Angst vor Klassenfahrt

  • Also die beiden Schulreisen, die bei uns während der 4 Jahre am Gymnasium stattfinden, haben ganz klar allgemeinbildenden Charakter und sind keineswegs "Spassveranstaltungen". Spass haben darf man schon auch (hat man auch in der Regel) aber im Vordergrund stehen ganz klar die Persönlichkeitsbildung und durchaus auch fachliche Inhalte je nach gewähltem Thema der Reise. Ich habe für meine Klasse (Profil Fremdsprachen) schon sehr bewusst die Genferseeregion als inländisches Ziel der Bildungsreise gewählt. Als es hiess, wir bleiben in der Schweiz, wollten die ins Tessin. Ich fragte sie, was sie denn da wollen ausser wandern (das hätte ich ja toll gefunden), das Höhenprofil ist wirklich fatal. Pizzaessen und Chillen am Luganer See wollten sie. Haha. Jetzt weiss ich ja leider nicht, ob sie es denn geschafft haben, sich ihre Pasta auf Französisch zu organisieren. Aber den Fotos nach, die sie mir geschickt haben, lief es nicht allzu schlecht. Und gestern hatten sie im Absinth-Haus in Môtiers im Val de Travers noch ein letztes mal ein bisschen chemische Bildung, sie schickten mir Fotos von Molekülmodellen in einer Glasvitrine :D


    In der 1. Klasse habe ich sie zum Goldgraben in den Rhein geschickt, das war super. Die erste Schulreise geht immer in ein Selbstversorgerhaus, da sind einige dabei, die zum ersten mal in ihrem Leben selber kochen und nen Putzlappen in die Hand nehmen. Man muss als Lehrperson je nach dem ein bisschen hart im Nehmen bezüglich des Essens sein, aber in der Regel ist das eine ganz ergiebige Veranstaltung.

  • Wir haben schon richtige Bildungssfahrten. Meine ging in der 12. noch vor Mauerfall nach Prag und morgens waren alle so fit, dass sie am vielfältigen Programm teilnehmen konnten.


    Als Lehrer war ich mehrfach in Griechenland und habe selbst mehr gesehen/erfahren als die Teilnehmer der studiosus-Reisen, die uns dauernd kreuzten (lag vor allem am besten vorbereiteten Kollegen, ich übernahm dafür die Nachtschichten). Auch an meiner jetzigen Schule ist es so (in der Oberstufe).


    Die Sprachreisen dienen natürlich der Fremdsprache, Schüleraustausch dem europäischen Gedanken.


    Anders natürlich sind die Fahrten in der Unterstufe. Da steht die Klassengemeinschaft im Vordergrund (aber ohne angenehme Atmosphäre kein guter Unterricht). Ich sehe es daher nicht so skeptisch.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Meine Fahrten hatten in der Regel einen Hintergrund aus dem Sachunterricht (Bauernhof/ Wald) und entsprechend viele Inhalte dazu.

    Die Fahrt auf die Insel hatte ich nicht geplant, sie ist a) ins Wasser gefallen, b) war die Jugendherberge unterirdisch und c) das Programm nicht gut vorbereitet.


    In der Grundschule geht es auch darum, überhaupt woanders zu übernachten, das können und kennen etliche Kinder gar nicht,

    sich selbst zu kümmern und zu erfahren, dass Mama nicht alles bringt, erledigt und aufräumt,

    also auch Tischdienst und andere Aufgaben zu übernehmen.

  • Hier ist es aber üblich, schon in Klasse 1-3 mit der ersten Fahrt zu beginnen, da haben noch einige Kinder Heimweh. Dann gibt's in der 4 eine Abschlussfahrt (mit Kindern, die man eh nie wieder sieht) in der 5 dann eine Kennenlernfahrt etc. mit Schule hat das nichts zu tun.

    Ich verstehe nicht wieso das nichts mit Schule zu tun hat.

  • Wenn ihr genug Stunden und genug Reisekostenbudget hättet, würdet ihr dann auf Klassenfahrt gehen?

    Genug Stunden hieße genug Personal, dass nach 8 Stunden Klassenfahrtschicht jemand anderes übernähme und ich dann in mein amtsangemessenes Hotelzimmer ginge, nachdem ich meine amtsangemessene Mahlzeit eingenommen habe? Ja, so sollte das laufen.


    Dann sehe ich aber immer noch nicht, dass der Nutzen den Aufwand rechtfertigt.

