Lehramt an Berufskollegs studieren oder doch Geisteswissenschaften?

  • Ehm, nein auch Erwachsene sind im Prinzip wie Kinder (bin ich selbst auch gerne). Viele Dinge funktionieren hier zwar besser, aber faul sind die Menschen von Natur aus von Geburt bis zum Ende. Sicher kann man sich drauf berufen, aber das bringt nicht immer was ;)

    Ist mir durchaus klar, dennoch ist es etwas anderes z.B. an der Uni mit faulen Studierenden zu arbeiten, als mit einem Klassenzimmer voller Pubertiere die noch schulpflichtig sind. Der erste Trupp sitzt zumindest halbwegs freiwillig im Raum, was bei einigen die Arbeitsbereitschaft erhöht, andere wissen zumindest, warum sie sich das halt antun müssen und die, die partout nicht wollen würden sind im Zweifelsfall halt nach dem Grundstudium raus. Wie bereits von mir geschrieben darf man das auch im Umgang mit Erwachsenen durchaus auch anders angehen und betrachten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ist mir durchaus klar, dennoch ist es etwas anderes z.B. an der Uni mit faulen Studierenden zu arbeiten, als mit einem Klassenzimmer voller Pubertiere die noch schulpflichtig sind. Der erste Trupp sitzt zumindest halbwegs freiwillig im Raum, was bei einigen die Arbeitsbereitschaft erhöht, andere wissen zumindest, warum sie sich das halt antun müssen und die, die partout nicht wollen würden sind im Zweifelsfall halt nach dem Grundstudium raus. Wie bereits von mir geschrieben darf man das auch im Umgang mit Erwachsenen durchaus auch anders angehen und betrachten.

    Ja durchaus, aber ganz raus aus der Nummer Erziehung ist man doch nicht. Leider fruchten hier die Versuche nicht mehr wirklich und es ist unschön, manchen beim Scheitern zuzusehen. Egal in welcher Altersklasse, man kann nicht jeden retten (für manche ist ein Scheitern auch wichtig für die Entwicklung).


    Ich habe nur sehr wenig Erfahrung mit schulpflichtigen Lernenden.

  • Ja, eben, als Schüler ... Ich bin keine Schülerin meiner Schule, sondern Lehrkraft. Das ist mein Arbeitsplatz, der sich natürlich genau so auch anfühlt. Meine SuS lernen in meinem Unterricht "Dinge" (Fachwissen, Verhaltensweisen, Vorgehensweisen, Fähigkeiten, Haltungen, ...) die sie im späteren Leben beherrschen müssen. Für sie ist das ein Lern- und damit in gewisser Weise Schutzraum, für mich nicht.


    [...]

    Hintern hochbekommen hilft dabei übrigens, also nicht über das eigene angeblich "krasse Niveau" nach Studienende fabulieren, sondern erstmal selbst die Basics leisten lernen: Studienordnung gründlich lesen, erforderliche Anrufe tätigen bei Schulen wegen Praktika oder auch den Hochschulen, um herauszufinden, wie du die fehlende Berufspraxis nachweisen kannst und was dir anerkannt werden könnte.

    Danke für Deinen Einblick.


    Ich hoffe, ich habe in der Kürze auch kein ganz schiefes Bild von mir abgegeben. Modulhandbücher habe ich schon einige durchüberlegt oder Anrufe bei verschiedenen Stellen gemacht wegen dem Berufspraktika. Ich gehöre jetzt auch nicht zu denen, die einen Flyler lesen und sich dann gleichfür etwas einschreiben. Ein Praktikum bei meinem alten Berufsschulzentrum sei z.B. "organisatorisch nicht möglich" gewesen, da es sowas nur für Referendare gäbe. Und mit "krassem Niveau" meinte ich, wie es so ist, wenn man als Lehrkraft die Fächer die man studiert hat für die Schüler aufarbeitet/runterbricht. Die Antwort von chilipaprika fand ich da sehr hilfreich.


    Mir ging es eher darum zu erfahren, ob sich die Infos die ich eingeholt habe, die ja eher negative Befürchtungen sind, sich mit dem Lehreralltag wirklich decken.

  • Daher habe ich jetzt überlegt, doch meinen Herz zu folgen und meinen Stärken nachzugehen z.B. Philosophie/Geschichte zu studieren. Dass dort Jobs nicht vom Himmel fallen ist mir bewusst, dass bei Zuwendung zum Studium/Praktika auch attraktive Jobs dabei sind glaube ich aber auch.

