Planstelle in Brandenburg

  • Guten Morgen zusammen,


    mir wurde nun quasi aus dem Nichts eine Planstelle im südlichen Brandenburg (im Dreiländereck Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg) angeboten. Mit meinen Fächern L und GE sehe ich hier in NRW in der nächsten Zeit einfach gar kein Land, wodurch ich mich sowieso schon in anderen Bundesländern beworben habe. Bedingt durch die Schulform würde ich dort ausschließlich Parallelkurse in der Oberstufe unterrichten, was mir sehr gut gefällt, da ich mit den älteren Schülern besser klarkomme. Das Ganze ist natürlich über 600 km von meiner Heimat weg und mir ist bewusst, dass ich dann natürlich viele Jahre lang an das Land Brandenburg gebunden sein würde. Daher wollte ich möglichst viele Infos über die Gegend, die zu erwartenden Umstände einholen, um alles etwas besser beurteilen zu können. Mich reizen einfach die aus meiner Sicht guten Rahmenbedingungen, die günstigen Mieten zusammen mit der A13-Besoldung sowie das Ländliche (ca. 10.000 Einwohner). Dadurch, dass ich zum nächsten Halbjahr anfangen könnte, habe ich nun genug Zeit, auch einmal vor Ort zu sein und mir ein Bild zu machen, was vielleicht sehr wichtig und entscheidend sein könnte.


    Trotzdem ein paar Fragen: Gibt es hier im Forum ein paar User, die entweder selbst in Brandenburg leben oder für eine Planstelle ähnlich weit umgezogen sind, gerne auch vom Westen in den Osten und ihre Erfahrungen teilen würden?


    Sollte ich mich dafür entscheiden, müsste ich mein duales Studium im Bereich Versicherungen wieder kündigen (was kein Problem ist, keine vertraglichen Hürden o.ä.). Ich merke zur Zeit einfach gerade, dass ich ein Lehrer bin und es sich einfach etwas befremdlich anfühlt.


    Viele Grüße!

  • Das klingt doch gut, wenn du Zeit hast, gucke es dir in Ruhe an. Stellen sollte es genug geben, ich habe als Grundschullehrer auch diverse Oberschulstellen, Gymnasium usw. in den letzten Wochen angeboten bekommen. Nicht alles ist lohnenswert, weil z.B. befristet usw. aber auch unbefristete sollte es geben.


    Wenn dir das zusagt, würde ich es machen, wenn dich nicht viel hält in deiner Heimat, wenn doch, würde ich darüber noch mal nachdenken.

  • ich bin vor 25 Jahren wegen einer unbefristeten Lehrerstelle 700 km vom Süden Baden-Württembergs in den Norden von NRW gezogen und habe es nie bereut. Die Erfahrungen von meiner 1. Stelle haben mich bereichert.


    Nach 6 Jahren fand ich eine Stelle in Baden-Württemberg, ein Bundeslandwechsel ist zwar nicht einfach, aber auch später möglich.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Susannea: Dann scheint in Brandenburg ja wirklich ein großer Bedarf zu bestehen. Ich habe auch ein paar befristete Angebote bekommen, aber bisher außer diesem einen keins, das mich wirklich ins Grübeln gebracht hat. Mich hält hier eigentlich meine Beziehung zu meiner Freundin. Das Problem ist aber, dass sie sehr an ihre Stadt gebunden ist und es auch offen kommuniziert hat, dass sie dort nicht weg will. Umgekehrt weiß sie aber auch, dass ich mir diesen Luxus zur Zeit einfach nicht leisten kann, es sei denn, ich ergreife einen anderen Beruf, das ist schon länger bekannt. Insofern ist die ganze Situation nicht so einfach. Zur Zeit wohne ich auch noch auf einer eigenen Etage im Elternhaus, und ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Familie, sodass ich sie in der ersten Zeit schon vermissen würde, aber ich glaube, das ist einigermaßen normal und legt sich irgendwann. Man langweilt sich ja nicht, sondern ist zum Arbeiten da. Weniger Zeit zum Grübeln.


    Kris24 Das freut mich sehr für dich, dass du dort so gute Erfahrungen sammeln konntest. War es für dich denn immer klar, dass du zurück nach B-W wolltest? Darf ich fragen, wie du den Umzug gestemmt hast, also privat oder mit einem Umzugsunternehmen? Hattest du damals eine Partnerin oder warst du zu dem Zeitpunkt ungebunden? Und konntest du über das Bundesaustauschprogramm letztlich einen Tauschpartner finden?

