Wie anstrengend ist Distanzunterricht im Vergleich zum kompletten Präsenunterricht und um Vergleich zum Wechselunterrichtt aus Sicht der Lehrkraft

  • Je jünger die SuS sind, desto wichtiger ist es.

    Ich finde überhaupt nicht, dass das irgendwas mit dem Alter zu tun hat. In der Oberstufe sind die Versuche komplexer und umso schwieriger noch im Fernunterricht durchzuführen. Bei den jüngeren SuS findest Du einfacher Material für zu Hause, dafür brauchen sie viel mehr Anleitung weil sie ja noch ungeübt sind.

    • Offizieller Beitrag

    Das Ministerium hat im Februar das hier geschrieben.

    • Im Distanzunterricht sollten nicht alle Unterrichtsstunden nach dem regulären Stundenplan als Videokonferenzen durchgeführt werden. Denn Distanzunterricht bietet den großen Vorteil von asynchronen Lernphasen, die in Form von Projektarbeit, Portfolioarbeit und Wochenplanarbeit erfolgen können. Unterricht, der auf Selbststeuerung und Offenheit setzt, Lernprozesse individualisiert und zugleich Kooperation fördert und unterschiedliche Formen der Rückmeldung (summativ, formativ, Peer-Feedback) ermöglicht, ist aus didaktischer Sicht generell sinnvoll und zeitgemäß.
    • Die lernförderliche Verknüpfung von Präsenz- und Distanzunterricht kann auch darüber unterstützt werden, dass feste Lernpatenschaften zwischen Schülerinnen und Schülern in Präsenz und auf Distanz gebildet werden. (Das heißt eine Lernende oder ein Lernender in Präsenz arbeitet mit einer Lernenden/einem Lernenden auf Distanz als Lern-Tandem).

    Daraus lese ich nicht, dass der Unterricht live übertragen werden soll. Es ist ja sogar explizit die Rede vom "asynchronen Lernen".


    kl. gr. frosch

  • Beim Wechselunterricht fand ich es besonders anstrengend und unbefriedigend, dass unser Kultusministerium den Übergang zum vollen Präsenzunterricht in kurzfristigen adhoc-Entscheidungen verkündet hat und dadurch es kaum möglich war, die beiden Teilgruppen sinnvoll auf einen Stand zu bringen. Das heißt eine Teilgruppe hatte z.B. 8 Stunden Präsenz, die andere nur 2 (durch Feiertage bedingt), dann kam Freitag die Entscheidung: ab Montag beide Gruppen zusammen vor Ort. Verständnis für reale Probleme der Basis: Null.

  • Distanzunterricht hat bei uns recht gut geklappt, VKs in kleinen Gruppen (wobei ich bis zu 12 Kinder hatte dabei), nicht mehrmals das selbe, weil drei Klassenstufen o.ä.

    Wechselunterricht hat gut geklappt war aber durch die wegfallenden Pausen (Berlin hatte pro Kind 3x45 Minuten Unterricht in der Grundschule, ohne Pause, dann Pause und dann die 2. Gruppe) sehr anstrengend für alle, aber wir haben viel viel mehr als sonst geschafft.


    Präsenzunterricht mit all den Vorgaben, keinen Fachlehrern mehr usw. aus Infektionsgründen war das anstrengendste aller Unterrichtsformen für mich (und viele Kollegen), einfach weil man alles abdecken musste und wenig erlaubt war usw. Vertretungen gabs ja auch nicht, sprich war die Klassenlehrerin nicht da, mussten die Erzieherin und ich alles übernehmen z.B. genauso als ich meine Böger-Tag hatte mussten die beiden alles übernehmen (wenn man freie Tage nur bei Mehrarbeit der anderen erhalten kann, bringen sie genau gar nichts).

  • Ich finde Wechselunterricht mit Abstand am anstrengensten. Bei uns bekommen die SuS, die zu Hause sind, entweder normal ihre Wochenaufgaben + Feedback, oder die zu Hause gebliebenen nehmen per Videokonfernz am Unterricht teil. Das finde ich auch sehr anstrengend, weil ständig wer rausfliegt, etwas nicht versteht etc.

  • Wenn 50% meiner Schüler nichts abgegeben hätten, hätte ich mir Gedanken gemacht, was ich falsch mache bzw. ändern sollte!

