"Wozu brauche ich das später?"

    • Offizieller Beitrag

    Texaner? Wo ist das Problem. Probleme mit dem Flug-Fach-Englisch treten eher woanders auf. ;)


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    (Bei dem Video versagt sogar die automatische Untertitel-Erstellung. ;) )

  • Zitat

    Doch, der Zug ist bei mir defintiv abgefahren (und ehrlich gesagt, habe ich heutzutage weder Lust noch Zeit, mich mit Dingen auseinanderzusetzen, auf die ich einfach keine Lust habe ;) ).


    So geht es mir mit Fremdsprachen. Und ja, wenn man so eher die hintere Mitte (oder eher Drittel) des Lebens erreicht oder anvisiert, weiß man, was man will, und was nicht. Und manches erschließt sich einem im Leben nicht mehr, und man weiß, dass man auch DAMIT für den Rest ganz gut leben kann. Manches braucht man dann gefühlt für seinen Leben eben nicht (mehr).


    (Und jetzt muss ich googlen, was Strahlensätze in Mathematik sind/waren, damit ich das meinem Sohnemann erklären kann.)


    (Bei Fragen zu Englisch bin ich raus.)

  • Und ich hab immer gern alles gelernt und mich nie gefragt, wozu ich das brauche. Gut, manches machte mir schon mehr Spaß, aber ich fand in der Schule immer diese Vielfalt so super. Nicht nur Sprachen, nicht nur Mathematisches, nicht nur Geschichte... Das vermisse ich im Erwachsenenleben schon, diese häppchenweise angebotene Vielfalt.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich habe als Kind nicht immer alles gerne gelernt. Ich hatte klar meine favorisierten Fächer und auch die, die es nicht waren. Ich (oder wir) haben dann eben gelernt oder auch nicht (wenn man keine Lust dazu hatte), aber wir haben das nicht alles ständig in Frage gestellt. Wir haben die Inhalte halt so hingenommen. Ich glaube, das war früher einfach noch anders. Der Lehrer galt noch als Respektperson und damit auch das, was er für richtig oder wichtig hielt. Man hat das nicht ständig alles zur Diskussion gestellt.

  • Ich sage immer „Ich hab das Zeig früher lernen müssen und jetzt sind Sie halt dran.“


    Spaß beiseite. Gerade in Mathe gibt es doch eigentlich immer eine anschauliche Anwendung.


    Die Schüler müssen einfach von dem Anspruch wegkommen, dass sie die Inhalte später im Alltag brauchen… Die Kompetenzen werden sie in jedem Fall brauchen.

  • Ich sage immer „Ich hab das Zeig früher lernen müssen und jetzt sind Sie halt dran.“

    Bei mir heulen sie sich immer wieder darüber aus, wie schlimm doch die Kollegen Mathe-Pauker sind, daß sie ihnen sowas wie die P-Q-Formel zur Lösung von quadratischen Gleichungen abverlangen.


    Meine Antwort ist dann immer nur: "Ist doch ganz einfach. Halber Koeffizient des linearen Gliedes mit umgekehrtem Vorzeichen plus minus Wurzel des halben Koeffizienten zum Quadrat minus Rest. Habe ich damals in der Schule so auswendig lernen dürfen."


    Da sieht man dann richtig, wie den Schülern die Kinnlade runterfällt. :victory:

  • Meine Antwort ist dann immer nur: "Ist doch ganz einfach. Halber Koeffizient des linearen Gliedes mit umgekehrtem Vorzeichen plus minus Wurzel des halben Koeffizienten zum Quadrat minus rest. Habe ich damals in der Schule so auswendig lernen dürfen."


    Da sieht man dann richtig, wie den Schülern die Kinnlade runterfällt. :victory:

    Mir aber auch:sterne:

  • Ich denke also mit der Art von Inhalt in der Sek II erwirkt man nicht gerade die große Liebe zu Englisch, wenn man sich schwer tut in Sprachen.

    Bei mir geht das soweit, dass ich deshalb auf gar keinen Fall Sprachen unterrichten wollte. Ich mag die Themen des Lehrplans nicht, ich möchte auch nicht über Namibia und Growing Up sprechen, es interessiert mich nicht.

  • Bei mir geht das soweit, dass ich deshalb auf gar keinen Fall Sprachen unterrichten wollte. Ich mag die Themen des Lehrplans nicht, ich möchte auch nicht über Namibia und Growing Up sprechen, es interessiert mich nicht.

