Da fällen Leute ungerechtfertigt und voreilig Urteile. Welche Unterstützung darf ich denn von denen erwarten?

    Stimmt. Diese Art der Urteile fallen ständig, aber in positiven wie im negativen.


    Lehrer fährt freiwillig auf Klassenfahrt: ganz toller Lehrer, gibt sich so viel Mühe mit den Kindern (wie bescheiden der Unterricht ist, wird (vorerst) gar nicht bemerkt, da die Grundhaltung eine positive ist).


    Lehrer entscheidet sich nicht fahren: Der engagiert sich ja gar nicht für unsere Kinder (weiches Engagement er als Klassenleitung und im Unterricht zeigt, wird nicht gesehen).


    Es reicht übrigens gerade bei den jüngeren Schülern schon aus, wenn zuhause negativ über einen Lehrer gesprochen wird ( meckern ist vermutlich häufiger als loben). Die Schüler verlieren dadurch Vertrauen und der Lehrer Autorität. Und nicht jeder Lehrer ist eine autoritäre Sau wie Frau Lehmann Brack (wer es noch nicht kennt, bitte unbedingt Die Leherinnen von den Missfits auf YouTube anschauen 👍🏻)


    Die einzige Unterstützung die ich von Eltern erwarte ist, dass sie ihre Kinder nicht negativ den Lehrern gegenüber einstellen. Und wenn etwas nicht passt, dann bitte direkt an den Lehrer wenden und die Sache ohne Bewertung vor den Kindern klären (der Lehrer muss ja nicht immer recht haben, aber oft ist Ärger unnötig).


    Noch wichtiger wäre mir allerdings, dass die Kollegen den Schülern gegenüber nicht schlecht über die reden, die nicht freiwillig fahren wollen … oder was auch immer gerade das Problem ist.

    Aber was machen wohl Kollegen, die ihre Schüler beauftragen, einem Kollegen die Tafel vor seiner Stunde so richtig mit bunter Kreide komplett vollzuschmieren, damit er mal merkt wie es ist wenn er die Tafel nach seinem Unterricht nicht putzt?

    • Offizieller Beitrag

    Fragst du mich das? Was habe ich damit zu tun?

    Dein Zitat:

    Zitat

    Geht schon gut los. Packen kurz vor Mitternacht. Ist aber alles kein Stress. Klar.

    Da du ja immer so gerne darauf hinweist, dass Ironie keine Smilys braucht, darf man wohl davon ausgehen, dass das Ironisch gemeint ist.


    kl. gr. frosch


    P.S.: Ja, ich weiß. Du wirst das abstreiten. Kenne ich. ;)

  • Bolzbold Und warum finde ich in den zitierten Stellen den Begriff „Pflicht“ nicht?


    Wie dem auch sei, es gibt aber keine Pflicht, sich verarschen zu lassen. Und das passiert recht oft, wenn man die Anekdoten in diesem Thread mal zusammenfasst.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • In diesem Beitrag wird nun seit 20 Seiten über die Freiwilligkeit von Klassenfahrten diskutiert, teilweise mit sehr guten Argumenten der Personen, die gegen eine Dienstpflicht sind (dazu gehöre ich im Übrigen auch - ich hasse den völligen Verlust meiner Privatsphäre und bin nach einer solchen Woche psychisch und auch physisch "durch"). Hat eigentlich schon mal jemand überlegt, wie sich die Situation für die Schüler darstellt?


