Vermögensbildung anhand von...?

  • Allein schon, wenn ich von meinen Azubis höre, daß der Bank-Verkäufer argumentiert: "Das, was sie jetzt an Miete zahlen, können sie in Zukunft ja 1:1 für den Baukredit aufbringen", läßt mich erschaudern. Bei dem Eigenheim muß man selber die Reparaturen (also die Handwerkerrechnungen) bezahlen, als Mieter ist das mit der Miete abgegolten.

    Schon, nur dass die Immobilienbesitzenden irgendwann Eigentum haben, die Mietenden nicht. Vor allem der nächsten Generation kommt das Eigentum zugute. Da sieht man aktuell auch besonders deutlich die Unterschiede zwischen West und Ost, wer erben wird oder nicht und entsprechend weitervererben wird.

  • Schon, nur dass die Immobilienbesitzenden irgendwann Eigentum haben, die Mietenden nicht. Vor allem der nächsten Generation kommt das Eigentum zugute. Da sieht man aktuell auch besonders deutlich die Unterschiede zwischen West und Ost, wer erben wird oder nicht und entsprechend weitervererben wird.

    Ich denke, diesen Vergleich muss man noch weiter denken:

    Mieten haben nicht ansatzweise so stark angezogen, wie Kaufpreise. Deshalb muss ich doch folgende zwei Situationen vergleichen:


    1. Ich kaufe eine Immobilie, zahle Kaufpreis, Erwerbskosten (schlimmstenfalls mit Makler), Zinsen auf eine Laufzeit von vielleicht 30 Jahren, Reparaturen und Renovierungen und zum Renteneintritt gehört mir ein Objekt mit dem Wert X (das dann hoffentlich keinen Renovierungsstau, keine Verschlechterung der Nachbarschaft etc. erlitten hat)


    2. Ich zahle 30 Jahre lang Miete, lege den Betrag, den ich als Eigenkapital eingebracht hätte zusammen mit der Differenz zwischen Miete und o.g. monatlicher Rate sowie dem Geld, welches ich für Renovierungen ausgeben müsste, breit gestreut an. Dann habe ich zum Renteneintritt zwar keine Immobilie mit dem Wert X, vielleicht aber in Summe ein deutlich höheres Vermögen und in den letzten 30 Jahren kein Klumpenrisiko, sondern Kapital, auf das ich notfalls schnell und auch stückweise zurückgreifen kann.

  • Das funktioniert in der Theorie möglicherweise sehr gut, hängt in der Praxis aber noch an vielen anderen, größtenteils nicht-monetären Faktoren, die zumindest für denjenigen wichtig sind, der die eigene Immobilie nicht nur unter monetären Gesichtspunkten betrachtet, sondern auch nach eigenen Vorstellungen leben möchte. Ein bekloppter Vermieter kann da durchaus sehr im Wege stehen... Dass der Immobilienerwerb momentan schwierig ist und sehr, sehr gut überlegt sein will, steht natürlich außer Frage.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Schon, nur dass die Immobilienbesitzenden irgendwann Eigentum haben, die Mietenden nicht.

    Bei deinem Tod nimmst du das Eigentum aber auch nicht mit. Ok, mir ist auch Eigentum lieber, weil ich dann freier entscheiden kann. Das Thema fossi74 "bekloppter Vermieter" habe ich in meiner Studentenzeit zur Genüge erlebt. Der Vermieter unserer WG-Bude war ein insolventer Immobilienfond der Volksbank, dessen Zwangsverwalter, eine Anwaltskanzlei aus Nürnberg, für die Bude in Paderborn einen Hausmeisterdienst eingesetzt hatte. Die Miete haben wir immer an die nürnberger Adresse überwiesen. Die Mieter über uns hatten einen defekten Wasserablauf in der Dusche, so daß das Wasser nicht im Abflußrohr verschwand sondern unter den Estrich lief. Ergebnis davon: Bei uns schimmelte alles fröhlich. Sogar der Portwein in den verschlossenen Flaschen war am Schimmeln. :staun:

    Bis der Schaden reapriert wurde, dauerte es ein knappes Jahr, weil sich bei dieser ganzen Vermieter-Konstruktion niemand zuständig fühlte und wahrscheinlich auch niemand eine Gebäudeversicherung für die Hütte hatte.

    • Offizieller Beitrag

    Interessant zu sehen, was Ihr so alles macht. Wir zahlen unsere Hütte ab und leisten uns den Luxus von viel Zeit für unsere drei Kinder.

    Daneben investieren wir sehr viel in unsere Altersvorsorge - ich habe noch eine private Rentenversicherung, die vor 2004 abgeschlossen wurde. Da wird ganz gut was bei herumkommen, so dass das mit der Pension und einer abbezahlten Hütte reichen sollte.

  • ich habe noch eine private Rentenversicherung, die vor 2004 abgeschlossen wurde

    Sowas habe ich nicht. Außerdem zahlt man inzw. ja sogar als Privatperson ab 10.000€ Guthaben auf dem Girokonto Strafzinsen, so daß man auch das Geld für größere Anschaffungen (z.B. ein Auto) zwischenzeitlich irgendwo parken muß. Da fängt man dann an sich mit solchen Themen wie ETFs etc. zu beschäftigen.

