Lohnt sich Lehramt nur für "Familienmenschen"?

  • Für Frauen mit Kindern* lohnt sich der Lehrerberuf durchaus. Insbesondere aufgrund des vorausgesetzten Verständnisses und des Auffangens durch die Nicht-Eltern-Kollegen.

    Klassenfahrt? Ne sorry, geht nicht. Arbeite zwar Vollzeit, aber hab ja Kinder daheim; da kann ich dieser Dienstpflicht unmöglich nachkommen.


    Klassenleitung? Ne sorry, geht nicht. Arbeite ja Teilzeit wegen meiner Kinder; dieser Verpflichtung kann ich also frühenstens wieder nachkommen, wenn meine Kinder volljährig sind.


    Und das ist bei uns bei ganz ganz vielen Punkten so.


    Da ist wahrscheinlich nicht einmal den betreffenden Eltern vorzuwerfen, sondern eher der Selbstverständlichkeit im Allgemeinen, mit der Aufgaben, die seltsamerweise automatisch nicht mehr von jemandem erwartet werden, der ein Kind zu Hause hat (und dabei ist es egal, ob es um Teilzeit- oder um Vollzeitkollegen geht), auf alle anderen umgeschichtet werden.

    Und ja, an dem Punkt komme ich mir oft genug veräppelt vor.


    *Das ist wahrscheinlich analog für Männer mit Kindern zu denken; an meiner Schule jedoch ist es ein typisch frauenspezifisches Thema.

  • *Das ist wahrscheinlich analog für Männer mit Kindern zu denken; an meiner Schule jedoch ist es ein typisch frauenspezifisches Thema.

    Ja. Ist so, an meiner Schule ruhen sich auch Männer darauf aus. Termine können nicht wahrgenommen werden, "weil Kinder abzuholen sind" etc. Völlig selbstverständlich. :autsch:

  • Klassenleitung? Ne sorry, geht nicht. Arbeite ja Teilzeit wegen meiner Kinder; dieser Verpflichtung kann ich also frühenstens wieder nachkommen, wenn meine Kinder volljährig sind.

    Ich kenne offen gestanden keine Schule, in der das ein Grund wäre, keine Klassenleitung übernehmen zu "dürfen". Bei uns sind die Klassenleitungen ohnehin doppelt gesteckt, daher ist einerseits nahezu jede Lehrkraft auch Klassenlehrkraft und andererseits ist dies auch für die Teilzeitlehrkräfte dadurch innerhalb ihrer Arbeitszeit machbar.

  • Kieselsteinchen

    Dein Beitrag ist ein Beispiel dafür, dass der Lehrerberuf gar nicht so wunderbar mit Familie vereinbar ist, wie immer getan wird. Es gibt offensichtlich (siehe Dein Beitrag) Kollegen die einem solche "Freibriefe" neiden. Dies erzeugt umgekehrt ein schlechtes Gewissen und man versucht immer wieder diese Karte nicht zu ziehen. Dann fange ich doch lieber in der Umweltbehörde einer Stadt an, statt Kindern Chemie beizubringen. Die Arbeitsbedingungen in dem Bereich sind: totale Gleitzeit (keineKernzeit) , bis zu drei Tage Home-Office pro Woche möglich. I Es ist vollkommen egal, ob das Kind nun um acht oder 8.15 in der Kita ist, das kann ich ganz flexibel handhaben. Zur Einschulung des eigenen Kindes brauch ich nicht bitten, betteln und einen Handstand zu machen, sondern kann mir einfach einen freien Gleitzeittag nehmen. Und jetzt sag noch mal einer, dass der Lehrerberuf der Beruf für Mutter mit Kind ist. Blödsinn, da kenne ich besser geeignete Arbeitsplätze. Und genau das ist mit einer der Gründe, warum immer weniger Menschen auf Lehramt studieren.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Kieselsteinchen Ich kenne die von dir genannten, so genannten „Freibriefe“ in dieser Form gar nicht. Teilzeitkräfte haben selbstverständlich bei uns ebenfalls Klassenleitungen. Da das eine teilbare Aufgabe ist geht das problemlos. Teilzeitkräfte fahren auch ganz genauso mit auf Klassenfahrt, wenn ihre eigene Klasse fährt oder um eine andere Klasse zu begleiten. Wir haben so viele Teilzeitkräfte an der Schule, dass wir das anders gar nicht schaffen könnten, von der Unfairness Vollzeitkräfte einseitig zu überlasten ganz zu schweigen.

    Der einzige Weg, um Klassenleitungen oder auch Klassenfahrten zu reduzieren oder auszuschließen ist eine vorliegende Schwerbehinderung. Bei KuK die das betrifft- gleich ob in Vollzeit oder Teilzeit- muss jedes Jahr eine Integrationsvereinbarung erstellt werden, in der festgehalten wird, welche Entlastungsmaßnahmen zwingend erforderlich sind, wie beispielsweise für ein Schuljahr der Ausschluss von Klassenfahrten oder Klassenlehrertätigkeiten.


    Teilzeitkräfte haben selbstverständlich dieselben Dienstpflichten, wie Vollzeitkräfte, dafür aber an vielen Stellen die zusätzliche Kröte der unteilbaren Aufgaben zu schlucken, die sie zu 100% erfüllen müssen, obgleich sie weniger gezahlt bekommen.

    Wenn das bei dir an der Schule entgegen der Vorgaben des Dienstherrn anders gehandhabt wird, dann ist das ein schulspezifisches Problem, das ihr angehen solltet.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Kieselsteinchen Ich kenne die von dir genannten, so genannten „Freibriefe“ in dieser Form gar nicht.