    Ja, klar, viele wollen gerne fahren. Die wollen alles, was irgendwie nicht direkt "Unterricht" ist. Und ja, die positiven Aspekte einer Fahrt gibt es zweifelsfrei, die lassen sich nicht wegdiskutieren. Es gibt aber auch Schüler, die ebenso ein Problem damit haben, ihre Privatsphäre aufzugeben. Die nicht 24 Stunden in einer Gemeinschaft funktionieren können - zumindest nicht ohne massive Anstrengung. Und auch, wenn das ein Thema ist, über das nicht gerne gesprochen wird - es gibt eben auch Klassen, in denen ein bis zwei Schüler aus der Gemeinschaft "herausfallen" - teils weil sie einfach "anders" sind als der Rest, teils auch komplett ohne eigene Schuld. Für manche dieser Schüler bietet eine Klassenfahrt in der Tat die Chance, sich in anderer Umgebung besser ins Gefüge zu integrieren. Die Mehrzahl dieser Schüler jedoch schickt man auf einer Klassenfahrt durch die Hölle. Keinerlei Rückzugsmöglichkeiten mehr; keinerlei Möglichkeit, sich und seine privaten Dinge zu schützen. Klar, als Lehrer ist es meine Aufgabe, da einzuwirken. Mache ich auch, wenn mir so etwas auffällt. Und zwar massiv. Aber Mobber sind teilweise sehr clever und kreativ. Und nicht jedes Opfer kann sich öffnen.


    Für mich lassen all diese Agumente nur einen Schluss zu: Eine Verpflichtung, auf eine Klassenfahrt zu gehen, ist sowohl für Lehrer als auch für Schüler ein zu massiver Eingriff in die Privatsphäre und gehört ersatzlos abgeschafft. Gerne kann die Schule in den Ferienzeiten freiwillige Fahrten anbieten - begleitet von Menschen, die für so etwas ausgebildet werden und sich freiwillig als Begleitung bewerben. Gerne können auch Eltern, die Klassenfahrten für unverzichtbar halten, in den Ferienzeiten selbst so etwas organisieren (und sich den ganzen Stress mit Buchung, Geld einsammeln etc. antun). Ich bin in der Vergangenheit auch schon gefahren - eben aufgrund des subtilen Drucks, der trotz aller Freiwilligkeit besteht. Aus diesem Thread nehme ich aber den Vorsatz mit, in Zukunft ein dickeres Fell zu haben und für meine Interessen einzustehen. Selbstverständlich mit entsprechendem Ausgleich (in Form von Tagesausflügen etc.) für die Schüler.

    • Offizieller Beitrag

    Trotzdem weiß ich nicht, warum sich Anna Lisa bei mir (oder sonstwem) eine Erlaubnis einholen sollte.

    Du hast recht. Warum sollte sie die Erlaubnis von dir einholen. Aber das macht sie ja auch nicht.

    Sie wollte nur wissen, was dich daran stört, dass sie (weil es ihr gelegen kommt) erst Abends packt.

  • Weil diese Form der Wortklauberei bei Dir öfter vorkommt,

    Du hast ja gar nicht mich zitiert, sondern Vorschriften. Für deren Inhalt werde ich wohl kaum verantwortlich sein.


    Ansonsten, wenn du in der Sache nichts zu sagen hast, pöbel doch mal ein wenig zur Person. Vielleicht bringt dich das weiter.

  • Es gibt aber auch Schüler, die ebenso ein Problem damit haben, ihre Privatsphäre aufzugeben.

    Genau so eine Schülerin habe ich in meiner Klasse, mit der ich bald auf Klassenfahrt fahre. Dazu hatte ich schon ein ausführliches Gespräch mit der Mutter und bin gespannt wie es läuft.

    Nicht zu vergessen: Bei den jüngeren SuS waren manche wg. Corona noch nie auf Klassenfahrt, das ist bei vielen aus meiner Klasse der Fall.

    Keinerlei Rückzugsmöglichkeiten mehr; keinerlei Möglichkeit, sich und seine privaten Dinge zu schützen.

    Mein eigenes Kind war noch in dem Jahr vor Corona das 1. Mal auf Klassenfahrt, hat sich unglaublich drauf gefreut, fand es auch total schön, aber hinterher gab es erstmal einen kleinen "Zusammenbruch" (viel geweint usw.), weil diese neue Erfahrung wohl erstmal verarbeitet werden musste.


    Ich selbst bin als junges Kind nicht gern auf Klassenfahrt gefahren. Es war dann im Nachhinein zwar ok, aber genau diese fehlende Rückzugsmöglichkeit und Privatsphäre (Dinge, die heute noch sehr wichtig für mich sind) haben mir zugesetzt. Später, als ich älter war fand ich z.B. Kursfahrten aber sehr cool.