  • Hmja, in der ostdeutschen Provinz kann dich schon eine erhebliche Umstellung erwarten. Das ist schon oft Schule, die anders ist, als Du sie kennst (vor allem, wenn du es mit einem älteren Kollegium zu tun hast). Ein Wechsel in die ostdeutschen Provinz mit einem älterem Kollegium ist vermutlich nur wenig vergleichbar mit innerhalb Westdeutschlands.


    Gymnasium mögen die Differenzen vielleicht nicht ganz so groß sein wie in den anderen Schulformen.

  • Der Gedanke irgendwann zurück zu gehen, war sicher immer da, aber anfangs nur theoretisch (wenn es nicht klappt, kann man ...) In den ersten drei Jahren fühlte ich mich extrem wohl. Dann hat sich einiges vor Ort geändert und meine Prioritäten verschoben sich. Z. B. wurde die mündliche Zusage vom Land nach 3 Jahren verbeamtet zu werden, landesweit nicht eingehalten (damals wurde für wenige Zeit nur angestellt, dass musste man für Mangelfächer (dazu gehörten meine) schnell wieder ändern (später für andere auch), aber erst einmal gab es das Problem, dass neueingestellte verbeamtet wurden, die von den Jahren zuvor nicht (kurz nach meinem Wechsel wurde alles wieder verbeamtet). Für mich der Vorteil, ich konnte einfach kündigen (es gab natürlich Fristen) und hier neu anfangen (da ich keine 35 Jahre alt war auch ohne große Nachteile in Baden-Württemberg). Ich habe aber mehrere Kollegen, die es in den letzten Jahren über Tauschverfahren geschafft haben (allerdings von Baden-Württemberg woandershin ist es vielleicht leichter).


    Ja, ich war ungebunden, sonst muss natürlich der Partner mitspielen. Und ich hatte beide Male ein Umzugsunternehmen (sonst nie dank Freunden), aber 700 km (bzw.1400 für meine Helfer) schafft man nicht an 2 Tagen.


    Ich wollte Lehrer werden, dass war in Baden-Württemberg damals mit Chemie mit 1,0 nicht möglich (Mathe war Ende bei spätestens 1,4, sichere Stelle mit 1,3), Ausnahme befristete Verträge (das wollte ich nicht), also war mir klar, ich gehe dahin, wo man mich will (ich hatte damals sogar mehrere Angebote in NRW). Wenn man längere Zeit wartet, wird es auch nicht besser (in Baden-Württemberg hätte ich erst ein "intensives" Einstellungsgespräch im RP haben sollen (inkl. pädagogischen und fachlichen Fragen) , weil ich länger als 5 Jahre draußen war, alle waren erleichtert, als ich sagte, dass ich die ganze Zeit in NRW unterrichtet habe, das Gespräch war dann sehr kurz, nur ein sehr nettes Vorstellen beim SL).


    Wie sehr willst du Lehrer werden? Bist du bereit, dafür neu woanders anzufangen, auf andere Menschen zuzugehen? (Als Badnerin hatte ich mit Ostwestfalen auch meine Probleme und einige amüsierende Erlebnisse.) Ist dir der Beruf wichtiger oder der Ort? Garantien gibt es nie. Aber ich sehe heute durch meine Wechsel (insgesamt 3 Schulen, Gesamtschule und Gymnasium) Vorteile im Vergleich zu Kollegen, die nie etwas anderes gesehen haben, die seit Ref immer an derselben Schule waren, nichts anderes kennen (manchmal wurde es mir an der 2. und meiner jetzigen Schule zu "eng", auf "wir haben das schon immer so gemacht", reagiere ich als alleinigen Grund allergisch).

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  • Hmja, in der ostdeutschen Provinz kann dich schon eine erhebliche Umstellung erwarten. Das ist schon oft Schule, die anders ist, als Du sie kennst (vor allem, wenn du es mit einem älteren Kollegium zu tun hast). Ein Wechsel in die ostdeutschen Provinz mit einem älterem Kollegium ist vermutlich nur wenig vergleichbar mit innerhalb Westdeutschlands.


    Gymnasium mögen die Differenzen vielleicht nicht ganz so groß sein wie in den anderen Schulformen.

    Wie geschrieben, ich kam vom Gymnasium (in Kleinstädten) und alle Angebote in NRW waren integrative Gesamtschulen in Großstädten. Ja, es war eine andere Welt.


    Mein Vorteil war, dass damals außerhalb von NRW es nirgends Stellen gab, meine Kollegen stammten aus ganz Deutschland, der andere Chemiker kam aus Sachsen, er wohnt immer noch in NRW.

