Reiseverhalten, Klimawandel, Pandemie, selbst schlachten

  • Stimmt. Wobei man durchaus unterscheiden sollte zwischen einem jahrzentealtem System, das mit möglichst primitiven Mitteln funktionieren soll, dessen Schwachstellen sich aus eben diesen Anforderungen ergeben und einem System, das seit Beginn auf Fälschungssicherheit ausgelegt zu sein scheint und entsprechend vermarktet wird, dessen Schwachstellen einzig auf Faulheit/Dummheit/Ignoranz/Unfähigkeit/... zurückzuführen sind. Aber ja, in der Praxis spielt es keine Rolle.


    Wie kommst du darauf, dass sowas nicht gespeichert werden darf? Die Frage ist ja eigtl. warum Impfzentren Daten speichern sollten, die sie (mit damaligem Wissensstand) gar nicht mehr brauchen. Das wäre weder wirtschaftlich noch verantwortungsvoll.

    Wir haben die Zertifikate durchs Impfzentrum erhalten.

  • ja, sehr viele Deutschen haben ein seltsames Verhältnis zu ihrem Land. Es ist quasi ein (wörtlich) Armutszeugnis, hier Urlaub zu machen und es gibt oft Unverständnis, wenn man offenbart, an der Nordsee Urlaub zu machen. Es gibt im kollektiven Narrativ sowas wie "Woanders ist es schöner, da müssen wir hin".

    Ich weiß ja nicht was "die Deutschen" über das Reisen denken. Meine Einstellung dazu ist: Mach die Weltreisen so lange du es konditionell noch kannst. Die Ziele in Deutschland kannst du noch bereisen, wenn du irgendwann im Alter mit einem Rollator unterwegs sein mußt. Und dann will ich mich zumindest noch an die Fernreisen erinnern können und daran an welch großem Rad ich in der Jugend gedreht habe.


    Oder anders: Ich mache die Fernreisen (mit dem Geländewagen durchs australische Outback und so), eben weil sie kräftezehrend sind.


    Den Gegenentwurf habe ich bei meinen Eltern kennengelernt. Die haben sich immer gesagt: "Wenn wir Rentner sind, machen wir die Weltreise" und sind maximal bis Mallorca bzw. einmal Gran Canaria gekommen. Als es dann soweit war mit dem Rentenalter hatte es sich dann mit den Weltreisen. Konditionell würden sie es nicht mehr packen, mußten sie sich selber eingestehen. Seitdem sitzen sie verbittert in der Ecke rum und halten sich vor, was sie alles noch hätten machen wollen, wenn sie es konditionell noch könnten. Aber mit Rollator und Co. wird das natürlich nichts mehr.

  • Das viel zitierte australische Outback ist sicher eine sehr besondere, unvergessliche und prägende Tour, die du lange vorbereitet und lange durchgeführt hast. Dass es bei jährlich 55 Mio Auslandsreisen allein von Deutschen anders zugeht, wissen wir doch alle.

  • ...
    Ich war mit meinen Eltern im Familienurlaub ein einziges Mal im Ausland,...

    Wobei ihr einen Haufen Küsten habt, Atlantik und Bretagne, Lavendel, Käse und insgesamt mehr Abwechslung. Deutsche Mittelgebirge mit einer Minigolfbahn aus den 70er Jahren als Hauptattraktion sind dann doch eher alle gleich:zungeraus:

  • In Deutschland fehlt halt vor allem die Küste mit stabiler Wetterlage und angenehmem Wasser.


    Da kann man sagen man fährt von Metz nach Nizza und hat im Land Urlaub gemacht.


    Wenn der Münchener nach Norditalien fährt gilt es als Auslandsurlaub, wo sogar Länder passiert werden (je nach Route sogar Österreich und Slowenien).

  • Niemals würde ich mir anmaßen zu urteilen was zuviel Reisen ist 🤷


    Wir haben jedenfalls festgestellt, dass es unserer Meinung nach mit unserem Hund deutlich unkomplizierter ist an die holländische oder dänische Küste zu reisen als an einen dt Strand.

    Und ein schlechtes Gewissen habe ich auch nicht - es ist so weitläufig hier, man kann sich aus dem Weg gehen, Abstand halten - ich verhalte mich hier also wie ich es in D auch machen würde.

  • Dass es bei jährlich 55 Mio Auslandsreisen allein von Deutschen anders zugeht, wissen wir doch alle.

    Ja, daß es bei vielen Reisen anders zugeht, wissen wir. Wobei ich es verlogen finde zu sagen: "Wir reisen nicht touristisch, wir besuchen nur unsere Verwandten." Für mich macht es keinen Unterschied, ob meine Cousine für 4 Tage zum Shopping nach Singapur fliegt oder Cem Özdemir zum Verwandtenbesuch nach Argentinien. In beiden Fällen ist es eine Fernreise mit den entsprechenden Belastungen.


    Wenn die Verwandten soweit weg wohnen und man touristische Reisen verbieten will, muß man dann aber auch sagen: "Bei der Ausreise der Verwandten vor einigen Jahren nach Argentinien habe ich sie das letzte Mal lebend gesehen." Eben weil es nicht drin ist mal eben nach Argentinen rüberzufliegen.


