Erwartungshorizont bei Klassenarbeiten

    • Offizieller Beitrag

    Ich schreibe immer einen Erwartungshorizont und das so ausführlich wie nur möglich, immer mit der Betonung "schreibt eine Einleitung mit Autor, Titel, Datum, Thema, zb... ", "nennt Stilfiguren und deren Wirkung, zb ..." und sage den Schüler:innen, dass sie natürlich nicht alles haben müssen, um die volle Punktzahl zu haben. Außer eben in einigen ganz klaren Punkten (Einleitung, Wiedergabe der Theorie, usw..). Ich orientiere mich in allen meinen Fächern an dem "Erwartungshorizont" (der nicht so heißt und nicht so heißen darf) vom Abitur. Also an den guten, nicht an den schlechten, die immer wieder auftauchen.
    Schlaue SuS könnten in meinen Fächern die Hälfte der Fehler schon weghaben, wenn sie den EWH lesen (oder in der Klausur schauen würden. Ja, Trotz EWH in der Klausurmappe schaffen es fast alle SuS nicht, eine sprachlich richtige Einleitung zu schreiben.).

    Je nach Zeit (und eigener Motivation / Selbstsicherheit) schreibe ich den EWH vor oder während der Klausur. Aber meine Fächer können keine Folgefehler produzieren. Wenn ich vorab gecheckt habe, was alles möglich ist und handschriftlich meine Fassung bunt gekritzelt habe, kann die Klausur geschrieben werden und ich kann alles in die vorgefertigte Tabelle abtippen.


    Hallo,

    der Erwartungshorizont wird stets direkt nach der Klassenarbeit und vor dem Merkzettel für die Lerngruppe erstellt, bevor mit der Unterrichtseinheit, zu der die Klassenarbeit gehört, begonnen wurde.

    In der Oberstufe könnten (und sollten) alle EWH am Ende eine gute Grundlage für das Wiederholen. Da ich natürlich in den Klausuren nur das erwarte, was wir im Unterricht gemacht haben, sollte mein EWH ein Spiegel der Lernzettel der SuS sein, aber ich weiß auch, dass es bei einigen SuS eher umgekehrt ist (wobei DIESE SuS oft die Klausurmappe nicht vollständig haben :D )

  • Zumindest ich habe damals im Referendariat gelernt, daß ein "Erwartungshorizont" auch aufzeigen muß an welchen Stellen ich mit welchen Fehlern der Schüler rechne

    Das kenne ich auch aus NRW so nicht. Würde ich alle Fehler, mit denen zu rechnen ist, notieren, ergäbe es ein sehr, sehr langes Werk.


    Ein Erwartungshorizont ist m. E. in so einer Form in Mathe sinnvoll:


    https://www.rhein-gymnasium-ko…t%20Homepage%20fertig.pdf


    Wobei ich selbst bei „normalen“ Klausuren die Kriterien nicht verschriftliche, sondern bei Nachfragen von SuS erläutere, warum die eine soundso viele, der andere mehr/weniger Punkte bei einer Teilaufgaben erreicht hat.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Ich mache grundsätzlich schon eine vollständige Positivkorrektur. Im Laufe der Zeit bin ich allerdings dazu übergegangen, bei Aufgaben, die ich copy & paste aus den Unterlagen übernommen habe, bzw Fragen, zu denen man die Antwort wortwörtlich in den Unterlagen gefunden hätte, zu schreiben "siehe Unterlagen". Trotzdem bleiben einige notorisch dabei, als Vorbereitung für die Prüfung lieber Simple Club Videos zu schauen. Selber schuld.

  • Was ich sehr schade finde, weil dank dieser Kompetenzorientierung bei mir eine ganze Reihe an Schülern heute an den Aufgaben scheitert. Da bewerte ich nämlich nicht ihre mathematischen sondern ihre sprachlichen Fähigkeiten in der Mathe-Prüfung.

    Es mag sein, dass es durch die Kompetenzorientierung zugenommen hat, aber mathematische Fähigkeiten hingen schon immer auch mit sprachlichen Fähigkeiten zusammen. Und zwar von der Pränumerik an über Zählen und basale Mengenvorstellungen usw.

    Sieh es doch andersherum als Chance: Du hast durch die Kompetenzorientierung auch im Mathematikunterricht verstärkt die Möglichkeit, deine SuS auch sprachlich zu fördern.