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  • Kannst du dir die Schule angucken? Ich würde zumindest mit der Schulleitung telefonieren und das Bauchgefühl einschalten. Wenn man dich mit offenen Armen empfängt, probiere es.


    Regionen sind generell verschieden, Menschen auch ;), also "den Osten" gibt es so nicht. Allerdings sind die gemeinsamen Erfahrungen, Erinnerungen, die Erziehung im Osten tatsächlich fundamental andere als in westlichen Bulä. Wenn du ein selbstbewusster, humorvoller Mensch bist, probiere es, deine Erfahrungen können dich nur bereichern. Aber zeige, vor allem als Frau, keine Schwäche. Und erzähle nicht jedem sofort, wo du herkommt. Die Vorurteile können enorm sein.

  • Kris: Ja, du hast aber noch zusätzlich diese Ost-Westsachen....Sozialisation in der DDR war schon was Anderes- und nuja. dort Lehrer werden, war auch oftmals schon ein Bekenntnis...(und alle über 53-55 sind halt in der DDR sozialisiert worden).


    Sicherlich wird es in der Provinz in Brandenburg auch als 'Besonderheit' wahrgenommen werden, dass man nun als 'Wessi' in der Brandenburger Provinz als 'Besonderheit' wahrgenommen wirst, ist wahrscheinlich..


    Nee Kris, ist was Anderes als von Ba-Wü nach Ostwestfalen...


    @samu: ja, Schulleitung wird sicherlich freundlich sein, beim Telefonieren (Konventionen zählen oft auch relativ viel), sowas heißt aber nix


    Ist schwierig zu formulieren, auch weil man nix verallgemeinern kann

  • naja, ich kam mit dem Sachsen (deutlich älter, inzwischen über 70) besser klar als mit den "Nordlichtern", wir haben damals Mitte der 90er Jahre mehr Unterschiede zwischen Nord und Süd festgestellt (der Kollege aus SH fühlte sich mehr mit dem aus MV verbunden als mit uns "Südländern"). Auch mit einer Kollegin aus dem Vogtland (mein Alter Mitte 50) hatte ich nie Probleme, sie wurde sogar zur Freundin.


    Für mich war es z.B. immer selbstverständlich, auf andere zuzugehen und in einem vollen Lokal teilt man sich selbstverständlich den Tisch, wenn noch Platz ist. Ich habe viele überraschte Blicke geerntet. Manche fanden es dann gut, andere nicht. Ich denke, im Rheinland wäre es kein so Mentalitätsunterschied gewesen.


    Problematisch ist sicher immer, wenn alle aus derselben Region stammen, nie heraus kamen und man der einzige von woanders ist. Das habe ich an meiner 2. Schule in "württembergisch-Sibirien" anfangs erlebt (zum Glück gab es viele Pensionen und dann junge Kollegen).


    Wichtig ist, man ist offen und will Lehrer werden. Dann funktioniert vieles (ich hätte sicher in einer AFD-Hochburg Probleme, aber viele Ostler sicher auch). Dann kann man immer noch (innerhalb des Bundeslandes) wechseln.

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  • Eine Bekannte (Grundschullehrerin) bekam vor Jahren nach dem Ref. keine Stelle in BaWü und ging nach Berlin. Weil sie gerne verbeamtet werden wollte, wechselte sie von da in die Pampa, (ich meine Brandenburg?) wo sie verbeamtet wurde und blieb aber in Berlin wohnen. Vor einigen Jahren hat sie einen Berliner geheiratet und kehrte mit ihm zurück nach BaWü. Nun sind sie zu viert. Und wenn sie nicht.....


    Ach ja, an ihrer Klassenzimmertür stand angeblich immer "Genossin ....Schmidt" ....was ich mir ehrlich gesagt überhaupt nicht vorstellen kann.

  • Regionen sind generell verschieden, Menschen auch ;), also "den Osten" gibt es so nicht. Allerdings sind die gemeinsamen Erfahrungen, Erinnerungen, die Erziehung im Osten tatsächlich fundamental andere als in westlichen Bulä. Wenn du ein selbstbewusster, humorvoller Mensch bist, probiere es, deine Erfahrungen können dich nur bereichern. Aber zeige, vor allem als Frau, keine Schwäche. Und erzähle nicht jedem sofort, wo du herkommt. Die Vorurteile können enorm sein.