    Bei den Auswanderern im 19. Jahrhundert war es ja nicht anders. Da hat man nicht "Auf Wiedersehen" sondern "Lebe wohl" gesagt, weil man wußte, daß man die Kinder nie mehr lebend wiedersehen wird.


    Leider fehlen mir insb. bei der Partei der Grünen solche Ansätze auch mal die Themen wirklich zu benennen. Stattdessen wollen sie nur Dinge verbieten, die ihnen selber nicht wehtun. Wäre es anders, müßten sie die Pferdehaltung verbieten, Verwandtenbesuche am anderen Ende der Welt, ...


    Wir haben jedenfalls festgestellt, dass es unserer Meinung nach mit unserem Hund deutlich unkomplizierter ist an die holländische oder dänische Küste zu reisen als an einen dt Strand

    Und weil ich die Reisen einem Hund nicht zumuten mag, habe ich erst gar keinen. Darf ich jetzt das durch den fehlenden Hund eingesparte co2-Budget in eine Flugreise investieren? :pirat:

  • Plattyplus, hab doch gesagt: Ich urteile nicht - jeder wie er mag und es für richtig hält.

    • Offizieller Beitrag

    In Deutschland fehlt halt vor allem die Küste mit stabiler Wetterlage und angenehmem Wasser.


    Da kann man sagen man fährt von Metz nach Nizza und hat im Land Urlaub gemacht.


    Wenn der Münchener nach Norditalien fährt gilt es als Auslandsurlaub, wo sogar Länder passiert werden (je nach Route sogar Österreich und Slowenien).

    Für mich hat es auch etwas damit zu tun, das Land zu kennen, wo ich lebe / herkomme.
    UND: Die Norditalienreise mit Autofahrt aus München ist glaube ich weniger die Kritik als die Flugreise nach Mallorca, oder der Flug für 2 Wochen nach Australien.

  • Das Reiseverhalten verändert sich doch im Laufe der Jahre,

    inzwischen ist es so, dass viele Erwachsene schon als Kinder mehrmals im Jahr in Urlaub gefahren oder geflogen sind und das als Normalität wahrnehmen.

    Daraus resultiert dann auch eine Anspruchshaltung, dass dies finanziell weiter möglich sein soll, was wiederum zur Nutzung von Billigflügen und entsprechenden Hotels führen kann - auf dem Rücken der dort beschäftigten.


    Es gibt weiterhin Familien, die das nicht können, für die nicht mal ein Urlaub im eigenen Land finanzierbar ist.


    Eigentlich müsste doch Fridays-for-Future nach sich ziehen, dass man das Reiseverhalten verändert und auf Rad, Kajak oder gutes Schuhwerk umsteigt.

  • Es wird zu viel gereist, ganz unabhängig von der Pandemie. Und wer sich gerade verwirrt fragt, ob 4x im Jahr Fernreisen okay sind: nein, sind sie nicht. Auch wenn die arme Schwangere heuer nicht fliegen darf.

    Na da ist ja mal jemand sehr von sich überzeugt. Mal eben so die Deutungshoheit darüber an sich ziehen, was denn "zu viel reisen" ist, im Bausch und Bogen, einfach so als Postulat mit dem Anspruch der Allgemeingültigkeit. Chapeau!


    Konnte mein Opa auch. Der fand auch, dass eine USA-Reise völlig sinnfrei sei, nur weil er jedes Jahr in sein angestammtes Hotel im Schwarzwald gurkte und ihm das auch reichte. Seine Argumentation ließ sich freilich auf jede Freizeitaktivität anwenden. Da war alles zu teuer, zu gefährlich, zu übertrieben, zu... ach, was weiß ich.


    Gottlob haben die verkniffenen Opas dieser Welt eben keinen Einfluss auf den Lauf der Dinge. Ebenso wenig wie so mancher Forist in einem Lehrerforum.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

    • Offizieller Beitrag

    Wobei ihr einen Haufen Küsten habt, Atlantik und Bretagne, Lavendel, Käse und insgesamt mehr Abwechslung. Deutsche Mittelgebirge mit einer Minigolfbahn aus den 70er Jahren als Hauptattraktion sind dann doch eher alle gleich:zungeraus:

    Ich glaube zwar, einen Unterton zu lesen, aber: Ich erlebe jede Nordseeinsel unterschiedlich...
    Aber zugegeben: ich werde im Alter eh sehr häuslich und habe sehr wenige Ansprüche: ein Bett, in welchem ich gut schlafe, Platz für Hunde, frische Luft und RUHE.

    und ein neues Problem, auch wenn ich nur davon profitiere, dass ich "zwei Heimate" habe: Die Nebensaison(!!)Preise (für die Hauptsaison hatte ich gar nichts aufgeschrieben) ALLER (!) vorgemerkten Unterkünfte auf 3 verschiedenen Nordseeinseln, unter den günstigeren, haben zwischen November 2020 und Mai 2021 mindestens 12 Euro pro Nacht dazugewonnen.
    Die günstigste Wochenunterkunft auf Amrum kostet (würde...) mich Ende September das Doppelte von ca. einem Drittel meiner sehr großen Auswahl in der Bretagne. Und das obwohl ich in der Bretagne "Haustier erlaubt" und "Strandlage" (weniger als 1km) anklicke (und auf Amrum noch nicht mal).
    Da sollen sich viele in der Tourismusbranche nicht mehr wundern, wenn viele weggehen, sobald sie wieder können/dürfen.

