Fertigt ihr einen Erwartungshorizont für Klassenarbeiten an? 55
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Ja, immer! (34) 62%
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Häufig (7) 13%
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Selten (8) 15%
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Nie (6) 11%
Ich bin mal gespannt, wie ihr zu diesem Thema steht (wurde bei uns im Studium diskutiert)
Ich bin mal gespannt, wie ihr zu diesem Thema steht (wurde bei uns im Studium diskutiert)
Das ist eigentlich mittlerweile Standard - oder sollte es sein.
Eine transparente Notengebung ist für das Vertrauensverhältnis zwischen SchülerInnen und Lehrkräften von essenzieller Bedeutung. Sie hat ferner den Vorteil, dass man sich als Lehrkraft selbst darüber Gedanken macht, welche Lösungen oder Leistungen man von seinen Zöglingen erwartet. Ein EWH verhindert auch einen Großteil der Rückfragen wie "warum habe ich nur eine Vier?" Dann kann man nämlich auf den EWH verweisen und die SchülerInnen bitten, sich zunächst selbst mit der Arbeit und dem EWH auseinanderzusetzen. (Zumindest in der Oberstufe gibt es dadurch nur noch wenig Rückfragen - viele SchülerInnen sind schlicht zu faul, sich mit ihrer Klausur und dem EWH auseinanderzusetzen. Da geht es nur noch um Punktegefeilsche, wenn man einen oder zwei Punkte von der nächstbesseren Note entfernt liegt...)
Das ist eigentlich mittlerweile Standard - oder sollte es sein.
Eine transparente Notengebung ist für das Vertrauensverhältnis zwischen SchülerInnen und Lehrkräften von essenzieller Bedeutung.
Was hat ein Erwartungshorizont mit einer transparenter Notengebung zutun? In der Mathematik erachte ich einen Erwartungshorizont als überflüssig, weil man dort selbstverständlich erwartet, daß für die Note 1 einfach alle Aufgaben gelöst werden. Den Horizont braucht man bei weichen Fächern, wo es kein absolutes "richtig" oder"falsch" gibt.
Also, um auf den Fragenden einzugehen: In Erdkunde mag ein Erwartungshorizont richtig sein, wenn kein Faktenwissen abgefragt wird, wo es ein klares "Richtig" oder "Falsch" gibt, in Mathe erachte ich ihn als überflüssig.
Was hat ein Erwartungshorizont mit einer transparenter Notengebung zutun? In der Mathematik erachte ich einen Erwartungshorizont als überflüssig, weil man dort selbstverständlich erwartet, daß für die Note 1 einfach alle Aufgaben gelöst werden. Den Horizont braucht man bei weichen Fächern, wo es kein absolutes "richtig" oder"falsch" gibt.
Also, um auf den Fragenden einzugehen: In Erdkunde mag ein Erwartungshorizont richtig sein, wenn kein Faktenwissen abgefragt wird, wo es ein klares "Richtig" oder "Falsch" gibt, in Mathe erachte ich ihn als überflüssig.
Aus dem EWH lassen sich die Punktevergabe und somit auch die Notengebung nachvollziehen. Die These, dass für ein "sehr gut" alle Aufgaben gelöst sein müssen, halte ich für steil - und bei der ZP10 und dem ZA ist dem ja nachweislich nicht so.
Aber auch Mathe ist doch heute Kompetenzorientiert.
Ich unterrichte ja noch nicht lange Mathe, aber ich hab von meinem Kollegen und im Zertifikatskurs gelernt auch fragen zu stellen, die eine Bewertung/ Beurteilung erfordern.
Kurvendiskussion und dann die Frage: an welcher Stelle sollte bei der Wanderung eine Pause eingelegt werden.
Ist die Route für den herzkranken Rudi empfehlenswert.
Darstellende Statistik: welchen Sportler würden sie starten lassen?
Statistik: Ist es empfehlenswert bei diesem Spiel Geld zu setzen?
Da sind schon Fragen bei, die auch mehr als ja und nein/ richtig und falsch bei halten.
Nehme ich den Sportler mit den konstanten Leistungen oder den, dessen Ergebnisse auch mal stark nach oben und unten abweichen? Da gibt es ja nicht eine Lösung.