    :ohh: Woher kommst du eigentlich nochmal? Du bist doch sehr nett :sofa:

  • ja, Schulleitung wird sicherlich freundlich sein, beim Telefonieren (Konventionen zählen oft auch relativ viel), sowas heißt aber nix


    Ist schwierig zu formulieren, auch weil man nix verallgemeinern kann

    Ich würde mir die in Natura anschauen bevor ich da irgendwas fest mache und da zählt der Eindruck von der Schule und den Leuten schon viel. Sagen wir es mal so, richtige Ossis erkennt man sofort und solche überalterten Schulen auch und doch, das mit "Genossin" kann ich mir dann bei sowas schon noch vorstellen. Muss ja aber auch schon wieder ein paar Jahre her sein.

  • Danke für die ganzen Beiträge bis hierher :) ich versuche mal, ein paar Punkte aufzugreifen.


    Ich befürchte auch, dass es nachteilig ist, wenn ich jetzt zu lange damit warte, wieder in einer Schule zu arbeiten und man dann schräge Blicke erntet bzw. eine Skepsis einem entgegenschlägt, auch wenn es in meinem Fall maximal 3 Jahre wären (in der Zeit hätte ich das duale Studium fertig gemacht), dann stünde ich aber erneut an einem Entscheidungspunkt!


    Meine Ref-Schule war furchtbar und ich hab oft daran gedacht, abzubrechen. Habe dann doch mit einem 1,7-Examen bestanden und besonders mit meiner Geschichtsfachleiterin kam ich prima zurecht, in dem Fach sehe ich mich auch stärker als in Latein. Dazu mochte ich es schon immer mehr, die Oberstufe zu unterrichten, was ich in der besagten Schule ja ausschließlich tun würde. Das Telefonat mit der Leitung war ganz angenehm und wir haben einen Termin ausgemacht an einem Wochenende (da kam man mir entgegen), wo ich vor Ort bin und mir alles anschauen kann.


    Grundsätzlich glaube ich, dass ich schon gerne als Lehrer arbeite und offen bin ich auch. Allerdings merke ich an mir selbst, wie hoch meine Ansprüche an eine Stelle auch sind... eine unbefristete aus Berlin habe ich schon abgelehnt, Gesamtschule sträube ich mich sehr gegen und naja, das schränkt einen schon etwas ein, wenn man so wählerisch ist. Und ja, A13 finde ich einfach attraktiv und war - neben vielen anderen Gründen - auch ein Grund, weshalb ich meine Fächer überhaupt studiert habe, es sollte sich ja finanziell auch irgendwie lohnen und das geht bei dieser Kombination eigentlich nur über Lehramt. Hätte ich damals gewusst, dass Latein jetzt gar nicht mehr gefragt ist, hätte ich wahrscheinlich etwas anderes gemacht.


    Ich freue mich jedenfalls auf das Wochenende, wo ich vor Ort bin und das dann mal endlich in natura sehen kann!

  • Du weißt schon, dass du in Berlin zumindest E13 auf jeden Fall bekommst, selbst an der Grundschule?
    Aber ja, da ist Verbeamtung eben ein Problem.

    Ich freue mich jedenfalls auf das Wochenende, wo ich vor Ort bin und das dann mal endlich in natura sehen kann!

    Das halte ich für ein gute Idee das so mal anzuschauen

  • Du weißt schon, dass du in Berlin zumindest E13 auf jeden Fall bekommst, selbst an der Grundschule?

    Hab ich auf dem Schirm. Ich hatte ein Praktikum an einer Grundschule gemacht, und es war leider auch überhaupt nicht mein Fall. Respekt an alle, die sich dort wohlfühlen und die wichtige Arbeit dort erledigen in einer Phase, wo sich bei den Kindern die Weichen für das weitere Leben stellen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin als Nordlicht nach Bayern und dann nach Thüringen gekommen.

    In allen Schulen wurde ich mit offenen Armen aufgenommen.


    Ich sage auch: schau es dir an! Live kann man immer viel mehr erkennen als wenn noch so viele User hier schreiben.


    P.S: Muss es unbedingt eine Beamtenstelle sein?

  • Ich bin sehr gespannt und höre dann einfach auf mein Bauchgefühl und entscheide dann. Eine Beamtenstelle wäre schon gut, ich kenne mich selbst und wäre - würde ich als Angestellter arbeiten - ständig neidisch auf die verbeamteten Kollegen, obwohl ich eigentlich weiß, dass das auch mit so manchen Nachteilen verbunden ist. Ich bin da leider sehr anfällig für.

  • Ich lese eigentlich noch eine andere große Frage heraus: Wird deine Beziehung das aushalten? Wäre dir deine finanzielle Sicherheit mehr Wert als deine Beziehung?

    Da möchte ich gerade nicht in deiner Haut stecken FrozenYoghurt .

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