Sollte man - wenn man Lehramt studiert - schon vor Beginn des Studiums einen Lehrer-Charakter haben?

  • Von den Tamilen hatte ich in den 1980er Jahren schon im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg in Sri Lanka gehört.

    Ja, so kamen die auch in die Schweiz. Da gab es ähnlich wie später mit dem Kosovo mal irgendeine Art von besonderer Unterstützung seitens der Schweiz. Leider aber auch eine ziemlich finstere Geschichte mit Adoptionen von denen die leiblichen Eltern nichts wussten. Aber OT 🙂

  • "Ist mir nicht wichtig" ist das gleiche wie "interessiert mich nicht". Ist nicht meine Art, deswegen hab ich mit den Leuten dann auch nichts zu tun. Ich muss ja nicht jeden mögen. Beruht dann ohnehin auf Gegenseitigkeit.

    Ok, das kann man natürlich gleichsetzen. Aber wenn mich die Fächerkombi eines Kollegen oder einer Kollegin nicht interessiert / mir nicht wichtig ist, bedeutet das doch nicht, dass ich mich nicht trotzdem mit der- oder demjenigen unterhalte oder ich ihn/sie nicht mag?!? Zu wissen, wer welche Fächer unterrichtet - oder überhaupt: in welchem Job jemand arbeitet - hat für mich überhaupt nichts mit Wertschätzung zu tun. Ich wertschätze jemanden, der als Hausmeister oder Putzkraft arbeitet genauso wie meine KuK. Ich bin absolut niemandem böse, wenn er/sie nicht weiß, was ich unterrichte und würde nie auf die Idee kommen, diese Person deswegen zu ignorieren!

    (EDIT: Von einigen meiner Bekannten weiß ich nicht, als was - und insbesondere nicht: wo- sie arbeiten und recht viele aus meinem Bekanntenkreis wissen zwar, dass ich Lehrerin bin, aber nicht an welcher Schulform. So what?!?)


    Na ja, dahingehend scheinen wir unterschiedlicher Meinung zu sein. Lässt sich nicht ändern. Dir ist das halt wichtig, mir nicht.

    An einer allgemeinbildenden Schule warst du nach 7 Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit übrigens mal mit jedem im Klassenteam.

    Das kommt sicherlich auch auf die Schulform an. Mein Nachbar unterrichtet seit über 10 Jahren an einer IGS, aber größtenteils nur ab Klasse 10 aufwärts. Ich glaube kaum, dass er schon mit allen aus seinem Kollegium in einem Klassenteam war (zumal er ja nicht mal jede Jahrgangsstufe unterrichtet; er war z. B. noch nie in Klasse 5 und 6 eingesetzt).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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  • Mir fällt grad auf, dass ich von allen im Kollegium (wir duzen uns) die Fächer, die Funktion (evtl.) und deren Nachnamen weiß; einige Vornamen allerdings ...

    Gibt's da 'n ICD-Code für?

  • Ich kenne alle Namen meiner SuS spätestens bis zu den Herbstferien, inkl. Nachnamen und Wohnort.

    Ja, die Herbstferien sind auch immer meine magische Grenze 😂 Bisher habe ich die zum Glück immer einhalten können.

    Ich gebe aber zu, ich habe da Unterstützung - von allen neuen wird ein Foto gemacht und in der Klassenspiegelsoftware gespeichert. Da kann ich die Bildchen im Unterricht schnell hin und her schubsen und schon ist der Klassenspiegel fertig 😊


    Was mich aber verblüfft - bisher habe ich es immer geschafft, ehemalige auf der Strasse mit ihrem Namen zu begrüssen, obwohl ich spontan die Namen der Klasse nicht mehr zusammenbekommen würde. Der Name ist wohl mit dem Gesicht verknüpft… ein Gesicht vergesse ich normalerweise nie, die kann ich mir auch nach ein paar Tagen schon merken.

