Quereinstieg Lehramt NRW

  • Hallo zusammen


    Kurz was zu meiner person: ich habe einen Masterabschluss in Wirtschaftsmathematik. Habe danach 2 Jahre als Mathematiker in einem Versicherung gearbeitet.


    Ich möchte nun gerne den quereinstieg in den Lehrerberuf wagen. Leider weiß ich überhaupt nicht an wem ich mich wenden soll bzw. was wären die erste Schritte?


    Insbesondere interessieren mich folgende Fragen :

    1. Man muss ja pädagogische Dinge in Form von Seminaren absolvieren, sind diese parallel zum Beruf? Oder absolviere ich erst die Seminare nur um dann die Befähigung zu bekommen.


    2. Wie sind es mit dem Gehalt aus während der Einstiegsphase?


    3. Bekommt man in der Regel befristete Verträge oder hängt es von der Ausschreibung ab?


    Ich würde mich gerne freuen, wenn sich jemand meldet der eine ähnliche Erfahrung gemacht hat, um seine Erfahrungswerte zu teilen.


    Meine bevorzugten Fächer wären Mathematik und Wirtschaft.


    Vielen Dank und schöne Grüße.

  • Hallo,


    vorab, Stellen sowie das Infomaterial findest du über https://www.schulministerium.nrw.de/BiPo/LOIS/angebote


    Du bewirbst dich in NRW direkt bei einer Schule auf eine für OBAS geöffnete Stelle. Bezüglich der Anrechnung der Fächer entscheidet die Bezirksregierung anhand deiner ECTS Zahl. Die Infos und das Formular dazu findest du auch in der Infobroschüre zu OBAS.


    OBAS geht in NRW aktuell 24 Monate und beinhaltet von Beginn an eigenständigen Unterricht. Der Umfang hängt vom Deputat der jeweiligen Schulform ab. Beispiel BK Umfang 25,5 Stunden, davon wird das Seminar abgezogen so das du um die 19 Unterrichtsstunden eigenständig zu unterrichten hast. Eigenständig bedeutet du bist für alles allein zuständig. Man hat Anspruch auf 1 Stunde Ausbildungsunterricht die Woche, das findet oft nur bedingt statt.

    Seminar beinhaltet in den ersten 6 Monaten ein sogenanntes Kernseminar, da geht es ganz allgemeine Schulspezifische und Schulrechtliche Themen sowie ein Bildungswissenschaftliches Seminar. Bildungswissenschaften wird mit einem mündlichen Kolloquium abgeschlossen. Anschließend ist man in Kern und Fachseminaren mit den normalen Referendaren. In den ersten 6 Monaten gibt es pro Fach in der Regel 2 unbewertete Unterrichtsbesuche. Danach folgen die Bewerteten wie bei den normalen Referendaren. Zusätzlich gibt es noch eine bestimmte Anzahl an Beratungen mit den Fachleitern. Am Ende steht die Prüfung und damit das 2. Staatsexamen. Damit ist man allen anderen Lehrkräften gleichgestellt. Seminar ist also immer parallel zur Schule.

    Während OBAS hat man einen befristeten Angestelltenvertrag, der nach bestandener Prüfung in einen unbefristeten Angestellten oder bei Voraussetzung entsprechenden Beamtenvertrag übergeht. Man hat also mit bestandener Prüfung seine Stelle an der Schule sicher.

    Verdienst entsprechen TVL, auch der hängt von der Schulform ab.

    Vor Beginn der Ausbildung gibt es ein Gespräch mit einem Vertreter des ZfSLs da geht es um deine grundsätzliche Eignung. Während der Ausbildung gibt es zwei sogenannte APGs. Zwei Gespräche wo nochmal über deine Eignung und deine weitere Ausbildung entschieden wird.


    Welche Schulform schwebt dir denn vor? Hast du schon ein Praktikum gemacht oder sonst irgendwie Erfahrung in der Kinder- und Jugendarbeit?

