Akutes auffälliges Fehlverhalten von SuS - Ursachen und Maßnahmen?

  • Hallo,


    in unserer Regionalen Schule erleben wir es eigentlich täglich, dass einzelne SuS in irgend einer Art und Weise in ihrem Verhalten (plötzlich) sehr auffällig werden und teilweise regelrecht austicken. Nun sind in einigen Fällen gewisse Ursachen bekannt, z.B. haben einige SuS ESE (bzw. ein Defizit darin). Gerade aus ESE werde ich persönlich nicht so ganz schlau, was das nun genau ist, woher das kommt und auch, wie es sich "nach Lehrbuch" äußert (erlebt man zwar oft im Alltag, fällt aber auch immer sehr unterschiedlich aus). Andere SuS werden extrem auffällig und haben aber nichts, was irgendwie diagnostiziert ist. Letzteres ist sehr häufig, weil sich z.B. die Eltern sperren, oder auch die Formalitäten derart schleichend abgewickelt werden, dass Monate oder gar ganze Schuljahre ins Land gehen, ohne, das etwas passiert und entschieden wird. Den SuS hat man aber Tag für Tag, Woche für Woche im Unterricht sitzen...


    Ich würde ganz gerne mal ein paar Fakten und auch Erfahrungswerte sammeln. Mir persönlich geht es so, dass dieses ganze Thema (nicht nur ESE) oft irgendwie etwas nebulös ist. Ich habe oft das Gefühl, dass ich nicht weiß, was da gerade wieder genau das Problem beim jeweiligen SuS ist. Dann reagiert man, und manchmal geht das dann "nach hinten los" und der SuS tickt aus. Womit niemandem geholfen ist :-/


    Bewusst habe ich den Beitrag jetzt nicht unter "Inklusion" eingestellt. Dort müsste er vielleicht hingehören. Aber die Realität an den Schulen sieht ja oft ganz anders aus. Das beginnt damit, dass viele SuS gar nicht diagnostiziert sind. Von Betreuern ganz zu schweigen. Die Klassen sind oft viel zu groß, die Räume gleichzeitig zu klein (SuS allein setzen oft nicht möglich), es gibt keine oder vielleicht leider nur sehr schlecht arbeitende Sozialarbeiter, keine Trainingsräume o.ä. Oft wohl leider auch wenig Teamarbeit zwischen Kollegen, weil dies an der Schule nicht so "üblich" ist, oder eine zu "weiche" SL, die nicht hinter einem steht bzw. Dinge eher im Sande verlaufen lässt (um nicht zu sagen, unter den Teppich kehrt). Mit anderen Worten: Man muss als Lehrer eigentlich täglich allein mit diesen ganzen Schwierigkeiten klar kommen.

  • Naja grundsätzlich hast du ja die zwei ESE-Ausrichtungen:

    1. die nach außen gerichtete ESE, an die bei ESE immer alle zuerst denken, weil die Kinder durch Störungen und deviantes Verhalten gegenüber anderen auffallen
    2. die nach innen gerichtete ESE. Die Schüler, die das gegen sich selbst richten, oft in der Interaktion sehr zurückgenommen sind.

    Meine Erfahrung ist, dass es da generell keine Standard-Rezepte gibt, sondern ich immer einen individuellen Umgang finden muss.

    Allerdings sind die Grundlagen immer:

    • Wertschätzung,
    • Beziehung
    • Verlässlichkeit (im Sinne von klaren Erwartungen/Absprachen).

    Also eigentlich wie bei jedem Schüler...


    Ob jetzt jemand die Diagnose hat oder nicht, macht in meiner Schulrealität leider quasi keinen Unterschied. Meine super Sonderpädagogik-Kollegen unterstützen und beraten, wo sie können, egal ob der Förderschwerpunkt diagnostiziert ist oder nicht, aber die Ressourcen sind einfach viel zu wenige.

  • Ich würde gerne noch ergänzen, die "Störung" eher im Sytstem zu sehen als im Kind. Das hilft oft in brenzligen Situationen, in denen man als Lehrperson kühlen Kopf bewahren muss. Es gibt gute Ansätze, wie zum Beispiel Haim Omer mit der Neuen Autorität. Da geht es viel um die eigene Haltung gegenüber den auffälligen Kindern, aber auch um Maßnahmen!

    Ein Patentrezept oder ein Fall wie aus dem Lehrbuch mit Strategie A, B oder C gibt es hier nicht...

    Am Schluss läuft alles über Beziehung, dass die SuS merken, dass sich jemand ehrlich interessiert und für sie einsetzt und nicht immer gleich Strafen verteilt!

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