Gymnasium oder Integrierte/Kooperative Gesamtschule als Lehrkraft? Praktikum, Ref, Festanstellung

  • Hallo miteinander,


    ganz aus Sicht einer Lehrkraft, welche Schulform findet ihr besser? Welche Vorteile oder Nachteile seht ihr in den jeweiligen (3) Schulformen? (Bundesland exemplarisch mal NDS, aber gerne auch alle anderen Bundesländer wo es Gesamtschulen gibt).


    Ich hatte während meines Studiums und den Praktika schon "öfters" den Fall mitbekommen, dass Lehrkräfte vom Gymnasium hin zu einer Gesamtschule gewechselt sind. Sei es aus "Karriere"-Gründen (weil angeblich mehr Funktionsstellen?) oder deshalb weil man an einer Gesamtschule "mehr bewegen/gestalten" kann. Fragt mich jetzt aber nicht nach Details, die will ich ja gerade von euch wissen, wie ihr euch entschieden habt ... und warum ... also welche Vorteile und Nachteile ihr aus sicht einer Lehrkraft seht.


    Als ergänzene Fragen:

    1. Macht es deshalb auch mal Sinn ein Praktikum an einer Gesamtschule zu machen (auch wenn das eigene Fach dort evtl. zu kurz kommt? Oder lieber an einem Gymnasium? Fach: Geo).

    2. Mir wurde von einer Lehrkraft auch mal empfohlen das Referendariat an einer Gesamtschule zu machen, da es angeblich einige Annehmlichkeiten bezogen auf die "Wertung/Stress" mit sich bringt? Ist da echt was dran?


    :gruss:

  • Auch wenn ich zu diesen Schulformen nichts weiter sagen kann, da ich selbst ja an keiner davon unterrichte, würde ich dir empfehlen, Praktika sowohl an einer Gesamtschule (IGS oder KGS) als auch einem Gymnasium zu machen. Dann kannst du dir doch selbst ein Bild machen, was ja wohl immer besser ist, als sich auf die Ansichten, Erfahrungen, Bewertungen,.. anderer zu verlassen, oder meinst du nicht?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Man kann doch nicht pauschal Schulformen vergleichen.

    Die Gesamtschule auf dem Dorf hat bestimmt ein besseres Einzugsgebiet und mehr Kinder mit Gymnasialempfehlung (wenn es in der Nähe kein Gymnasium gibt), als eine Gesamtschule oder vielleicht auch Gymnasium mitten in einer Großstadt im Brennpunkt.

    Von daher ist dann natürlich auch die Belastung eine andere.


    Ich hab mein Ref jedenfalls an einem Gymnasium gemacht, das in der Stadt eher als Gymnasium mit Gesamtschulcharakter gesehen wurde. Entspanntes Kollegium, einziges Ganztagsgymnasium damals mit Montessori und Streicherklasse. Im Schulverband mit einer Realschule und daher auch da eine gute Durchlässigkeit.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Man kann doch nicht pauschal Schulformen vergleichen.

    Die Gesamtschule auf dem Dorf hat bestimmt ein besseres Einzugsgebiet und mehr Kinder mit Gymnasialempfehlung (wenn es in der Nähe kein Gymnasium gibt), als eine Gesamtschule oder vielleicht auch Gymnasium mitten in einer Großstadt im Brennpunkt.

    Von daher ist dann natürlich auch die Belastung eine andere.


    Ich hab mein Ref jedenfalls an einem Gymnasium gemacht, das in der Stadt eher als Gymnasium mit Gesamtschulcharakter gesehen wurde. Entspanntes Kollegium, einziges Ganztagsgymnasium damals mit Montessori und Streicherklasse. Im Schulverband mit einer Realschule und daher auch da eine gute Durchlässigkeit.

    Das stimmt natürlich. Aber ich denke, um sich mal ein "Gesamtbild" zu verschaffen, sollte man in beiden Schulformen Praktika machen, wenn möglich in derselben Stadt.

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  • Ich durfte beide Schulformen in vergleichbaren Einzugsgebieten von innen kennenlernen und habe im Bekanntenkreis auch viele Lehrkräfte beider Schulformen. Bevor ich versuche, etwas verallgemeinerndes zu sagen, weise ich dennoch wie yestoerty zurecht beschrieb, darauf hin, dass die Schwankungen an Einzelschulen gleicher Schulform oft deutlicher ausfallen, als der Vergleich der beiden Schulformen im Allgemeinen.


    1) Funktionsstellen: Die Stellenausstattung ist quantitativ ähnlich. Da jedoch viele Gesamtschulen noch relativ "frisch" sind, gab es in den vergangenen Jahren in diesem Bereich viele Aufstiegschancen auch für jüngere Lehrkräfte. Die Ausschreibungen sind transparenter und m.E. fairer (generell Fachbereichs- oder Jahrgangsleitung als 1. Beförderungsamt und Stufenleitungen, Didaktische Leitung und Schulleitungen im 2. oder 3. Beförderungsamt). An den Gymnasien werden gerade die A14-Stellen ziemlich frei und entsprechend maßgeschneidert auf einen Zielkandidaten ausgeschrieben.


    2) Unterricht: Für Sek II Lehrkräfte bringt die Gesamtschule ein höheres Deputat mit sich (24,5 statt 23,5 Stunden). Der Unterrichtseinsatz - gerade bei eigenen Fächern mit geringem Stundenumfang wie Erdkunde - erfolgt in Absprache gerne auch fachfremd in Neigungsfächern. Dafür können Gesamtschulen mit einem etwas anderen Stundenpool arbeiten und auch mal Lehrkräfte in Doppelsteckung geben - was in Anbetracht der Klassenzusammensetzung aber teils auch nötig ist. Die Sekundarstufe II unterscheidet sich de facto nicht von der an einem Gymnasium.


    Gewöhnungsbedürftig kann auch der Verzicht auf Noten in einigen der Sek I - Jahrgängen und der Verbund vieler sonst entkoppelter Fächer sein (z.B. Naturwissenschaften statt Bio, Chemie, Physik). Darin liegen aber auch gute Chancen zum fächerverbindenden Arbeiten.


    3) Schülerschaft: Mit Ausnahme einiger "Platzhirsch"-Schulen ist die Durchmischung der Schülerschaft an Gesamtschulen schon eine andere als an Gymnasien...tendentiell natürlich leistungsschwächer und v.a. heterogener. Es ist durchaus üblich, dass in einer Klasse von SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf bis leisstungsstarken GymnasialschülerInnen alles dabei ist. Gerade dann wird aber häufig durch eine zweite Lehrkraft, pädagogische Mitarbeiter usw. unterstützt.


    4) Referendariat: Das schadet auch an einer Gesamtschule nicht unbedingt, ich persönlich würde es aber auch nicht aktiv suchen. Die Bewertung wird v.a. vom Studienseminar vorgenommen und das unterscheidet dabei eher nicht nach Ausbildungsschule. Praktika hingegen bieten sich wirklich an beiden Schulformen an, sofern möglich.

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