    Nur zur Klarstellung: Ich habe den Begriff nicht aufgebracht, das war Chemikus.

    Zum Rest deines Beitrags: Schön, dass es noch Schulen gibt, an denen es so gehandhabt wird.


    Leider ist meine nicht die einzige, in der das Problem besteht.

  • Ja. Ist so, an meiner Schule ruhen sich auch Männer darauf aus. Termine können nicht wahrgenommen werden, "weil Kinder abzuholen sind" etc. Völlig selbstverständlich. :autsch:

    Liegt vermutlich daran, dass der Kollege eine selbstbestimmte (arbeitgeberbestimmte) Frau hat, die eben länger arbeitet als er. Hast du dem Kollegen schon mal angeboten seine Kinder für ihn abzuholen, oder wer soll das machen?


    Wer meint mit dem faulen Studentenleben bei A13 so schlecht wegzukommen, kann ja ein Kind machen.

  • Am Gymnasium meiner Kinder nehme ich das auch so wahr: viele Frauen arbeiten unfassbar wenige Stunden, oft unter 10, manche sogar nur 4 oder 6. Ein verschwindend geringer Teil des Kollegiums fährt mit auf Klassenfahrt, sodass ein paar wenige Lehrkräfte ständig fahren müssen und sogar mehrfach pro Jahr unterwegs sind.


    An den GS und MS in meinem Schulamtsbezirk ist das anders. Wir bekommen außerhalb der Elternzeit gar kein unterhälftiges Deputat genehmigt und Lehrermangel sei Dank hat man eigentlich immer auch eine Klassenleitung. Die macht so viel Arbeit, dass die meisten TZler recht schnell auf um die 20 Stunden oder sogar mehr erhöhen (meist zumindest so viel, dass der Unterricht in der eigenen Klasse abgedeckt ist). Je nach Schulleitung wird auch keiner freier Tag o.ä. gewährt und auch sonstiges Entgegenkommen ist kaum möglich. Bei uns muss auch jeder Klassenlehrer seine Klassen auf allen Fahrten begleiten und es kommt äußerst selten vor, dass mal jemand daheim bleibt.

  • Liegt vermutlich daran, dass der Kollege eine selbstbestimmte (arbeitgeberbestimmte) Frau hat, die eben länger arbeitet als er. Hast du dem Kollegen schon mal angeboten seine Kinder für ihn abzuholen, oder wer soll das machen?


    Wer meint mit dem faulen Studentenleben bei A13 so schlecht wegzukommen, kann ja ein Kind machen.

    Tja, das hast du wohl leider überhaupt keine Ahnung, ich arbeite im Abendschulbereich, die Frau arbeitet ganz einfach nur zu anderen Zeiten, nicht mehr oder länger.

  • Das hängt dann aber anscheinend wirklich stark von der Schule ab! Sowohl in meiner Schule als auch in allgemeinbildenden Schulen, wo Bekannte von mir arbeiten, haben Lehrkräfte (sowohl weibliche als auch männliche, sowohl Vollzeit- als auch Teilzeitkräfte), die Kinder haben, selbstverständlich trotzdem eine Klassenleitung. Die allermeisten fahren auch auf Klassenfahrt, auf SuS-Austauschfahrten o. ä.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Hier auch *meld*. Auch Elternteile fahren auf Klassenfahrt, wenn die Kinder nicht gerade unter 2 sind. Warum auch nicht? Die meisten Kinder haben zwei Elternteile. Anstrengend wird es natürlich für den Zuhausegebliebenen, die oder der ein paar Tage Job und Kinder alleinerziehend aushalten muss. Viele Leute ohne Kinder meinen offenbar, Klassenfahrt sei das Anstrengendste im Leben ;)

  • Tja, das hast du wohl leider überhaupt keine Ahnung, ich arbeite im Abendschulbereich, die Frau arbeitet ganz einfach nur zu anderen Zeiten, nicht mehr oder länger.

    Spielt doch gar keine Rolle, wenn sich ihre Arbeitszeiten z. B. mit den Abholzeiten im Kindergarten überschneiden, muss eben der Papi ran. Mach dir mal keine Sorgen, dass sich Eltern auf "deine Kosten" ein entspanntes Leben machen.


    Hier auch *meld*. Auch Elternteile fahren auf Klassenfahrt, wenn die Kinder nicht gerade unter 2 sind. Warum auch nicht? Die meisten Kinder haben zwei Elternteile. Anstrengend wird es natürlich für den Zuhausegebliebenen, die oder der ein paar Tage Job und Kinder alleinerziehend aushalten muss. Viele Leute ohne Kinder meinen offenbar, Klassenfahrt sei das Anstrengendste im Leben ;)

    Eben, auf Klassenfahrt kann man wenigstens mal wieder eine Nacht durchschlafen.

  • Auf unser aller Kosten.

    Naja, es gibt die ganz wenigen, die für sich wegen "Kind" den (für sich) perfekten und individuellen Stundenplan fordern. Dieser Typus agiert aber immer so, ob nun ein Kind oder irgendwas anderes der Grund ist.

    Meine Beobachtung ist eher, dass Eltern mit Wünschen auf die Stundenplanung zukommen wie auch andere KuK mit ihren individuellen Wünschen. Der Unterschied ist dabei eher, dass die Wünsche der Eltern durch spezielle Rahmenbedingungen fremdbestimmt sind während die Wünsche der anderen eher individuell.

    Dass jemand in Notfällen um Freistellungen oder so was bittet, kommt vor. Aber nutzt das die Masse so aus???

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

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