In der Mathematik erachte ich einen Erwartungshorizont als überflüssig, weil man dort selbstverständlich erwartet, daß für die Note 1 einfach alle Aufgaben gelöst werden.
Das ist Quatsch und sollte man als Mathelehrer:in auch wissen.
Abgesehen von den textlichen Ausführungen (Begründungen, Beschreibungen usw.) ist auch die Darstellung des Weges, die Einhaltung der Operatoren, der eventuelle Umgang mit dem GTR (zumindest in NRW) u. ä. für die Bewertung von Bedeutung.
Außerdem liegt der Bereich für die Note 1 (in der SEK II) zwischen 100 und 85 % der Bewertungspunkte.
Ja, er hilft mir auch, vorab die Punkte und Teilpunkte für eine Aufgabe festzulegen. Und erleichtert mir das korrigieren, da ich schone in Schema habe, was ich natürlich jedesmal überprüfe in dem ich mir erstmal ein paar Arbeiten anschaue.
Im Ref wurde uns beigebracht, dass wir zu jeder Klassenarbeit einen EWH für die Schüler erstellen und jedem bei der Rückgabe quasi individuell ausgefüllt übergeben.
Ich bin davon wieder abgekommen, denn 1) kann das in vielen Fällen zu mehr Rückfragen führen als durch ordentliche Randnotizen (Bsp. Schüler erkennt, welches Stilmittel vorliegt (also Haken im EWH), der Ausdruck ist aber unter aller Kanone) und 2) habe ich keine Zeit dazu
Aber auch Mathe ist doch heute Kompetenzorientiert.
[...]
Kurvendiskussion und dann die Frage: an welcher Stelle sollte bei der Wanderung eine Pause eingelegt werden.
Ist die Route für den herzkranken Rudi empfehlenswert.
Was ich sehr schade finde, weil dank dieser Kompetenzorientierung bei mir eine ganze Reihe an Schülern heute an den Aufgaben scheitert. Da bewerte ich nämlich nicht ihre mathematischen sondern ihre sprachlichen Fähigkeiten in der Mathe-Prüfung. Die Aufgabenstellung ist dank der ganzen Kompetenzorientierung und des Genderwahns nicht mehr in einer leichten Sprache abgefaßt sondern im genauen Gegenteil. Bewertet das Fach Deutsch im Gegenzug auch mathematische Fähigkeiten?
Früher hieß es beim Elektriker-Azubi z.B.: Sie sollen in einem Raum einen Lichtschalter und drei Steckdosen installieren. Die Wände sind massiv. Wo müssen die Dinge installiert werden und wo und wie sind die Leitungen zu führen? Zecihnen sie die Maße in die Zeichnung unten ein.
Heute gibt es erst einmal eine Seite Erklärung: "Sie kommen zu Familie Müller, diese lebt in Niederbayern in einer Doppelhaushälfte, [...] und sollen im Kellerraum neben dem Heizungskeller einen Lichtschalter und drei Steckdosen installieren."
Da sind die Azubis schon abgeschreckt bevor sie überhaupt zur eigentlichen Aufgabe kommen.
Im Ref wurde uns beigebracht, dass wir zu jeder Klassenarbeit einen EWH für die Schüler erstellen und jedem bei der Rückgabe quasi individuell ausgefüllt übergeben.
Positiv-Korrekturen sind von unserem Arbeitgeber nicht gefordert. Wären sie gefordert, müßten wir noch einmal ganz dringend über das Deputat reden, weil die Korrekturen wesentlich länger dauern.
Außerdem liegt der Bereich für die Note 1 (in der SEK II) zwischen 100 und 85 % der Bewertungspunkte.
In der Sek 2b läuft es nach IHK-Schlüssel:
Mit den 85%, mit denen man in den allgemeinbildenden Bildungsgängen also noch eine 1 bekommt, ist man bei den Azubis fast schon bei einer 2 minus.
Individuell ausgefüllt gibt es den bei mir nur in der Programmierung mit zusätzlichen Notizen am Quellcode. Das kam bis dato immer sehr gut an.