  • Leicht gesagt! Wenn in Schleswig-Holstein eine Teilzeitkraft die Klassenfahrt verweigert, weil es keinerlei Aufstockung (und keinerlei Abbummeln der Überstunden, oder auch nur irgendetwas gibt wie z.B. einen längeren Turnus, bis man wieder dran ist) gibt, dann gibt es ein Disziplinarverfahren, weil es auch für Teilzeitkräft (z.B. bei 50% Stelle) Dienstpflicht ist.

    Vielleicht ist „verweigern“ nicht die optimale Strategie. Hat in SH schon mal jemand den Rechtsweg beschritten und die unverhältnismäßige Belastung geltend gemacht?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Leicht gesagt! Wenn in Schleswig-Holstein eine Teilzeitkraft die Klassenfahrt verweigert, weil es keinerlei Aufstockung (und keinerlei Abbummeln der Überstunden, oder auch nur irgendetwas gibt wie z.B. einen längeren Turnus, bis man wieder dran ist) gibt, dann gibt es ein Disziplinarverfahren, weil es auch für Teilzeitkräft (z.B. bei 50% Stelle) Dienstpflicht ist.

    Gefallen lassen muss man sich das in Schleswig-Holstein also.

    Disclaimer: Das folgende ist keine Aufforderung zu einem Dienstvergehen, aber die einzige Chance als Teilzeitkraft einer Klassenfahrt zu entgehen ist in SLH, wenn einen in dem Zeitraum zufällig eine Krankheit trifft. Der Dienstherr in Schleswig-Holstein lässt sich nicht lumpen, der quetscht die verbeamteten Lehrkräfte bis auf den letzten Tropfen Blut aus.

    Das kann ich nicht bestätigen. Ich arbeite seit Jahrzehnten in SH als Vollzeitlehrkraft und bin in den letzten Jahren aus verschiedenen Gründen gar nicht mehr gefahren. Niemand hat mir das jemals angelastet oder gar ein Dienstvergehen daraus konstruiert.

  • sie schickten mir Fotos von Molekülmodellen in einer Glasvitrine :D

    Süß! Sie haben dich auf alle Fälle lieb :)


    Ich verstehe nicht wieso das nichts mit Schule zu tun hat.

    Ich frag mal anders: empfandest du selbst den Klassenzusammenhalt oder Bildungsmehrwert nach Fahrten in deiner eigenen Schulzeit als nachhaltig?

  • Die Sprachreisen dienen natürlich der Fremdsprache, Schüleraustausch dem europäischen Gedanken.

    Nunja, da gibt es auch die abenteuerlichsten Erlebnisse und in Fremdsprachen gesprochen wird auch eher selten. Aber es gibt bestimmt auch mal positive Erlebnisse.

  • Ich frag mal anders: empfandest du selbst den Klassenzusammenhalt oder Bildungsmehrwert nach Fahrten in deiner eigenen Schulzeit als nachhaltig?

    Ich bin zwar nicht gefragt, antworte aber trotzdem :P


    Die Einzelmeinungen interessieren mich da ehrlich gesagt nicht so sehr, irgendwer hat immer was zu motzen. Als Lehrperson merke ich aber sehr deutlich, dass die Jugendlichen sich in der Klasse nach der ersten Schulreise überhaupt erst gefunden haben. Die kommen zu uns ans Gymnasium aus zwei verschiedenen Kantonen aus x verschiedenen Schulhäusern und man merkt schon, dass auf der ersten Schulreise dann überhaupt erst mal alle miteinander gesprochen und irgendwas zusammen gemacht haben. Oft sitzen danach auch plötzlich andere Nasen nebeneinander im Unterricht als vorher. Die letztjährigen 1. Klassen hatten wegen Corona keine Schulreise, auch das hat man deutlich gemerkt. Da kam es dann sehr drauf an, was die Klassenleitung alternativ an Tagesausflügen etc. organisiert hatte. Wenn's um den blossen "Nutzen" geht, könnt man meiner Meinung nach eher auf die Abschlussfahrt verzichten. Aber das hat halt irgendwie Tradition und je nach Klasse, mit der man geht und Organisation kann es wirklich toll sein. Die Jugendlichen im Jahrgang, denen die Abschlussfahrt wegen Corona gestrichen wurde, waren mehrheitlich schon recht enttäuscht. Man macht sowas dann auch nicht später noch privat organisiert, es ist einfach diese einige Gelegenheit im Klassenverband, die dann verloren ist.