    Das kann man so pauschal nicht sagen bzw. es liegt nicht unbedingt an der Lehrkraft. An meiner Schulart (berufliche Schule) war es leider in allen Fächern und bei allen Kollegen so, dass 20% bis 50% der SuS nichts abgegeben haben. Ich habe immer(!) nachgehakt und regelmäßig nachtelefoniert und meine SuS haben mir dabei mitgeteilt, dass sie schlicht und ergreifend keine Motivation hatten von zu Hause aus zu arbeiten. Viele sind während des Lockdowns in ein "Loch" gefallen und konnten sich nicht mehr aufraffen. Ich habe deswegen fast nur noch Videokonferenz angeboten statt Aufgaben. Das hat besser funktioniert. Aber auch da sind einige SuS komplett von der "Bildfläche" verschwunden und wir als Schule konnten sie nicht mehr erreichen. Das alles hatte sehr wenig mit unserem pädagogischen und didaktischen Können zu tun und sehr viel mit den äußeren Umständen.

  • Wenn 50% meiner Schüler nichts abgegeben hätten, hätte ich mir Gedanken gemacht, was ich falsch mache bzw. ändern sollte!

    Mir geht es wie Pyro.

    Ich hab eine Klasse in Englisch, da haben immer 4-5 von 17 Jungs abgegeben. Selbst das Projekt statt Klausur wurde von manchen nicht bearbeitet oder es wurde nur 1/3 abgegeben. Das ist aber eine Klasse wo im Präsenzunterricht auch nicht mehr die Hausaufgaben machen.


    In Mathe hab ich mir bei einer Klasse so viel Mühe gegeben und für allen Mist noch Videos gedreht, Aufgaben noch mal vorgerechnet und erklärt, damit alle in ihrer Geschwindigkeit sich die Videos angucken können. Fragestunden für Leute mit offenen Fragen zusätzlich angeboten wo nur 2 Leute kamen, die es natürlich konnten nur nichts verpassen wollten. Und trotzdem haben oftmals 30% der Klasse nicht mal in die eingestellten Aufgaben rein geguckt und teilweise 50% nichts abgegeben oder bei anderen abgeschrieben (was aber offensichtlich war).


    Nö, Man muss sich als Lehrkraft nicht jeden Schuh anziehen.

    Ein Schüler sagte auch: mit ner 4 werde ich versetzt und erst ab der 12 zählen die Punkte fürs Abi. Dem hab ich mehrfach erklärt, dass wir gerade Sachen üben, die er nächstes Jahr können muss...

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Nö, Man muss sich als Lehrkraft nicht jeden Schuh anziehen.

    Ist bei uns auch nicht anders. Das negative Highlight im letzten Schuljahr war die Klasse eines Kollegen. Angefangen mit insg. 31 Schülern (einer kam noch nach, als zwei schon wieder weg waren) und von denen wurden 5 Schüler versetzt. Denen hat es auch nicht geholfen, daß man in diesem Schuljahr in NRW ja so viele Nachprüfungen machen kann, wie man will. Irgendwo hatten die alle mindestens eine 6, viele auch weitaus mehr. Oder wir hatten sie vorher schon wegen Fehlzeiten rausgeworfen.

  • Ich habe immer(!) nachgehakt und regelmäßig nachtelefoniert und meine SuS haben mir dabei mitgeteilt, dass sie schlicht und ergreifend keine Motivation hatten von zu Hause aus zu arbeiten. Viele sind während des Lockdowns in ein "Loch" gefallen und konnten sich nicht mehr aufraffen.

    Ein Großteil meiner Schüler hat nachts gezockt und ist dann erst wieder um 10 Uhr aufgewacht, um dann um 11 Uhr Fahrstunden zu nehmen. Die Fahrschulen haben da alle fleißig mitgespielt. :(

  • Oh ja, Highlights von Kollegen: Schüler beteiligt sich bei der VideoKonferenzen und dabei kommt raus, dass er gerade mit der Bahn zu seiner Freundin fährt, jemand anderes war im Supermarkt. Irgendwer hat auf dem Klo mitgemacht. Das welche noch im Bett lagen, dabei Shisha rauchten fanden die meisten ja total normal und haben irgendwann nur noch behauptet ihre Kamera ginge nicht,...


    Ich wusste gerne wie ich als Teenie damit umgegangen wäre.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Oh ja, Highlights von Kollegen: Schüler beteiligt sich bei der VideoKonferenzen und dabei kommt raus, dass er gerade mit der Bahn zu seiner Freundin fährt, jemand anderes war im Supermarkt. Irgendwer hat auf dem Klo mitgemacht. Das welche noch im Bett lagen, dabei Shisha rauchten fanden die meisten ja total normal und haben irgendwann nur noch behauptet ihre Kamera ginge nicht,...


    Ich wusste gerne wie ich als Teenie damit umgegangen wäre.