    Als gut gemeinter Rat:


    Lass es sein!


    Gute Jobs gibt es dort fast gar nicht. Dafür bracht man Vitamin-B; ganz, ganz viel Glück; oder muss zur absoluten Elite gehören.


    Wenn du dir jetzt schon 100%ig sicher wärst, dass du auf jeden Fall darin deinen Doktor machen wirst und eine universitäre Karriere anstrebst, sprich dir extrem den Arsch dafür aufreißen wirst und auch über das in der Uni Behandelte hinaus großes Interesse an dem Fach haben wirst, du also wirklich für das Fach leben und in der Forschung aufgehen wirst, dann kann man das natürlich machen.

    Aber ich lese bei dir eher: Darin war ich immer ganz gut, das finde ich ganz interessant.

  • Wem das große Latinum schon zu viel Anspruch darstellt wird womöglich eine Promotion als persönliche Zumutung empfinden, von den Jahren Arbeit für eine Habilitation oder die nächste befristete Stelle im Wissenschaftszirkus ganz zu schweigen. :stumm:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    • Offizieller Beitrag

    weil das Interesse an solchen Themen vielleicht postpubertär entsteht, weil man sich vielleicht noch mehr für die 2. moderne Fremdsprache begeistern ließ, weil die Schule vielleicht keine 3. Fremdsprache anbietet (also als das Interesse da war, oder für eine weitere Sprache),...
    Und man kann sich auch für Geschichte der Aufklärung bis heute begeistern, das Mittelalter total cool finden, ohne sich für Latein zu interessieren und erst danach begreifen, dass man bestimmte (soviele) Abschnitte der Geschichte unserer westlichen Welt nicht verstehen kann, ohne Grundlagen in der Antike und in der lateinischen Sprache zu haben.

    Ich bin - aus 1000 Gründen - sooo froh, dass Latein in meinem Bildungswesen nur eine "zusätzliche" Sprache ist und nie an der Stelle einer modernen Sprache gelernt werden kann. Meine Eltern hätten mir nie erlaubt, Englisch durch Latein zu ersetzen (habe ich erst zum Abi machen dürfen :D ), und Latein fanden sie total doof und erst interessant, als der Klassenlehrer ihnen gesagt hat, dass es ein Angebot für gute Schüler*innen ist und sie dann dachten "ach so, dann soll sie ihren Spass haben".
    Die 2. Fremdsprache wird nunmal oft noch von "kindischen" Gründen mitbestimmt (Freund+innen, Elternwunsch)

  • Wo ich mich ja immer schon frage, wenn Interesse an Geschichte, Philosophie besteht, warum hat man Latein (und ggf. Griechisch) nicht schon in der Schule gewählt?

    Griechisch gibt es heutzutage kaum noch, Latinum hat der TE vielleicht ja, nur das große Latinum nicht.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mich würde in diesem Zusammenhang mal interessieren, wie viele Islamwissenschaftler Arabisch können. Ist das eine Voraussetzung für das Studium, kennt sich da jemand aus?


    Das würde ich aus meiner Außensicht zumindest als essentieller ansehen, als dass man das große Latinum für das Geschichte-Studium hat.

  • Mich würde in diesem Zusammenhang mal interessieren, wie viele Islamwissenschaftler Arabisch können. Ist das eine Voraussetzung für das Studium, kennt sich da jemand aus?

    Mein erster Google-Treffer führte mich zur Uni Heidelberg:

    Zitat

    Der Bachelorstudiengang [Islamwissenschaft] setzt sich zu etwa gleichen Teilen aus sprachlichen und thematischen Studienleistungen zusammen. Im sprachlichen Studienbereich werden zwei nahöstliche Quellensprachen erlernt. Die erste erlernte Sprache muss entweder Arabisch oder Türkisch sein, als zweite Sprache kann Türkisch, Arabisch oder Persisch gewählt werden. Zur ersten Sprache gehört eine Einführung in das klassische Arabische oder das Osmanische.

    Islamwissenschaft – Bachelor 50% – Universität Heidelberg (uni-heidelberg.de)


    Also keine Voraussetzung, sondern Bestandteil des Studiums.

    So wie es ja bei verschiedenen Philologien (Japanologie, Sinologie, Skandinavistik, ... alles abseits der klassischen Schulfremdsprachen) auch der Fall ist.

  • Danke für die Auskunft.