    Ich bin gerne Klassenlehrperson, gehe gerne auf Exkursionen und auf Schulreisen. Das gehört an einer allgemeinbildenden Schule dazu. Wenn ich das nicht wollte, würde ich an einer Berufsschule unterrichten. Sowas weiss man ja vorher, was einen an der jeweiligen Schulform erwartet. Ich habe ein Jahr lang Berufsschule unterrichtet, war mir auf verschiedenen Ebenen zu öd. Nur mache ich sowas nicht zu beliebigen Bedingungen mit, habe ich ja schon erwähnt.

  • Aus persönlicher Schülersicht: Ich fand die Klassenfahrten zu meiner eigenen Schulzeit wirklich toll. Ich erinnere mich an nicht wirklich viel aus dem Unterricht, alle Klassenfahrten (und es waren insgesamt 3) jedoch habe ich noch gut in Erinnerung. Keine davon war eine reine Spaßveranstaltung, sondern hatte immer einen Schwerpunkt, der auch entsprechend vertieft wurde. Das Ziel wurde von der Schule vorgegeben, alle Mitschüler sind mitgefahren.


    Nun, aus persönlicher Lehrersicht:

    1) Fahrtenkonzept

    Ich war an Schulen, da war absolut klar: Klasse 7 fährt in exakt diese Jugendherberge X. Dann hält sich der Aufwand sehr in Grenzen, denn die Planung fällt kaum ins Gewicht und "lediglich" die übrige Orga muss vorher geleistet werden. Die Lehrer kennen die Gegebenheiten vor Ort etc.

    An meiner jetzigen Schule ist es jedoch so, dass zwar feststeht, dass in Klasse 11 eine Fahrt gemacht werden soll, aber kein Ort bzw Ziel vorgegeben wird. So kommt es jedes Mal zu unzähligen Diskussionen (im Fachunterricht des Klassenlehrers, denn solche Klassenlehrerstunden haben wir an der BS in Hessen nicht). Viele Ziele ergeben sich dann aus einem Mehrheitsvotum. Das stellt aber viele dann doch nicht zufrieden und dies lassen sie dann entweder auf der Klassenfahrt selbst spüren oder sogar auch, indem sie nicht bezahlen.

    2) Anzahl der begleitenden Lehrkräfte

    Auf Klassenfahrt wird bei uns exakt eine Lehrkraft pro Klasse genehmigt. Von einem freien Tag oder Schichtsystem mit Auszeiten für einzelne Lehrer kann ich auf Klassenfahrten nur träumen.

    3) Alter und Verhalten der Schüler

    Eine Klassenfahrt mit Grundschülern verläuft gänzlich anders als eine Fahrt mit der 11 Berufsfachschule. Bei den Kleinen ist vermutlich direkt nach dem Aufstehen großer Trubel, der Morgen mit älteren Schülern ist eher zäh. Dafür sind die Abende/Nächte mit den Großen vermutlich länger und wahrscheinlich auch "brisanter". Wir mussten z.B. schon Schüler nach Schlägereien ins KH bringen und einmal sogar von der Polizeistation abholen.

    4) Verwaltung

    Planung, Schriftverkehr, Zahlungseingangsüberwachung, Rückzahlung, Versicherung etc. obliegt bei uns der Klassenfahrt durchführenden Lehrkraft. Das kann in anderen BL unterschiedlich sein.

    5) Lebenssituation

    Nicht kleinzureden ist auch die Lebenssituation der Lehrer, ob Klassenfahrten mehr oder weniger belastend sind. Dabei geht es u.a. natürlich um das Vorhandensein von Familie. Wie ich bereits geschrieben habe, mein Mann muss sich für Klassenfahrten komplett Urlaub nehmen, damit unser Kind betreut werden kann. Ich will es aber nicht nur auf Kinder beschränken, sondern z.B. auch auf die Betreuung von weiteren zu pflegenden Angehörigen erweitern.

    Weil ich einen Mann habe, der gemeinsam mit mir wohnt und dann eben zu Hause ist, ist auch der Hund in dieser Zeit versorgt. Das ist bei einem Single eher nicht der Fall. Ja, natürlich gibt es Hundepensionen etc. Manchmal sind aber auch Tiere nicht so einfach zu entwurzeln.

    6) Typfrage

    Es gibt Menschen, die die Abwechslung gut finden und gerne auf Klassenfahrten fahren. Andere, wie der TS, sind eher gegenteilig veranlagt oder sind sogar verängstigt. Das ist auch absolut in Ordnung, ein besserer oder schlechterer Lehrer ist man weder durch das eine noch das andere.