    Das finde ich zwar schade, denn ich selbst finde viele dieser Themen interessant (und die SuS gerade sowas wie "Growing up", UK, USA, ... nach eigenem Bekunden auch), kann dein Desinteresse aber nachvollziehbar. Genauso geht es mir eben mit Mathe und einer ganzen Reihe von Themen aus dem naturwissenschaftlichen Bereich. Hat mich nie interessiert und wird mich nie interessieren...

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Könnte es sein, dass man immer das "nicht braucht", was einem nicht liegt? Bei meinem Sohn war das die Rolle vorwärts.


    Wozu braucht man eine Steuererklärung?

  • Ich versuche den Blick der SuS für folgendes zu schärfen:


    Was sagt ein Abitur eigentlich aus?

    Ein bisschen Allgemeinbildung, na klar, aber durch die Wahlmöglichkeiten und das föderale System ist die Schnittmenge an Standards für alle Abiturienten relativ klein. Das Abitur ist also vorrangig kein Nachweis einer bestimmten Mindest-Kompetenz, wie ein genormtes Sprachzertifikat oder ein Führerschein.

    Viel mehr bedeutet ein Abitur allerdings, sich mindestens 12 Jahre ca. 8 Stunden pro Werktag mit etwas beschäftigen zu können, was einen in den meisten Fällen nicht interessiert und dabei die absoluten Mindestanforderungen zu erfüllen.

    Schule bereitet einen aufs Arbeitsleben vor, da wird man auch nicht immer intrinsisch motiviert sein. Selbst wenn man den perfekten Beruf ergreift, gibt es ätzende Phasen und langweiliges Tagesgeschäft. Irgendwie muss man seine Familie halt am Kacken halten. Spaß und Freizeit sind in den anderen 16 Stunden am Tag.


    Wer das kapiert, Schule als "Arbeit" begreift, die eben gemacht werden muss, um später ein funktionierender Teil der Gesellschaft zu sein, dem fällt eine riesen Last von der Schulter. Man macht nichts falsch, wenn es mal anstrengend ist, oder wenn man mal keinen Bock hat. Es ist ganz normal, dass sich das nicht immer toll anfühlt. Wer seine Zeit in der Schule jedoch effizient nutzt, aufpasst und mitdenkt, kommt mit deutlich weniger als 8 Stunden täglich aus, umso mehr Zeit für die individuelle Lebensgestaltung bleibt übrig.


    Wer das nicht aushält? Kein Problem! Schätze ich als Menschen noch ganz genauso, aber bestimmte Türen bleiben dann im weiteren Leben halt versperrt. Das ist keine Strafe, sondern eine Konsequenz.


    Schulpflicht hin oder her, you are free to leave!

  • Ich unterrichte das Fach, das 90 % unserer Jugendlichen nach bestandener Matura wirklich für absolut gar nichts mehr brauchen. Das sage ich ihnen auch genau so. Lernen oder bleiben lassen - your choice. Am Gymnasium haben zumindest bei uns die meisten ja noch so ne Art Ehrgefühl und wollen dann doch keine schlechten Noten. Und ein paar Themen finden sie dann meist ja noch interessant. Manche aber auch nicht und dann tun und können sie halt auch nichts. Mei, damit muss ich leben.

  • Ich erkläre meinen Schülern, dass das Abitur die allgemeine Hochschulreife ist. Sie können damit also jedes Fach studieren, das sie möchten. Entsprechend breit müssen die Grundlagen sein.

    Im Alltag brauchen viele Gymnasialschüler die gelehrten Inhalte sicher nicht. Aber wir bilden ja nicht für den Alltag aus, sondern für das Studium und den entsprechenden Beruf. Ich hatte mich im Biologiestudium durch die gefürchtete Matheklausur im ersten Semester letztlich auch nur mit meinen Schulkenntnisse aus der Mathematik gerettet. Als ich mich für das Biostudium entschied, wäre ich nicht auf den Gedanken gekommen, einen Schein in Mathematik machen zu müssen. Oder die Kenntnisse in Mathematik und Statistik als Grundlage für ein Psychologiestudium.