  • Ich glaube zwar, einen Unterton zu lesen, aber: Ich erlebe jede Nordseeinsel unterschiedlich...

    sind sie auch. Und die Mittelgebirge erst Recht. Wer zwischen bspw. Vulkaneifel, Dahner Felsenland, sächsischer Schweiz und dem Hochschwarzwald keinen Unterschied sieht, braucht auch nicht nach Australien, das sieht dann nämlich auch nur aus wie die Lüneburger Heide.


    War aber das Paradebeispiel für das kurz vorher (oder nachher?) genannte "woanders ist alles toll, in Deutschland alles doof".

    Einmal editiert, zuletzt von DpB ()

  • Eigentlich müsste doch Fridays-for-Future nach sich ziehen, dass man das Reiseverhalten verändert und auf Rad, Kajak oder gutes Schuhwerk umsteigt.

    Und schon wieder die Deutungshoheit was gut und was schlecht ist für die Umwelt.


    Mein Gegenentwurf: Jeder bekommt ein co2-Budget und darf sich dann überlegen wofür er es "ausgibt". Nur mal so ein paar Gedankenspiele:

    • Ein Pferd ist so umweltschädlich wie ca. 22.000km mit dem eigenen PKW (jeweils jährlich)
    • Ein durchschnittlicher Hund entspricht der Flugreise nach Mallorca
    • Eine Tonne Beton verursacht 600kg co2, also Schluß mit dem Wohnungsbau in den Städten, wo auf dem Lande die Häuser leerstehen
    • ...

    Diese Liste ließe sich noch länger fortsetzen, aber die Luxus-Tierhaltung (also alles außer Nutztierhaltung) zu verbieten und auch den Stadtmenschen Entbehrungen abzuverlangen, kommt natürlich bei der Öko-Wählerschaft nicht an.

  • Da sollen sich viele in der Tourismusbranche nicht mehr wundern, wenn viele weggehen, sobald sie wieder können/dürfen.

    So ähnlich war es bei meiner Spornradeinweisung (Flugzeuge) auch. Die hätte ich zwei Wochen lang in Süddeutschland machen können oder eben direkt beim Hersteller des Flugzeugs in Südafrika. Ergebnis: Die zweiwöchige Schulung in Südafrika war inkl. Flug nach Südafrika, Hotel und Mietwagen günstiger als eine günstige Pension in Bayern.


    Ach ja, bei der Luftfracht aus Südafrika war es ähnlich. Die komplette Luftfracht ab Johannesburg bis Hannover Flughafen Frachtterminal war genauso teuer, wie es die letzten 70km von Hannover bis an meine Haustür geworden wären. Da habe ich das Paket dann am Flughafen abgeholt.

  • War aber das Paradebeispiel für das kurz vorher (oder nachher?) genannte "woanders ist alles toll, in Deutschland alles doof".

    Ohje, ja, ich bin erst zweimal in meinem Leben geflogen und das für einen 6-monatigen Aufenthalt. Mir brauchst du über deutsche Mittelgebirge also nix erzählen. Der Vergleich mit Frankreich hinkt aber trotzdem.

  • Wir haben die Zertifikate durchs Impfzentrum erhalten.

    Ich habe diese Woche einen schicken Brief vom Sozialministerium BW erhalten mit meinem Impfcode zum Einscannen in die App. (Über die Apotheken hätte ich es auch schon früher bekommen, aber nachdem ich es nicht gebraucht habe, habe ich mir den Aufwand gespart.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Nur mal so ein paar Gedankenspiele:

    • Ein Pferd ist so umweltschädlich wie ca. 22.000km mit dem eigenen PKW (jeweils jährlich)
    • Ein durchschnittlicher Hund entspricht der Flugreise nach Mallorca
    • Eine Tonne Beton verursacht 600kg co2, also Schluß mit dem Wohnungsbau in den Städten, wo auf dem Lande die Häuser leerstehen
    • ...

    Diese Liste ließe sich noch länger fortsetzen, aber die Luxus-Tierhaltung (also alles außer Nutztierhaltung) zu verbieten und auch den Stadtmenschen Entbehrungen abzuverlangen, kommt natürlich bei der Öko-Wählerschaft nicht an.

    Also ich kenne keinen einzigen Pferdebesitzer.

    Und was entspricht der jährlichen Flugreise in die Türkei und der auf die Malediven? 1. 000.000 Meerschweinchen?


    Als ob es um eine Wählerschaft ginge, über die du dich erhaben fühlst. Es geht um unser aller Lebensgrundlage.


    Aber wir sind OT, das ist der digitale Impfpass-Thread.

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