  • Hallo Meer,


    vielen Dank für deine ausführliche Antwort.


    Ich bevorzuge den Unterricht an Realschulen an. Fächer wären vor allem Mathematik und das zweite weiß ich noch nicht so recht.


    Wenn ich zb an der Realschule xy die ersten 24 Monate bestanden habe und auch die Seminare und Staatsexamen usw, könnte mich die Schule dann auch rein theoretisch unbefristet einstellen oder?

    Mit geht es vor allem darum nicht ständig umzuziehen.

  • Ich bevorzuge den Unterricht an Realschulen an. Fächer wären vor allem Mathematik und das zweite weiß ich noch nicht so recht.

    Warum Realschule? Hast du dich schon einmal mit dem Berufskolleg auseinandergesetzt? Ich kann diese Schulform nur empfehlen. Eventuell ließen sich da Mathematik und Wirtschaftswissenschaften als Fächer durchboxen. Eigentlich muss das Erstfach bei OBAS ja deinem Studienabschluss entsprechen.

  • Ja, da schliesse ich mich an - für einen Wirtschaftsmathematiker ist eine berufliche Schule meiner Ansicht nach schon fast die „natürliche Wahl“, da du mit Wirtschaft und Mathematik zwei Fächer hast, die dort (entsprechende Ausrichtung der Schule vorausgesetzt) auch unterrichtet werden. Ich selbst arbeite an einer Wirtschaftsberufsschule (wenn auch in der Schweiz und nicht in NRW) und kann diese Schulform nur empfehlen 🙂

  • Hallo

    Ich dachte, dass die Einstellung an der Realschule deutlich einfacher wäre als an einer Berufsschule. Also ich meine an den Vorstellungen was jemand fachlich drauf hat.


    Natürlich wäre auch eine Berufsschule optimal für mich.


    Hat jemand von euch denn den Schritt zum quereinstieg geschafft?

  • An meiner Schule (Berufskolleg) sind einige Quereinsteiger mit Abschluss in Wirtschaftsmathematik. Als zweites Fach haben diese entweder Wirtschaftswissenschaften oder Wirtschaftslehre / Politik, das sind verschiedene Fächer am Berufskolleg. Für das Berufskolleg spricht neben vielen anderen Punkten unter anderem die geringere Stundenzahl (25,5 statt 28) und bessere Bezahlung.


    Auf der oben genannten LOIS Seite kannst Du Stellenangebote per Email abonnieren, so bist Du stets informiert, wenn neue Stellen ausgeschrieben werden.


    Ich habe auch vor kurzem den Seiteneinstieg angefangen. Mit Mathe als Fach sind die Chancen durchaus gut, insbesondere da auch Wirtschaftslehre / Politik ein Mangelfach ist. Ich würde empfehlen, mal an mindestens einem Berufskolleg zu hospitieren. Es kann sich aber lohnen, sich auch mehrere anzugucken, da die Ausrichtungen durchaus unterschiedlich sind.


    Vor einer Bewerbung wäre auf jeden Fall wichtig, dass Du deine Motivation für den Lehrerberuf präzisierst,

  • Geht es denn überhaupt tatsächlich um NRW? Ggf. gibt es in anderen Bundesländern andere Bedingungen.


    Ich weiß nicht, wie aktuell die Situation ist. Aber NRW tut sich mit interdisziplinären Fächern sehr schwer - um nicht zu sagen, die stellen mit diesen Fächern in OBAS nicht ein. Zum Vergleich: Wirtschaftsinformatik. Könnte man denken, dies ginge für die Fächer Wirtschaft + Informatik (Berufsschule, Gymnasium). Wäre ja naheliegend (...). Tatsächlich kann man daraus aber kein Erstfach generieren, da die Anzahl der entsprechenden Credits fehlt. Also leider weder Wirtschaft noch Informatik. Ich kann mir vorstellen, dass es sich bei Wirtschaftsmathematik ähnlich verhält.