  • Man könnte die Anspruchshaltungen etwas zurücknehmen und zu einem "normalen" Maß zurückkommen.

    Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, da gab es drei Wandertage pro Schuljahr. Die konnten ab der 9. Klasse (oder wars schon ab 8.?) zu einer Dreitagesfahrt zusammengelegt werden (inkl. An-. und Abreise). Bei unserer Klasse (28 Schüler, wenn ich das richtig erinnere) ware immer mindestens zwei Erwachsene dabei.

    Das hielte ich auch für ein verträgliches Maß!

  • Also. Da fällen Leute ungerechtfertigt und voreilig Urteile. Welche Unterstützung darf ich denn von denen erwarten?

    Du kannst gar nichts erwarten. Aber mit Eltern, die auf deiner Seite sind, arbeitet es sich viel einfacher. Wenn die Eltern dich akzeptieren, unterstützen sie deine Arbeit. Sie engagieren sich vielleicht ehrenamtlich und vor allem unterstützen sie dich vor ihren Kindern. Eltern, die dich doof finden, können dir jede Menge Stress machen. Nachfragen bei dir, Beschwerden bei der SL, Beschwerden bei der Dienstaufsicht, ... Du kannst vollkommen im Recht sein. Trotzdem ist es Arbeit und für die meisten Menschen auch belastend.

  • In der freien Wirtschaft wird meine Nachtruhe nicht durch lärmende Kinder (muss ja nicht einmal die eigene Klasse sein) gestört und der Comfort-Level ist um Zehnerpotenzen größer.

    Die Bedindungen unter denen man auf Klassenfahrten arbeiten muss sind nicht amtsangemessen, in keinster Weise!

    Womit wie wieder bei "DER freien Wirtschaft" wären". Meine Frau war letztens auf Dienstreise in Mexiko. Mit Zwischenstopp in Atlanta 18 Stunden unterwegs von zu hause bis ins Hotel gewesen. Um drei Ihr nachts dort angekommen, Arbeitsbeginn dann um 08:30 Uhr. Nach Feierabend (in Mexiko gilt die 50h/Woche und man geht natürlich nicht als erster) noch mit der Chefetage essen gegangen, was bis nach Mitternacht ging und man zu reichlich Tequila-Konsum genötigt wurde. Die Rückfahrt fand dann nicht im Taxi statt (Zitat: "fahren hier nachts nicht...ist zu gefährlich"), sondern durch einen völlig betrunkenen Kollegen statt, der aus Angst vor Überfällen jede rote Ampel überfahren hat. Arbeitsbeginn am nächsten Tag natürlich wieder zeitig morgens. In der nächsten Nacht durch eine große Schießerei vor dem Hotel geweckt worden. Morgens beim Aufstehen dann eine Schlange im Badezimmer. Auf dem Werksgelände der Firma im Laufe der Woche noch einen tödlichen Arbeitsunfall live miterlebt. Diverse andere unschöne Erlebnisse und Rückflug an einem Sonntag. Zu hause war sie dann Sonntags kurz vor Mitternacht und wurde am nächsten morgen um 09:00 Uhr im Büro erwartet. Die sieben Stunden Zeitverschiebung taten ihr übriges.


    Das ist sicherlich komplett anders als Klassenfahrt und auch nicht zu vergleichen, aber dieses ewige "aber in der freien Wirtschaft...." ist einfach nur daneben.

  • Morgens beim Aufstehen dann eine Schlange im Badezimmer.

    Jetzt musste ich glatt einen Moment überlegen, aufgrund welcher seltsamen mexikanischen Sitten man morgens im eigenen Bad anstehen muss... aber es handelte sich wohl um ein Mitglied der sympathischen Familie Serpentes!

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Weil es grade so gut zum Thema passt:


    Das Kind einer Kollegin kam heute zurück von einer Klassenfahrt, die die gesamte Stufe (5. Klasse) gemeinsam unternommen hatte. Beim Abholen wurden die Eltern informiert, dass aufgrund mehrerer positiver Schnelltests nun alle SuS in Quarantäne müssen. Inzwischen sind die ersten PCR Ergebnisse auch schon da, der Verdacht hat sich bestätigt. Somit sind jetzt mehr als 130 Kinder in Quarantäne.