  • Plattenspieler: Ich denke da eher an meine Azubis mit Migrationshintergrund. Die sind sprachlich einfach noch nicht soweit,wie sie sein müßten, um die Situationsbeschreibungen zu verstehen. Mathematisch bzw. technisch legen sie eine 1 hin. Aber sprachlich ist es halt eine 5 und so landen sie am Ende bei einer 5, weil sie gar nicht erst bis zum Kern der Aufgaben vordringen, die sie dann lösen könnten. Haben sie erst einmal verstanden, was sie überhaupt machen sollen, läuft der Laden.


    Mir fällt es halt immer wieder auf, wenn Prüfungsleistungen und/oder sonstige Mitarbeit extrem schwanken. :rotwerd:

  • Wenn die wirklich so schlau wären, würden sie auch die Sprache schneller lernen. Ich unterrichte selbst sehr viele Jugendliche mit Migrationshintergrund.

  • Erwartungshorizont für mich zum Korrigieren ja, allerdings teile ich keine ausführliche Musterlösung mehr an Schüler aus, seitdem wir festgestellt haben, dass die örtlichen kommerziellen Nachhilfeinstitute Klausuren und Musterlösungen von uns ohne Rücksprache speichern und an Schüler ausgeben. Damit ist die Arbeit für kommende Jahrgänge nicht mehr einsetzbar. Ich bespreche die Arbeiten ausführlich, bepunkte transparent in der Arbeit, wer Nachfragen hat, kann einzeln zu mir kommen (was nur äußerst selten passiert).

  • In der Oberstufe könnten (und sollten) alle EWH am Ende eine gute Grundlage für das Wiederholen. Da ich natürlich in den Klausuren nur das erwarte, was wir im Unterricht gemacht haben, sollte mein EWH ein Spiegel der Lernzettel der SuS sein, aber ich weiß auch, dass es bei einigen SuS eher umgekehrt ist (wobei DIESE SuS oft die Klausurmappe nicht vollständig haben :D )

    Das klingt mit Blick auf die Abiturvorbereitung sinnvoll. Auf diese Weise können Themen gezielt eingeübt werden. Ich teile den Merkzettel eine bis zwei Wochen vor dem Termin der Klassenarbeit aus und bespreche ihn. Bei Iserv habe ich dann die wichtigen Arbeitsblätter und Übungsaufgaben mit Lösungen hochgeladen. Wer das üben möchte, kann das dann tun. Der Erwartungshorizont dient mir dann nur noch zur Unterrichtsplanung und Bewertung der Klassenarbeiten.

  • Weil das hier bereits ein paar mal verwechselt wurde:


    Eine Musterlösung ist KEIN Erwartungshorizont (für mich zumindest).


    Ein Erwartungshorizont beschreibt in tabellarischer Form welche Punkte bei welcher Aufgabe zu erreichen sind und was dafür geleistet werden muss.

    • Offizieller Beitrag

    du meinst einfach ganz stumpf "analysiert die erste Strophe 5 Punkte"?

    Das habe ich tatsächlich schon bei einigen KuK gesehen (und es ist fast derselbe EWH für jede Klausur), das finde ich überhaupt nicht sinnvoll.
    Einige SuS wissen nunmal nicht, welche Stilfiguren sie hätten erkennen sollen.

    Oder "erklärt die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik". Klar, hätte der Schüler wissen sollen. Aber wenn er es gewusst hätte, hätte er (jeder) die volle Punktzahl...

    Also ist am Ende ein ausfhrlicher EWH ein Zusammenschnitt von von vielen Bausteinen, die man (nicht unbedingt alle, ich schreibe zb immer viel mehr, als in der Zeit machbar, weil in meinen Fächern die Breite an möglichen Antworten sehr groß ist) hätte schreiben sollen, um die Anzahl an Punkten, die in der Spalte daneben stehen, zu bekommen.

  • Ich schreibe EWHs (in ähnlicher Weise, wie chilli es beschrieben hat), weil es bei uns Standard ist. Eine Aufwand-Nutzen-Relation sehe ich nicht. Beim Durchpunkten kommt in den allermeisten Fällen die gleiche Note raus, die ich auch intuitiv gegeben hätte. und gelesen werden die EWHs von der Mehrheit ebenfalls nicht. Anders ist nicht zu erklären, dass sich ständig die gleichen Fehler wiederholen. Eine Korrektur ohne EWH wäre sicher zeiteffizienter.