    Aber man muss es nicht vorher können bzw. da gibt es hier keine Qualifikation ähnlich des Latinums oder der Einteilung nach Sprachniveau mit den Buchstaben, schäz ich. Da stellt sich dann evtl. schon die Frage, ob man eine so komplizierte Sprache in 3-5 Jahren ausreichend gut lernen kann, um den Koran etc. lesen/interpretieren zu können.


    Plattenspieler


    Laut dieser Beschreibung kann man sich also vor Arabisch ganz drücken, wobei ich nichts über die Persisch weiß.

    • Offizieller Beitrag

    Da stellt sich dann evtl. schon die Frage, ob man eine so komplizierte Sprache in 3-5 Jahren ausreichend gut lernen kann, um den Koran etc. lesen/interpretieren zu können.

    Da stellt sich dann evtl. schon die Frage, ob man so komplizierte Sprachen wie Latein, Altgriechisch (Übersetzungen, Sekundärliteratur), umgangssprachliches Altgriechisch, Hebraisch oder Aramäisch in 3-5 Jahren ausreichend gut lernen kann, um die Bibel etc. lesen /interpretieren zu können.

  • Wo ich mich ja immer schon frage, wenn Interesse an Geschichte, Philosophie besteht, warum hat man Latein (und ggf. Griechisch) nicht schon in der Schule gewählt?

    Liegt vllt. daran, dass der/die TE am Wirtschaftsgymnasium Abi gemacht hat? Oder kann man da in BW Latein wählen? Bei uns nicht, denn die allermeisten unserer SuS am BG kommen von der Realschule (wo sie höchstens Französisch als zweite Fremdsprache hatten) und können an meiner Schule nur Spanisch als zweite/neue Fremdsprache wählen. Ich wüsste von keinem BG in NDS, wo Latein angeboten wird.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Da stellt sich dann evtl. schon die Frage, ob man so komplizierte Sprachen wie Latein, Altgriechisch (Übersetzungen, Sekundärliteratur), umgangssprachliches Altgriechisch, Hebraisch oder Aramäisch in 3-5 Jahren ausreichend gut lernen kann, um die Bibel etc. lesen /interpretieren zu können.

    Hier ist eben der Unterschied, dass das Erlernen der Sprachen kein Teil des Studiums ist, sondern dass Latinum, Graecum und Hebraicum Studienvoraussetzungen sind.

  • Wo ich mich ja immer schon frage, wenn Interesse an Geschichte, Philosophie besteht, warum hat man Latein (und ggf. Griechisch) nicht schon in der Schule gewählt?

    Ich habe Latein in der 6. Klasse gewählt, Unterricht von 7.-11. Klasse.
    Glaubst du in der 6. Klasse überblickt man die Zusammenhänge zwischen den Fächern? Also ich bestimmt nicht.


    Habe Latein gewählt, weil der Unterricht auf Deutsch war und ich dachte so eine Chance zu haben. (Hat auch fürs Latinum gereicht, welches ich nie wieder brauchte, um das ich aber von den Romanisten beneidet wurde).

  • Ich hatte Latein auch ab der siebten Klasse, habe es unter anderem gewählt, weil mich antike Geschichte und Literatur interessierten (und weil damals nur bei dieser Fächerwahl die Möglichkeit bestand, den sprachlichen Zug mit drei Fremdsprachen zu wählen). Hatte es dann aber bis zum Abitur.

  • Ich habe Latein in der 6. Klasse gewählt, Unterricht von 7.-11. Klasse.
    Glaubst du in der 6. Klasse überblickt man die Zusammenhänge zwischen den Fächern? Also ich bestimmt nicht.


    Habe Latein gewählt, weil der Unterricht auf Deutsch war und ich dachte so eine Chance zu haben. (Hat auch fürs Latinum gereicht, welches ich nie wieder brauchte, um das ich aber von den Romanisten beneidet wurde).

    Deshalb kann man das große Latinum oder auch nur Latinum ja auch zu Studienbeginn noch nachholen, wenn noch nicht vorhanden. Wer aber ein Fach studieren möchte, bei dem der Bedarf ein (großes) Latinum zu haben schon evidenter sein könnte im Hinblick auf ein eigenständiges Quellenverständnis und dann auch noch über einen wissenschaftlicheren Berufsweg in diesem Fachbereich nachdenkt, aber dennoch diese recht einfach zu erfüllende Grundvoraussetzung nicht leisten möchte (6 Wochen Crashkurs vor Studienbeginn oder 2-Semester-Kurs, mehr braucht es nicht) darf die eigene Studien- und Berufswahl durchaus noch einmal überdenken.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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