Außerdem liegt der Bereich für die Note 1 (in der SEK II) zwischen 100 und 85 % der Bewertungspunkte
Das ist glaube ich schulspezifisch. Bei uns gibt es beispielsweise in den Vollzeitklassen der SEK II bis 90% eine 1.
Das ist glaube ich schulspezifisch. Bei uns gibt es beispielsweise in den Vollzeitklassen der SEK II bis 90% eine 1.
Vor allem ist der Notenschlüssel alleine (ohne die dahinterliegende Bepunktung der Aufgaben zu kennen) absolut nichtssagend.
Bsp.: Wir nehmen eine Klausur mit 5 Aufgaben mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad und entsrpechend ansteigenden Arbeits- und Zeitaufwand. Als Lehrer kann ich jetzt jede Aufgabe mit 20 Punkten bewerten, auch wenn die erste Aufgabe sehr leicht und schnell erledigt ist. Macht dann in Summe 100 Punkte. Ich kann aber auch argumentieren, daß ich die Punkte gemäß des Arbeitsaufwands vergebe. Die erste Aufgabe bringt also nur 5 Punkte und die letzte Aufgabe 35 Punkte.
Der Witz dabei:
Vergebe ich für alle Aufgaben die gleichen 20 Punkte und nutze am Ende den logarithmischen IHK-Schlüssel, kommen da die gleichen Noten bei raus, als wenn ich die Aufgaben gemäß ihres Arbeitsaufwands bepunkte und dafür dann den linearen Notenschlüssel der Sek 2 (allgemeinbildend) wähle.
Das ist glaube ich schulspezifisch. Bei uns gibt es beispielsweise in den Vollzeitklassen der SEK II bis 90% eine 1.
Soweit ich weiß ist bei der Sek 2 (allgemeinbildend) ein linearer Notenschlüssel vorgeschrieben, wobei bei den Noten 1 und 6 davon abgewichen werden darf.
Es wären also rechtlich möglich:
Note | Punkte Alternative 1 |
Punkte Alternative 2 |
Punkte Alternative 3 |
1 | 100-85 | 100-95 | 100-90 |
2 | 84-70 | 94-80 | 89-75 |
3 | 69-55 | 79-65 | 74-60 |
4 | 54-40 | 64-50 | 59-45 |
5 | 39-25 | 49-35 | 44-30 |
6 | 24-0 | 34-0 | 29-0 |
Immer beträgt der Notenabstand bei den Noten 2 bis 5 jeweils 15 Punkte. Alle drei Notenschlüssel wären zulässig.
Näheres muß die Bildugnsgangkonferenz beschließen. Was dann natürlich total blöd wird, wenn man je nach Bildungsgang unterschiedliche Notenschlüssel hat.
Positiv-Korrekturen sind von unserem Arbeitgeber nicht gefordert. Wären sie gefordert, müßten wir noch einmal ganz dringend über das Deputat reden, weil die Korrekturen wesentlich länger dauern.
Das stimmt so nicht oder zumindest nicht für alle Fächer und alle Schulformen. Für den Fremdsprachenunterricht gab es hier in NDS für die gymnasialen Bildungsgänge vor einigen Jahren einen Runderlass "Aufgabenformate in den modernen Fremdsprachen", in dem u. a. steht: "Schriftliche Leistungsüberprüfungen sind für Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern nachvollziehbar zu korrigieren und zu bewerten. Deshalb stellt Positivkorrektur eine wichtige Hilfestellung für Schülerinnen und Schüler dar."
Daher nehmen wir im BG, in der Fachoberschule und den Fachschulen auf jeden Fall Positivkorrekturen in Englisch vor.
In der Sek 2b läuft es nach IHK-Schlüssel:
- 100-92%
- 91-81%
- 80-67%
- 66-50%
- 49-30%
- 29-0%
Mit den 85%, mit denen man in den allgemeinbildenden Bildungsgängen also noch eine 1 bekommt, ist man bei den Azubis fast schon bei einer 2 minus.