    7) Gesundheitszustand

    Es gibt durchaus Menschen, die gesundheitliche Einschränkungen auf Klassenfahrten in Kauf nehmen müssen. Ich habe z.B. einen sehr empfindlichen Magen. Je nach Unterbringung kann es wirklich schwierig werden. Andere, und das müssen eben nicht nur ältere sein, haben Probleme mit dem Rücken und ganz ehrlich, nach einer bestimmten Klassenfahrt hatte ich die auch, obwohl ich damit sonst nichts zu tun habe. Und wo wir doch so ehrlich und offen sind: Schon vor der Geburt meines Kindes und erst recht jetzt danach ist die Vorstellung, während der Klassenfahrt meine Periode zu haben, tatsächlich beängstigend.


    Aus all den genannten Gründen finde ich es daher nicht richtig, einfach darauf zu verweisen, dass es zu unserem Job dazu gehöre. Zumal ich ebenso wie viele andere hier nicht sehe, wie eine Klassenfahrt mit Pausenzeiten, Arbeitsumfang etc. zu vereinen ist

  • Ich frag mal anders: empfandest du selbst den Klassenzusammenhalt oder Bildungsmehrwert nach Fahrten in deiner eigenen Schulzeit als nachhaltig?

    Ich übernehme mal die Antwort von Antimon: Ich war zwar auch nicht gefragt, antworte aber trotzdem. Und zwar mit einem ganz klaren "Ja!" - sowohl den Klassenzusammenhalt als auch den Bildungsmehrwert betreffend. Das betraf sowohl meine allererste Klassenfahrt in der 5. Klasse (damals wurden - zumindest in meiner Heimatstadt - in der Grundschule noch keine Klassenfahrten gemacht) ins Osnabrücker Land, in der 7. Klasse Skifahrt in den Harz (ja, es hatte tatsächlich geschneit!), in der 9. Klasse wiederum in den Harz in das "Internationale Haus Sonnenberg" ("Begegnungsfahrt" zum Thema "Umwelt" mit zwei Klassen aus den Niederlanden und Österreich; das war total interessant!), in der 12. Klasse mit meinem Französisch-Leistungskurs nach Paris und in der 13. mit dem Englisch-LK nach London.

    EDIT: Abschlussfahrten, wie es sie heute überall gibt, hatten wir damals nicht.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Aber ich höre ’raus, dass ihr brav fahrt und sich keine gegen eine solche Weisung wehrt. Oder?

    In Hessen gehört es zur Dienstpflicht auf Klassenfahrten zu fahren. Man wird auch nicht gefragt, ob man Klassenlehrer werden möchte, sondern es wird von der SL festgelegt. Wenn du KL bist, muss man auf Klassenfahrt.

  • In Hessen gehört es zur Dienstpflicht auf Klassenfahrten zu fahren. Man wird auch nicht gefragt, ob man Klassenlehrer werden möchte, sondern es wird von der SL festgelegt. Wenn du KL bist, muss man auf Klassenfahrt.

    Mit nur einer Begleitperson über mehrere Tage? Da würde ich mal schriftlich bei der Unfallkasse nachfragen, was die dazu meinen, denn DA ist ja eine ausreichende Aufsicht nicht mehr annähernd gegeben. Zumindest bei uns hier drüben sind die Weisungsbefugt. Wenn die sagen "so nicht", dann war's das. Ich hätte z.T. schon Probleme, eintägige Exkursionen in der näheren Umgebung durchzukriegen, wenn ich alleine war.

  • Warum sind diese Aufgaben nicht in der Arbeitszeit generell mit eingebunden, sodass es dann zu keinem Ungleichgewicht kommen kann? Wie wäre es, wenn ein angemessener Ausgleich für die Klassenfahrt gewährt würde? 4 oder 5 Tage 24 Stunden statt 8 Stunden Dienst - im Anschluss 2 Wochen frei, und zwar ohne Vertretungsmaterial hinlegen zu müssen, Bereitschaft zu haben, für Absprachen oder Konferenzen zur Verfügung zu stehen.