  • Ich wertschätze jemanden, der als Hausmeister oder Putzkraft arbeitet

    Das kannst du ja nur behaupten, wenn du's weisst als was die Person arbeitet 😉 Ich kann im Schulhaus auch jeden aus der Verwaltung etc richtig zuordnen. So richtig blöd finde ich die KuK, die sich weigern sich zu merken welche Sekretärin wofür zuständig ist. Das generiert denen nämlich nur unsinnig Arbeit.



    würde nie auf die Idee kommen, diese Person deswegen zu ignorieren

    So viele betrifft das nota bene gar nicht. Vielleicht 5 von 120 oder so... Ich kann eigentlich mit total vielen total gut. 😉 Ich kam nur drauf, weil ich gerade letztens einem Exemplar gegenübersass, bei der Abschiedsfeier meiner Maturanden, und der fragt mich, ob ich Bio bei denen unterrichtet hätte. Die Bio-Kollegin war ebenfalls anwesend und unterrichtet seit mehr als 20 Jahren an der Schule. Das fand ich wirklich komplett daneben. Ich hab mit dem aber auch sonst nichts zu reden, es interessiert ihn eh nicht, was ich erzähle.

  • Das kannst du ja nur behaupten, wenn du's weisst als was die Person arbeitet

    Nein, denn meine Wertschätzung einer Person mache ich nicht von deren Beruf abhängig sondern von anderen Faktoren ;) .

    Es geht scheinbar anderen auch nicht anders; also, dass sie nicht wissen, als was und wo jemand bei uns in der Schule tätig ist. Neulich stellte sich bspw. in einem Gespräch mit einer Dame, die schon jahrelang in unserer Cafeteria arbeitet, 'raus, dass sie bisher gedacht hatte, ich sei eine der Sekretariatsmitarbeiterinnen und keine Lehrerin. Ja, und?!? Sollte ich nun deswegen beleidigt sein und meinen, sie interessiere sich nicht für mich, obwohl wir uns des Öfteren nett unterhalten?


    Ich kann im Schulhaus auch jeden aus der Verwaltung etc richtig zuordnen.

    Ich auch. Aber in unserer Verwaltung arbeiten auch nur vier bzw. derzeit drei Damen (drei Sekretärinnen und bisher eine "Verwaltungsleiterin", die aber längerfristig erkrankt ist und evtl. nicht wieder an unsere Schule zurückkehren wird).


    Na ja, ist ja auch egal und hat mit dem Ausgangsthema nüscht zu tun!

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  • Das finde ich echt total seltsam. Also ich weiss, dass eine Handvoll meiner KuK es auch nicht gebacken bekommt und die Jugendlichen können das echt gar nicht leiden. Für mich hat das was mit Wertschätzung zu tun, dass ich weiss, wer vor mir sitzt. Mag sein, dass ihr das anders seht, aber von dem Konzept überzeugt ihr mich nicht ;)

    Im letzten Jahr hatte ich tierische Probleme, zum Teil hatte ich die Schüler ja mehr als ein halbes Jahr nicht gesehen. Gerade bei den Elektronikern teilweise auch hohe Fehlzeiten, dazu die Masken.


    Aber auch generell, ich habe auf das Schuljahr gesehen über 500 Schüler, dass ich da nicht immer alle Namen kann, finde ich menschlich. Insbesondere nicht zu Beginn eines Berufsschulblockes dann, wen das letzte Mal 2-3 Monate her ist.


    Die Namen der Vollzeit-Schüler kann ich aber in der Regel problemlos.

  • eine meiner Meinung nach höhere Wertschätzung, was mir auch nicht so einfach fällt, aber DAS ist mir wirklich peinlich und für mich im Alltag eine Baustelle:
    das richtige Aussprechen der Vor- und Nachnamen.

    Wer Lehrer*in wird, muss meiner Meinung nach wenigstens die Bereitschaft mitbringen, sich Mühe zu geben und nicht alles "eindeutschen". und den Kids das Gefühl geben, dass sie sich auch trauen sollen, Bescheid zu sagen, WIE man ihren Namen ausspricht.

    Ja. Das sage ich allen Klassen direkt zu Beginn: Wenn ich Namen falsch aussprechen sollte sofort protestieren. Ich kann nicht versprechen, dass ich alle Nachnamen dauerhaft korrekt hinbekomme (weil ich eben nicht immer weiß, ob ich jetzt polnische, albanische, kroatische, russische,... Aussprache anwenden sollte- teilweise haben meine SuS nämlich 2-3 Herkunftssprachen, weil Mama/Papa unterschiedliche Sprachen haben plus es noch ein Migrationsland vor Deutschland gegeben hat in ihrem Leben), die Vornamen aber (ggf. mit Nachhilfe in der ersten Schulwoche) schon und bei den Nachnamen darf man mich jederzeit korrigieren, wenn es falsch sein sollte. Das hat für mich tatsächlich etwas mit Wertschätzung zu tun.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mittlerweile kennt ja keiner meinen Mädchennamen, da können die sich auch mal etwas Mühe geben, so schwer ist ein italienischer Artikel plus Substantiv jetzt nicht...