    Sarek

  • Das ging mir bei Studiumsbeginn ähnlich, gerade auch mit den Mathe- und Statistikvorlesungen. Und zugegebenermaßen war mein Erststudium ein Wirtschaftsstudium, wo das nun doch naheliegend ist (so im Nachhinein betrachtet :victory: ). Ich hatte einst im Fachabi BWL und VWL. Einen mathematischen Bezug hatten wir dort aber nie (so weit ich mich erinnere, haben wir immer nur Themen aus dem Marketing behandelt, wie Werbung u.ä.), und es wurde auch nie erwähnt, dass das mit Mathe zu tun hätte. Unser VWL-Lehrer hat uns von seinen Indienreisen erzählt (was durchaus spannend war). Wir sind da recht unbedarft in die Studienwelt entlassen worden. Und in der Vor-Internet-Zeit konnte man so etwas auch nicht einfach googeln. Da bekam man von der Arbeitsagentur/Berufsberatung/Studienberatung eine dünne allgemeine Broschüre zu den Studienmöglichkeiten an einer bestimmten Uni, und das war es.

  • Ja, schade. Unsere Jugendlichen haben verpflichtende Studieninformationstage. Da sind Vertreter der beliebtesten Studiengänge vor Ort an der Schule und informieren, beantworten Fragen. Unsere Jugendlichen wissen alle, dass man Mathe für Psychologie und Biologie braucht. Es kommt trotzdem hin und wieder einer mit einer 3 in Mathe auf die Idee sowas zu studieren. In der Regel geht es schief. Die Note ist schon ein sehr guter Prädiktor.


    Ich wusste aber auch vor 22 Jahren schon, dass ich Mathe für Chemie brauche. Stand in der Broschüre zum Studiengang drin. Da hatte ich allerdings den Mathe LK eh schon gewählt. Der war denn auch das Nützlichste überhaupt fürs Studium. Chemie hatte ich an der Schule nicht viel gelernt.

  • Da bekam man von der Arbeitsagentur/Berufsberatung/Studienberatung eine dünne allgemeine Broschüre zu den Studienmöglichkeiten an einer bestimmten Uni, und das war es.

    Blätter zur Berufskunde, habe ich mir auch damals bestellt.


    Aber heute kann man sich wirklich wesentlich besser informieren.


    Vielleicht hat es aber auch einen anderen Hintergrund: Bei uns fragen nun schon die Eltern der Erstklässler nach 2 Wochen Schule, ob das Kind etwas anderes lernen könnte, das was in der Schule dran ist, wäre nicht so passend.

  • Mir wurde vor 35 Jahren gesagt, wenn ich Chemie studieren möchte (ich wollte ursprünglich auf Diplom), dann solle ich Mathe und Physik-LK wählen (Chemie reicht GK).


    Es liegt an der Schule und ob ich mich beraten lasse und zuhöre. Allerdings haben meine geisteswissentschaftlichen Kollegen Sorge, wenn ich Empfehlungen ausspreche (wir sollen die Schüler nach ihren jetzigen Interessen wählen lassen). Eine Empfehlung für Chemie für Schüler, die Medizin studieren wollen, wird nicht gerne gesehen.

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  • Wozu auch. Das lernen die dann schon an der Uni. Ich rate am Orientierungsabend explizit davon ab, Schwerpunktfach Chemie und Biologie zu wählen wenn es *nur* um den Studienwunsch Medizin geht. Medizin ist keine Naturwissenschaft. Wer B wählt, muss sich schon für Naturwissenschaften interessieren, sonst hat er sehr gelitten. Medizin kann man auch mit Schwerpunkt Spanisch studieren. Das eine Semester Chemie geht schon irgendwie vorbei.

  • Ich habe sehr viele Rückmeldungen erhalten, die einen haben sich bedankt, dass sie dank meines LKs sehr gut durch die ersten Jahre in Medizin kamen, die anderen haben bereut, nicht Chemie gewählt zu haben (eine sehr gute Schülerin hat daher ihrem jüngeren Bruder empfohlen, unbedingt trotz Numerus Clausus Chemie zu wählen (er war in Französisch besser wie er mir erklärte).


    Mir war das früher auch nicht klar, aber bei so vielen gleich lautenden Rückmeldungen von verschiedener Seite in den letzten 10 Jahren scheint etwas dran zu sein. (Und zwei Schüler haben getrennt voneinander mich extra aufgesucht, um sich zu bedanken, bei den anderen waren es Geschwister oder die Mutter).

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