    Zumindest bei deinem ersten Beispiel sehe ich jetzt kein Problem, immerhin hat er teilgenommen. Ist es nicht eigentlich egal, ob er dabei im Zug oder am Küchentisch sitzt?

    Nicht ganz vergleichbar, aber trotzdem: mein Kind hatte in der Zeit etliche Arzttermine und hat ebenfalls mobil an VK teilgenommen (im Auto, Wartezimmer, Bus…).

    Ich glaube, das ist auch eine Chance und die Zukunft des Arbeitens in vielen Berufen. Viele große Unternehmen werben ja sogar damit, ihren MA zu ermöglichen, überall zu arbeiten.

  • Bahn war hier verkürzt für U-Bahn gemeint, nicht Regionalbahn oder so. Denn erklär mir bitte wie man dort mal eben 5-10 Minuten eine Aufgabe ordentlich rechnet und dann diese bespricht... ich kann jedenfalls im Bus und Bahn nicht gut schreiben und Heft und Taschenrechner balancieren ist auch eher unpraktisch auf dem Schoß (jedenfalls konnte ich früher gut sehen welche Hausaufgaben ich noch eben im Bus versucht habe zu machen).

    Vor allem in der U-Bahn ist ja auch immer mal wieder zwischendurch die Verbindung weg. (Dadurch fiel es auf, weil er sich andauernd neu eingeloggt hat.)

    Das mag in einem ICE an einem 4er mit Tisch gehen, aber nicht in der U-Bahn in der Stadt.

    Oder ich hab mein Buch gerade nicht mit aufs Klo genommen ist jetzt auch nicht gerade eine gute Entschuldigung.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich fand den Distanzunterricht schon anstrengend, weil man

    - in Online- Konferenzen die Schüler aus der Reserve locken musste

    - über die Wochenenden gezwungen war, die Pläne zu machen und ständig am Wochenende viel Arbeit hatte

    - die Kontrollmöglichkeiten der Grundschüler eingeschränkt waren

    - man viel Energie aufbringen musste die Grundschüler zu kontrollieren

    - die Vorbereitung ganz neu und aufwändig war

    .... und man später im Präsenzunterricht alles aufarbeiten bzw. die Schüler wieder ins Gleis bringen musste.


    Ich fand den Wechselunterricht anstrengend, aber weniger anstrengend als den Distanzunterricht

    - weil die Vorbereitung wieder die Wochenende schluckte

    - man vorausschauend organisatorisch topfit sein musste, damit man nichts verwechselt und gezwungen war, beide Gruppen auf dem gleichen Niveau zu halten und dann öfter in Zugzwang geriet

    - einen langweiligen Unterricht mit viel Aufarbeiten der Homeschoolaufgaben machen musste

    - aber gut war, dass die Gruppe jeden 2. Tag präsent war und man eine bessere Kontrolle über das Lernen hatte


    Ich finde den Präsenzunterricht am wenigstens anstrengend,

    - weil ich hier klar die Lerneffekte sehe und sofort sehe, wie ich darauf eingehen kann, was die Schüler brauchen und was nicht

    - vieles halbwegs normal läuft und er meiner Vorstellung als Lehrkraft am ehesten entgegenkommt (wenngleich auch vieles coronabedingt nicht möglich war)

    - der Lernerfolg und die Arbeit, die man reinsteckt, doch sichtbar wird


    Ich bin reine Klassenlehrkraft, das ist vielleicht auch etwas anderes, weil ich starken Einfluss auf meine Klasse habe. Wer im Präsenzunterricht viel Energie im Einfordern von Unterrichtsdisziplin verbraucht, für den ist vielleicht der Distanzunterricht unter dem Aspekt weniger anstrengend. Außerdem sollten ältere Schüler kapiert haben, dass sie für sich selbst verantwortlich sind, wohin die Grundschüler erstmal kommen müssen.

  • Meine Schüler liebten den Videounterricht, aber ich hatte immer nur 4 - 6 Kinder pro Gruppe. War aber etwas, bei dem beide Seiten viel dazulernen mussten. Anfangs war es völlig neu und am Ende haben wir immer was Schönes gemacht. Zaubertricks und so.

    Dann bekamen sie vorbereitende Aufgaben oder wir haben zusammen etwas bearbeitet. Bei so wenig Kindern fand ich es richtig gut. Freitags nachmittags gab es immer eine feste Vorlesezeit. Da waren alle eingeladen, aber es kamen meist ca. ein Drittel oder die Hälfte der Schüler, haben sich ein Buch gezeigt, erzählt und vorgelesen. Manchmal sollte ich die Plattform offenlassen, eine Mädelgsruppe hat zusammen gearbeitet und den Homeschoolingplan bearbeitet. Ich habe sie heimlich beobachtet. Sie haben es gut gemacht.