    Mein Nachname (typisch deutscher Name) wird immer wieder von SuS Französisch ausgesprochen. Finde ich sehr lustig, zumindest im Französisch-Unterricht stelle ich mich so auch vor und passt irgendwie, weil ich- nach Aussage meiner SuS- manchmal zwischendurch ein Wort oder einen Satz auf Französisch sage in einem meiner anderen Fächer. Letzteres war mir bislang noch gar nicht bewusst, ist mir erst nach dieser Rückmeldung bewusst aufgefallen, dass mir manchmal etwas auf Französisch rausrutscht, wenn ich zuviel gleichzeitig mache im Unterricht oder sehr müde bin.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Nein, denn meine Wertschätzung einer Person mache ich nicht von deren Beruf abhängig sondern von anderen Faktoren

    Wir schreiben total aneinander vorbei. Natürlich ist mir das wurscht ob einer Hausmeister oder Lehrer ist. Aber wenn ich mit dem erwähnten Kollegen z. B. schon 12 x in einem Klassenkonvent gesessen habe und der nicht weiss, welche Fächer ich unterrichte, dann hat der offenbar kein einziges Mal zugehört. Solche Leute können mich mal käsen. Und der ist ehrlich einer von nur ganz wenigen, die bei uns so sind.



    Neulich stellte sich bspw. in einem Gespräch mit einer Dame, die schon jahrelang in unserer Cafeteria arbeitet, 'raus, dass sie bisher gedacht hatte, ich sei eine der Sekretariatsmitarbeiterinnen und keine Lehrerin

    Woher soll die das auch wissen. Wir haben seit diesem Schuljahr eine neue Cafeteria mit neuen Mitarbeiter*innen. Da ist eine dabei, die hat mich noch nie ohne Maske gesehen, die hat mich letztens in Basel in der Innenstadt gegrüsst. Ich hätte sie ohne Maske fast nicht erkannt. Die weiss auch nicht, in welcher Funktion ich an der Schule arbeite, aber die kennt mich offenbar besser als mancher Kollege. 🙂

  • Woher soll die das auch wissen.

    Weil wir schon öfter über die "Schülerschaft" gesprochen haben?! Sie hatte das wohl falsch interpretiert und dachte eben, ich erzähle nicht aus Lehrerinnen- sondern aus Sekretärinnen-Sicht ;) .

    Wir schreiben total aneinander vorbei. Natürlich ist mir das wurscht ob einer Hausmeister oder Lehrer ist. Aber wenn ich mit dem erwähnten Kollegen z. B. schon 12 x in einem Klassenkonvent gesessen habe und der nicht weiss, welche Fächer ich unterrichte, dann hat der offenbar kein einziges Mal zugehört.

    Ja, dann haben wir tatsächlich aneinander vorbeigeschrieben. Dass du mit dem erwähnten Kollegen schon so oft über deine/eure Fächer gesprochen hast, hattest du ja bisher auch gar nicht erwähnt! Für mich klang es so, als wärest du schon "angefasst", wenn überhaupt ein/e Kollege/Kollegin an deiner Schule - egal, wie oft du schon mit der-/demjenigen gesprochen hast -, nicht weiß, welche Fächer du unterrichtest. Und das fände ich halt unangebracht, weil es - wie gesagt - mich prinzipiell gar nicht interessiert, welche Fächer die KuK unterrichten und ich das meiner Meinung nach auch nicht zu wissen brauche, um sie zu schätzen /wertzuschätzen.


    BTW: Was ich neulich schon fragen wollte: "Konvent" ist das, was hier in Deutschland eine "Konferenz" ist, oder?

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  • Das auch, ja, und es meint auch die Gesamtheit der Lehrpersonen einer Schule. Frag mich nicht, warum wir das Wort im Kontext Schule verwenden, im Ursprung gehört es in Richtung Religion.