    Wie kommst du denn darauf, dass solche Aufgaben nicht mit eingebunden sind? Theoretisch ist die Arbeitszeit so berechnet, dass alle Aufgaben mit eingerechnet sind. Also z.B. dass du alle 3 Jahre mal auf Klassenfahrt fährst. Durch diese ganze Berechnung ergibt sich deine Stundenzahl als Vollzeitlehrkraft. Natürlich haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer dazu unterschiedliche Auffassungen. Es gab doch bei uns die große Arbeitszeitstudie der GEW. Da wurden auch Klassenfahrten berücksichtig. Momentan verhandelt man darüber, welche Entlastungsmaßnahmen man macht. Mehr Stunden für Schulleiter oder die 4 Covid-Entlastungsstunden kommen daher. Natürlich muss da noch viel mehr machen. Wobei laut GEW-Studie, die normalen Grundschullehrkräfte noch relativ gut dastehen.


    Bei allen anderen Sachen ist natürlich auch so. Aber da ist es klar, dass es eine Dienstpflicht ist. Trotzdem haben wir auch Lehrkräfte, die keine Aufsicht machen können, keinen Ganztag oder für gemeinsame Aktionen sowieso keine Zeit haben. Auch nicht antteilig. Und wenn ich Vollzeit arbeite, muss ich mir auch mal einen Nachmittag einplanen um beispielsweise die Sammlungen meiner Fächer aufzuräumen. Aber dann kommt "Ich habe ja kleine Kinder / pflegebedürftige Eltern / eigene Krankheit." Das schlimme ist ja, dass das alles auch gute Gründe sein können. Aber viele schieben es vor und machen das Leben für die, die wirkliche Probleme haben schwerer.


    Aber zurück zur Klassenfahrt: Ich sage nicht, dass wir genug Stunden bekommen. Meine Kritik ist, dass das Land ganz offiziell sagt, dass wir als Schule auf Klassenfahrt fahren sollen aber auf der andere Seite es für die Lehrkräfte freiwillig macht. Entweder müsste das Land sagen: Sorry, für Klassenfahrten haben wir nicht die benötigen Mittel oder es als Dienstpflicht machen. Momentan haben wir eine sehr unfaire Verteilung. Einige Kollegen fahren, weil sie es als ihre Pflicht ansehen. Andere sagen einfach, mach ich nicht. Entsprechend fahren andere mehr. Kollegen, die das gerne machen, haben wir nur wenige. Die meisten machen es, weil sie finden, dass es zu unserem Job dazu gehört.

  • Man hat ja auch keinen DaZ, Förderunterricht, Sportförder, Stunden für Inklusion etc., weil sie Jahr für Jahr zu Vertretungszwecken gestrichen werden, um den Pflichtunterricht besetzen zu können.

    Wenn man nicht genug Personal hat, müssen Klassen zu Hause bleiben.


    Fahren also 2 Lehrkräfte auf Klassenfahrt, bleibt mindestens eine andere Klasse zeitgleich zu Hause, damit für den Rest der Unterricht bzw. die Betreuung gewährleistet werden kann?

    Dann habt ihr aber auch eine besondere Situation. Momentan ist bei uns auch eng. Aber die Jahre vorher hatten die Schulen bei uns im Landkreis immer eine gute Versorgung.

  • ... erst recht jetzt danach ist die Vorstellung, während der Klassenfahrt meine Periode zu haben, tatsächlich beängstigend.

    Stimmt, das dürfte auch auf einige Schülerinnen zutreffen.


    Wenn alle Zehnten nach Berlin fahren würden, um sich mit der Deutsch-Deutschen Geschichte zu befassen und vielleicht noch eine LK-Fahrt in ein Nachbarland mit Programm, dieses auch kennenzulernen o. ä. scheint mir ein Sinn dahinter zu sein.


    Mit meiner Klientel sind Klassenfahrten erweiterte Erziehungsaufenthalte und ich hab keine Lust drauf. Ich mache, wenn ich muss, aber unsere SuS sind oft heillos überfordert damit, auch noch nachts und bei Ausflügen mit ihren Mitschülern und Autoritäten klarzukommen und mit Jugendlichen anderen Geschlechts auf Discos im Kiez Soundsosee. Eins meiner Kinder hatte Lust auf Klassenfahrt, das andere hat sich immer gedrückt.


    Ich weiß aber, dass viele Kolleginnen das freiwillig machen und sicher fahren auch viele SuS gern. Aber ob es sinnvoll ist, frage ich mich nach wie vor. Es ist m.E. schlicht eine nichthinterfragte Tradition, bei der Lehrkräfte (edit: vor allem die mit Kindern) gekniffen sind.

Werbung