    Gibt es (in NRW) noch Realschulen? Nennenswert? Wird doch ständig auf Gesamtschule umgestellt.


    Naja, in MV würde man einen Wirtschaftsmathematiker mit Kusshand nehmen, egal, für welche Schulform ;)


    Zum Gehalt:

    I.d.R. wird man beim Seiteneinstieg sofort voll bezahlt, dafür muss man aber auch (je nach Bundesland) voll arbeiten.


    In NRW: Mit OBAS 12 Unterrichtsstunden/Woche (stimmt die Zahl?), in den "restlichen" Stunden erfolgt die Weiterbildung. Geld: A13

    In MV: Volle Unterrichtsverpflichtung mit 27 Stunden/Woche (Regionale Schule), die Weiterbildung erfolgt obendrauf parallel. Geld: max. E12, wenn man Pech hat, auch weniger, z.B. E10.

  • Fächer wären vor allem Mathematik und das zweite weiß ich noch nicht so recht.

    Die Fächer müssen sich aus deinem Studium ableiten lassen, insbesondere in einem bestimmten Umfang studiert worden sein. „Weiß noch nicht so recht“ ist selbst in NRW kein Unterrichtsfach.

  • Zitat

    Die Fächer müssen sich aus deinem Studium ableiten lassen, insbesondere in einem bestimmten Umfang studiert worden sein.


    Korrekt. Daher auch meine Zweifel bei der Wirtschaftsmathematik. Ganz sicher reichen hier (in NRW über OBAS) die Credits nicht für Mathematik als Fach aus. Nicht quantitativ, aber vermutlich auch nicht qualitativ. Leider.


    Das Fach Wirtschaft ist für die Realschule sowieso kein Thema.

  • In NRW: Mit OBAS 12 Unterrichtsstunden/Woche (stimmt die Zahl?), in den "restlichen" Stunden erfolgt die Weiterbildung. Geld: A13

    Nein nicht nur 12 Stunden. Das Minimum bei einer Teilzeitstelle sind 14 Stunden + Seminar. Wie schon geschrieben sind es bei einer Vollzeitstelle ca. 19 Stunden + Seminar. Und A13 gibt es auch erst nach der Verbeamtung und auch nicht an einer Realschule.


    Es steht wie gesagt vieles grundlegendes in der Infobroschüre des Landes die man auch auf Lois findet.


    Und ja iah mache gerade OBAS in den hoffentlich letzten Zügen.

  • Die Fächer müssen sich aus deinem Studium ableiten lassen, insbesondere in einem bestimmten Umfang studiert worden sein. „Weiß noch nicht so recht“ ist selbst in NRW kein Unterrichtsfach.

    Mein Beitrag sollte jetzt auch kein Bewerbungsschreiben sein. Jedoch ist mir bewusst, dass die entsprechenden Fächer in einer bestimmten Creditzahl im Studium behandelt worden sind. Deswegen sagte ich auch, dass zweite weiß ich nicht.

  • Sofern die Credits für das Erstfach ausreichen, brauchst Du für das Zweitfach nur 1/3 der Credits vom Erstfach (in OBAS, sofern sich da nichts geändert hat). Das sollte mit Wirtschaft dann machbar sein. Allerdings eben wohl nur für Schulen mit Oberstufe (woanders wird Wirtschaft als eigenständiges Unterrichtsfach wohl nicht benötigt).


    Wie gesagt, in anderen Bundesländern sieht es ganz anders aus. Geht es nun zwingend um NRW und OBAS?

  • Sofern die Credits für das Erstfach ausreichen, brauchst Du für das Zweitfach nur 1/3 der Credits vom Erstfach (in OBAS, sofern sich da nichts geändert hat). Das sollte mit Wirtschaft dann machbar sein. Allerdings eben wohl nur für Schulen mit Oberstufe (woanders wird Wirtschaft als eigenständiges Unterrichtsfach wohl nicht benötigt).