    • Offizieller Beitrag

    plattyplus

    Da ich das Geld ja nicht frei verfügbar auf dem Girokonto habe sondern eine monatliche Rate abdrücke, mit der ich in den Vertrag einzahle, sehe ich hier das Problem nicht. Ja, man muss Geld für größere Anschaffungen parken, aber Strafzinsen bei 10.000€ Euro habe ich bei meinem Konto nicht - zur Not teilt man es eben auf mehrere Konten bei zwei oder mehr Instituten auf. (Und komm mir jetzt nicht mit Kontoführungsgebühren...

  • Der Kommer (ich glaube wenigstens, dass der das war) hat in seinem Buch über "Kaufen oder Mieten" (oder so ähnlich) eigentlich sehr nachvollziehbar vorgerechnet, dass in den allermeisten Situationen der Mieter finanziell mit Renteneintritt besser dasteht als der Besitzer eines Hauses.


    Der Grund, ein Haus besitzen zu wollen, war von uns auch keine finanzielle, sondern eine rein emotionale Entscheidung, also ein Argument pro Kauf, das letztendlich nicht finanziell darstellbar ist.

  • Da ich das Geld ja nicht frei verfügbar auf dem Girokonto habe sondern eine monatliche Rate abdrücke, mit der ich in den Vertrag einzahle, sehe ich hier das Problem nicht.

    Ok, so verplanen kann und will ich mein Gehalt nicht. Da brauche ich mehr Flexibilität. Zum Beispiel habe ich es mir angewöhnt Autos neu zu kaufen und dann zu fahren bis sie mechanisch platt sind und der TÜV oder die Werkstatt uns scheidet, weil ich dem KFZ-Handel nicht über den Weg traue. Ich mache es also nicht wie meine Kollegen, die Fahrzeuge leasen oder jetzt schon wissen, daß sie die Fahrzeuge nach 3 Jahren wieder verkaufen. Da brauche ich dann natürlich an dem Tag, an dem die Botschaft aus der Werkstatt lautet: "Wirtschaftlicher Totalschaden" spontan 30-40k€ für ein neues Fahrzeug.


    Bisher habe ich noch kein Fahrzeug mit weniger als 500.000km auf der Uhr weggegeben. :cash:

  • Ja, ich habe hinterm Lenkrad schon über 1 Mio km abgespult. Meine Jahresfahrleistung liegt immer so bei 50-60tkm. :pfeifen:


    Wenn ein neues Fahrzeug her muß, gehe ich immer zur freien Werkstatt meines Vertrauens und frage: "Was könnt ihr reparieren, also mit welchen Fahrzeugen kennt ihr euch gut aus und wofür habt ihr das Spezialwerkzeug? Ihr kennt meine Anforderung (Autobahn Langstrecke). Was taugt dafür?"


    Und dann wird gekauft, was die Werkstatt mir empfiehlt.

  • Schon, nur dass die Immobilienbesitzenden irgendwann Eigentum haben, die Mietenden nicht.

    Wobei da der entscheidende Punkt ist, dass der Immobilienbesitz dich durch die Tilgungsrate der Baukredite zum Vermögenaufbau zwingt. Da kommt man nicht so schnell heraus und kann den "Spar-Anteil" nicht unbemerkt kurzfristig verkonsumieren.

    Man kann auch als Mieter ein ähnliches Vermögensaufbaumodell realisieren, muss nur sehr viel diziplinierter einen Teil seines Geldes anlegen, da die meisten Anlageformen wesentlich flexibler sind als Immobilien.

  • Ist schon interessant, dass heute zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder Kollegen, Schüler, Freunde über Aktienanlagen reden.


    Ob das die Vorboten der Milchmädchen-Hausse frei nach Kostolany sind?


    Bin seit 25; Jahren kontinuierlich investiert und mich erinnert die Situation an 2000, als die Professoren in der Mensa über Aktienanlagen sprachen.

  • fachinformatiker

    Das mag so sein. Ich sehe im Gegensatz zu damals aber den Unterschied, daß damals die Gier viele Menschen in die Aktien getrieben hat, während es heute darum geht eine Anlageform zu finden, um angesparte Werte überhaupt erhalten zu können. Das sind die Folgen der Null-Zins-Politik der EZB, die Staaten werden entlastet und die Kleinanleger durch die Hintertür enteignet.

  • Für mich war der Grund definitiv, dass ich es satt hatte, unser Geld auf dem Girokonto vergammeln zu sehen. Selbst Tagesgeldkonten sind größtenteils für den Eimer. Ich hatte vorher schon immer Mal mit dem Gedanken gespielt, den letztendlich notwendigen Tritt in den Hintern aber nie bekommen, um endlich anzufangen.


    fachinformatiker Wir haben es definitiv so gemacht, dass wir uns bei einem Totalverlust zwar gewaltig ärgern würden, aber nicht komplett ohne Perspektive dastünden. Ich gebe dir aber definitiv Recht: Vieles ist für Neueinsteiger auf der einen Seite sehr undurchsichtig und wenig nachvollziehbar, auf der anderen Seite ist der reine Zugang zum Börsenhandel mittlerweile so niedrigschwellig angelegt, dass wirklich jeder einfach mal gerade so eben schnell ein wenig rumprobieren kann. Das ist schon eine ziemlich riskante Mischung.

  • Ob das die Vorboten der Milchmädchen-Hausse frei nach Kostolany sind?

    Ich sehe die Milchmädchen-Hausse eher im Bereich der Krypo-Währungen, insb. bei Bitcoin. Wenn die Kurse dieser einzelnen Währung in der Tagesschau laufen, läuft was schief.


    Dieses Investment vergleiche ich mit der Telekom-Aktie, die damals als Volksaktie von Manfred Krug im Fernsehen beworben wurde.

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