  • Entgegen vieler KuK hier, bin ich sehr wohl der Meinung, dass nicht jeder zum Lehrer-Sein berufen ist und dass man einen Lehrercharakter auch nicht durch ein Studium oder Berufserfahrung entwickelt. Wir wissen alle aus unserer Schulzeit und mit Blick ins Kollegium, dass es durchaus einige LehrerInnen gibt, die besser einen anderen Beruf ergriffen hätten.


    Man muss vielleicht nicht schon zum Studienbeginn einen gefestigten Lehrercharakter besitzen. Doch wenn man nicht wenigstens die grundlegenden Persönlichkeitsmerkmale dafür besitzt, dann ist alles Weitere verlorene Arbeit und die SuS werden darunter leiden.


    Die Hattie-Studie sagt eindeutig, dass den LehrerInnen eine ganz enorme Bedeutung für den Lernerfolg zukommen. Sicher nicht der einzige förderliche Faktor nach Hattie aber der bedeutendste.


    Was in meinen Augen vielen KuK fehlt, sind wahre Empathie, Offenheit und Authentizität. Dagegen bin ich oft erschüttert über die enorme Distanz, die manche KuK zu ihren SuS entwickeln.

  • Wir wissen alle aus unserer Schulzeit und mit Blick ins Kollegium, dass es durchaus einige LehrerInnen gibt, die besser einen anderen Beruf ergriffen hätten.

    Also wenn ich ins Forum gucke, würde ich sagen: du bist mit deiner Einlassung gerade der einzige, den ich bislang für ungeeignet halten muss. Denn alle anderen hier sind einfach verschieden und jede auf ihre Weise eine gute Lehrkraft.

  • Was in meinen Augen vielen KuK fehlt, sind wahre Empathie, Offenheit und Authentizität.

    Ich glaube mit Deinem Zahlenverständnis ist was falsch. Ich kenne *einzelne* Exemplare davon und ja, das ist für beide Seiten nicht lustig. Aber "viele" ist doch nur wieder so eine typische Übertreibung von jemanden, der sich selbst für den allergrössten Hechten hält. Du bist der Typ vom Club der Toten Dichter und alle anderen sind empathielose Arschlöcher. Alles klar. :victory:


    (Und im Ernst: Leute, die Kinder bzw. Jugendliche am liebsten fressen würden wissen das in aller Regel selbst und ergreifen diesen Beruf nicht. Wenn ich keinen Bock auf junge Menschen hätte, täte ich mir das doch nicht an, ich bin ja nicht masochistisch. Oder allenfalls nur ein bisschen.)

  • Und im Ernst: Leute, die Kinder bzw. Jugendliche am liebsten fressen würden wissen das in aller Regel selbst und ergreifen diesen Beruf nicht

    Da gibt es an der BBS leider doch einige Ausnahmen, die das aus Mangel an alternativen und mit der Vorstellung, eine ruhige Kugel zu schieben, machen. Allerdings werden die - bei allen was ich ansonsten an unserem Ausbildungsseminar auszusetzen habe - während des Refs recht zuverlässig aussortiert. An "fertigen" Lehrkräften kenne ich exakt keine von der Sorte (ausgebrannte, kurz vor der Pension, ausgenommen, aber selbst davon sind bei uns aktuell keine unterwegs).

  • Da gibt es an der BBS leider doch einige Ausnahmen, die das aus Mangel an alternativen und mit der Vorstellung, eine ruhige Kugel zu schieben, machen.

    Die sind mir an meiner BBS zum Glück noch nicht untergekommen (also Menschen, die gar nicht mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen arbeitern wollten und nur einen ruhigen Job haben wollten). Bei denjenigen Refis (waren bisher nicht viele), die ihr Ref bei uns nicht beendet haben, lag das an anderen Gründen.

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  • Die sind mir an meiner BBS zum Glück noch nicht untergekommen (also Menschen, die gar nicht mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen arbeitern wollten und nur einen ruhigen Job haben wollten). Bei denjenigen Refis (waren bisher nicht viele), die ihr Ref bei uns nicht beendet haben, lag das an anderen Gründen.

    Och, Cheffe hat letztens einen Seiteneinsteiger-Bewerber abgesägt, nachdem er in seinen zwei "Probestunden" etrem arrogant auftrat und wörtlich einmal zu den Schülern sagte "Oh, seid Ihr dumm oder was?" Der hat's gar nicht verstanden und wollte unbedingt anfangen.

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