    Wie gesagt, in anderen Bundesländern sieht es ganz anders aus. Geht es nun zwingend um NRW und OBAS?

    In NRW gibt es inzwischen das Fach Wirtschaft in der Sek 1 .....

  • Korrekt. Daher auch meine Zweifel bei der Wirtschaftsmathematik. Ganz sicher reichen hier (in NRW über OBAS) die Credits nicht für Mathematik als Fach aus. Nicht quantitativ, aber vermutlich auch nicht qualitativ. Leider.


    Das Fach Wirtschaft ist für die Realschule sowieso kein Thema.

    Wie weiter oben schon geschrieben, an meiner Schule sind mehrere Wirtschaftsmathematiker. Alle haben ohne Probleme Mathematik als Fach anerkannt bekommen. Wirtschaftsmathematiker hören auch Analysis, Lineare Algebra, Stochastik, etc., so dass weder Quantität noch Qualität ein Problem sind.


    Hier im Forum ist wenn ich mich recht erinnere auch mindestens eine Person, die mit Wirtschaftsinformatik den Queseinstieg in NRW gemacht hat.

  • https://www.schulministerium.n…chuere-Seiteneinstieg.pdf


    Unfassbar, die ranzige, alte, offenbar mit einem Fax geschriebene Broschüre für den Seiteneinstieg ist mal neu gemacht worden. Offenbar hat das Ministerium genug Zeit gehabt, sich darum zu kümmern.


    Schau dir diese Broschüre unbedingt an, dort sind alle Infos von den KuK hier aus dem Thread noch mal zusammengefasst. Auch Fächerkombis, die sich eventuell abteilen lassen, sind dort aufgeführt. Dort sind allerdings nicht die Credits aufgeführt, die für das Hauptfach relevant sind - zumindest finde ich es nicht. Ich habe bei meinem OBAS 2012 das aus meinem Studienabschluss abzuleitende Hauptfach (Elektrotechnik) mit 134 CP aus Bachelor und Master zusammen nachgewiesen. Dafür habe ich die nur Fächer genommen, die ganz eindeutig Elektrotechnik zuzuordnen sind, also z.B. "elektrische Maschinen" oder "Energietechnik", aber nicht "Objektorientierte Programmierung" oder die Projektarbeit. Du siehst, es waren gar nicht so viele CPs im Vergleich zu den insgesamt 300 CP, die man in den 10 Semestern sammelt.


    Mein Vorschlag bei Wirtschaftsmathematik wäre, dass du deinen Studienverlauf nimmst, für Wirtschaft und für Mathematik einmal alle Fächer, die eindeutig zuzuordnen sind aufschreibst und die CP dazu addierst. Dann guckst du, ob du in einem der beiden Fächer klar sehr viele CPs gesammelt hast und das ist dann dein Hauptfach. Ich persönlich sehe da wenig Probleme, solange dein Studium nicht aus vielen Fächern bestanden hat, die klar nichts mit Wirtschaft oder Mathematik zu tun haben.


    Ich empfehle nachdrücklich ein Berufskolleg. Da werden viele Stellen ausgeschrieben und Mathe wird auch fast immer irgendwo gesucht. Wirtschaft ist am BK in fast(oder jedem) Bildungsgang ein Fach, auch vollkommen Abseits von BWL/VWL-LKs. Beide Fächer dürften zusammen gesucht sein.


    Ansonsten schau in die Broschüre für weitere Infos und frage gerne noch mal nach.


    Ich bereue die Entscheidung von damals nicht (auch wenn ich viel über die politisch vorgegebenen Begleitumstände an Schulen mecker, ist der Job an sich der beste, den ich mir wünschen könnte)

  • Hallo

    Vielen Dank für Infos. Ich melde mich definitiv nochmal bei dir.


    In welchem Bundesland unterrichtest du?

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