    Super, die Klassenfahrt hat sich ja mal richtig gelohnt. :autsch:

  • Das ist sicherlich komplett anders als Klassenfahrt und auch nicht zu vergleichen, aber dieses ewige "aber in der freien Wirtschaft...." ist einfach nur daneben.

    Das was Du beschreibst ist ein Extremfall. Das ist so, als würde man sagen, an den Schulen werden SuS missbraucht, weil das an der Odenwaldschule passiert ist.

    Man sollte schon realistische Bedingungen vergleichen.
    Und die Schießerei in Mexico ist nun wirklich keine klassische, zehntausendfach stattfindene Dienstreise.

    Dahingegen sind Klassenfahrten allein durch das Budget von den Bedingungen her schon generalisierbar schlecht. Da sind schlechte Arbeitsbedingungen der Normalfall. Da hilft es auch nichts, wenn Du einen Extremfall mit Gefahr für Leib und Leben als Dienstreise anführst. Das dürfte doch wohl kaum der Normalfall sein und auch einfach kein passendes Argument.

    Vergleiche doch einfach mal die durchschnittliche Dienstreise auf die Akademiker eines Unternehmens geschickt werden mit den Bedingungen, die Studienräte vorfinden. Bei einer Herbergsunterbringung oder Anreise mit einem vollem Bus voller lärmender Kinder würde Dir jeder Akademiker eines Unternehmens den Vogel zeigen.

  • Dahingegen sind Klassenfahrten allein durch das Budget von den Bedingungen her schon generalisierbar schlecht. Da sind schlechte Arbeitsbedingungen der Normalfall.

    Klassenfahrten bzw. die Kosten hierfür (Lehrkräfte) müssen über die Kostenrückerstattung zurück erstattet werden (zumindest bei uns).

    Ja, auf Klassenfahrten hat man nicht um 15.30 Uhr (oder 17 Uhr) Feierabend, aber dafür erlebt man auch schöne Sachen mit den SuS.

    Und gerade jetzt nach Corona tun Klassenfahrten dne SuS sehr gut ... endlich wieder etwas mehr Normalität.

    Und man darf nicht vergessen: Manche SuS fahren sonst nie weg, bekommen von ihrem Elternhaus keinen Einblick in kulturelle Angebote... da kann die Schule dann doch einen guten Beitrag zu liefern.

    (ok, wenn der Jahrgang dann gerade nicht in Quarantäne landet. Das ist dann echt mies, gerade jetzt in den Ferien)

    • Offizieller Beitrag

    Weil es grade so gut zum Thema passt:


    Das Kind einer Kollegin kam heute zurück von einer Klassenfahrt, die die gesamte Stufe (5. Klasse) gemeinsam unternommen hatte. Beim Abholen wurden die Eltern informiert, dass aufgrund mehrerer positiver Schnelltests nun alle SuS in Quarantäne müssen. Inzwischen sind die ersten PCR Ergebnisse auch schon da, der Verdacht hat sich bestätigt. Somit sind jetzt mehr als 130 Kinder in Quarantäne.


    Super, die Klassenfahrt hat sich ja mal richtig gelohnt. :autsch:

    Scheiße!

    Mehr kann man dazu echt nicht mehr sagen.

  • Scheiße!

    Mehr kann man dazu echt nicht mehr sagen.

    Die Schuld liegt schon auch bei der Schule. In der aktuellen Situation mit einem kompletten Jahrgang zu fahren ist schon besonders wagemutig (oder schlicht bescheuert).

    Meine Kollegin wollte ihr Kind erst gar nicht mitschicken, weil sie genau das befürchtet hat, was jetzt eingetreten ist. Dann wäre ihr Kind aber das einzige gewesen, das nicht mitfährt, darum hat sie sich dann doch überzeugen lassen. Und nun hat sie den Salat.

    Ich hoffe, dass sich nicht noch mehr Kinder angesteckt haben.

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