Der IHK-Schlüssel wird bei uns auch benutzt, allerdings nicht im Beruflichen Gymnasium, Klasse 12 und 13. In den Klassen 12 und 13 am BG und den allgemein bildenden Gymnasien gibt es aber hier in NDS eh keine Noten mehr sondern Punkte von 0-15. An das in diesen Klassen geltende Bewertungsschema müssen sich aber alle Schulen halten.
EWH benütze ich für die Punkteverteilung, in Mathe genauso wichtig wie in Chemie (es gibt nicht nur alles richtig). Es gibt auch nicht immer ein Punkt pro Lösung. Es reduziert auf jeden Fall eher den Reihenfolgeneffekt (mit zunehmender Fehleranzahl wird immer weniger streng korrigiert, der letzte Schüler hat Glück (außer die Arbeit war zu leicht, dann ist es umgekehrt). Und bevor ich zweimal korrigiere ...
Mehr Zeit kostet es nicht (eine Musterlösung/Festlegung auf Punkteverteilung spart Zeit) , ich formuliere ihn für meine Fächer nicht immer vollständig aus.
Ich finde es ebenfalls selbstverständlich, einen Erwartungshorizont zu erstellen.
Für mich selbst erstelle ich ihn sogar von Hand, weil ich mich damit gleichzeitig in die Schülerrolle begebe und sehen kann, wie lange die Bearbeitung wirklich dauert (für eine ziemlich genaue Einschätzung multipliziere ich dazu natürlich meine eigene Bearbeitungszeit mit einem Faktor zwischen 2 und 3, je nach Jahrgangsstufe und Aufgabentypen).
Außerdem hat mich das schon einige Male davor bewahrt, fehlerhafte Aufgabenstellungen an die Klasse zu verteilen, wenn zum Beispiel bei einer Überarbeitung Zahlenwerte verändert wurden oder ganz verloren gingen, Skizzen unvollständig oder nicht einheitlich beschriftet waren oder ähnliche kleine Fehler mit großer Wirkung noch gefunden werden konnten. Beim Erstellen habe ich da oft einen Tunnelblick, beim Bearbeiten der Aufgaben gehe ich mit frischer Perspektive heran.
In dem EWH mache ich dann auch meine Notizen zur Punkteverteilung und kann dadurch nochmal viel besser prüfen, welche Punktzahl angemessen ist und ob die Gewichtung der Anforderungsbereiche zum Notenschlüssel passt, als wenn ich das nur "Pi mal Daumen" überschlagen würde.
Die Erstellung der Musterlösung ist also für mich die letzte Kontrolle, ob die Arbeit vernünftig konzipiert ist, und beim Korrigieren muss ich weniger über die Bepunktung nachdenken.
Meine EWH scanne ich ein, sodass ich auch in Folgejahren darauf zurückgreifen kann, wenn ich Aufgaben in Arbeiten oder als Übungsaufgaben wieder verwenden möchte.
plattyplus: Ich würde dir ebenfalls stark widersprechen, dass es in Mathe nur "richtig oder falsch" gäbe, aber das haben andere ja schon erläutert. Aber selbst wenn, hilft einem eine Musterlösung doch trotzdem extrem bei der Korrektur, oder nicht? Es ist doch viel einfacher, die Ergebnisse beim Abhaken mit einem EWH zu vergleichen. Wie machst du das denn ohne, hast du alles auswendig im Kopf? Und wie achtest du auf die Verteilung der Anforderungsbereiche, wenn du vorher weder über die Lösungsschritte noch über die Bepunktung nachdenkst?
Was hat ein Erwartungshorizont mit einer transparenter Notengebung zutun?
Ja, an meiner Schule ist es absolut Standard, einen EW anzufertigen (vielleicht in ganz BY?). Die Schulaufgaben werden von der Fachleitung angeschaut und die möchte ja wissen, was eigentlich erwartet wurde oder warum einer "nur" eine 2 hat, obwohl alles beantwortet wurde etc. Außerdem nutze ich den EW gleich für die Besprechung der Schulaufgabe mit der Klasse und schreibe da auch rein, welche Alternativlösungen ich habe gelten lassen (mit voller /reduzierter Punktzahl) - allein schon für mich als Übersicht und damit es für alle anderen (Schüler und Fachleitung) transparenter ist.
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