    Erwartungshorizont für mich zum Korrigieren ja, allerdings teile ich keine ausführliche Musterlösung mehr an Schüler aus, seitdem wir festgestellt haben, dass die örtlichen kommerziellen Nachhilfeinstitute Klausuren und Musterlösungen von uns ohne Rücksprache speichern und an Schüler ausgeben. Damit ist die Arbeit für kommende Jahrgänge nicht mehr einsetzbar.

    Wieso nicht? Da stehe ich mal sowas von drüber und das ist mir herzlich egal.

  • Weil das hier bereits ein paar mal verwechselt wurde:


    Eine Musterlösung ist KEIN Erwartungshorizont (für mich zumindest).


    Ein Erwartungshorizont beschreibt in tabellarischer Form welche Punkte bei welcher Aufgabe zu erreichen sind und was dafür geleistet werden muss.

    Für mich auch nicht, eine Musterlösung ist außer für einfache Rechnungen auch unsinnig. (Schüler wählen doch immer einen anderen Weg, vielleicht meinen deshalb manche, dass sie auf selbiges verzichten können).


    Es gab hier ja eine Verlinkung, der genau das von dir beschreibt. Wer darauf verzichtet, dem ist der Reihenfolgeeffekt (mein Päpsythema in meiner Prüfung im Ref) egal.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • und gelesen werden die EWHs von der Mehrheit ebenfalls nicht.

    Meinst Du wirklich? Meiner Erfahrung nach, sind es immer die gleichen, die immer die gleichen Fehler machen und es gibt die, die sehr genau lesen, was ich korrigiere und dann eben doch mal nachfragen kommen. In der Chemie habe ich ganz selten jemanden, der fragen kommt aber ich sehe, dass die meisten (!) SuS die Kommentare lesen, wenn ich die Prüfung zurück gebe, ich lasse ihnen in der Stunde immer 5 min Zeit dafür. In der Physik kommt eher mal jemand und fragt, warum xy jetzt bei der Aufgabe 1 Punkt mehr hat, obwohl ich eigentlich hingeschrieben habe, was fehlt bzw. falsch war. Ich denke, das ist eine reine Frage der Erfahrung auf meiner Seite, ich unterrichte Physik halt erst seit Kurzem, da ist es irgendwie normal, dass noch nicht alles so glatt läuft, wie in der Chemie. Ich finde das für mich persönlich beeindruckend zu sehen, wie ich im einen Fach in den letzten 8 Jahren eine Routine aufgebaut habe, die ich im anderen Fach einfach nicht habe obwohl ich auf der rein inhaltlichen Seite natürlich schon sehr gut weiss, was ich da erzähle.

  • Für mich auch nicht, eine Musterlösung ist außer für einfache Rechnungen auch unsinnig. (Schüler wählen doch immer einen anderen Weg, vielleicht meinen deshalb manche, dass sie auf selbiges verzichten können).

    Stimmt, so habe ich das noch gar nicht bedacht. Ich schreibe bei Aufgaben, die einen Lösungstext erfordern einfach eine Möglichkeit auf, in der alle Stichpunkte bzw. Gedankengänge vorkommen, die ich erwarte. Wie genau der Wortlaut nun ist, ist mir da egal, bis auf den korrekten Gebrauch der Fachbegriffe natürlich. Meistens gebe ich dann pro Gedankengang einen halben Punkt. Andere Kollegen geben einen ganzen Punkt, aber das ist ja egal, das verändert schlussendlich nur die Gesamtpunktzahl.

  • Ein Erwartungshorizont wäre für mich, was meine Fächer anbelangt, eine Lösung, die das beinhaltet, was wir im Unterricht durchgenommen haben und ich es somit in der Schulaufgabe erwarten kann, wie das Wort schon sagt. Eine Musterlösung ist eher etwas, was ich bei einer freieren Aufgabe (z.B. schriftliche Texte) schreiben würde und es ist eben ein "Muster", man kann es aber auch anders machen und nicht nur diese eine Lösung wird erwartet oder ist (sehr) gut.


    Je niedriger die Klassenstufe, desto eher ähnelt der EW der Musterlösung, weil die sprachlichen Mittel natürlich noch sehr begrenzt sind und gar nicht so viel anderes herauskommen kann. In der Oberstufe hingegen wäre für mich ein EW z.B. bei der Cartoonanalyse, dass der/die Schüler/in eine Beschreibung, eine Analyse schreibt, die Message und die Kritik des Cartoons erkennt und kohärent und nachvollziehbar darstellt. Eine Musterlösung wäre, wenn ich eine solche Aufgabe komplett selbst schreibe (was ich auch schon gemacht habe, weil mein Kurs sich das gewünscht hat) als Vorschlag, wie man so etwas schreiben kann.