    Ich fand es total anstrengend. Die Woche über die Pläne erstellen, sonntags einstellen, 2 oder 3 Tage die Woche Notbetreuung, Videounterricht fast täglich in 3 Gruppen..., die ganzen online-Kontakte, die jederzeit möglich sind....

  • Ich bin reine Klassenlehrkraft, das ist vielleicht auch etwas anderes, weil ich starken Einfluss auf meine Klasse habe.

    Ich hatte meine eigene Klasse auch im Fernunterricht bei weitem am besten am Wickel. Von anderen KuK im Klassenteam weiss ich durchaus, dass da einzelne mal gecheatet haben. Aber alles in allem haben wir sowieso sehr brave Jugendliche.


    Wechselunterricht hatten wir während Corona jetzt ja nie, also das ganze letzte Schuljahr war bei uns reiner Präsenzunterricht. Ich kenne aber aus ganz normalen Zeiten das Konzept Halbklassenunterricht, das haben wir in den naturwissenschaftlichen Praktika, zum Teil aber auch in den Fremdsprachen. Ja, das ist immer aufwändig in der Vorbereitung, vor allem, da diese Lektionen meistens mit einem anderen Fach "verhängt" sind. Sprich, wenn ich eine Halbklasse in Chemie habe, hat die andere Hälfte gerade Bio oder Physik. Man plant also in den Sommer- bzw. Weihnachtsferien jeweils das komplette Semester und muss sich mit der Kollegin/dem Kollegen auch einig werden, wer anfängt, bzw. was man macht, wenn die Anzahl Kurstage ungerade ist. Dann hat man nämlich nur noch eine HK im Praktikum, die andere macht das nicht mehr. Nebendran hat man dann noch 1 - 2 Lektionen Theorieunterricht mit der ganzen Klasse, der extrem mühsam zu planen ist weil man ja immer "warten" muss, bis mal beide HK fertig sind mit dem jeweiligen Praktikum. Wenn dann noch eins ausfällt, weil gerade Klassentag oder weiss der Kuckuck ist, hat man plötzlich ein "Loch" in dem man so stundenweise dann irgendwie was ganz anders macht. Was irrsinnig effizient ist, wenn es nix mehr mit dem Praktikum zu tun hat ... Ihr merkt schon, ich bin jedes mal begeistert, wenn ich Praktikumssemster planen muss. Allein schon deshalb, also weil bei uns das Format sowieso jeder kennt, waren auch alle auf Krawall gebürstet bezüglich Wechselunterricht. Dann mach den Laden ganz zu, Fernunterricht ist tausendmal einfacher zu planen.

  • Was ich auch nicht schlecht finde ist, dass die Kommunikation mit den Schülern auf der Plattform möglich ist, auch wenn die Schule offen ist. Ein Viertklässler, den ich nur in Kunst habe, schrieb mich neulich wegen eines schulischen Problems an. Mein Max meinte heute: "Frau Zauberwald, du kannst uns ja dann mal im Videoraum treffen, einfach so." Ist doch prima. Die Kinder wachsen mit den Medien auf.

  • Mein Max meinte heute: "Frau Zauberwald, du kannst uns ja dann mal im Videoraum treffen, einfach so." Ist doch prima. Die Kinder wachsen mit den Medien auf.

    Da wär ich aber vorsichtig, dass sich sowas auf absolute Ausnahmen beschränkt, sonst hast Du irgendwann völlig entgrenzte Arbeits- und Betreuungszeiten.


    Ich helfe mitunter auch in der Prüfungsvorbereitungsphase (oder aktuell gerade weil einer vor dem Jobverlust steht) notfalls mal am Wochenende per Mail o.Ä., aber im Normalbetrieb mögen sie doch bitte warten, bis wir uns sowieso im Unterricht sehen.

  • Da wär ich aber vorsichtig, dass sich sowas auf absolute Ausnahmen beschränkt, sonst hast Du irgendwann völlig entgrenzte Arbeits- und Betreuungszeiten.

    Ich glaube, er meinte es, weil sie eine neue Klassenlehrerin bekommen. Bei der Verabschiedung der Viertklässler flossen heute viele Tränen und da fiel es ihnen plötzlich auf, dass sich auch bei ihnen was ändert. Es wurde heute auf dem Schulhof sehr emotional. Sogar der Hausmeister hatte Tränen in den Augen und sonst pampt er nur alle an.

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