    Wie man das aber z.B. auf Fächer wie Mathematik übertragen kann, weiß ich nicht, da es ja meist nur eine richtige Lösung gibt. Daher gibt es hier vielleicht keine richtige Abgrenzung zwischen EW und Musterlösung.

  • Kurzer Input: Wir reichen sogar - im systematischen Wechsel der Bildungsgänge - Klausur MIT Erwartungshoriztont der Schulleitung ein!

    Somit ist dies zwingend nötig und - wie im Referendariat gelernt - auch echt sinnvoll für den Lehrer und erst recht für den nutzenden Schüler :)

    "Die Welt machte mich zu einer Hure, nun mache ich sie zu einem Bordell.“

    (Friedrich Dürrenmatt)

  • Wir reichen sogar - im systematischen Wechsel der Bildungsgänge - Klausur MIT Erwartungshoriztont der Schulleitung ein!

    Da scheint eure SL aber viel Zeit zu haben, wenn sie sich das alles durchliest... Vor allem frage ich mich: Kennt sie sich denn mit allen Themen aus? Oder reicht ihr nur bei der erweiterten SL - also den Abteilungsleitungen - eure Klausuren ein? Und vor allem: Aus welchem Grund sollt ihr eure Klausuren einreichen?

    Bei uns müssen nur Prüfungsvorschläge mit EWH bei der SL eingereicht werden.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ein Erwartungshorizont wäre für mich, was meine Fächer anbelangt, eine Lösung, die das beinhaltet, was wir im Unterricht durchgenommen haben und ich es somit in der Schulaufgabe erwarten kann, wie das Wort schon sagt. Eine Musterlösung ist eher etwas, was ich bei einer freieren Aufgabe (z.B. schriftliche Texte) schreiben würde und es ist eben ein "Muster", man kann es aber auch anders machen und nicht nur diese eine Lösung wird erwartet oder ist (sehr) gut.


    Je niedriger die Klassenstufe, desto eher ähnelt der EW der Musterlösung, weil die sprachlichen Mittel natürlich noch sehr begrenzt sind und gar nicht so viel anderes herauskommen kann. In der Oberstufe hingegen wäre für mich ein EW z.B. bei der Cartoonanalyse, dass der/die Schüler/in eine Beschreibung, eine Analyse schreibt, die Message und die Kritik des Cartoons erkennt und kohärent und nachvollziehbar darstellt. Eine Musterlösung wäre, wenn ich eine solche Aufgabe komplett selbst schreibe (was ich auch schon gemacht habe, weil mein Kurs sich das gewünscht hat) als Vorschlag, wie man so etwas schreiben kann.


    Wie man das aber z.B. auf Fächer wie Mathematik übertragen kann, weiß ich nicht, da es ja meist nur eine richtige Lösung gibt. Daher gibt es hier vielleicht keine richtige Abgrenzung zwischen EW und Musterlösung.

    Ich möchte noch ergänzen: Eine Musterlösung als "einzig richtige Lösung" kann es auch in anderen Fächern als in Mathe geben. Beispiele aus meinen Fächern: Grammatikaufgabe in Englisch zum "Simple Past" (die Vergangenheitsform von "leave" ist nun mal "left" und nichts anderes); Aufgabe im Wirtschaftsunterricht: "Zu welchem Wirtschaftssektor gehört der Bergbau?" - einzig korrekte Antwort: zum "primären Sektor" bzw. zum Sektor "Urproduktion".

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich mag das Wort Musterlösung nicht, es ist doch eher eine Beispiellösung, insbesondere dann, wenn mehrere Wege zum Ziel führen können.


    Bei Berechnungen schreibe ich mir schon die Rechenschritte und Ergebnisse auf und wenn die SuS den vollständigen Rechenweg aufschreiben sollen, welche Schritte ich erwarten zu sehen im Sinne von, welcher Schritt gibt wie viele Punkte.


    Bei Textantworten ist es eher so, wie schon jemand schrieb. Ich schreibe die Stichpunkte auf für die es Punkte gibt. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn Aspekte nicht nur genannt sondern auch erläutert werden sollen.


    Mein Ref ist ja quasi vorbei und ich muss gestehen wir haben nie über Erwartungshorizonte gesprochen. Wir haben über den generellen Aufbau und die Anforderungsbereiche gesprochen, aber das wars dann. Fällt wohl in die Kategorie Coronajahrgang oder so

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